Gewalt in Berliner Bädern - Polizei ermittelt nach Schlägerei im Sommerbad Kreuzberg

Mo 17.07.23 | 15:08 Uhr
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Archivbild: Zwei Polizsten der Mobilen Wache gehen auf das Prinzenbad in Kreuzberg zu. (Quelle: dpa/P. Zinken)
Audio: rbb24 Inforadio | 17.07.2023 | Peter Klinke | Bild: dpa/P. Zinken

Erneute Gewalttat in einem Berliner Freibad: Im Prinzenbad wurde ein 32-Jähriger am Sonntagabend von einem 15-Jährigen bewusstlos geschlagen. Das Sommerbad Neukölln öffnete unterdessen nach einwöchiger Pause wieder.

Im Sommerbad Kreuzberg ist es am frühen Sonntagabend zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung gekommen. Das bestätigte ein Sprecher der Berliner Polizei dem rbb am Montagmorgen. Polizeibeamte mussten demnach eingreifen.

Es soll in dem Bad in der Prinzenstraße gegen 18 Uhr zu einem Streit zwischen einem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes und fünf Personen gekommen sein, wie der Sprecher weiter erklärte. In einer Mitteilung der Polizei ist von "einer Auseinandersetzung zwischen zwei Personengruppen" die Rede. Zuvor hatte der "Tagesspiegel" berichtet.

Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung

Ersten Erkenntnissen zufolge hat ein 32-jähriger Badegast versucht, die Parteien zu trennen. Ein 15 Jahre alter Tatverdächtiger soll ihm daraufhin mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Der 32-Jährige habe das Bewusstsein verloren und sei zu Boden gegangen, hieß es weiter. Zwei weitere Personen hätten dann mehrfach auf ihn eingeschlagen und eingetreten.

Der Schlichter habe sich Verletzungen im Kopf- und Oberkörperbereich zugezogen. Nach Angaben der Polizei wurde er zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus gebracht.

Der 15-jährige Tatverdächtige sei vor Ort festgenommen worden. Er sei später seiner Familie übergeben worden. "Ein zweiter, ebenfalls 15 Jahre alter Tatverdächtiger konnte namhaft gemacht werden", teilte die Polizei weiter mit. Gegen sie werde wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt, konkretisierte der Polizeisprecher. Der dritte Angreifer sei unerkannt vom Tatort geflüchtet.

Polizei sieht ansonsten "keine Auffälligkeiten"

Neben diesem Ereignis habe man am Wochenende in den Berliner Sommerbädern aber keine außergewöhnlichen Beobachtungen gemacht, sagte er weiter. "Wir haben mit mobilen Wachen vor manchen Bädern Präsenz gezeigt. Es gab dort keine Auffälligkeiten." Wieviele Polizeikräfte am Wochenende für die Berliner Sommerbäder abgestellt wurden, konnte er nicht sagen.

Nach mehreren Gewaltfällen in den vergangenen Wochen gilt seit dem Wochenende in Berlins Sommerbädern eine Ausweispflicht. Am Samstag bildeten sich angesichts sehr hoher Temperaturen lange Wartschlangen vor den Eingängen. Mancherorts, darunter in Pankow, am Insulaner und in der Seestraße, konnten nachmittags keine weiteren Gäste mehr die Bäder betreten. Streng kontrolliert wurde der Lichtbildausweis dpa-Reportern zufolge beim Einlass indes nicht.

Archivbild: Berlin, das Sommerbad bzw. Columbiabad der Berliner Bäder-Betriebe (BBB) in Neukölln. (Quelle: dpa/sulupress)
Wieder geöffnet: das Columbiabad in Neukölln | Bild: dpa/sulupress

Berliner Bäderbetriebe wollen bald strenger kontrollieren

Die Berliner Bäderbetriebe teilten am Montag mit, das erste Wochenende mit Ausweispflicht in den Schwimmbädern sei positiv verlaufen. Die Kundinnen und Kunden hätten "überwiegend viel Verständnis für die Maßnahme" gezeigt.

Die Ausweispflicht sei zunächst "noch kulant gehandhabt worden", hieß es in der Mitteilung weiter. Das werde sich nach einer Übergangsfrist von einigen Tagen jedoch ändern. Darüber hinaus sind weitere Maßnahmen in Arbeit, um einen personalisierten Eintritt in die Berliner Freibäder einzuführen. Welche genau das sind, blieb unklar.

Datenschutzbeauftragte überprüft Sicherheitsmaßnahmen

Die Berliner Datenschutzbeauftragte Meike Kamp will die neuen Sicherheitsvorkehrungen für Freibäder kritisch unter die Lupe nehmen. Sie werde sowohl die seit dem Wochenende praktizierte Ausweispflicht als auch die geplante Videoüberwachung an den Eingängen von Columbia- und Prinzenbad "datenschutzrechtlich prüfen", sagte Kamp am Montag der Deutschen Presse-Agentur, nachdem sie sich gegenüber dem Portal netzpolitik.org zuvor ähnlich geäußert hatte. Die Überprüfung betreffe unter anderem den konkreten Zweck und die Eignung der Maßnahme sowie die Art der Datenverarbeitung.

"Grundsätzlich gilt, dass die Sicherheit in den Freibädern für alle Gäste zu gewährleisten ist, aber die Wahl der Mittel zur Gewährleistung dieser Sicherheit gesetzlich zulässig und
verhältnismäßig sein muss", so Kamp. "Bei der Prüfung der Verhältnismäßigkeit ist auch das Grundrecht der Badegäste auf ihre informationelle Selbstbestimmung zu beachten." Zu prüfen sei deshalb, ob Videoüberwachung oder Ausweispflicht geeignet, erforderlich und angemessen seien, um die angestrebte Sicherheit in den Freibädern zu erreichen.

Politische Debatte läuft weiter

Unterdessen hat nach einer rund einwöchigen Schließung das Sommerbad Neukölln auf dem Columbiadamm am Montagmorgen wieder die Tore geöffnet. Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung am Sonntag vor einer Woche war das Freibad vorläufig geschlossen worden. Zu viele Beschäftigte hatte sich krank gemeldet.

Die jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen in den vergangenen Wochen in manchen Berliner Sommerbädern hatten in der vergangenen Woche eine neue politische Debatte ausgelöst. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatten sich auf neue Maßnahmen in den Schwimmbädern verständigt. Dazu zählen eine Ausweispflicht sowie mobile Polizeiwachen vor drei Bädern.

Der designierte Generalsekretär der Bundes-CDU, Carsten Linnemann, forderte die konsequente Bestrafung von Gewalttätern noch am Tattag. Der Richterbund wandte ein, ohne zusätzliches Personal sei das nicht zu leisten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.07.2023, 9 Uhr

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19 Kommentare

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  1. 19.

    Berlin muss endlich mehr Geld für Integration ausgeben, statt zu sparen. Es müssten mehr Anlaufzentren für Kinder und Jugendliche geschaffen werden. Billigere Tickets für Schwimmbäder und kostenloser ÖPNV.

  2. 18.

    Leider läßt sich nicht alles hier beantworten. Es wird gut gefiltert was hier zu lesen ist.

  3. 17.

    Das Schlimmste ist, dass die Politik, was derartige Dinge von einer bestimmten Klientel schon jahrelang beschönigt hat und es immer noch macht.
    Ich habe keinerlei Lust mehr überhaupt noch zu wählen zu gehen.
    Diese Menschen wollen sich gar nicht integrieren.
    Tut mir leid aber die Mehrzahl geht mir gehörig auf den Zünder

  4. 15.

    >"Es ist überhaupt kein(natürlich sachlicher) Diskurs mehr möglich!"
    Mit wem wollen Sie denn auch diskutieren? In der Öfffentlichkeit und der Politik sind die Ursachen ausdiskutiert. Wir Otto Normal wissen, wer sich wie verhält und warum. Die Politik weiß das eigentlich auch.
    Ja und die jenigen. die sich da nicht an allgemein gesellschaftliche Umgangsformen halten, sind sowieso diskussionsresestend bzw. verstehen das ganze Thema überhaupt nicht.
    Auf dieser Grundlage ist, wie Sie richtig bemerken, kein Diskurs mehr möglich und eigentlich auch nicht mehr erforderlich.

  5. 14.

    Sie kpönnen sich bei den Chaoten bedanken, die uns das eingebrockt haben.

  6. 13.

    Sehr richtig!
    Leider verschließt nicht nur die Politik die Augen!
    Auch einige Kommentatoren hier sind wahre Meister darin sich alles schön zu reden und wenn jemand einen anderen Blick auf's ganze hat, als Rechten oder Menschenfeind zu diffamieren!
    Es ist überhaupt kein(natürlich sachlicher) Diskurs mehr möglich!
    Es nervt nur noch. . . . . . .

  7. 12.

    Diese toxische Männlichkeit ist ein Problem - auch unter Deutschen ohne Migrationshintergrund. Hooligans und viele Rechtsextreme verknüpfen ihre Gewaltneigung mit einem vermeintlichen "Männlichkeitskult". Daher sind viele davon auch affin für Kampfsport ("Kampf der Niebenlungen"), illegalen Waffenbesitz bis hin zu Handgranaten und körperlicher Bedrohung ihrer selbstauserkorenen "Feinde". Statt Konflikte verbal zu lösen, wird körperliche Gewalt als besonders "männlich" bevorzugt. Das kann dann bis in den Knast führen. Manche sind darauf auch noch "stolz".

    "Wir brauchen mehr Männlichkeit", hatte auch Björn Höcke 2015 bei einer Rede in Erfurt gefordert. Der rechtsextreme Gewalttäter Breivik (Norwegen) hat Muskelposen gezeigt, als er von der Polizei erkennungsdienstlich fotografiert werden sollte. Schon zur NS-Zeit gab es in dieser Szene einen absurden "Männlicheitskult", der sich an Körper und Gewalt orientierte. Manche Gesten und Reden von Putin erinnern ebenfalls daran. Ekelhaft.

  8. 11.

    1Ich möchte Ihnen nicht wünschen, dass Sie mal wegen eines Kriegs ihr Land verlassen müssen. Und dann nur noch ihr nacktes Leben retten können und ein Handy mit sich führen. Selbst dann kommen noch merkwürdige Hetzer mit Sozialneid aus dem Busch: "Der Flüchtling hat ein (vermeintlich) besseres Handy als ich ...".

    Ähmmmm, was hat das jetzt alles mit dem Schlagen vor Kleinkindern zu tun?

    Whataboutism pur

  9. 10.

    >"da wurde nicht tagelang diskutiert und Kuschelpädagogik betrieben!"
    Sie sagen es. Das waren die Zeiten vor Diskussionskreisen und Kuschelkurse. Dies waren auch die Zeiten, in denen das Individuum als Teil einer sozialen Gemeinschaft propagiert wurde. Heute ist die Gesellschaft ausschließlich für alle Individuen da. 84 Mio Individualisten, aber keine Gemeinschaft.

  10. 9.

    Wird denn schon nach den anderen entkommenen Schlägern mit Bild öffentlich gefahndet? Wo sind die Body-Cams? Bei Steuerhinterziehung geht einer in den Knast, beim Verbreiten von Angst und Schrecken und bei gewalttätigen Angriffen gibt es nichts.

    Der neue "Beißer" der CDU Linnemann fordert "Schnellprozesse" mit Verurteilung am selben Tage. Das ist theoretisch denkbar, aber nicht wirklich machbar. Normale fundierte Verfahren reichen meines Erachtens aus. Aber die Richter berücksichtigen bei solchen Schlägertypen zu sehr die schwere Jugend, das schwierige soziale Umfeld und alle möglichen entlastenden Faktoren. So werden Täter nur noch ermutigt weiter zu machen und sich selbst gar als Opfer zu sehen.

  11. 8.

    Die Ausweiskontrolle ist unzureichend und kann an der Kasse / am Einlass gar nicht sichergestellt werden.
    Ich schlage vor: Videoüberwachung zur Abschreckung u. für die Identifizierung der Straftäter und für die Durchsetzung von Hausverboten.
    Es wäre auch gut, für Kinder bis 14 Jahren mit den Eltern, gesonderte Öffnungszeiten anzubieten (vielleicht Tage-weise?). In dieser Zeit sollte kein Einlass für die älteren Jugendlichen erfolgen. Die können sich ja dann zu anderen Zeiten prügeln...

  12. 7.

    "Streng kontrolliert wurde der Lichtbildausweis dpa-Reportern zufolge beim Einlass indes nicht."
    Wie denn auch, was soll die gestzl. Grundlage sein? Personalausweis-Gesetz? Sicher nicht.

  13. 6.

    Es gab im TV vor ein paar Tagen ein Interview mit dem Psychologen Herr Mansour über dieses Thema. Er benannte die Gruppen aus den diese toxische Männlichkeit komm sehr genau. Und was macht die Politik? Sie schließt die Augen vor diesem seit Jahren bestehenden Problem und kommt mit Placebos! Hier ist die Integration krachend gescheitert und es wird der Intoleranz auch noch Freiraum gegeben!

  14. 5.

    Da wird vermutlich nichts rauskommen. Auch wird niemand gegen die Kiezschläger aussagen wollen oder können, wenn ihnen die Gesundheit lieb ist.
    Die eigentlichen Ursachen bleiben im Nebel. So wird das nichts.

  15. 4.

    Was soll das heißen? Wollen Sie die Genfer Flüchtlingskonventionen abschaffen, damit Sie ohne Perso ins Schwimmbad gehen können? Falls Sie überhaupt wirklich Bäder besuchen und nicht nur auf (rechts-)populistische Stimmungsmache aus sind? Ich möchte Ihnen nicht wünschen, dass Sie mal wegen eines Kriegs ihr Land verlassen müssen. Und dann nur noch ihr nacktes Leben retten können und ein Handy mit sich führen. Selbst dann kommen noch merkwürdige Hetzer mit Sozialneid aus dem Busch: "Der Flüchtling hat ein (vermeintlich) besseres Handy als ich ...".

  16. 3.

    Früher wurden solche Vorkommnisse ganz unbürokratisch und effektiv geregelt: Der/Die Kerle bekamen eine Harke oder Besen plus Handfeger und Schaufel in die Hand und der Bademeister, der damals noch eine Respektperson war, überwachte das Ganze. Das waren noch Zeiten, da wurde nicht tagelang diskutiert und Kuschelpädagogik betrieben!

  17. 2.

    Natürlich ist es wahrscheinlich populistisch aber paradox ist es auch das ich um Schutz zu suchen in Deutschland nur wenige Papiere bis gar keine brauche aber um schwimmen zu gehen in Berlin einen Ausweis! Hat echt was und ja ihr könnt alle loslegen das ist nicht mehr normal ! Und geholfen hat es ja nun auch nicht ! Danke liebe Politik für gar nichts !

  18. 1.

    Den Tätern ein lebenslanges Schwimmbadverbot.

    Was für Traumata Kinder wohl erlitten haben (Mann wurde bewusstlos geschlagen) ? Insbesondere sind Kinder vor Proleten zu schützen.

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