Neue Obergrenzen für Besucher möglich - Berliner Bäder wollen gesamtes Sicherheits-Konzept überprüfen

Mi 12.07.23 | 17:51 Uhr
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Zwei Polizsten der Mobilen Wache gehen auf das Prinzenbad in Kreuzberg zu (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Video: rbb|24 | 12.07.2023 | Nachrichten | Bild: dpa

Mitarbeitende schildern in einem Brandbrief "untragbare" Zustände im Columbiabad in Neukölln und fordern unter anderem strengere Einlasskontrollen. Die Bäder-Betriebe reagieren nun und stellen ihr Sicherheitssystem auf den Prüfstand.

  • Bäder-Betriebe bringen veränderte Besucher-Obergrenzen ins Spiel
  • Wegner und Spranger kündigen kurzfristig Maßnahmen an
  • Mitarbeitende im Columbiabad beklagen in Brandbrief Personalmangel
  • Öffnungszeiten in Bädern wegen vieler Krankmeldungen eingeschränkt

Die Berliner Bäderbetriebe werden in den kommenden Wochen "alle Maßnahmen zum sicheren Badebetrieb komplett auf den Prüfstand" stellen. Das teilte das Unternehmen rbb|24 auf Anfrage mit.

Dazu gehören demnach veränderte Obergrenzen für Besucherinnen und Besucher und härtere Maßnahmen bei Verstößen gegen die Haus- und Badeordnung. Alles werde diskutiert, "einiges werden wir schnell umsetzen, anderes wird Zeit brauchen", so Johannes Kleinsorg, Vorstandsvorsitzender der Berliner Bäder-Betriebe. Die Rückendeckung durch die Berliner Politik sei unerlässlich.

Die Bäder-Betriebe seien "besorgt über die aktuelle Entwicklung in einigen Sommerbädern", hieß es außerdem in der Mitteilung. Einzelne Gruppen von Badegästen trügen Konflikte, auch gewalttätig, in den Bädern aus. Nicht selten werde auch das Personal der Bäder involviert.

Wegner kündigt kurzfristig Maßnahmen gegen Gewalt in Schwimmbädern an

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte zuvor als Reaktion auf einen Brandbrief von Bäder-Mitarbeitenden kurzfristige Maßnahmen angekündigt. Wie genau diese aussehen sollen, hatte Wegner am Mittwoch aber noch nicht gesagt. Er sei dazu mit Innensenatorin Iris Spranger (SPD) im Gespräch.

Klar sei aber, dass man nicht jedes Bad mit einer Hundertschaft der Polizei überwachen könne. Man müsse auch mit den Sicherheitsdiensten in den Bädern gute Bedingungen schaffen. Der Senat dulde nicht, dass ein kleiner Teil der Bäder zu rechtsfreien Räumen werde, so Wegner. Es seien einige wenige Freibäder, "wo es immer wieder eskaliert. Es sind drei, die werden wir uns genau anschauen."

Brandbrief von Mitarbeitenden

Mitarbeiter des Columbiabads hatten sich laut einem Bericht des "Tagesspiegel" bereits Mitte Juni in einem Brief an die Leitung der Bäderbetriebe gewandt. Darin werde "auf das untragbare Ausmaß der Umstände" aufmerksam gemacht. Täglich werde die Hausordnung "vorsätzlich missachtet". Mitarbeitern, Frauen, Minderheiten, besonders trans und queeren Menschen, werde immer häufiger Gewalt angedroht. "Verbale Attacken, das Spucken oder Pöbeln" seien üblich. Personal werde "bewusst psychisch terrorisiert".

Das Sicherheitspersonal sei überfordert und nicht in der Lage, Hausverbote durchzusetzen oder Straftaten anzuzeigen. Die Bediensteten schreiben demnach von einer "eklatanten Unterbesetzung des Personals". Sie fordern unter anderem in der Hauptzeit Zugang und Tageskarten nur für Familien mit Kindern, ständig Polizei vor Ort, nur Online-Tickets und namentlichen Einlass.

Die Bäder-Betriebe teilten rbb|24 auf Anfrage mit, dass als Reaktion auf den Brandbrief die Kommunikation mit der Polizei intensiviert worden sei, außerdem seien Workshops zum Thema Krisenintervention und individuelle psychologische Betreuung angeboten worden. Für die laufende Saison seien bereits mehr Sicherheitskräfte eingesetzt und die Zäune verstärkt worden. Außerdem seien die Rutschen und Sprungtürme in Pankow und Neukölln geschlossen worden.

Immer wieder kommt es in Berliner Freibädern zu Gewalt und Randale

Aus einer Statistik der Berliner Polizei geht hervor, dass es im Jahr 2022 zu 57 Gewaltdelikten in Berliner Freibädern kam. 2018 waren es 77 und 2019 71. In den Jahren 2020 und 2021 sind die Zahlen aufgrund der Corona-Pandemie nicht aussagekräftig.

Zuletzt war es am Sonntag im Columbiabad zu Auseinandersetzungen zwischen jugendlichen Badbesuchern mit den Beschäftigten und dem Sicherheitsdienst des Bades gekommen. Außerdem hatten sich im Prinzenbad in Berlin-Kreuzberg zwei Besucher geprügelt.

Grüne fordern verschärfte Hausverbote

Die Berliner Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) setzt bei dem Thema auch auf Prävention. Kinder würden nicht als Kriminelle geboren, sagte Badenberg am Mittwoch dem ARD-Hauptstadtstudio. Hier sei es wichtig, als Gesellschaft aufmerksam zu sein und auf Fehlentwicklungen hinzuweisen. Die Berliner Grünen forderten in einer Pressemitteilung bei gewalttätigen Mehrfachtäten ein berlinweites Hausverbot für die Schwimmbäder in Berlin.

Mit Stand vom 22. Juni waren in Berliner Bädern 2023 ungefähr 25 Mal Hausverbote ausgesprochen worden. Das hatten die Bäderbetriebe rbb|24 auf Nachfrage mitgeteilt. Es seien in erster Linie Fälle aus den Sommerbädern Pankow, Neukölln, Olympiastadion und Insulaner. Aber auch im Stadtbad Schöneberg (Hallenbad) seien bereits Hausverbote verhängt worden.

2022 waren in Berliner Bädern insgesamt 133 Hausverbote erteilt worden, 2019 waren es 432. Im Jahr 2018 waren 572 Hausverbote erteilt worden.

Mobile Wache am Prinzenbad (Quelle: rbb/Felix Michel)

Polizei mit "mobilen Wachen" vor Freibädern

Derweil schlägt das Thema auch Wellen in der Bundespolitik. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach sich für Polizeipräsenz aus. Der Rechtsstaat müsse gerade in öffentlichen Schwimmbädern, wo viele Kinder und Jugendliche seien, hart gegen Gewalt vorgehen, sagte sie am Mittwoch in Berlin. "Das heißt auch: Polizeipräsenz. Ich will das ganz deutlich sagen."

Die Berliner Polizei war am Mittwoch zum Ferienstart mit einer sogenannten mobilen Wache vor dem Prinzenbad in Friedrichshain-Kreuzberg präsent. Die Polizei hatte bereits Ende Juni angekündigt, während des Sommers vor ausgewählten Bädern auf diese Art immer wieder sichtbar und ansprechbar zu sein. Mit Blick auf die derzeitige Schließung des nur wenige Kilometer entfernten Columbiabads war der Einsatzort der "mobilen Wache" der Direktion 5 am Mittwoch kurzerhand vor das Prinzenbad verlegt worden, wie die Deutsche Presse-Agentur (DPA) erfuhr.

Bäder wegen vieler kranker Mitarbeiter nur eingeschränkt geöffnet

Das Columbiabad in Neukölln öffnete auch am Mittwoch nicht. Derzeit werde nach Wegen gesucht, das geschlossene Sommerbad Neukölln schnellstmöglich wieder zu öffnen, hieß es am Mittwochnachmittag.

Das Freibad ist seit Montag zu. Grund sei ein hoher Krankenstand der Mitarbeiter, man bemühe sich, das Bad so schnell wie möglich wieder zu öffnen, so die Bäder-Betriebe am Dienstag.

Auch das Kombibad Mariendorf und das Sommerbad im Kombibad Gropiusstadt seien aktuell von hohem Krankenstand betroffen, sagte die Sprecherin weiter. Dort würden aber zumindest eingeschränkte Öffnungszeiten angeboten. Das Sommerbad Mariendorf sei bis Sonntag zwischen 12 und 20 Uhr geöffnet, das Hallenbad montags bis donnerstags jeweils zwischen 6:30 und 8 Uhr. Wegen eines Defektes einer Trennwand ist das Schwimmen dort bis auf Weiteres aber nur auf 25-Meter-Bahnen möglich.

Das Sommerbad im Kombibad Gropiusstadt ist bis zum 16. Juli statt von 7 bis 20 Uhr nur von 11 bis 19 Uhr geöffnet.

Sendung: rbb24 Abendschau, 12.07.2023, 19:30 Uhr

54 Kommentare

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  1. 54.

    "Ich kritisiere ganz allgemein die Medien die sich zu Freude des rechten Mobs an der Gewalt aufgeilen. Sex & Crime sells."

    Was für ein Unsinn! - Es werden Freibäder geschlossen, es gibt einen hohen Krankenstand des Personals, die Politik muss sich mit der Gewalt von Jugendlichen in den Badeanstalten auseinandersetzen. Ich meine das sind schon Gründe, warum die Medien darüber berichten. Unangenehme Tatsachen zu verschweigen, nur weil ein paar ganz ängstliche fürchten, es könnte den falschen Leuten in die Hände spielen. Ohne die Probleme konkret anzusprechen, können sie auch nicht gelöst werden. Und die Probleme nicht in Angriff zu nehmen, sondern zu bagatellisieren, würde meiner Meinung nach der rechten Fraktion noch viel mehr Futter liefern.

  2. 53.

    Ich habe ihn gelesen, sollten sie auch mal tun. Und ihr vierter Satz ist einfach nur Blödsinn aber das wissen sie auch.

    Es bleibt ihr Rätsel warum sie ihn dennoch schreiben. Schwurbeln statt Argumente.

  3. 52.

    Stimmt, meine Schuld ist ein Kommentar. Aber wo sehen Sie hier schon wieder was rechtspopulistisches? Vielleicht sollten sie ihn mal lesen. Oder haben Sie Angst sie können sich anstecken mit einer vermeintlich rechten Meinung?

  4. 51.

    "Ein typischer Ablenkungskommentar. " Wovon will ich denn angeblich ablenken?

    Ich kritisiere ganz allgemein die Medien die sich zu Freude des rechten Mobs an der Gewalt aufgeilen. Sex & Crime sells.

    Clickbaiting bedient deren niedrige Instinkte, statt nach Ursachen zu suchen.

    "Wer hier lediglich besorgt tut, dass Rechte jubeln, möchte das offenkundige Problem in den Bädern gar nicht lösen. "

    Als Demokrat sollte man aber besorgt sein wenn Rechte jubeln und wenn Probleme, die ja unstrittig vorhanden sind, aufgebauscht werden.

    Man hat die Bäderbetriebe, auch personell, bis an die Grenzen kaputtgespart. Eine Folge der "sparen bis es quietscht" Politik unter Wowereit und schwarz-rot. Man hat das Problem an die Polizei ausgelagert, die dafür eigentlich überhaupt nicht zuständig ist.

  5. 50.

    Sehr interessant, in der Tat. Das ist nämlich kein Artikel, sondern die persönliche Meinung von Werner van Bebber und so auch klar vom TS als Kommentar gekennzeichnet.

    Werner van Bebber schreibt auch für den rechtspopulistischen "Cicero".

  6. 49.

    Ein typischer Ablenkungskommentar.
    Es geht um uns alle, um das gesellschaftliche Klima, unser Leben. Ich möchte, dass diese Mißstände grundsätzlich beschrieben und dann bekämpft werden.
    Mit der genauen Beschreibung des Problems fängt dessen Bearbeitung an.
    Wer hier lediglich besorgt tut, dass Rechte jubeln, möchte das offenkundige Problem in den Bädern gar nicht lösen.

  7. 48.

    "Die Berliner Grünen forderten in einer Pressemitteilung bei gewalttätigen Mehrfachtäten ein berlinweites Hausverbot für die Schwimmbäder in Berlin."
    Aha, dann wäre interessant wie sie dies umsetzen wollen? Wie soll so ein Hausverbot kontrolliert werden?
    Gesichtsscanner wie am Airport nur für Männer?
    Frauen und Kinder an getrennter Kasse einlassen?
    Ich bin gespannt!
    Wer meint das sich diese Klientel von Hausverboten abschrecken lässt liegt n. m. M. falsch!

  8. 47.

    Vielleicht mal diesen Artikel lesen:https://www.tagesspiegel.de/berlin/gerede-uber-randale-in-berlins-freibadern-zeit-uber-ursachen-statt-uber-symptome-zu-reden-10134541.html
    Sehr interessant.

  9. 46.

    Ziemlich sensationslüstig du und deine Töchter. Als Mutter würde ich das nicht meinen Kindern wünschen so aufzuwachen und sich an Prügelei zu erheitern.

  10. 45.

    Eine Beschränkung der erlaubten anwesenden Gäste ist doch auch ein Gewinn für diejenigen, die (nicht zu knapp) Eintritt gezahlt haben: ich erinnere mich an Bilder von Schwimmbecken, bei denen eine Schwimmaufsicht quasi unnötig wurde, weil sich Körper an Körper schmiegte und keiner umfallen konnte.
    Aggressionen werden sicherlich durch diese unangenehme fehlende Distanz geschürt. So verlagern sich die Krawalle zwar vor die Schwimmbäder, aber die Polizei kann dort ungehindert eingreifen.

  11. 44.

    Was sind wir nur für eine Gesellschaft geworden??? Mit Kind ins Freibad…..unmöglich…..Abend auf die Straße ohne angepöbelt zu werden unmöglich….Deutschland ist bald unmöglich.

  12. 43.

    Einlasskontrollen und wirkungsvolle Security klappt in jeden Nachtclub. Warum nicht auch in Freibädern nach gleichem Prinzip? Ich würde schon aus Prinzip einige Gruppen nicht rein lassen - nennt sich Prävention. Die Grünen sehen es natürlich anders, die schicken dann Familien eher weiter weg

  13. 42.

    Schlimm das so viele Menschen sich jetzt einschränken müssen.
    Diese Gruppen die sich nicht benehmen können,terrosieren uns immer mehr.
    Es ist wirklich nicht mehr zu ertragen in Berlin.

  14. 41.

    Frau Faeser ist bis heute nicht in der Lage trotz Warnung aller Innenminister und Polizei, auch solche Gäste aus Deutschland fern zu halten oder Abzuschieben- große Töne der Verursacher solcher Ereignisse

  15. 39.

    „Grüne fordern“. Die Situation ist das Ergebnis deren Politik bis heute. Schizophren

  16. 38.

    Das wird aufgebauscht ohne Ende. Clickbaiting sagt man dazu heute. Der rechte Mob jubelt.

  17. 37.

    Warum wird hier soviel rumgeeiert? Klartext: Es ist und bleibt ein kulturelles halbstarken Problem. Zuhause klein mit Hut und im Freibad mit der ersten Brustbehaarung rumpöbeln und rumrandalieren. (Und nein, ich bin keiner aus der rechten Ecke, ich bin ein zivilisierter 70-er Jahre Gastarbeiter-Vollmigrant).

  18. 36.

    Offenbar ist es für die Mitarbeiter in den von Männergewalt betroffenen Bädern eben nicht so rosig, wie Sie das hier schildern.
    Möchten Sie täglich in Ihrer Arbeit Pöbeleien, Androhung von Gewalt erleben?
    Das muss jetzt nachhaltig geklärt und womöglich organisarisch anders gelöst werden.
    Ausschließlich Online-Tickets wäre vielleicht hilfreich?

  19. 35.

    Wer sind die Personen, immer das gleiche Klientel.
    Nicht nur in Freibäder, überall wo Platz ist stehen Gruppen von Migranten und bekunden wer das sagen hat.
    Wann merkt die Regierung endlich das diese Kultur nicht mit der europäischen zusammen passt.
    Sollen wir alle auswandern um Platz zu machen ?
    Es reicht mit der Toleranz wenn man sich nicht anpassen will.

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