Vatertag - Himmelfahrt zwischen Besinnung und Besinnungslosigkeit

Do 09.05.24 | 08:22 Uhr
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Collage: Männer mit Alkoholbeladenem Bollerwagen - Himmelfahrtsprozession in Berlin - Familienausflug ins Grüne.(Quelle: picture alliance/ Moritz Frankenberg/IMAGO/picture alliance/Hans Huber)
Bild: picture alliance/ Moritz Frankenberg/IMAGO/picture alliance/Hans Huber

Christi Himmelfahrt, Vatertag, Herrentag oder auch Männertag: 40 Tage nach Ostern gibt es einen weiteren gesetzlichen Feiertag mit Prozessionen und Gottesdiensten. Weniger Fromme zieht es mit dem Bollerwagen zur Herrenpartie.

Wer Vatertag hört, hat oft das Bild von Gruppen betrunkener Männer vor Augen, die mit Bollerwagen voller Alkohol durch die Gegend ziehen. Andere freuen sich einfach darüber, dass sie mit nur einem genommenen Urlaubstag gleich vier Tage frei machen können. Dass am Donnerstag ein christlicher Feiertag – nämlich Christi Himmelfahrt – begangen wird, mag einigen Menschen gar nicht bewusst sein.

Vatertags-Ursprung: Aus dem Ruder gelaufene Prozession oder gelungene Werbestrategie?

Wie dieser christliche Festtag zum feucht-fröhlichen Herrentag wurde, ist nicht ganz klar. Bei Wikipedia heißt es, die heutige Form des Feierns sei gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin und Umgebung aufgekommen – "vermutlich aus wirtschaftlichen Interessen von Brauereiunternehmern ins Leben gerufen". Laut der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) hingegen gibt es Hinweise darauf, dass das Treiben am Vatertag aus dem Brauchtum rund um Himmelfahrt entstanden sein könnte. Bereits im 17. Jahrhundert hätten manche Prozessionen mit einem Trinkgelage geendet. Daraus hätten sich dann im 19. Jahrhundert in manchen Großstädten organisierte Ausflugsfahrten nur für Männer entwickelt.

Anfang des 20. Jahrhunderts rief dann ausgerechnet eine Frau - die US-Amerikanerin Louisa Dodd - eine Bewegung zur Ehrung von Vätern ins Leben. Sie und ihre fünf Geschwister waren nach dem Tod der Mutter allein von ihrem Vater großgezogen worden. Im Jahr 1910 wurde der "Father's Day" erstmals in Washington gefeiert.

Brandenburger Polizei will am Herrentag verstärkt Boote kontrollieren

Was auch immer der Ursprung ist, gefeiert wird der Vater- oder Herrentag häufig auch mit (viel) Alkohol. Die Brandenburger Polizei hat bereits angekündigt, auf den Gewässern im Land verstärkt zu kontrollieren. "Besonderes Augenmerk wird dabei auf das Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit sowie das Fahren unter Einwirkung von Alkohol und anderen berauschenden Mitteln gerichtet", erklärte ein Sprecher der Polizei.

Für Alkohol auf den Wasserstraßen in Brandenburg gelten laut Polizei grundsätzlich die gleichen Grenzwerte wie im Straßenverkehr. Wer ein Boot steuert, der muss ab 0,5 Promille mit einem Bußgeld rechnen, bei Fahrunsicherheiten sogar schon ab 0,3 Promille mit einem Strafverfahren. Die Polizei warnte zudem, dass durch den Alkohol eine erhöhte Gefahr für schnelleres Unterkühlen oder Ertrinken bestehe, wenn man ins Wasser fällt, und rät zum Tragen von Rettungswesten.

Mit der Familie am Vatertag ins Grüne

Das Wetter jedenfalls lädt zum Bootfahren ein: Höchsttemperaturen um 20 Grad und reichlich Sonnenschein sind in Berlin und Brandenburg für den Himmelfahrtstag vorhergesagt.

Und wer für den Tag noch nach einer ganz anderen Aktivität mit Freunden oder der Familie sucht, könnte beispielsweise nach Vögeln Ausschau halten. Der Naturschutzbund (Nabu) hat vom 9. bis 12. Mai, also von Vater- bis Muttertag, bundesweit zur "Stunde der Gartenvögel 2024" [nabu.de] aufgerufen. An einem ruhigen Platz im Garten, im Park oder auch von Balkon oder Zimmerfenster aus sollen dabei Vögel beobachtet und von jeder Art die höchste Anzahl notiert werden, die innerhalb einer Stunde gleichzeitig gesehen werden konnte. Der Nabu stellt dafür online auch eine "Zählhilfe" mit Bildern von den häufigsten Vogelarten zur Verfügung.

Vielleicht lohnt auch ein Auflug ins Storchendorf Linum (Ostprignitz-Ruppin). Dort wurde auf dem Dach des Besucherinformationszentrums "Storchenschmiede" jetzt das erste Storchenküken entdeckt. Beobachter der Storchen-Webcam [storchenschmiede.org] hätten den Nachwuchs gemeldet, sagte Stationsleiterin Kristin Garner dem rbb. Die "Storchenschmiede" hat an Himmelfahrt geöffnet.

Staus und erhöhte Unfallgefahr an Himmelfahrt

Allerdings muss für die Anfahrt voraussichtlich ein bisschen mehr Zeit eingeplant werden. Der ADAC rechnet am langen Himmelfahrtswochenende mit starkem Reise- und Ausflugsverkehr und warnt vor Staus - insbesondere auf den Fernstraßen von und zur Küste. Die erste "Stauspitze" könne es schon am Mittwochabend geben, so der Automobil-Club. Im vergangenen Jahr sei der Tag vor Christi Himmelfahrt einer der staureichsten des Jahres gewesen. Auch für den Sonntagabend rechnet der ADAC aufgrund des Rückreiseverkehrs mit Staus.

Aber egal, wohin man unterwegs ist, an Christi Himmelfahrt gilt besonders: Augen auf im Straßenverkehr. Denn laut dem Statistischen Bundesamt ist Himmelfahrt neben Neujahr und dem 1. Mai der Tag mit den meisten alkoholbedingten Verkehrsunfällen.

Gottesdienste unter freiem Himmel

Zu vollen Straßen kommt es auch deshalb, weil Himmelfahrt in allen Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag ist. Das gilt auch für viele Nachbarländer wie beispielsweise die Schweiz, Österreich, Dänemark oder die Niederlande. In Polen hingegen ist Christi Himmelfahrt kein gesetzlicher Feiertag.

Himmelfahrt wird immer 40 Tage nach Ostern an einem Donnerstag gefeiert, in diesem Jahr am 9. Mai. Im Neuen Testament, in der Apostelgeschichte, steht, dass Jesus nach der Wiederauferstehung noch 40 Tage bei seinen Jüngern war, bevor er zum Himmel aufstieg. Seit dem vierten Jahrhundert wird dieser Feiertag begangen - bis heute.

In Berlin zieht am Donnerstagvormittag nach einem Festgottesdienst im Dom eine Prozession zur Marienkirche am Alexanderplatz. Dort wird dann ein abschließender Gottesdienst mit Abendmahl gefeiert. Traditionell wird Christi Himmelfahrt auch mit Gottesdiensten unter freiem Himmel gefeiert. In Berlin und Brandenburg sind verschiedene Open-Air-Gottesdienste [ekbo.de] geplant - teilweise mit anschließendem Picknick oder Grillen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.05.2024, 6 Uhr

63 Kommentare

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  1. 63.

    Zitat: "Viele Christen verleugnen ihren Glauben oder sind aus der Kirche ausgetreten. Wir schaffen uns selbst ab. In unserem Glauben und gesellschaftlich. So geht das Christentum unter."

    Wie kommen Sie darauf, dass viele Christen in Deutschland ihren Glauben verleugnen; sich also nicht getrauen, ihren Gottglauben zuzugeben, Jürgen? Und dass es, nicht nur in Deutschland, in den letzten Jahren vermehrt zu Kirchenaustritten gekommen ist, liegt ja wohl auch an der mangelhaften Aufarbeitung eklatanter Verfehlungen und der Reformunwilligkeit des Systems Kirche. Zudem kann ich Ihre Behauptung bzw. Befürchtung nicht nachvollziehen, dass sich das Christentum und daraus folgernd die Gesellschaft in DE in Auflösung befinden würde.

  2. 62.

    "Frauen saufen auch." Und das ist auch gut so:-) Hoch die Tassen!

  3. 61.

    Oh doch, Sie missgönnen ganz außerordentlich, und merken es nicht mal Pfui Teufel!

  4. 60.

    Dann gehen Sie voran. Arbeiten Sie an Ostern, Pfingsten, und vor allem, Weihnachten. Die Pflegedienste, Pflegeheime, Krankenhäuser, Verkehrsunternehmen freuen sich über Ihren bereitwilligen Einsatz. Nur neidrn Sie Anderen nicht ihren Feiertag, nur weil Sie selbst nichts damit anzufangen wissen. Und übrigens, an Feiertagen gibt's auch entsprechende Lohnzuschläge, ohne Feiertag nicht.

  5. 59.

    Ach Ramona, Sie haben das wunderbar geschrieben. Stimme Ihnen zu. Viele haben die gleichen Empfindungen. Ein schönes Wochenende für Sie.

  6. 58.

    Nö, das finde ich mehr als egoistisch. Sie können den Menschen, denen dieser christliche Feiertag etwas bedeutet, doch diesen Tag gönnen. Diesen Tag als ,,Männertag'' zu feiern, finde ich bescheuert. Hier in Angermünde, waren viele besoffene, aggressive ,,Mäner'' unterwegs. Eine Bushaltestelle war mit Hakenkreuzen beschmiert. In einer Gartenanlage unter der Deutschland-und Reichbürgerflagge wurde gegrillt und gesoffen...Nee, nicht schön.

  7. 57.

    Hast zwar nicht immer recht, aber hiermit ganz doll! Schön geschrieben, find ich auch. Solltest Romane o.ä. schreiben...oder in die Politik gehen (grün!) oder ne Talkshow moderieren oder, oder....

  8. 56.

    Ich finde es schade, dass christliche Feiertage so unchristlich begangen werden. Andere Glaubensrichtungen
    feiern auch ihren Glauben. Viele Christen verleugnen ihren Glauben oder sind aus der Kirche ausgetreten. Wir schaffen uns selbst ab. In unserem Glauben und gesellschaftlich. So geht das Christentum unter.

  9. 55.

    Geniale Headline!

  10. 54.

    Mal ganz ehrlich, wer Feiertage braucht um innezuhalten, hat auch nicht alles richtig gemacht. Einfach mal so "stante pepe" ins Gras hauen, auf einem Grashalm knautschen und die Vögel, die Wolken, den Sterne ansehen und sich bewusst darüber freuen, das die einfach da sind. Besser als jedes Feiertagsgehudel - symbolisch ausgedrückt.

  11. 52.

    Dann arbeiten Sie aber auch fleißig, meine 2 Mille Rente möchte ich auch bekommen, wenn nur 4 Tage gearbeitet wird.

  12. 50.

    >“ Nee, Männerverein zur "flotten Henne"“
    Männerverein mit nem Frauenname ist mal sowas von divers! Darauf ein Stößken Männers… ;-)

  13. 48.

    Deinem Dank schließe ich mich an :)
    Zumal es meist ja einen Zuschlag gibt, lohnt sich damit sogar für viele.

  14. 47.

    >“ Hoffentlich kommt bald die Vier Tage Arbeits-Woche.“
    Ist doch bei vielen AGs heute schon möglich. Fragen Sie ruhig mal nach Reduzierung der Wochenstunden. Gibt dann logisch auch weniger Gehalt / Lohn, weniger Einzahlung in die Sozialkasse usw. Die goldene Kuh gibts leider nicht für 1,99 EUR ;-)

  15. 46.

    Muss man denn heute total ausgelastet von der Arbeit sein? Man hat ja nur noch zu funktionieren, hm?

  16. 45.

    >“… der kann sich doch an den Feiertagen einfach irgendwo ehrenamtlich betätigen.“
    Oder eben auch arbeiten gehen. Bei vielen Arbeitgebern, die sonst nur Wochentags zu Normalzeiten arbeiten, ist dies auch an Feiertagen möglich. Viele Menschen arbeiten auch dankenswerter Weise an Feiertagen für uns, z.B. Gesundheitswesen, Sicherheit, Polizei, ÖPNV usw.

  17. 44.

    Feiertage sind gut, theoretisch, weniger arbeiten.

    Hoffentlich kommt bald die Vier Tage Arbeits-Woche.

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