Bahnübergänge verschwinden - Bahnprojekt im Spreewald wird zur Unterwasser-Baustelle

Mi 07.08.24 | 08:59 Uhr
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Luftbild der Nord-Baustelle für die Unterführung (Foto: rbb)
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Video: rbb|24 | 26.08.2024 | Material: Colourbox | Bild: rbb|24 | Bild: rbb

Für 50 Millionen Euro sollen in Lübbenau Bahnübergänge verschwinden, die den Ort teilen. Einer wird zur Unterführung. Weil im Spreewald das Grundwasser aber quasi unter der Grasnarbe beginnt, mussten nun Unterwasser-Bauarbeiter ausrücken. Von Phillipp Manske und Nico van Capelle

45 Kilo wiegt die Weste, 15 Kilo der Helm. In seinem Unterwasseranzug sieht der schwedische Spezialtaucher Hani Zakzak so aus, als wollte er auf Tiefsee-Expedition. Dabei muss er nur in eine Baustellengrube in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) abtauchen.

Zakzak erledigt unter Wasser so etwas wie Schweißarbeiten in einer 250 Meter langen Grube. Die Bahn baut in Lübbenau gerade eine Unterführung und eine Überführung, die die bisherigen Schranken ersetzen sollen. Es ist mir 50 Millionen Euro eine der teuersten Baustellen im Spreewald.

Taucher Hani Zakzak bekommt den Taucherhelm aufgesetzt (Foto: rbb)
Hani Zakzak bekommt den Tauchhelm aufgesetzt | Bild: rbb

Tasten im trüben Wasser

Weil das Grundwasser im Spreewald sehr hoch ist, steht die Baugrube unter Wasser. Das muss raus, um Weiterbauen zu können. "Wir machen jetzt die Baugrube von unten zu, damit kein Wasser nachströmen kann", sagt Bauleiter Levin Neß. Unter Wasser soll Beton eingebracht werden. Zuvor müssen Taucher wie Hani Zakzak in die Grube.

Er brennt in zwei Metern Tiefe die eingebrachten Spundwände mit einem Magnesium-Elektroden-Stab auf ihrer jeweils benötigten Höhe weg, schneidet sie quasi durch. Das ist ein ähnliches Vorgehen wie beim Schweißen, nur andersherum. Die Spundwände waren zuvor zur Stabilisierung der Erde unter der künftigen Straße über 20 Meter tief in die Erde gerammt worden.

Ein Mitarbeiter steht auf der Baustelle an Geräten für die Versorgung und Kommunikation mit dem Taucher (Foto: rbb)
Ein Mitarbeiteer an Geräten für die Versorgung und Kommunikation mit dem Taucher | Bild: rbb

Durch Schläuche wird Hani Zakzak mit Sauerstoff versorgt, man kann mit ihm reden, und das Bild der Helmkamera wird zur Überwachung in einen kleinen Transporter übertragen. Doch sehen kann man unter Wasser fast nichts. "Ich ertaste den Stahl mit meinen Fingern", so der Taucher. "Das ist nicht einfach, aber so ist der Job." Nach vier Stunden wird er abgelöst. In dieser Zeit hat er zweieinhalb Meter geschafft. Das internationale Spezialteam wird einige Monate auf der Baustelle neben dem Lübbenauer Bahnhof arbeiten.

Luftbild-Grafik der künftigen Unterführung der Bahnstrecke im Norden von Lübbenau (Grafik: MKS)
So soll die Unterführung aussehen | Bild: Stadt Lübbenau

Während im Norden der Stadt eine Unterführung gebaut wird, ist im Süden eine Überführung geplant. "Die Bahnübergänge werden im Norden unterquert, weil wir hier in der Innenstadtlage sind, baut man keinen Damm", so Bauleiter Neß. "Am Südkopf ist man etwas außerhalb, da kann man eine Dammlage machen."

Luftbild-Grafik der künftigen Überführung der Bahnstrecke im Süden von Lübbenau (Grafik: Landesbetrieb Straßenwesen)
Im Süden der Stadt ist eine Brückenlösung geplant | Bild: Stadt Lübbenau

Zurzeit schließen sich die Schranken am Übergang im Norden von Lübbenau noch im Minutentakt. In Zukunft muss niemand mehr an Schranken stehen, wenn er aus der Altstadt in die Neustadt von Lübbenau will - und umgekehrt.

Voraussetzung für schnellere Zugverbindung

Insgesamt verschwinden vier Bahnübergänge auf der Lübbenauer Hauptverkehrsachse. Einer davon wird schon seit einiger Zeit nicht mehr genutzt. Die anderen beiden werden durch die Unterführung und die Brücke ersetzt. Rund dreieinhalb Jahre werden die Arbeiten nach aktueller Planung dauern. Ende 2026 soll alles fertig sein, auch um perspektivisch ein zweites Gleis zwischen Lübbenau und Cottbus zu verlegen.

Ab 2027 sollen Züge zwischen Berlin und Cottbus dann im 30-Minuten-Takt fahren. Weil zwischen Cottbus und Lübbenau bislang nur ein Gleis liegt, war eine dichtere Taktung bislang nicht möglich. Laut Bahn sollen in den nächsten Jahren gemeinsam mit Bund und Land rund 265 Millionen Euro in die 29 Kilometer lange Strecke investiert werden.

Neben dem eigentlichen Gleisbau sollen auch neue Schallschutzwände gebaut und die Bahnhöfe in Raddusch, Kunersdorf und Kolkwitz modernisiert werden. Dazu gehört jeweils auch ein zweiter Bahnsteig.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 05.08.2024, 19:30 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Hallo, das war damals der Plan....
    Dann kam das Wasser...
    Ganz unerwartet...
    Nun versucht man das ganz anders zu verkaufen....

    Meine und die Prognose vieler Spreewälder Prognose: es wird ein "Freibad" bleiben .. auf jeden Fall bei Regen aber mglws. Ganzjährig...

  2. 10.

    Sehr positiv für den rrb Beutrag ist:
    es wird nun endlich berichtet.

    Leider wird in dem Beitrag so gut wie alles wasbdie Betroffenen, also die dort öeben, arbeiten , doet Steuern zahlen, dort Urlaub machen wollen
    betrifft, verschwiegen.
    Seit dem Herbst naxh den Regenfällen ein planerisches, bauliches, wirtschaftliches, touristisches, verkehrliches Desaster.
    Alle Verantwortlichen zeigen sich überrascht:
    im Spreewald ist Wasser...
    Echt jetzt?
    Pumpen?

    Summasummarum ein Beitrag der das ursprüngliche Projekt skizziert. Warum?

    Das soll freiheitlich, demokratischer Journalismus sein?
    RBB Du sägst weiter Deinen eigenen Ast ab:
    Die Zuschauer und damit Deine Gebührenfinanzierung.
    Schade.

  3. 9.

    Zitat aus dem Artikel: "Insgesamt verschwinden vier Bahnübergänge auf der Lübbenauer Hauptverkehrsachse. Einer davon wird schon seit einiger Zeit nicht mehr genutzt. Die anderen beiden werden durch die Unterführung und die Brücke ersetzt."

    Also irgendwo ist hier ein Bahnübergang zu wenig....

  4. 8.

    Nennt man auch "öffentliche Freibäder".

  5. 7.

    Man könnte ja auch sagen „Toll“ - die angestrebte 30 Minuten Taktung macht das Bahnfahren NOCH attraktiver…. Aber nein….

  6. 6.

    >"Neulich aus der Stadtverwaltung gehört: „Es gibt ja schließlich Pumpen“"
    Die meinen damit sicherlich massig Wasser von oben bei Starkregen. Mit sowas haben Unterführungen immer zu kämpfen. Aber vielleicht wurde in der Planung hier die Entwässerung bei Regen schon den aktuellen und evtl. zu erwartenden Starkregenereignissen angepasst. Auch beim Straßenbau muss man heute mit den Klimatrends gehen...

  7. 4.

    Es gibt verschiedene Ansätze eine solche Baugrube herzustellen, aber von Beginn an ist die nie trocken. Man schließt das vorhandene Grundwasser quasi mit ein, so dass immer Wasser im Spiel ist.
    Der Text deutet an, seitl Spundwand, dann werden meist Auftriebssicherungen gebohrt, dann wird im Spundwandtrog ein Unterwasserauhub gemacht, anschließend die Betonsohle eingebracht und der Trog leer gepumpt.
    Dann baut man die "richtige" Unterführung rein für Autos, Fußgänger und Radfahrer.
    Fertig ;)

  8. 3.

    265/29= über 9 Millionen € pro km? Wahnsinn.
    In Trebbin hat man leidvolle Erfahrungen damit gemacht, die Warnungen der Experten zu ignorieren. In Werder wird z.Z. das Gleiche versucht. Es wird sicherlich auch schief gehen... Neulich aus der Stadtverwaltung gehört: „Es gibt ja schließlich Pumpen“... :-(

  9. 2.

    Kann man solche Baugruben nicht gleich wasserdicht konzipieren, wenn Wassereinbrüche nahezu sicher zu erwarten sind? Irgendein Bauingenieur hier, der sowas erläutern kann?

  10. 1.

    Gut für der Bahn vielleicht, aber teuer, macht auch Auto fahren bequemer und attraktiver, leider.

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