Fehlende Finanzierung - Rund 350 Familien betroffen - Tafeln in Bad Freienwalde stehen vor dem Aus

Mo 27.05.24 | 18:34 Uhr
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Symbolbild: Verschiedenen Fleischsorten, Wurstwaren, Vegetarisches und andere Kühlprodukte werden in einer Ausgabestelle des ASB für die Tafeln.(Quelle: picture alliance/dpa/Christian Charisius)
Audio: Antenne Brandenburg | 27.05.2024 | Elke Bader | Bild: picture alliance/dpa/Christian Charisius

Zwei Ausgabestellen der Tafeln in Bad Freienwalde müssen schließen. Nur noch bis Freitag können die Kunden versorgt werden. Der Grund: Es fehlt an Geld - vor allem für einen Kühlwagen.

Die Tafeln in Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) müssen schließen. Bis Freitag werden die Kunden noch an zwei Ausgabestellen mit Lebensmitteln und mehr versorgt, dann wird das Angebot jedoch eingestellt. Als Gründe verweist die Tafel auf gestiegene Kosten und fehlende Finanzierung für einen in die Jahre gekommenen Kühlwagen.

Neues Kühlfahrzeuge benötigt

Insbesondere die Kosten für den Kühlwagen beziehungsweise dessen Reperatur seien für die gemeinnützige Hilfsorganisation nicht mehr tragbar, erklärt Tafelleiter Uwe Matauschek. Dabei ist ein solches Fahrzeug für die Arbeit wichtig. Denn damit müssen die Lebensmittelspenden von Supermärkten aus Wriezen, Neuhardenberg oder Bernau täglich transportiert werden. Da kommen mehrere Tausend Kilometer im Monat zusammen, berichtet Matauschek. Das mache sich auch an dem 18 Jahre alten Fahrzeug bemerkbar: "Es wären Reparaturkosten um die 5.000 Euro fällig, die wir absolut nicht aufbringen können, wenn wir nicht irgendwo ein bisschen finanzielle Unterstützung herbekommen."

Zur Einordnung: Von der Stadt Bad Freienwalde bekommt die Tafel 2.500 Euro pro Jahr. Die Reparatur des Fahrzeuges wäre somit das Doppelte des Jahresbudgets. Ein neues Fahrzeug wäre sogar noch teurer, wie Peter Raske vom Tafelverbund Bernau erklärt: "Ein neues Kühlfahrzeug für die Tafel würde momentan 47.500 Euro kosten. Das ist natürlich eine Stange Geld und ist fast das Doppelte von vor drei Jahren", so Raske.

Unterstützung vom Landkreis

Der Tafelverbund Bernau, zu dem auch Oderberg gehört, ist da finanziell besser aufgestellt. Der Verbund arbeitet mit Sponsoren zusammen, die solche Anschaffungen stemmen könnten, und unterstützt bereits die Tafel in Bad Freienwalde. Doch ein Kühlfahrzeug sei derzeit einfach zu teuer, so Raske. Er würde sich für die Bad Freienwalder Ausgabestellen auch eine Unterstützung durch den Landkreis wünschen. "Da sind wir in Barnim schon weiter. Da bekommen die Tafeln vom Landkreis eine festgeschriebene jährliche Unterstützung", sagt Raske.

Dass die Tafel Bad Freienwalde derzeit überhaupt noch arbeiten kann, ist durch die Kooperation mit den Lebensmittelspenden aus Bernau möglich. Doch ohne Kühlwagen geht das nicht. Dabei seien alleine in Bad Freienwalde monatlich rund 350 Familien von den Tafeln abhängig. So zum Beispiel Rentnerin Martina Kurze-Kunze, die regelmäßig Kundin ist. Viele seien auf das Angebot angewiesen: "Das sind Rentner, das sind Wenigverdienende oder Muttis mit Teilzeitjob - die brauchen die Tafel", sagt sie.

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.05.2024, 16:10 Uhr

Mit Material von Elke Bader

35 Kommentare

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  1. 35.

    Ich beziehe das mal auf mein arbeitsunfähiges Selbst:
    - mein letzter Urlaub ist 20 Jahre her, und ich lief in Lumpen herum
    - habe in 15 Jahren Grundsicherung, mangels Teilhabe fast alle Sozialkontakte eingebüßt

    Aber: Habe in der gleichen Zeit 7000€ Sozialleistungen angespart, und 5000€ Bafögschulden ohne Erlass beglichen!

    Fazit: Ein Existenzminimum ist kein Soziokulturelles Teilhabepaket, und kaputte aus der Unterschicht sollten besser nicht versuchen, auf Schulden zu Studieren, denn falls sie noch vor dem Begleichen der Schulden Arbeitsunfähig in Grundsicherung rutschen, drückt es Sie sehr lange sehr weit runter.

    Jetzt, 15 Jahre soäter und Schuldenfrei, muss ich irgendwie wieder sozialen Anschluss finden, damit sich das Ertragen dessen irgendwie gelohnt hat!

    Was die Tafeln betrifft, ich würde eher verhungern, als mir Almosen zu holen! Zumal das Amt einen diesen "Geldwerten Vorteil" eigentlich abziehen würde, wenn man es verrät, genauso wie Geschenke über 100€/Jahr!

  2. 34.

    "Das Bürgergeld ist in den letzten Jahren massiv erhöht worden"
    Aha, die Wirtschaftswoche sieht das anders "Gleichzeitig war die Anpassung in den Jahren vor 2023 dürftig. 2022 gab es lediglich drei Euro mehr. Auch davon redet im Moment niemand. Das Argument, man gebe Arbeitslosen willkürlich immer mehr Geld, ist schlichtweg falsch". Wie die Berechnung sind, kann man nachlesen, auch Sie.

  3. 33.

    "Für die ausreichende Ausgestaltung der sozialen Unterstützung ist der Staat zuständig, nicht die Tafeln"
    Ja, das ist nun klar,
    Sie schreiben " Die, die sich im System eingerichtet haben, wissen genau, was sie wann und wo beantragen müssen. (Na, hoffentlich, das wollen Sie doch auch, das man sich auskennt !) Andere gehen leer aus, weil sie sich nicht trauen oder sich schämen" Aber, diese kennen sich aus oder wie ?
    Ach so, Beratungsangebote für Betroffene. und dann haben "diese Menschen keine Angst und Scheu , das zu beantragen, was ihnen gesetzlich zusteht" ? Und dann schämt man sich nicht mehr ?
    "So einfach" ist es und weil es so einfach ist und eben nicht gut geklappt hat, haben das z.B. die Tafeln in die Hand genommen.
    Schön gedacht von Ihnen , wird sicherlich nicht ganz so schnell klappen. Schneller im Leben wären Unterstützungen vom Staat, kann ja nicht so viel sein, wie die Vergünstigung beim Mehrwertsteuersatz für teure Hotelbuchungen, ca. 35 Milliarden Euro.

  4. 32.

    Dieser Satz ist schlichtweg Illegal!
    Jeder Bedürftige hat das Recht sozialleistungen auch unter Vorbehalt der Rückforderung zu bekommen.
    Dazu zählen neben Bargeldauszahlungen, Lebensmittelgutscheine, sollte Ihnen, oder jemand den sie kennen, das verwehrt werden, obwohl man die unmittelbare Bedürfigkeit anhand akuteller Kontoauszüge nachgewiesen hat, stellen sie eine Stafanzeige wegem Amsmissbrauchs!

  5. 31.

    Dann darf von Behörden auch nicht die Weisung kommen:,,Dann wenden Sie sich an die Tafel bis die Bewilligung des Antrags entschieden ist ". Der Satz bekommt nicht nur der Deutsche sondern auch die Migranten.....

  6. 30.

    Danke, das ist mir bekannt. Ändert aber an der Grundaussage überhaupt nichts. Für die ausreichende Ausgestaltung der sozialen Unterstützung ist der Staat zuständig, nicht die Tafeln. Die waren mal angetreten, um Rentner mit kleiner Rente zu entlasten. Diese Gruppe ist doch in weiten Teilen längst verdrängt worden, seit andere Gruppen dort gehäuft und nicht selten lautstark bis aggressiv auftreten.
    Aber selbst Rentner gehören vom Staat unterstützt und zwar so, dass das Angebot niedrigschwellig ist, damit diese Menschen keine Angst und Scheu haben müssen, das zu beantragen, was ihnen gesetzlich zusteht. Da liegt in Deutschland das Hauptproblem. Die, die sich im System eingerichtet haben, wissen genau, was sie wann und wo beantragen müssen. Andere gehen leer aus, weil sie sich nicht trauen oder sich schämen. Deutschland braucht keine Tafeln, es braucht Beratungsangebote für Betroffene.

  7. 29.

    Sie pauschalisieren und haben doch kleine Ahnung. Lüge. Zur Tafel gehen nicht nur ,,Bürgergeldempfänger''! Es gibt noch viel mehr andere Bedürftige, als Sie sich in Ihrer kleinen Welt so vorstellen können.

  8. 28.

    Eine Spendenaktion würde sicherlich helfen

  9. 27.

    Fragt doch mal beim Verein "Wir packen's an" nach. Für die Ukraine hat es dort doch gereicht.

  10. 26.

    Wenn Beamte in die Rentenversicherung einzahlen, löst das aber das grundsätzliche Problem nicht. Die Rentenkassen wurden in den letzten Jahren für zahlreiche Wahlgeschenke geplündert, immer mehr sachfremde Leistungen werdenb daraus bezahlt. Dieses Geld fehlt dann natürlich bei der Regelrente. Das wachsende Missverhältnis von Einzahlern zu Empfängern kommt dann noch dazu. Wenn Beamte nun auch einzahlen, hilft das nur kurzzeitig, denn auch die werden irgendwann zu Empfängern, mit teils sehr hohen Rentenansprüchen. Da könnte die Kasse schneller leer sein, als man die Beamten reingeholt hat. Der Staat profitiert von den Beamten massiv, weil er deren Pensionslasten schön in die Zukunft verschieben kann und nicht bereits heute einzahlen muss. Die gebildeten Rücklagen dafür sind bei weitem nicht ausreichend, sonst hätte Finanzminister Lindner ein riesiges Problem.

  11. 25.

    Genau so ist es. Sozialstaat und Tafeln passt nicht zusammen. Es ist die ureigenste und im Grundgesetz verbürgte Pflicht des Staates, Jedem zumutbare Lebensbedingungen zu schaffen. Das Bürgergeld ist in den letzten Jahren massiv erhöht worden, weit stärker, als die Löhne gestiegen sind. Man kann ohne Frage keine großen Sprünge damit machen, aber das ist auch nicht die Aufgabe des Staates. Wenn Bürgergeldempfänger billig bei der Tafel einkaufen, um mehr Geld für Genussmittel oder andere Ausgaben zu haben, dann ist das persönlich verständlich, aber gesellschaftlich gesehen nicht mehr als ein freiwilliges Angebot. Es ist daher nicht einzusehen, warum der Staat auch noch den Tafeln finanziell unter die Arme greifen sollte. Er hat seine Pflicht bereits erfüllt.

  12. 24.

    "Na klar, immer schön spenden. Der Staat freut sich."
    Nee ... ist gemeinnützig. Geld- und auch Sachspenden sind steuerlich abzugsfähig. Ist also gut für die Bedürftigen und fürs Karma ... Win-Win.

  13. 22.

    Richtig/Beamte sollen auch einzahlen - das wird Zeit, ansonsten total unsozial!

  14. 21.

    100 Mrd Euro Sondervermögen für die Tafeln. Oder wenigstens die 1,2 Mio, die der Kunstrasen zur EM kostet, sinnvoll ausgeben. Über 560.000 Euro staatliche Zuschüsse für Correctiv 2023. Aber die Prioritäten in diesem Land kennt man schon lange.

  15. 20.

    Ja ein grosses Problem sind auch die niedrigen Renten.
    Warum zahlen die Beamten nicht ein??
    Es ist eine Schande
    In den Niederlanden gibt es eine Basisrente AOW für allen.
    1400 Euro
    Wird von allen- prozentual vom Einkommen-bezahlt
    Geht doch !

  16. 19.

    Vielleicht sollte man bei Rheinmetall und Co wegen Spenden anfragen. Die verdienen sich doch gerade dumm und dämlich.

  17. 18.

    Also ich bin gegen die Subventionierung solcher Vereine (auch Caritas & Co)!

    Außerdem muss ich für den Staat mal eine Lanze brechen, und sagen, das die Sozialleistungen im Grunde genommen hoch genug sind! Das einzig unfaire an Sozialleistungen ist, das dem einen ein 55m² Bude inklusive heißer Badewanne finanziert wird, und anderen verboten wird aus 30m² Wohnklo, wo man heiß Wasser selbst zahlt, umzuziehen! (Ohne Erlaubnis muss man eine Differenz zur alten Miete selbst zahlen!)

    Das mag bei Arbeitsfähigen Personen, die dazuverdienen dürfen, partiell OK sein, da sie ja vlt wieder in Lohn und Brot kommen können/Könnten, aber bei nicht arbeitsfähigen Personen, die nicht dazuverdienen dürfen/können, ist das richtig Schäbig!

    - Warum es der eine Transferleistungsempfänger dem Staat mehr wert, als ein anderer?

    Außerdem sollte der Staat, für Wohnungsbau/Tinyhäuser mit Mietkauf-Option anbieten, anstatt Wohnungsbaugesellschaften reich zu machen!

  18. 16.

    In Berlin müssen wir die A100 bauen, den BER mussten wir bauen und bald soll in der Wuhlheide ordentlich Kahlschlag gemacht werden, damit wir eine TVO dort hinbauen können, da bleibt einfach nix übrig. Wie soll man da noch Geld für die Tafel übrig haben. :(

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