Sondersitzung in Rheinsberg - Stadtverordnete beschließen weitere Verhandlungen zum Tucholsky-Museum

Di 14.05.24 | 15:22 Uhr | Von Björn Haase-Wendt
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Blick auf Schloss Rheinsberg in der Abendsonne, wo das Tucholsky-Museum untergebracht ist (Quelle: dpa/Moritz Vennemann)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell| 14.05.2024 | Franziska Tenner | Bild: dpa/Moritz Vennemann

Das Kurt Tucholsky-Literaturmuseum ist in Rheinsberg ein Besuchsmagnet. Nachdem die Stadt die wissenschaftliche Museumsleitung streichen will, wird seit Monaten über dessen Zukunft diskutiert und verhandelt – bislang ohne Erfolg. Nun gibt es Bewegung. Von Björn Haase-Wendt

Applaus gibt es von den rund 30 Zuschauern der Sondersitzung der Stadtverordneten, denn im Streit um die Zukunft des Kurt Tucholsky-Literaturmuseums (KTL) in Rheinsberg gibt es wieder Bewegung. Die Stadtverordneten haben am Montagabend einstimmig beschlossen, dass die Verhandlungen zur Übertragung des Museums an den Landkreis Ostprignitz-Ruppin fortgesetzt werden sollen. Endlich, sagt Ulrike Liedtke, Brandenburgs Landtagspräsidentin und Vorsitzende der Rheinsberger SPD-Fraktion: "Ich bin sehr zufrieden, denn es ist ein Durchbruch erreicht worden, denn das KTL wird sozusagen gerettet."

Übertragung an den Landkreis vorgesehen

Liedtkes SPD-Fraktion, die CDU und Linke hatten in den letzten Wochen dazu einen Vorschlag erarbeitet. Er basiert auf einen Vertragsentwurf, den der Landkreis bereits im März an das Rathaus geschickt hatte. Darin ist die Übertragung des Museums an den Landkreis samt Sammlung vorgesehen. Das vorrangige Ziel: Es soll wieder eine wissenschaftliche Museumsleitung geben, die Rheinsberg aus Kostengründen gestrichen hat und durch eine gemeinsame Kultur- und Tourismusleitung ersetzen will.

"Der Literat ist von Hause aus, der sich kümmern kann, der Kontakte aufbaut deutschlandweit, Vorträge hält. Das würde ich einem Tourismusmanager rein von der Professionalität her absprechen wollen", erläutert die SPD-Politikerin.

BVB/Freie Wähler: jetziger Kompromiss akzeptabel

Die Sorge war deshalb, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Kurt Tucholsky, seinen Werken sowie das umfangreiche Veranstaltungsprogramm ins Hintertreffen geraten könnte. Erst jüngst äußerte die Präsidentin der Berliner Akademie der Künste in einem offenen Brief diese Bedenken.

Vor der Entscheidung am Montag wurde nochmals gut anderthalb Stunden diskutiert. Eigentlich wollten die drei Fraktionen von SPD, CDU und Linke, dass der Vertrag ohne weitere Verhandlungen zum 1. Juni umgesetzt wird. Aber: das ging der größten Stadtfraktion von BVB/Freie Wähler zu weit. Der jetzige Kompromiss sei akzeptabel, sagt die Vorsitzende Petra Pape, weil es jetzt so abgeschwächt worden sei, und es ein Angebot und kein Vertrag mehr sei. "Dass darüber der Bürgermeister verhandeln soll, aber nicht mehr angewiesen wird den Vertrag umzusetzen – das war das, was uns wichtig ist."

Der Literat ist von Hause aus, der sich kümmern kann, der Kontakte aufbaut deutschlandweit, Vorträge hält. Das würde ich einem Tourismusmanager rein von der Professionalität her absprechen wollen.

Ulrike Liedtke (SPD)

Bürgermeister will sich an Votum halten

Aber: Er ist Grundlage für die weiteren Gespräche, an denen erstmals auch zwei Stadtverordnete neben Vertretern der Kreisverwaltung und des Rathauses teilnehmen werden. Rheinsbergs Bürgermeister Frank Rudi Schwochow, ebenfalls BVB/Freie Wähler, will sich an das Votum halten, auch wenn er in den letzten Wochen immer wieder die Verhandlungen abgesagt hatte – unter anderem, weil er fehlende Verschwiegenheit durch den Landkreis beklagte.

"Ich gehe jetzt davon aus, dass es eine klare Verhandlungsposition gibt, dass ein Gremium verhandelt und nicht mehrere gleichzeitig parallel. Dann hat man auch mal eine Grundlage richtig zu verhandeln."

Nächste Versammlung Ende Mai

Dass das Museum zum 1. Juni die Trägerschaft wechselt, hält der Bürgermeister aber für zu ambitioniert. Denn es gebe weiter offene Fragen, etwa an welche Stiftung die Museumssammlung übergeben wird, wie viel Geld die Stadt künftig für den Museumsbetrieb beisteuert und welche Mitspracherechte es gibt. "Nur das Geld zu geben und nichts zu sagen, dass kann auch für die Stadt Rheinsberg keine Option sein", so Schwochow.

Die Übertragung und damit die Zukunft des einmaligen Kurt Tucholsky-Literaturmuseums sind also längst noch nicht besiegelt, aber es wird zumindest wieder verhandelt - nach wochenlanger Unterbrechung - am 29. Mai.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 14.05.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Björn Haase-Wendt

2 Kommentare

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  1. 2.

    oder der Rasenmäher und Bürokraten?
    Ich will mein Tucholskymuseum! Aber nicht geleitet von einem ,,Touristikmsanager“!

  2. 1.

    Ehrlich? Also Tucholsky hätte seine wahre Freude an dieser Provinzposse um den Umgang mit seinem Vermächtnis und würde bissige Literatur daraus machen. Jenseits dieser Vorstellung aber bleibt dieses nordbrandenburgische Kleinklein konstant peinlich.

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