Brandbrief von Lehrkräften - Polizei ermittelt zu mutmaßlich rechten Vorfällen an Brandenburger Schule

Mi 26.04.23 | 12:48 Uhr
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Symbolbild: Leeres Klassenzimmer (Bild: imago images/Michael Weber)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 25.04.2023 | N. Capelle | Bild: imago images/Michael Weber

Hitlergruß auf dem Sportplatz, Mobbing gegen linke und migrantische Mitschüler, eingeschüchterte Lehrer: Eine Schule im Spree-Neiße-Kreis schlägt Alarm. Inzwischen haben sich weitere Schulen beim rbb gemeldet – und das Schulamt schaltet sich ein.

  • Offener Brief von Lehrern einer Schule in Spree-Neiße prangert rechtsmotivierte Gewalt an
  • Polizei ermittelt wegen mutmaßlicher Straftaten
  • Andere Schulen berichten von ähnlichen Vorfällen
  • Zuständiges Schulamt will tätig werden, Landrat sichert Unterstützung zu

Nach einem rbb-Bericht über mutmaßliche Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund an einer Schule im Landkreis Spree-Neiße hat die Polizei Ermittlungen aufgenommen.

Lehrkräfte hatten sich mit einem Brief an mehrere Medien, darunter der rbb, gewandt. "Wir wenden uns an die Öffentlichkeit, da wir in unserem Arbeitsalltag als Schulpersonal an einer Schule im Spree-Neiße-Kreis täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert werden und nicht mehr länger den Mund halten wollen", heißt es in dem entsprechenden Schreiben.

Auch der Polizei liegt der Brief inzwischen vor. "Die Kriminalpolizei ermittelt zu möglicherweise strafrechtlich relevanten Sachverhalten", sagte Polizeisprecher Maik Kettlitz am Dienstag.

"Lehrkräfte und Eltern fürchten um ihre Sicherheit"

In dem "Brandbrief" zeichnen die Lehrkräfte, die das Schreiben nicht namentlich unterschrieben haben, ein düsteres Bild vom Geschehen an ihrer Schule. Als Beispiele nennt die Lehrerschaft unter anderem die verfassungsfeindliche Verbreitung von rechtsextremen Symbolen, Schriften, Musiktiteln und Gewalt an der Schule. Schulmobiliar werde mit Hakenkreuzen beschmiert, im Unterricht werde rechtsextreme Musik gehört, auf dem Sportplatz der Hitlergruß gezeigt, in den Schulfluren demokratiefeindliche Parolen gerufen.

"Lehrkräfte und Schüler, die offen gegen rechtsorientierte Schüler- und Elternhäuser agieren, fürchten um ihre Sicherheit", heißt es weiter. Die wenigen ausländischen und toleranten Schüler erlebten Ausgrenzung, Mobbing und Gewaltandrohungen. Es herrsche ein Gefühl der Machtlosigkeit und der erzwungenen Schweigsamkeit.

Die Lehrkräfte fordern die Politik auf, mehr Sozialarbeiter an den Schulen einzustellen, mehr demokratiefreundliche Projekte zu fördern, ein niedrigschwelligeres Fortbildungsangebot für Lehrkräfte zu ermöglichen und eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Rechtsextremismus, Homophobie und Sexismus zu zeigen.

Schulamt will sich mit Vorfällen befassen

Nach dem Brandbrief haben sich inzwischen weitere Schulen in Südbrandenburg beim rbb gemeldet, die Ähnliches berichten und nun aktiv werden wollen.

Auch das Schulamt befasst sich mit der Situation. "Wir werden auf jeden Fall tätig", teilte der Leiter des zuständigen Schulamts, Uwe Mader, am Mittwoch mit. Er sei "zutiefst geschockt und entsetzt" über die Lage, die mehrere Lehrer in einem Brief an die Öffentlichkeit beschrieben.

Das Schulamt ist für die Schulen in Südbrandenburg zuständig und dem Brandenburger Bildungsministerium unterstellt. Die Vorwürfe wögen schwer und würden sehr ernst genommen, sagte Ressortsprecherin Ulrike Grönefeld. "Wenn Lehrkräfte den Weg über einen öffentlichen Brief wählen, kann dies auch als ein Hilferuf verstanden werden."

Der Landrat von Spree-Neiße, Harald Altekrüger (CDU), sagte der betroffenen Einrichtung Unterstützung zu. "Schule muss ein Ort bleiben, wo sich Schüler und Lehrkräfte gleichermaßen sicher fühlen und gemeinsam lernen können. Für politischen Extremismus und Gewalt ist hier kein Platz", hieß es in einer Stellungnahme des Landrates am Mittwoch.

Träger der Schule ist der Kreis jedoch nicht. Für konkrete Maßnahmen gebe es engen Kontakt mit dem Schulamt in Cottbus, hieß es weiter. An der betroffenen Einrichtung gibt es laut Altekrüger eine vom Landkreis finanzierte Schulsozialarbeit.

Künftiger Bildungsminister zeigt sich schockiert - Kritik seitens der Linken

Der designierte Brandenburger Bildungsminister, Staatssekretär Steffen Freiberg (SPD), sagte am Dienstag bei einer Pressekonferenz, man sei mit der Schulleitung in Kontakt und versuche zu klären, was vorgefallen ist. Die Berichte nannte er schockierend. Freiberg sagte am Dienstag rbb24 Brandenburg aktuell, das sei nicht nur Mahnung, sondern auch ein Aufruf für alle Demokraten, da einzustehen und die verfassungsmäßige Ordnung zu verteidigen.

Die Linksfraktion im Landtag forderte in Hinblick auf den Brandbrief mehr Engagement des Landes gegen Rechtsextremismus. "Brandenburg hat eben keine ausreichend gelebte Null-Toleranz-Politik gegenüber Rechtsextremismus, Diskriminierung, Homophobie und Sexismus", kritisierte die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Kathrin Dannenberg, am Mittwoch einer Mitteilung zufolge. "Demokratische Werte werden von vielen Erwachsenen, auch von Eltern und Pädagog*innen zu wenig vertreten und vermittelt." Auf Antrag der Linksfraktion befasst sich am Donnerstag der Bildungsausschuss des Landtags mit dem Thema.

Damit aus einem Schneeball keine Lawine wird, ist es wichtig, sich im Kollegium abzusprechen.

Markus Klein, Geschäftsführer von DEMOS

Experte empfiehlt frühzeitiges Handeln

Markus Klein, Geschäftsführer von Demos, einem mobilen Beratungssystem zum Rechtsextremismus, appelliert an betroffene Lehrkräfte, so früh wie möglich zu handeln. "Damit aus einem Schneeball keine Lawine wird, ist es wichtig, sich im Kollegium abzusprechen", sagte Klein am Mittwoch im rbb24 Inforadio.

Er zeigte grundsätzlich Verständnis dafür, dass Lehrerinnen und Lehrer bei rassistischen Äußerungen in einem ersten Impuls erstmal wegsähen: "Das ist durchaus nachvollziehbar, auch aus Selbstschutz - vor allem wenn unklar ist, ob Kollegen und Schulleitung mir den Rücken stärken." Durch den Brandbrief werde im aktuellen Fall allerdings deutlich, dass die Lehrer das Gefühl hätten, alleine zu sein, so Klein. "Das ist ein zentraler Punkt, dass Schulleitung und Kollegium an einem Strang ziehen." Grundsätzlich gebe es Unterstützungsmöglichkeiten für Lehrkräfte, die von Fortbildungen bis Einzelberatungen reichen würden, sagte Klein.

Der Demos-Geschäftsführer sieht aber auch die Politik in der Verantwortung. Rechtextremismus habe sich etwa mit Blick auf die AfD und ihr Handeln verändert. Bestimme Parolen seien inzwischen salonfähig: "Das verändert das Klima und wirkt auch bestimmt auf die Schüler und auf dem Schulhof."

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.04.2023, 19:30 Uhr

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95 Kommentare

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  1. 95.

    Wenn Sie Art.20 Absatz 4 Grundgesetz meinen - JA.
    Ich persönlich kenne aber keinen der die FDGO beseitigen will.

  2. 94.

    Wenn Sie damit Art.20 Absatz 4 Grundgesetz meinen - JA.
    Ich kenne aber persönlich Niemanden, der die FDGO beseitigen will.

  3. 93.

    Sie hätten auch einfach kurz und knackig schreiben können, dass Sie unser Grundgesetz verachten...

  4. 92.

    Dieser Hass und diese Wut der Schüler, die ja selbst noch minderjährig sind, haben sie alle von ihren Eltern aufgeschnappt. Diese leben das vor. Und schon zu meiner Schulzeit haben Lehrer weggeschaut, weil sie Angst hatten.

  5. 91.

    Weshalb äussern Sie sich dann zu einem Thema, für das Sie persönlich keinen Grund sehen, sich damit zu beschäftigen? Verschwenden die Zeit Ihrer Mitmenschen mit den Grundlosigkeiten in Ihrem Leben?

    Selbstverständlich war - in zunächst grundlegender Verallgemeinerung - die soziale Frage Ursache und Motor des Faschismus. Das sollte eigentlich Grundwissen sein: Die, soziale Fragen sind zunächst weder links noch rechts. Es sind die real existierenden sozialen Fragen zu Verteilung, ökonomische Fairness und Chancen.
    Auf die der Faschismus für bürgerlich-mittelständisch sozialdarwinistischen Mittelstand die entsprechenden Antworten gibt.
    Ist ja schön wenn es so ist, oder Ihre Familie Ihnen glauben machen konnte, niemals mit der faschistischen Antwort auf soziale, gesellschaftlichen Fragen (mindestens)sympathisiert zu haben.
    Aber meine Familienerfahrung ist - das haben sie alle und nachher so behauptet.
    Wer aber wählte dann NSDAP ohne Zwang mehrheitlich in eine demokratisches Parlament?

  6. 90.

    Nachtrag;
    Und ja - sie schreiben von Rechtsextremen.

    Ein AfD-Wähler ist nicht automatisch rechtsextrem. #Intimssphäre

    Viele sind naiv, hoffnunglos, hiflos, verzweifelt - das macht diese nicht zu überzeugten Gegnern der FDGO

  7. 89.

    Nicht immer von sich auf Andere... "Schaum und so" ; )
    Ich liebe Fakten - Sie scheinbar Erinnerungslücken:
    ""Es wurde versämt, diese Partei vor gut 30 Jahren zu verbieten. Nun ist es egal, Frau Merkel hat vor vielen Jahren aus der CDU die Linke gemacht. "
    Eine demokratische Partei ohne Begründung verbieten zu wollen entspricht nicht der FDGO.
    >
    "ohne Begründung"?
    schrieb wer außer Ihnen "Max"?
    Nix selbet dazuspinnen was Niemand schrieb ; )

  8. 88.

    "Und ich sehe - abseits der unstrittigen nationalstaatlichen Verantwortung #Nie_wieder - keinen Grund mich unnötig damit zu beschäftigen."
    Sorry, das merkt man Ihrer Argumentation deutlich an. "Nationalstaatliche Verantwortung"... soso, es ist die Verantwortung des Staates, dass diese braune Grütze nicht wieder an Macht gewinnt? Weit gefehlt! Es ist auch Ihre Verantwortung! und auch meine... schlicht, jedermanns.

  9. 87.

    Big MaxMittwoch, 26.04.2023 | 12:47 Uhr
    Antwort auf [Martina] vom 26.04.2023 um 12:20
    "lieber einen "ordlichen" Dorfplatz als als ein Park nach "Görlitzer" Art"

    Sie können sich gerne die Kante geben in der "Deutschen Eiche" dem "Goldenen Hirsch" - oder auch in der gepflegten Weinhandlung. Gerne dürfen Sie auch die Eierlikör-Manufaktur in Senftenberg feiern. Die Kultur der überall aufkommenden Hausbrauereien und Schnapsbrennereien. Alles gepflegt hochkulturelle Orte des gepflegt gutbürgerlichen Drogenkonsums.
    Verbunden mit der "industriellen Grundlage Deutschlands" - die es unbedingt zu pflegen und zu erhalten gilt.
    Weshalb der Konsum, der Verkauf nicht illegal auf Ihrem Dorfplatz stattfindet. Mit allem kollateral der daran hinge.

    Der Görlitzer Park wird irgendwann wieder einfach ein Park sein. Kann ich MEINE Kulturdroge Cannabis so selbstverständlich geniessen. Gast einer Örtlichkeit sein, in der eine gute Lage gefeiert wird. Oder das Reinheitsgebot bei der Aufzucht.

  10. 85.

    Haben sie ein konkretes Beispiel, sonst ist das nur als billige Relativierung rechter Gewalt zu werten.

  11. 84.

    Schön, dass Sie sich so offenbaren.
    "rassistischen Wahlkampf der Berliner CDU"
    Wenn dem tatsächlich so wäre müsste sich doch der Verfassungsschutz oder die Staatsanwaötschaft wegen "Volkverhetzung" darum kümmern? Art.3 GG

  12. 83.

    Verharmlosung ist ein probates Mittel, wirkt aber nur bei Ihresgleichen.

    Weite Teile der AfD sind offen rassistisch, neofaschistisch, fremdenfeindlich, antidemokratisch, verfassungsfeindlich eingestellt. siehe auch "Rechter Flügel", Junge Alternative etc.
    Wer sich mit diesen Menschen gleich macht, mit deren Ideen sympathisiert oder auch nur aus Protest dort sein Häkchen macht, hat unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung nicht verstanden und wird zurecht gleichgesetzt mit den Nazis in dieser Partei.

  13. 82.

    "Nix selbet dazuspinnen was Niemand schrieb ; ) " Und warum machen sie dann genau das?

    Und wo sehen sie "Allgemeinplätze, Whataboutismen und Behauptungen"? Ich habe lediglich Fakten aufgezählt. Im besagten Landkreis wurde die rechtsextreme AfD mit 26,5% gewählt.

    Stimmt, ihr "Kommentar" ist mehr als albern. Und nicht nur das, er hat keinen Bezug zu meinem Kommentar. Und nun können sie sich den Schaum vorm Mund wieder abwischen, das sieht nicht schön aus.

    Getroffene Hunde und so...

  14. 81.

    Kurz: (reale) Existenzängste führten/führen zu Faschismus?
    Klingt nach einem recht plumpen Narrativ und einer Überbewertung dieser 12 Jahre Deutscher Geschichte.
    Diese waren für unsere Familie nicht prägend oder nachhaltig relevant.
    Großeltern 1890er/1900er und meine Eltern 1930er Jahrgänge.
    Und ich sehe - abseits der unstrittigen nationalstaatlichen Verantwortung #Nie_wieder - keinen Grund mich unnötig damit zu beschäftigen.

  15. 80.

    17 % AFD ( letzte Umfrage Öffentliche ).
    17 % Nazi ..... ?
    Bitte Gehirn einschalten sonst ( zu naiv und zu billig ) und dann schreiben !

  16. 78.

    Sie schäumen ja vor Wut, haben Sie ein Problem mit unserem Bildungssystem? Oder allgemein mit dem Verständnis unserer rechtlichen Grundordnung?

  17. 77.

    Schön, dass Sie sich so offenbaren und ein Paradebeispiel für politischen Populismus liefern.
    "rassistischen Wahlkampf der Berliner CDU"
    Wenn dem tatsächlich so wäre müsste sich der Verfassungsschutz oder die Staatsanwaötschaft wegen "Volkverhetzung" darum kümmern ; ) Art.3 GG
    Sie müssen keine "Drogen nehmen" oder "völlig verblödet sein" - einfach mal weniger radikal in Behauptungen ; )

  18. 76.

    Kleiner Tip zu Einordnung der AFD, lesen Sie in RBB24 den Artikel zur Jugendorganisation der AFD, die der Verfassungsschutz als rechtsextrem einstuft!

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