Zensus 2022 - Mehrheit der Mieter in Berlin zahlt weniger als acht Euro kalt

Mi 26.06.24 | 14:06 Uhr
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Blick in den Hausflur eines Wohnhauses in Berlin, aufgenommen am 05.06.2019. (Quelle: dpa-Bildfunk/Theresa Kottas-Heldenberg)
Bild: dpa-Bildfunk/Theresa Kottas-Heldenberg

Während am Berliner Wohnungsmarkt die Preise für Neuvermietungen durch die Decke schießen, sind viele Wohnungen im Bestand vergleichsweise günstig. Laut Zensus standen 2022 in der Hauptstadt zudem 40.700 Wohnungen leer.

  • Die Bestandsmieten in Berlin waren im Mai 2022 niedriger als in München, Stuttgart oder Frankfurt am Main.
  • Die Mietbelastung bei Bestandsmieten in Berlin und Brandenburg lag unter dem Bundesdurchschnitt.
  • Der Leerstand in Berlin hat sich im Vergleich zum Zensus 2011 deutlich verringert.

Knapp 70 Prozent der Mieter in Berlin zahlen laut "Zensus 2022" trotz stark gestiegener Preise auf dem Wohnungsmarkt weniger als acht Euro Miete pro Quadratmeter. In Brandenburg sind es sogar etwa 84 Prozent der Mieter, wie aus den Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Die Zahlen wurden am Dienstag veröffentlicht und beziehen sich auf Bestandsmieten im Mai 2022.

Für ganz Berlin liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei 7,67 Euro, in Brandenburg niedriger bei 6,21 Euro.

Damit lag die durchschnittlich Nettokaltmiete pro Quadratmeter in der Hauptstadt minimal über dem Bundesdurchschnitt von 7,28 Euro.

Unter den Städten war München mit 12,89 Euro kalt pro Quadratmeter die teuerste Stadt, nach Frankfurt am Main (10,58 Euro), Stuttgart(10,39 Euro) und Heidelberg (10,02 Euro).

Wohnungen in Sachsen-Anhalt waren demnach mit durchschnittlich 5,38 Euro pro Quadratmeter am günstigsten.

Durchschnittlich zahlten die Berlinerinnen und Berliner 2022 eine Miete von 643 Euro, in Brandenburg 504 Euro, wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mitteilte.

Die sogenannte Mietbelastungsquote (Anteil der Miete am Haushaltsnettoeinkommen) war 2022 in Berlin und Brandenburg mit 27,2 Prozent bzw. 25,1 Prozent jeweils geringer als der bundesweite Durchschnitt von 27,8 Prozent. Den höchsten Einkommensanteil für die Zahlung der Bruttokaltmiete verwandten Haushalte in Bremen (30,4 Prozent), der niedrigste Anteil musste in Sachsen (23,1 Prozent) aufgebracht werden.

Die Mietbelastung varrierte dabei stark je nach dem, wie viele Personen in einem Haushalt zusammenleben - und in welcher Einkommensgruppe die Personen waren. So lag die Mietbelastung für Einpersonenhaushalte in Berlin bei durchschnittlich 32,1 Prozent, in Brandenburg bei 29,3 Prozent.

In der Gebäude- und Wohnungszählung 2022 hatten alle Eigentümerinnen und Eigentümer von vermieteten Wohnungen die Nettokaltmiete angegeben. Der Zensus mache so sämtliche Mietverhältnisse in Deutschland vergleichbar, auch solche, die schon sehr lange bestehen, betonte das Statistikamt. Mietspiegel bilden dagegen in der Regel nur die Vermietungen der zurückliegenden Jahre ab und liegen auch nicht für alle Gemeinden vor.

Bei der Gebäude- und Wohnungszählung hatten rund 23 Millionen Wohneigentümerinnen und Wohneigentümer Auskünfte zu ihren Immobilien erteilt, dazu rund 8.000 Wohnungsunternehmen. Stichtag war der 15. Mai 2022.

Die durchschnittliche Wohnungsgröße nahm indes weiter zu. Sie liegt laut "Zensus" bundesweit bei 94 Quadratmeter. Am stärksten stieg die Wohnungsgröße in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In Berlin und Hamburg erhöhte sich die durchschnittliche Wohnungsgröße am wenigsten.

Vom Bestand der rund zwei Millionen Berliner Wohnungen sind rund 10 Prozent unter 40 Quadratmeter groß, bei 28 Prozent liegt die Fläche zwischen 40 und 59 Quadratmetern, 30 Prozent der Berliner Wohnungen haben zwischen 60 und 79 Quadratmeter und 15 Prozent zwischen 80 und 99. Rund 15 Prozent der Wohungen in Berlin haben eine Fläche von mehr als 100 Quadratmetern.

Den Zensus-Daten zufolge waren zum Stichtag im Mai 2022 82 Prozent der Berliner Wohnungen vermietet, 15 Prozent wurden von ihren Eigentümern bewohnt, circa 2 Prozent, also knapp 40.700 Wohnungen standen leer. Beim Zensus im Jahr 2011 wurden in der Hauptstadt noch 66.000 leere Wohnungen gezählt. Unklar ist bei diesen Zahlen, wie viele der leeren Wohnungen lediglich aufgrund von Umzügen und Renovierungen unbewohnt sind.

Der Erhebung zufolge lebten am Tag der Erfassung in Berlin knapp 3,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. In Brandenburg waren es 2,5 Millionen. Das waren in beiden Ländern weniger Menschen, als die amtliche Bevölkerungsfortschreibung für diesen Zeitpunkt ermittelt hatte.

Sendung: rbb24 Abendschau, 25.06.2024, 19:30 Uhr

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111 Kommentare

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  1. 111.

    Die Nebenkosten sind auch für Eigentümer selbstgenutzter Immobilien gestiegen. Das betrifft nicht nur Mieter. Wer eine schlüsselfertige Immobilie kauft, muss das fertige Produkt bezahlen. Ansonsten lässt sich mit viel handwerklichen Geschick und Vitamin B per Muskelhypothek viel Geld sparen.
    Das Problem ist, wer eine Mietwohnung bezahlen muss und gleichzeitig baut, hat eine kaum zu stemmende Belastung. Die Alten sagten immer: Wer mit 50 Jahren baut, baut sein Grab. Deshalb wurden junge Leute ermutigt, selbst zu bauen und damit anzufangen, wenn sie noch bei den Eltern wohnen. Das ist in vielen anderen europäischen Ländern so und die Eigentumsquote ist dort viel höher.
    Hier kann man Fördermittel bekommen und auch Lastenzuschuss für die selbstgenutzte Immobilie. Informieren schadet nicht. Vielleicht geht's doch.

  2. 108.

    Bitte beim Thema bleiben.

    Im Zensus geht es um Bestandsmieten.

  3. 107.

    Bei den Genossenschaften, städtischen Gesellschaften am besten.

  4. 106.

    Nein, da hat Mieterinitiative wirklich sachlich recht.

    Die Mieten in Berlin sind günstiger als der Durchschnitt in Deutschland.

    Das ist keine Lüge.

  5. 105.

    Fein. Wo kann ich mich als Bestandsmieter bewerben? :-)

  6. 104.

    Wem nützt es?
    Den Wohnungssuchenden höchstwahrscheinlich eher nicht, oder?

  7. 103.

    Und wenn jetzt jemand umziehen muß, oder eine Wohnung sucht?
    Was ist dann? Wo sollen die ganzen Facharbeiter wohnen, die gebraucht werden? Mir ist völlig unklar, wie die derzeitige Situation gelöst werden soll.

  8. 102.

    Aha, alles gelogen? Mieter geben also eine zu geringe Miete an? Ist schon recht.

  9. 101.

    Warum, die beiden Behauptungen stimmen doch?! Rein statistisch ist Wohnen in Berlin tatsächlich sehr günstig und viele Berliner sind sogar noch günstigere Mieten gewöhnt und regen sich über jede Steigerung maßlos auf. Das Problem in Berlin ist aber, dass wir einen Zwei-Klassen-Mietmarkt haben. Altmieter wohnen sehr günstig, Neumieter dafür extremst teuer. Neumieten sind für die meisten tatsächlich unbezahlbar, weil es viel zu viele (zahlungswillige) Interessenten für die wenigen freien Wohnungen gibt. Wer einen sehr alten Mietvertrag hat, zahlt dagegen nur einen Bruchteil der Neumieten.

  10. 100.

    Hm... ich mach dann wohl was falsch.
    Zahle in Weißensee 24.- pro qm warm und es liegt nicht an den Nebenkosten.
    22.- pro qm kalt

  11. 98.

    Und das soll jetzt eine Entschuldigung sein das Wohnraum selbst für Mittelständige weniger bis gar nicht bezahlbar ist?
    Laut Statista ist der Durchschnittspreis bei 14,93€ im ersten Quartal 2024 in Berlin angekommen. Also grob das Doppelte, wenn man aktuell auf Wohnungssuche ist. Da wäre eine Kaltmiete für eine 55qm Wohnung bei 821€.
    Ist wohlhabend sein das Minimum für Existenzgrundlagen? In was für eine widerliche Gesellschaft verfallen wir eigentlich? Sei es Deutschland und/oder EU/Europa.

  12. 97.


    „Catella geht für Graz von einer durchschnittlichen Miete (alle Kategorien) von 10,25 Euro aus, in Wien sind es 13,80 Euro, in Salzburg 16,60 Euro und in Innsbruck 19,10 Euro. Europaweit die niedrigste Miete wird demnach im belgischen Lüttich (9,50 Euro) gezahlt, gefolgt von der tschechischen Stadt Brünn mit durchschnittlich 10,00 Euro. Über 30 Euro je Quadratmeter werden in Luxemburg, Genf und London (33,10 Euro) fällig. Die durchschnittliche Miete von Wohnungen aller Baujahre lag europaweit bei 17,25 Euro.“

    https://www.kleinezeitung.at/wirtschaft/6290800/Im-Vergleich-zum-Einkommen_Graz-hat-die-guenstigsten-Mieten

  13. 96.

    Fakt ist


    1. Für viele Berliner sind die Mieten subjektiv gefühlt und manchmal auch objektiv zu hoch

    2. das Wohnen in Berlin objektiv günstiger als im Bundesdurchschnitt sind.

    Faktenlage Ende.

  14. 95.

    Korrekt, dieses dämliche Eindimensionale fokussieren auf Vonovia ist mittlerweile nur noch peinlich und faktentechnisch nicht haltbar.

    Das zeigt auch die mittlerweile ganz kleine Unterstützung der Deutsche Wohnen und Co. enteignen Initiative.

    Anfang 06.2024 am Potsdamer Platz waren nur ganz wenige beim großen Protest.

    Die meisten haben die Realität erkannt und lassen sich von kindischen Versprechen („wir senken die städtischen Mieten“) nicht länger veräppeln.

  15. 94.

    Das mit dem bauen, bauen, bauen bringt nachweislich nicht viel. Es gibt in Berlin genug Wohnraum, nur müßte er anders verteilt werden. Besonders Leerstand aus Spekulationsgründen und Ferienwohnugen (Airbnb), sowie die überflüssigen Zweitwohnugen müssten der Geselldchsft gegeben werden. Das würde echte Erleichterung bringen!

  16. 93.

    Wo und wieviel ist Wohnen in Europas Großstädten günstiger als in Deutschland?

    Kaum wo…

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