Proteste gegen Autobauer - Tesla-Gegner versuchen auf Werksgelände vorzudringen - Lage wieder ruhig
Hunderte Aktivisten haben sich am Freitag auf dem Weg zum Tesla-Werk in Grünheide gemacht. Manche haben versucht, auf das Werksgelände zu gelangen. Die Polizei hat das nach eigenen Angaben verhindert, es gab mehrere Festnahmen.
- Demonstranten haben versucht, auf das Werksgelände von Tesla vorzudringen
- Autobahnabfahrt Freienbrink und Straßen rund ums Tesla-Werk bis Samstag gesperrt
- Bahnstrecke zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) wieder freigegeben
- Weitere Protestaktionen bis Sonntag geplant
Die Proteste gegen den Autobauer Tesla in Grünheide haben sich am Freitag deutlich verschärft. Während eines Demonstrationszugs versuchten Hunderte Aktivistinnen und Aktivisten am Mittag, auf das Firmengelände des Autobauers vorzudringen. Dieser Versuch konnte von der Polizei abgewehrt werden, sagte Polizeisprecher Maik Kettlitz am Freitagmittag dem rbb.
Die Demonstrierenden überwanden einen Wildzaun im Wald am Rande der Fabrik. Immer wieder kam es zu Zusammenstößen mit den Beamtinnen und Beamten. Die Polizisten setzten Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Auch Wasserwerfer und ein Räumpanzer standen bereit, kamen zunächst aber nicht zum Einsatz.
Polizei: Mehrere Polizisten und Protestierende verletzt
Eine weitere Störaktion im Zusammenhang mit den Protesten gab es am ehemaligen Flugplatz Neuhardenberg (Märkisch-Oderland). Dort werden Tesla-Autos zwischengelagert. "Gegen 11 Uhr überstiegen mehrere teils vermummte Personen den Zaun am Flugplatz in Neuhardenberg und beschädigten nach derzeitigem Ermittlungsstand 24 Fahrzeuge des Herstellers Tesla mittels Farbe", hieß es in einer Polizeimeldung.
Im Zuge der polizeilichen Einsatzmaßnahmen sollen bislang 16 Personen in Gewahrsam genommen worden sein.Anzeigen sollen unter anderem wegen Widerstandshandlungen, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, Verstößen gegen das Versammlungsgesetz sowie Hausfriedensbruch aufgenommen worden sein.
"Es wurden mehrere Personen verletzt, davon 21 Einsatzkräfte der Polizei", hieß es seitens der Polizei. Die Polizei war sowohl vor dem Werk als auch in Grünheide mit einem Großaufgebot im Einsatz und stellte auf dem Werksgelände Wasserwerfer und einen Räumpanzer auf. Zur genauen Zahl der Einsatzkräfte machte die Polizei am Freitag vorerst keine Angaben.
Aktivisten sprechen von "massiver Polizeigewalt"
Das Bündnis Disrupt berichtete, dass etwa 800 Aktivistinnen und Aktivisten auf dem Gelände gewesen seien. Insgesamt war die Rede von mehr als 1.000 Teilnehmern an den Protesten. Laut der Brandenburger Polizei befanden sich die Aktivisten lediglich auf dem Feld vor dem Gelände und seien zurückgedrängt worden. Auch Werksleiter André Thierig schrieb auf der Plattform "X", dass niemand auf das Werksgelände gelangen sei. Die Zäune an der Fabrik seien "intakt" geblieben.
Am Nachmittag beruhigte sich die Lage dann vorerst. Eine große Zahl der Aktivistinnen und Aktivisten habe den Rückweg auf der Landstraße ins Protestcamp angetreten, sagte ein Polizeisprecher. Das teilten auch Sprecher verschiedener Protestgruppen mit. Dabei kam es einem Reporter der Deutschen-Presseagentur zufolge immer wieder zu Rangeleien mit der Polizei und vereinzelten Festsetzungen.
Disrupt kritisierte die Festnahmen und sprach von "massiver Polizeigewalt" und "Repressionen". Der Protest sei legitim und habe bereits gewirkt.
Bahnverbindung am Bahnhof Fangschleuse zeitweise unterbrochen
Am Vormittag waren mehrere Hundert Personen laut Angaben eines rbb-Reporters in Richtung Tesla-Werk gezogen. Die Spitze des Protestzugs war vermummt und in Schwarz gekleidet. Einige Demonstrierende verließen den Protestzug hinter dem Bahnhof Fangschleuse und verschwanden im benachbarten Wald. Einige von ihnen blockieren Zufahrtswege zum Tesla-Werk. Der Rest des Protestzugs versammelte sich laut Angaben des Reporters zu einer Mahnwache vor dem Tesla-Werk.
Am Rande der Demonstrationszüge zum Gelände gab es auch eine Sitzblockade auf der Landstraße 23 in der Nähe des Werks mit etwa 50 Personen. Rund 20 Aktivistinnen und Aktivisten klebten sich laut Polizei aneinander, andere legten Baumstämme als Hindernisse auf die Straße. Einsatzkräfte hätten die Personen voneinander getrennt und von der Straße getragen, hieß es am Freitagabend. Die Anschlussstelle Freienbrink der A10 war am Freitag wegen der Versammlungen gesperrt. Sie sollte am Samstagmorgen, 8 Uhr, wieder freigegeben werden - wie die Polizei Brandenburg jedoch am Samstagmorgen twitterte, ist sie aktuell aufgrund von Versammlungen in beide Richtungen gesperrt.
Die Einschränkungen im Bahnverkehr zwischen Fürstenwalde und Erkner wurden hingegen am Freitagnachmittag aufgehoben.
Proteste bis Sonntag geplant
Seit Mittwoch rufen Tesla-Gegner zu Aktionstagen gegen den Autobauer auf. Hintergrund ist die geplante Erweiterung des einzigen Tesla-Werks in Europa. Ganz in der Nähe protestieren seit Ende Februar Klimaaktivisten in einem Camp mit Baumhäusern gegen die geplante Erweiterung des Geländes und die Rodung von Wald.
Die Aktivistinnen und Aktivisten kritisieren die geplante Erweiterung des Werks in Grünheide. Die Region werde "an Tesla ausverkauft", teilte das Bündnis Disrupt am Freitag mit. "Unsere Lebensgrundlagen stehen nicht zum Verkauf."
Wirtschaftsminister Steinbach kritisiert Protestaktion
Der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) kritisierte die Vorgänge in Grünheide. "Gegen friedlichen Protest ist nichts einzuwenden und die Bürgerinnen und Bürger müssen ihrer Meinung Ausdruck verleihen können", teilte er auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. "Das ist zentraler Bestandteil unserer Demokratie." Wenn die Versammlungsfreiheit von radikalen Gruppen missbraucht werde und die Proteste eskalierten, schade das hingegen der Demokratie und beschädige nicht zuletzt das Ansehen der Menschen, die friedlich und gewaltfrei demonstrierten, so der Minister.
Protest auch vor Einkaufszentrum in Berlin
Auch in Berlin demonstrierten am Freitag Aktivisten der Bewegung Robin Wood gegen den US-Elektroautohersteller. "Saubere Autos sind eine dreckige Lüge", stand auf dem Banner, das die Protestierenden am Freitagmorgen vor dem Einkaufszentrum Mall of Berlin hochhielten. Dort befindet sich ein Tesla-Ausstellungsgeschäft.
Wegen der Proteste hat Tesla einen Teil Beschäftigten des Grünheider Werks ins Home-Office geschickt. Zudem gab es am Freitag einen kurzen Produktions-Stopp. Dieser sei laut Unternehmenssprechern aber unabhängig von den Protesten bereits seit Januar über das lange Wochenende geplant gewesen, es handele sich dabei lediglich um "einen Tag", an dem Tesla nicht wie geplant produziere.
Sendung: Antenne Brandenburg, 10.05.2024, 11:30 Uhr
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