Wegen Baustelle in Berlin - Unmut in Bernau über Verzögerung der Bahn bei Brücken-Sanierung

Di 18.06.24 | 14:09 Uhr
  15
Symbolbild: Brückenarbeiten der Deutschen Bahn. (Quelle: Imago Images)
www.imago-images.de
Audio: Antenne Brandenburg | 18.06.2024 | Georg-Stefan Russew | Bild: www.imago-images.de

Die Sanierung der Eisenbahn-Brücke in der Bernauer Weißenseer Straße wird sich um mindestens zwei Jahre verzögern. Das sorgt auch für Mehrkosten, die die Stadt von der Bahn gezahlt bekommen will.

In Bernau (Barnim) kommt es zu Verzögerung bei einer lang geplanten Sanierung einer Bahnbrücke. Grund dafür sind Probleme bei der Deutschen Bahn (DB) an einer anderen Baustelle. Für die Stadt sind damit neben Verzögerungen im Bahnverkehr und Einschränkungen im Straßenverkehr auch höhere Kosten verbunden. Bürgermeister André Stahl (Linke) will mit der DB nun Gespräche über eine Beteiligung oder sogar Übernahme der anfallenden Mehrkosten führen.

Baustelle in Berlin sorgt für Verzögerung

Mit der nun bekanntgewordenen Verzögerung geht ein lange als positiv bewerteter Zeitplan nicht mehr auf: Ursprünglich war geplant, innerhalb von fünf Jahren alle drei Bernauer Bahnbrücken auf der Fernverkehrs-Strecke Berlin-Eberswalde-Stettin durch die DB sanieren zu lassen.

Das sollte im Zuge der Erneuerung der insgesamt 14 nördlichen Brücken auf der sogenannten Stettiner Bahn bis 2028 erfolgen. Zwei der insgesamt drei Bernauer Brücken sind fast fertig. Eigentlich sollte nun die Brücke in der Weißenseer Straße folgen – doch das wird sich bis Anfang 2027 verzögern, teilte die Bahn mit.

Denn auf einer anderen Bahn-Baustelle sei es zu Problemen gekommen. So habe sich herausgestellt, dass der Bauuntergrund einer Brücke in Berlin-Buch einen einfachen und bislang geplanten Brückentausch nicht zulasse, heißt es von der DB. Das habe nun auch Folgen für das Vorhaben in Bernau: "Die Fertigstellung der Projekte kann nur nacheinander erfolgen, somit ist eine Aufnahme der Arbeiten an der Eisenbahn-Überführung 'Weißenseer Straße' erst nach Abschluss der Arbeiten an der Eisenbahn-Unterführung 'Wiltbergstraße' möglich", teilte die DB auf Anfrage dem rbb mit.

Einschränkungen werden weiter bestehen

Mit der aufeinanderfolgenden - und nicht gleichzeitigen - Instandsetzung der einzelnen Brücken habe man negative Auswirkungen möglichst gering halten wollen, teilte die DB weiter mit: "Die Bauarbeiten sind so geplant, dass die Brücken schrittweise saniert werden, um die verkehrlichen Einschränkungen für die Straßennutzer und auch den Ersatzverkehr möglichst zu begrenzen", hieß es.

Doch ausgerechnet diese Einschränkungen werden sich nun weiter hinziehen, was vor allem in Bernau für Unmut, aber auch für Mehrkosten sorgt.

Um dem ambitionierten Zeitplan der DB Rechnung zu tragen, habe die Stadt 2021 kurzerhand eine Umgehungsstraße einrichten lassen, berichtet Bürgermeister Stahl. Diese Straße sei am Ende zur Weißenseer Straße hin nur als Provisorium gedacht gewesen, damit die Brückenarbeiten dort demnächst beginnen hätten können. Und dieses Provisorium ist teuer und muss nun verlängert werden.

100.000 Euro Mehrkosten - allein für die Ampel

"Die Ampelanlage muss zum einen noch einmal angepasst werden", sagt Stahl. Immerhin fehle derzeit eine Abbieger-Spur sowie eine reguläre Ampel. Die bislang im Einsatz befindliche provisorische Ampel müsse nun weiter gemietet werden und das für mehr als drei Jahre, so der Rathauschef: "Also wir reden allein bei der Ampelanlage von ungefähr 100.000 Euro. Und da werden wir uns mit der Bahn ins Benehmen setzen, inwieweit sie sich an diesen Kosten beteiligt oder diese übernimmt."

Die DB hingegen prüft nach eigenen Angaben alternative Lösungen. "Im Rahmen der Verschiebung werden aktuell mehrere verschiedene temporäre Lösungsvarianten tiefgehend geprüft", teilt das Unternehmen dem rbb mit. Ob Kosten für die Ampel vom Unternehmen getragen werden würden, ließ die DB unbeantwortet.

Unterstützung vom Landkreis

Verständnis für die Forderung der Stadt Bernau kommt von Seiten des Landkreises Barnim. Es sei immer ärgerlich, wenn Zusagen nicht eingehalten werden können, so Landrat Daniel Kurth (SPD). Aber: "Wenn da Zwänge bei der Bahn aufgetaucht sind, dann müssen wir damit jetzt umgehen." Er könne jedoch verstehen, dass die Stadt und der Bürgermeister auch nicht auf den Mehrkosten "sitzen bleiben" wollen, so Kurth weiter und ergänzt: "Ich denke, da wird es auch gute Lösungen mit der Bahn geben."

Aber noch in einem weiteren Punkt sieht der Landrat die DB in der Verantwortung: "Es ist schwierig, es ist vor allem anstrengend für die Menschen in der Region. Und deshalb bleibt die Bitte an die Bahn: Prüft jede Möglichkeit, die ihr noch habt, um zu beschleunigen." Immerhin werde die Strecke und der dort verkehrende Regionalexpress 3 auch von vielen Pendlern genutzt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.06.2024, 14:40 Uhr

Mit Material von Georg-Stefan Russew

15 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 15.

    Naja, lügen tut bei der DB natürlich niemand, die sind manchmal nur kreativ mit der Wahrheit.

    Als man auf der Stettiner Bahn baute und die Güterzuge von/nach Stendell über Pasewalk/Szczecin Gumience/Tantow schickte und den RE4 zwischen Pasewalk und Szczecin auf SEV umstellte war die offiziell mitgeteilte Begründung für den SEV "Gleisbauarbeiten zwischen Zerrenthin und Löcknitz". Nur das über das eine Gleis da eben eindeutig die Güterzüge fuhren.

    Beim SEV des RE1 in Brandenburg wegen vollständiger Streckensperrung wegen Bauarbeiten stand man mit dem Bus regelmäßig vor geschlossenen Schranken, an denen dann der EC- und Güterverkehr vorbei fuhr etc. pp.

  2. 14.

    Hmmm, bei den "Ausreden" würde ich ja noch mitgehen, aber welche "Lügen" denn? Bringen Sie mal Beweise, Fakten. Oder können Sie nur dumpfes Bahn-Bashing?

  3. 13.

    Ich bin nicht sicher, ob hier nur die Deutsche Bahn die Schuld trägt, denn in Deutschland gibt es so viel Gesetze und Vorgaben, die alle eingehalten werden müssen. Da ist es logisch, dass sich solche komplizierten Sanierung verlängern.

    Hier auf dem Dorf müssen zum Beispiel für die Sperrung einer Strecke, wenn eine Oberleitung beschädigt oder entwendet wurde, erst monatelang Anträge gestellt werden.

  4. 12.

    Der Austausch der Brücken sollte vor Jahren abgeschlossen sein.
    Leider ist die DB nicht in der LAGE die angefangenen Arbeiten ab zu schließen.Eigentlich sollten diese Brückenarbeiten längst abgeschlossen sein
    Wochenlange Sperrungen,ohne das an den Baustellen gearbeitet wird ,wie in Berlin Buch,aber die Fahrgäste sollen für alles
    Toleranz aufbringen.
    Jede Privatfirma wäre da schon Pleite
    Nur im Erfinden von Ausreden und Lügen ist die DB Spitze.

  5. 11.

    In Buch gibt es doch seit ca. 8 Jahren nicht enden wollende Bauarbeiten. Jede Menge SEV auf der S2 mit Bussen, die alles zustellen, gefühlt jedes Wochenende und blockweise wochenlang. Erstaunlich, dass es immer noch Leute gibt, die die S2 nördlich von Pankow benutzen! Die tun mir echt leid.
    Aber die S3 ist nicht besser dran - im Bekanntenkreis habe ich zwei Brüder, von denen einer in Wilhelmshagen und einer in Buch wohnt. Neulich sagte einer der beiden, dass er in Rekordzeit da war: nur 1:50 Stunden - mit dem Auto habe ich es hin und zurück schon in 50 min geschafft (und zwar ohne die erlaubte Höchstgeschwindigkeit zu verletzen).
    Aber statt mal am Stadtrand für einen akzeptablen ÖPNV zu sorgen, pflastert man stattdessen die Innenstadt mit Straßenbahnen zu, die kein Mensch braucht.

  6. 10.

    Abgesehen von ihrer furchtbaren Grammatik:

    Ja, denke man nur an die Potsdamer Pendler, die nicht enden wollende 25 Minuten nach Charlottenburg zur Arbeit pendeln, statt in Potsdam 60 Minuten von Waldstadt I nach Golm!

  7. 9.

    Ihre Forderung nach wohnortnaher Arbeit ist sehr theoretisch. Praktisch nicht immer möglich.

    Die derzeitige Politik sorgt derzeit dafür, dass die Wirtschaft geschwächt wird. Sollen nach ihrer Meinung bei einer Kündigung beide Ehepartner umziehen und sich neue Jobs suchen oder umziehen? Die Kinder aus ihrem sozialen Umfeld reißen? Viele bürojobs sind auch vom homeoffice möglich. Teilweise 100 %, teilweise mit einem / zwei präsenztagen. Da kann man an einem oder zwei Tagen auch mal länger fahren.

  8. 8.

    Nein, natuerlich nicht das gar niemand pendelt! Sondern das möglichst wohnortnah gearbeitet wird.

    Ich beispielsweise möchte nicht von ein Chirurg behandelt werden, der bereits vor Arbeitsbeginn müde ist. Oder auch nicht von eine müde Bankangestellte beraten werden, usw.

    Weniger Pendelei wäre besser für alle (Kosten, Ressourcenverbrauch, Lärm usw usf).Denkt man auch an Berlin und Potsdam!

  9. 7.

    Ah, weil Sie der Meinung sind, dass niemand penden darf, gibt es keinen Bedarf für Verkehr.

    Klingt logisch. Dann bringen Sie mal schnell alle Arbeitgeber der pendelnden Bernau nach Bernau oder auch nur genügend Ersatzarbeitgeber für diese...

  10. 6.

    Und es pendelt gefühlt halb Frankfurt und Slubice samt Powiat Slubicki nach Fangschleuse. Wie man deshalb darauf kommt, dass sich dann die Stadt/Gemeinde, in der die Pendler wohnen, als Anhängsel des Ortes, an den die Pendler arbeiten, sehen sollte, könnten Sie ja mal erklären.

  11. 5.

    Weil sehr viele Bernauer nach Berlin pendeln. Derweil pendeln auch Berliner nach Bernau, sogar nach Eberswalde!

    Pendelei soll nicht noch attraktiver werden, wohnortnah Arbeiten soll der Norm sein.

    Es besteht wirklich kein Bedarf etwa für S-Bahnen alle zehn Minuten.

  12. 4.

    Und Sie kommen genau wie darauf, das sich Bernau nicht als eigenständige Stadt begreift?

  13. 3.

    Da fehlt auch weiterhin der RE66 Berlin-Gesundbrunnen - Szczecin Glowny.

    Der allerdings nicht wegen Bauarbeiten, sondern weil die DB zwischen Angermünde und Szczecin "zur Stabilisierung des Fahrplans" (es fuhr ca. alle 2 Stunden ein Zug) den Verkehr auf der weiterhin befahrbaren Strecke (die dort geplanten Bauarbeiten sind noch nicht mal in der Vorbereitung, der Personenverkehr ist aber seit Jahren eingestellt, der Güterverkehr dagegen rollt normal) auf SEV umgestellt hat.

  14. 2.

    Es funktioniert im Moment doch recht gut, auch der RB24 fährt wieder.

    Bernau soll sich als eigenständige Stadt begreifen, mit alles was man braucht vor Ort, aber nicht als Anhängsel von Berlin!

  15. 1.

    Was von den Verantwortlichen wieder einmal unerwähnt bleibt, ist die Zugverbindung der RB24 in den Ostteil der Hauptstadt. Auch hier darf es im Interesse von pendelnden Bauarbeitern, Pflegern oder anderen Angestellten nicht erneut zu Einschränkungen kommen. Ebenso wäre der Ausflugsverkehr Berlins in das Barnimer Umland von diesem Zug betroffen.
    Ich kann mich nur wiederholen und so fand es auch auf Druck zuletzt Anwendung: Sollten Bauarbeiten kommen, müssen schon jetzt die Termine für eine bessere Planbarkeit auf den Tisch!

Nächster Artikel