Grundsteinlegung für "Berlin Modern" - Kunst des 20. Jahrhunderts erhält neues Museum
Berlin bekommt ein neues Museum, in dem die Kunst des 20. Jahrhunderts versammelt werden soll. Am Freitag erfolgte die Grundsteinlegung für das "Berlin Modern". Doch der Neubau ist umstritten.
- Bau soll nach bisherigen Planung 2027 fertig gestellt sein
- Kosten von 200 Millionen Euro auf knapp 364 Millionen Euro gestiegen
- Pläne wurden unter Kulturstaatsministerin Roth nach ersten Spatenstich überarbeitet
- Bau sollte nachhaltiger gestaltet werden
Am Kulturforum in Berlin-Mitte ist am Freitagvormittag der Grundstein für das Museum der Moderne gelegt worden. Der Stein mit einem Gewicht von 4,5 Tonnen wurde mit Hilfe eines Krans an seinen Platz gebracht. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sagte, das neue Museum solle kein elitärer Kunsttempel sein, sondern inspirieren, provozieren und berühren. Der Direktor der Neuen Nationalgalerie, Klaus Biesenbach, sprach im rbb24 Inforadio von einem würdigen Gebäude, das die leere Mitte des Kulturforums fülle und den Platz vollende.
Das neue Haus in Berlin-Tiergarten soll den Namen "Berlin Modern" tragen. Dort sollen künftig auf rund 9.000 Quadratmetern unter anderem die Kunstwerke des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung der Berliner Staatlichen Museen gezeigt werden. Der knapp 364 Millionen teure Museumsbau soll nach derzeitigen Planungen bis 2027 fertig werden.
Von Beuys bis Richter
An dem neuen Standort sollen die gesamten Bestände der Nationalgalerie dauerhaft präsentiert werden, wie zum Beispiel die Werke von Künstlern wie Joseph Beuys, Max Beckmann und Gerhard Richter. Zudem sollen die Sammlungen Marx und Pietzsch, Teile der bei den Staatlichen Museen verankerten Sammlung Marzona sowie Werke aus dem Kupferstichkabinett und der Kunstbibliothek gezeigt, heißt es auf der Internetseite des Staatlichen Hochbauamtes Karlsruhe, das in sogenannter "Organleihe" den Bau begleitet, stellvertretend für die Bauherrin, die von Bund und Ländern getragene Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). Die Bandbreite geht über Malerei, Skulptur, Film, Architektur, Design, Fotografie bis hin zu Medienkunst und Performance.
In der Neuen Nationalgalerie konnten die Bestände aufgrund der begrenzten Ausstellungsfläche nur in Ausschnitten gezeigt werden.
Spatenstich im Dezember 2019
Die Pläne für den Museumsbau waren unter Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) nach dem ersten Spatenstich im Dezember 2019 noch einmal überarbeitet worden. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger betonte: "Die ökologische Nachhaltigkeit war für dieses Leuchttumprojekt zentral für uns."
Dabei verwies er unter anderem auf die 4.000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf dem Dach zur Stromerzeugung, die Verwendung von Recyclingbeton und anderen recyclten Werkstoffen sowie auf eine optimierte Tragwerkkonstruktion und intelligente Wärme- und Kühlungskonzepte.
Parzinger: Haus wird nachhaltiger als geplant
Auch in sozialer Hinsicht werde das Haus nachhaltiger als ursprünglich geplant, sagte Parzinger: "Es wird mehr eintrittsfreie Bereiche und Flächen für soziale Aktionen geben." Es werde offener, gastlicher und teilhabegerechter, "ein Haus für die ganze Gesellschaft". Unter anderem sind auch ein Café und ein Biergarten geplant, die das Kulturforum an der Potsdamer Straße aufwerten sollen.
Der Entwurf stammt vom Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron und von Vogt Landschaftsarchitekten.
Kosten lagen ursprünglich bei 200 Millionen Euro
Der vom Bund finanzierte Bau verteuerte sich mit der Umplanung um knapp zehn auf gut 363 Millionen Euro. Ursprünglich waren 200 Millionen vorgesehen.
Um das noch unter der ehemaligen Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) angestoßene Kulturprojekt nachhaltiger zu gestalten, sorgte ihre Nachfolgerin im Amt im Herbst 2022 für eine weitere Finanzspritze durch den Bundestag von 9,9 Millionen Euro. Zusätzlich zu den veranschlagten Baukosten sind bis zu 96 Millionen Euro "Risikosten" und Baupreissteigerungen eingeplant.
So soll das neue Museum der Moderne aussehen
Roth: Kein elitärer Kunsttempel
Kulturstaatsministerin Roth betonte vorab, mit dem geplanten Museum der Moderne ein "kulturpolitisches Zeichen" setzen zu wollen. Es solle "kein elitärer Kunsttempel" werden, sondern "ein offenes, lebendiges und nachhaltig ausgerichtetes 'Haus für alle'", sagte Roth dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag in Berlin. Das Museum solle "ein beliebter Treffpunkt für viele Menschen" werden, "der zum Dialog und Verweilen einlädt".
Roth betonte, die Grundsteinlegung sei "ein wichtiger Schritt dafür, dass wir der modernen Kunst einen angemessenen Platz in unserer Hauptstadt geben". Mit dem "berlin modern" werde es möglich, "die bedeutende und vielfältige Sammlung der Nationalgalerie aus dem 20. Jahrhundert endlich dauerhaft einer möglichst breiten Öffentlichkeit präsentieren zu können".
Museum mit Instagram-Account
Für den Direktor der Neuen Nationalgalerie ist die Grundsteinlegung kein Etappenschritt, sondern bereits die Eröffnung. So werde es am Freitag eine Videoinstallation von Lucy Raven in der Neuen Nationalgalerie geben, sagte Klaus Biesenbach im rbb. Die raumgreifende Installation in der oberen Halle des Museums befindet sich laut Nationalgalerie in direkter Sichtweite zur Baugrube des "berlin modern" und "stellt visuell und thematisch einen Bezug zur monumentalen Baustelle des Museumsneubaus her". "Man muss nicht bis 2027 warten bis das Museum eröffnet wird", so der Direktor. Ab Freitag werde es auch einen Instagram-Account geben.
Sendung: rbb24 Abendschau, 09.02.2024, 19:30 Uhr