Bahnübergänge verschwinden - Bahnprojekt im Spreewald wird zur Unterwasser-Baustelle
Für 50 Millionen Euro sollen in Lübbenau Bahnübergänge verschwinden, die den Ort teilen. Einer wird zur Unterführung. Weil im Spreewald das Grundwasser aber quasi unter der Grasnarbe beginnt, mussten nun Unterwasser-Bauarbeiter ausrücken. Von Phillipp Manske und Nico van Capelle
45 Kilo wiegt die Weste, 15 Kilo der Helm. In seinem Unterwasseranzug sieht der schwedische Spezialtaucher Hani Zakzak so aus, als wollte er auf Tiefsee-Expedition. Dabei muss er nur in eine Baustellengrube in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) abtauchen.
Zakzak erledigt unter Wasser so etwas wie Schweißarbeiten in einer 250 Meter langen Grube. Die Bahn baut in Lübbenau gerade eine Unterführung und eine Überführung, die die bisherigen Schranken ersetzen sollen. Es ist mir 50 Millionen Euro eine der teuersten Baustellen im Spreewald.
Tasten im trüben Wasser
Weil das Grundwasser im Spreewald sehr hoch ist, steht die Baugrube unter Wasser. Das muss raus, um Weiterbauen zu können. "Wir machen jetzt die Baugrube von unten zu, damit kein Wasser nachströmen kann", sagt Bauleiter Levin Neß. Unter Wasser soll Beton eingebracht werden. Zuvor müssen Taucher wie Hani Zakzak in die Grube.
Er brennt in zwei Metern Tiefe die eingebrachten Spundwände mit einem Magnesium-Elektroden-Stab auf ihrer jeweils benötigten Höhe weg, schneidet sie quasi durch. Das ist ein ähnliches Vorgehen wie beim Schweißen, nur andersherum. Die Spundwände waren zuvor zur Stabilisierung der Erde unter der künftigen Straße über 20 Meter tief in die Erde gerammt worden.
Durch Schläuche wird Hani Zakzak mit Sauerstoff versorgt, man kann mit ihm reden, und das Bild der Helmkamera wird zur Überwachung in einen kleinen Transporter übertragen. Doch sehen kann man unter Wasser fast nichts. "Ich ertaste den Stahl mit meinen Fingern", so der Taucher. "Das ist nicht einfach, aber so ist der Job." Nach vier Stunden wird er abgelöst. In dieser Zeit hat er zweieinhalb Meter geschafft. Das internationale Spezialteam wird einige Monate auf der Baustelle neben dem Lübbenauer Bahnhof arbeiten.
Während im Norden der Stadt eine Unterführung gebaut wird, ist im Süden eine Überführung geplant. "Die Bahnübergänge werden im Norden unterquert, weil wir hier in der Innenstadtlage sind, baut man keinen Damm", so Bauleiter Neß. "Am Südkopf ist man etwas außerhalb, da kann man eine Dammlage machen."
Zurzeit schließen sich die Schranken am Übergang im Norden von Lübbenau noch im Minutentakt. In Zukunft muss niemand mehr an Schranken stehen, wenn er aus der Altstadt in die Neustadt von Lübbenau will - und umgekehrt.
Voraussetzung für schnellere Zugverbindung
Insgesamt verschwinden vier Bahnübergänge auf der Lübbenauer Hauptverkehrsachse. Einer davon wird schon seit einiger Zeit nicht mehr genutzt. Die anderen beiden werden durch die Unterführung und die Brücke ersetzt. Rund dreieinhalb Jahre werden die Arbeiten nach aktueller Planung dauern. Ende 2026 soll alles fertig sein, auch um perspektivisch ein zweites Gleis zwischen Lübbenau und Cottbus zu verlegen.
Ab 2027 sollen Züge zwischen Berlin und Cottbus dann im 30-Minuten-Takt fahren. Weil zwischen Cottbus und Lübbenau bislang nur ein Gleis liegt, war eine dichtere Taktung bislang nicht möglich. Laut Bahn sollen in den nächsten Jahren gemeinsam mit Bund und Land rund 265 Millionen Euro in die 29 Kilometer lange Strecke investiert werden.
Neben dem eigentlichen Gleisbau sollen auch neue Schallschutzwände gebaut und die Bahnhöfe in Raddusch, Kunersdorf und Kolkwitz modernisiert werden. Dazu gehört jeweils auch ein zweiter Bahnsteig.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 05.08.2024, 19:30 Uhr