Grabung in Berlin-Mitte - Archäologen haben bereits 600.000 Fundstücke am Molkenmarkt ausgegraben

Do 08.08.24 | 13:44 Uhr
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Archivbild: Neben einer Grube am Molkenmarkt liegen Fundstücke von archäologischen Grabungen. Bei archäologischen Grabungen am Berliner Molkenmarkt, der historischen Mitte Berlins, sind Objekte unterschiedlichster Epochen vom Mittelalter bis zur Neuzeit gefunden und dokumentiert worden. (Quelle: dpa/Gateau)
Video: rbb24 Abendschau | 08.08.2024 | Viktoria Kleber | Bild: dpa/Gateau

Tongefäße, Toiletten und ein Elektrizitätswerk - am Molkenmarkt in Berlin-Mitte werden seit Jahren Fundstücke aus verschiedenen zeitgeschichtlichen Epochen ausgebuddelt. Die Grabung gilt als derzeit größte innerhalb eines Stadtkerns in ganz Deutschland.

Bei den Ausgrabungen am Molkenmarkt in Berlin-Mitte haben Archäologen bislang schon rund 600.000 Fundstücke aus den vergangenen Jahrhunderten geborgen.

Wie die Stadtentwicklungsverwaltung am Donnerstag mitteilte, reichen die Funde von der Urgeschichte über die Zeit der Stadtgründung bis in die jüngste Vergangenheit. Die Auswertung werde noch einige Jahre dauern, sagte Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD).

Petra Kahlfeldt(l-r), Senatsbaudirektorin in Berlin, Eberhard Völker, Wissenschaftlicher Projektleiter der Ausgrabungen am Molkenmarkt, Christoph Rauhut, Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamtes Berlin, und Christian Gaebler (SPD), Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in Berlin, stehen in einer Grube am Molkenmarkt. Bei archäologischen Grabungen am Berliner Molkenmarkt, der historischen Mitte Berlins, sind Objekte unterschiedlichster Epochen vom Mittelalter bis zur Neuzeit gefunden und dokumentiert worden. (Quelle: dpa/Gateau)
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Zu den Funden zählen Ofenkacheln genau wie Münzen, Telefone, Tongefäße, Trinkgläser, Lederschuhe und ein Goldring mit Schmuckstein aus der Zeit um 1400. Die Arbeiten sollen noch bis Ende 2025 fortgesetzt werden, sagte der Direktor des Landesdenkmalamts, Christoph Rauhut, bei der Vorstellung der bisherigen Ergebnisse.

Ein Teil davon soll künftig im Archäologischen Haus am Petriplatz gezeigt werden. Außerdem sollen sogenannte Archäologische Fenster einen Blick in die Vergangenheit am Molkenmarkt ermöglichen.

Die Grabung dort hat bereits 2019 begonnen. Sie gilt als die derzeit größte innerhalb eines Stadtkerns in ganz Deutschland. Den Angaben zufolge wurden schon mehr als 15.000 Quadratmeter Fläche entlang der Grunerstraße erfasst.

Archäologen arbeiten in einer Grube am Molkenmarkt. Bei archäologischen Grabungen am Berliner Molkenmarkt, der historischen Mitte Berlins, sind Objekte unterschiedlichster Epochen vom Mittelalter bis zur Neuzeit gefunden und dokumentiert worden. (Quelle: dpa/Gateau)
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Müll, der viel erzählen kann

Inzwischen konzentrierten sich die Grabungen auf die verbliebenen 6.500 Quadratmeter, die größtenteils unter der Straße liegen. Dabei seien bereits bis zu drei Meter breite Grabenstrukturen aus dem 13. Jahrhundert zum Vorschein gekommen. Außerdem Fundamentreste etlicher Häuser, Brunnen und mittelalterliche Toilettenanlagen. Aus Rauhuts Sicht sind gerade sie interessant. "Da ist auch ganz viel Müll reingekommen, der viel erzählen kann über die Zeit", sagte er.

Auch die Ausgrabung des Elektrizitätswerks sei in den vergangenen Wochen abgeschlossen worden. Mit einer Gesamtfläche von 4.000 Quadratmetern sei es "ein einzigartiges Ensemble aus der Frühzeit der Elektrifizierung".

Sendung: rbb24 Abendschau, 08.08.2024, 19:30 Uhr

22 Kommentare

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  1. 22.

    Wieso? Archäologie hat die Aufgabe, vergangene Epochen anhand von Objekten zu erklären. Dazu zählen auch und insbesondere alltägliche Dinge, die eben nicht in Chroniken gelandet sind. So wissen wir durch Abfälle bspw., dass Luther seinerzeit getrocknete Salzwasserfische gegessen hat.

  2. 21.

    Den Teufelsberg muss niemand abtragen, es ist genau bekannt was dort zu finden ist.
    Ein fast fertiges Gebäude, der Bau der Wehrtechnische Fakultät einer riesig geplanten Universitätsstadt von Germania. Alles bekannt.

  3. 18.

    Aha. Also hätte man die Fundamente auch „in besserem Zustand“ vom Dachboden bekommen können? Sie verstehen kein Stück warum Ausgrabungen gemacht werden und insbesondere notwendig sind wenn ein Stück Land in einer geschichtlich alten Siedlung auf Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zugebaut wird.

    Es geht weniger darum das bestimmte Funde gemacht werden, als um das komplexe Ganze aus Zeitlicher Einordnung der Stücke und dem Drumherum des Fundortes. Einblick in die Vergangenheit.

  4. 17.

    Interessant ist nicht die Anzahl, sondern eigentlich nur, welche Fundstücke neuheitswert für die Archäologie haben und so noch nicht bekannt waren.

  5. 16.

    Tolle Fundstücke, was würde man wohl finden und für bedeutend halten, wenn man den Schuttberg (Teufelsberg) abtragen würde???

  6. 14.

    Mit einem entsprechenden Aufruf hätte man sicher solche und ähnliche "Funde" in besserem Zustand von Dachboden und aus Kellern zusammentragen können.
    Es kann doch nicht wirklich sein, dass wegen solcher Gegenstände ein Teil des Stadtzentrums über Jahre blockiert wird!
    Ein reiches Land, das dafür finanzielle und personelle Ressourcen hat!
    Ich bin fasziniert, im negativen Sinn.

  7. 13.

    Wieso "ehemaligen Ost-Berliner Gebiet"? Die Telefone sehen aus wie die aus den 40ern vJhd. Und zu der Zeit war der Molkenmarkt noch mit Adelspalästen bebaut, wo sich die Besitzer garantiert schon Fernsprechgeräte leisten konnten. Die Archäologen und Historiker werden schon herausfinden, wem die Telefonapparate gehört haben könnten.

  8. 12.

    Nich ärgern Dagmar. Pharao kennt nur buddeln im Sandkasten, nicht aber die Archäologie (Augenzwinkern).

  9. 11.

    Nochwas, soviele Telefone auf ehemaligen Ost-Berliner Gebiet? Hatten deshalb nur so Wenige damals Telefon? Die waren offenbar alle vergraben.:-)

  10. 10.

    Oder Erdöl, oder Steinkohle, oder Seltene Erden Berlin wäre endlich reich! Und sexy. Die Endgeräte (Telefone) bitte zum nächsten Apple-Store oder Mediamarkt/Saturn bringen. Die neuen Ei-Phones sind da!Der neueste heisse Scheiss.:-)

  11. 9.

    Ja, ich auch. Aber habs dann doch nicht gemacht. Ich kannte aber einen, der Archäologie studierte! das Studium dauert immerhin 10 Jahre!

  12. 8.

    Mich würde das Elektrizitätswerk vorrangig interessieren….mal sehen, wo man da mehr erfahren kann. Die anderen Fundstücke in einem Museum, sehr gut. Denn über 1000 Jahre Geschichte finde ich klasse. Wie war zu der Zeit das Leben in unserer Region?

  13. 7.

    Mann Sachse, aus dem Tal der Ahnungslosen? Das ist ein minimlaer Ausschnitt von Sechshunderttausend Fundstücken!

  14. 6.

    Wenn Sie nichts zum Thema beizutragen haben, lassen Sie es einfach! Ihr Unwissen und Unreife ist klar erkennbar!

  15. 5.

    Sind ja wertvolle Fundstücke dabei, Telefone mit Wählscheibe,zerbrochene Bierflaschen .Bitte unbedingt ausstellen.

  16. 4.

    Nicht ganz uninteressant wäre, wann es denn mit der ,Baustelle' weitergeht!

  17. 3.

    Finde ich sehr interessant. Da würde ich auch gerne mal in der Erde kratzen…. P.S.: Als Kind wollte ich mal Archäologe werden…

  18. 2.

    Man kann es auch übertreiben, man muss nicht jeden (Finger-) Nagel genauestens analysieren.
    Und die Fundamente von Ende 19 und Anfang 20 Jahrhundert sollten eigentlich auch bekannt sein und nicht überrascht.
    Wie tief wird denn eigentlich gebuddelt - 10, 20, 100 Meter?
    Vielleicht stößt man doch noch auf Saurierknochen oder den ersten echten Homo Sapiens.

  19. 1.

    Mit diesem Telefon hat K. im Schloss angerufen.

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