Räumung von Container-Dorf - 45 Wohnwagen-Bewohner:innen in Berlin-Köpenick umgesiedelt

Do 16.11.23 | 15:41 Uhr
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Containersiedlung Adlergestell in Treptow-Köpenick (Quelle: rbb/Carl Winterhagen)
Audio: rbb24 Inforadio | 16.11.2023 | Carl Winterhagen | Bild: rbb/Carl Winterhagen

Die Container-Siedlung in Treptow-Köpenick darf nicht mehr genutzt werden. Der Strom wurde abgestellt. Den Bewohner:innen werden andere Wohnmöglichkeiten vom Bezirk vermittelt. Von Linh Tran & Carl Winterhagen

Müllsäcke liegen zwischen den Containern und ein unangenehmer Geruch kommt aus der Toilette. Ratten soll es hier auch geben. Schlechte hygienische Zustände, Brandgefahr, Überbelegung. Das Bezirksamt Treptow-Köpenick spricht von "unhaltbaren Zuständen".

Über mehrere Jahre haben am Adlergestell in Treptow-Köpenick mehr als 100 Menschen in rund 37 Containern und 30 Wohnwagen direkt neben den Gleisen am S-Bahnhof Grünau gewohnt. Zwischen 500 und 700 Euro kostet ein kleiner Container im Monat. Für viele Bewohner besser als gar kein Dach über den Kopf.

Doch die Vermietung ist illegal. Das Bezirksamt hat die Nutzung als Wohnfläche verboten, zum Schutze der Bewohner:innen, wie es hieß. Der Eigentümer zeigte sich trotz mehrerer Hinweise uneinsichtig und vermietete weiterhin. Doch jetzt wurde der Strom abgestellt.

Bewohner sitzen im Dunkeln und Kalten

Am Dienstag, dem 14.11., sei die Gesellschaft StromNetz Berlin auf dem Gelände gewesen und habe festgestellt, dass es zu Stromdiebstahl gekommen war und auch Zähler manipuliert worden seien, teilte Stadtentwicklungs-Stadträtin Claudia Leistner (Grüne) mit. In diesem Zusammenhang gebe es auf dem Gelände eine akute Brandgefahr.

Eine weitere Gefahr bestehe darin, dass die Menschen aufgrund des fehlenden Stroms nun zu alternativen Heizmöglichkeiten greifen könnten wie Gas oder offenes Feuer. Das könnte wiederum auf das nahegelegende S-Bahn Gleis übergreifen, so Leistner.

Den Bewohner:innen wurden daraufhin andere Wohnmöglichkeiten angeboten. Leistner und Sozial-Stadträtin Carolin Weingart (Linke) betonen, dass es Ihnen darum gehe, passende Lösungen für die Bewohner zu finden. Das Grundbedürfnis, in den eigenen vier Wänden zu wohnen, solle weiterhin erfüllt werden. In einer großen Aktion mit Sozialhelfern sei es bisher gelungen, 45 Bewohner:innen auf Kosten des Bezirks erstmal in alternativen Wohnorten unterzubringen. "Ein Großteil der Menschen ist untergebracht einem Hotel", so Weingart. Menschen mit Haustieren seien in einer Pension untergebracht worden, wo auch Tiere erlaubt seien.

Ende des Monats soll endgültig Schluss sein

Eine von ihnen ist Nadja. Sie schaut am Donnerstag noch mal in ihren Briefkasten, als der rbb mit ihr spricht. Ein Jahr lang habe sie im Trailerpark gewohnt, erzählt sie. Sie sei froh, dort nicht mehr zu leben. Die Zustände seien kaum noch auszuhalten gewesen.

Trotzdem habe sie im Adlergestell auch eine schöne Zeit gehabt, sagt Nadja. Sie habe sich mit ihren Nachbarn angefreundet und im Sommer auch mit ihnen zusammen gegrillt. Mit ihrem Hund bleibe sie nun in der Pension und hoffe, bald eine richtige Wohnung zu finden.

Einige wenige ihrer Nachbarn sind noch in der Container-Siedlung. Auch diese versucht das Bezirksamt noch anderweitig unterzubekommen, bevor Ende November endgültig Schluss sein soll mit der illegalen Container-Siedlung. Dann sollen die Container geräumt werden, wenn bis dahin nicht alle Bewohner das Gelände verlassen haben.

"Wir hoffen, dass wir keine Räumung im klassischen Sinne haben, sondern es uns bis dahin gelungen ist, alle Menschen ausgezogen zu haben", sagt Weingart. Das Angebot nach alternativen Wohnmöglichkeiten sei jedoch freiwillig. Nicht alle würden das Angebot vom Bezirksamt nutzen, sagt die Bezirksstadträtin. "Das ist auch verständlich." Viele suchten sich andere Möglichkeiten, kämen zum Beispiel bei Freunden unter.

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.11.2023, 17:30 Uhr

8 Kommentare

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  1. 7.

    Ich glaube nicht, dass für alles und jedes der Staat zuständig ist. Ich gehe davon aus, dass zumindest der Großteil der Wagenbewohner Bürgergeldempfänger oder ähnliches sind. Es gibt genug Landstriche in Deutschland wo es noch erschwingliche Mieten gibt. Ich muss dann nicht unbedingt in Berlin wohnen.

  2. 6.

    "Müllsäcke liegen zwischen den Containern und ein unangenehmer Geruch kommt aus der Toilette. Ratten soll es hier auch geben. Schlechte hygienische Zustände, Brandgefahr, Überbelegung. Das Bezirksamt Treptow-Köpenick spricht von "unhaltbaren Zuständen"."

    Das befürworten Sie also?

  3. 5.

    Welche Konsequenzen hat das für den Vermieter, der sich illegal bereichert hat, u.a. durch Jobcenter bezahlte Miete, also Steuergeld?

  4. 4.

    Bei der angespannten Wohnsituation in Berlin und Ungebung, begrüße ich sehr diese Trailerparks oder das Wohnen oder Hauptsitz einer Gartenanlage/Datscha. Wir übernehmen doch sonst jeden Mist aus den USA.

  5. 3.

    Sehr oft werden die horrenden Mieten vom Jobcenter gezahlt und damit nicht nur den dort illegal Wohnenden geholfen, sondern auch dem skrupellosen Vermieter. Mir stellt sich die Frage, ob dieses Handeln der Jobcenter rechtmäßig ist.
    Sicher ist so ein Trailerpark besser als eine Brücke. Und sicher gibt es auch Menschen, denen diese Art des Wohnens gefällt. Aber auf Dauer ist es m.E. menschenunwürdig. Das ist mindestens genauso traurig wie die Tatsache, dass unser Staat nicht in der Lage ist, seinem eigenen Volk vernünftige Wohnmöglichkeiten zu bieten.

  6. 2.

    Ich bin gespannt, wo man Wohnungen für diese Menschen finden will….. ich vermute, die werden zum Großteil auf der Strasse landen….

  7. 1.

    500 - 700 € für einen kleinen Container? Wer bitte hat sich da an der Not von Menschen so bereichert? Wie ich an anderer Stelle las, wurden die Kosten zum Teil sogar vom Jobcenter übernommen, das gleiche Jobcenter, das Menschen jahrelang zum Umzug nötigte, wenn die Miete nur knapp über dem festgesetzten Betrag lag.

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