Nahverkehr - Berliner S-Bahn im Schnitt 121 Mal pro Tag gestört

Mi 03.07.24 | 17:13 Uhr
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Ein S-Bahn fährt vom Hauptbahnhof kommend zwischen Gebäuden der Charite und Bürohäusern in Richtung Friedrichstraße. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Audio: rbb 88,8 | 03.07.2024 | Jana Schmidt | Bild: dpa/Soeren Stache

Ein "operativ kaum noch zu beherrschendes Niveau" attestiert die S-Bahn sich selbst in einem Bericht an das Berliner Abgeordnetenhaus. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Störungen noch einmal gestiegen. Auch die Pünktlichkeit lässt zu wünschen übrig.

Bei der Berliner S-Bahn kam es im vergangenen Jahr im Schnitt zu rund 121 Störungen pro Tag. Insgesamt wurden für 2023 mehr als 44.000 Störungen gezählt - ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das geht aus einem Bericht der Bahn an das Abgeordnetenhaus hervor, der am Mittwoch bekannt wurde und der DPA vorliegt. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" darüber berichtet.

"Gegenüber 2022 hat sich die betriebliche Lage 2023 nochmals deutlich verschlechtert", heißt es in dem Bericht. Es handele sich um "ein operativ kaum noch zu beherrschendes Niveau". Von Mitte 2022 bis Ende 2023 habe es in sieben Quartalen in Folge jeweils im Schnitt mehr als
100 tägliche Störungen gegeben - "und in keinem dieser Quartale betrug die Pünktlichkeit auch nur annähernd 96,0 Prozent".

2023 deutlich mehr Zugausfälle

Grundsätzlich sei es ab einem täglichen Störungsaufkommen von mehr als 100 kaum noch möglich, das Pünktlichkeitsziel von 96 Prozent zu erreichen. "Die Senkung des Störgeschehens bleibt daher die wichtigste Aufgabe", schreibt die Bahn.

Die Pünktlichkeit der Berliner S-Bahn für das gesamte Jahr 2023 lag bei 93,6 Prozent. Als pünktlich gilt ein Zug dabei noch bis zu einer Verspätung von fünf Minuten. Dem Bericht an das Abgeordnetenhaus zufolge waren 21 Prozent mehr Züge verspätet als noch 2022, die Zahl der ausgefallenen Züge stieg von 2022 auf 2023 um mehr als 52 Prozent.

Die nächsten großen Einschränkungen bei der S-Bahn werden die Fahrgäste auf der Stadtbahn treffen. Vom 17. Juli bis 9. September wird dort umfangreich gebaut, teils mit Vollsperrungen in bestimmten Abschnitten, wie die Verkehrsinformationszentrale Berlin mitteilte, betroffen seien für jeweils mehrere Tage Abschnitte zwischen den Stationen Alexaderplatz und Zoo.

Sendung: rbb 88,8, 03.07.2024, 15 Uhr

28 Kommentare

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  1. 28.

    Nochmals auch zu Ihrem Verständnis. Es gibt für die Abfertigung klare Richtlinien. So sind auch die Abfertigungssignale und Schließzeiten vorgeschrieben. Z.b. ist das „Gedudel“ & „Gepiepe“ bei der Neubaubaureihe 483/484 nach EU-Vorschrift. Einfach mal Fragen bei der S-Bahn. Weiterhin steht es Ihnen frei, sich bei der S-Bshn über die erlebte „Harte Abfertigung“ zu beschweren.
    Die von Ihnen genannten Personengruppen sind meiner Erfahrung nach zum größtenteil besser informiert & aufgestellt, um einen reibungslosen Fahrgastwechsel zu ermöglichen, wie die sogenannten „Sportiven“.
    Wieso ist die S-Bahn an 50% der Türstörungen eigentlich selbst verantwortlich? Ernsthafte Frage.


  2. 27.

    Üblicherweise und klug gehandhabt werden Fahrzeuge nach Laufleistung und Beanspruchung gewartet und es wird nicht gewartet, bis Teile wirklich defekt geworden sind. Das ist bei der Bahn seit der Kommerzialisierung nicht mehr der Fall - außer beim Fahrwerk und bei den Bremsen. Ansonsten steht aufgrund der Intervention des Eisenbahn-Bundesamtes nur wieder ein Viertel des Fuhrparks auf der Schiene, wie bei der S-Bahn-Krise. Alle anderen Komponenten außer Fahrwerk und Bremsen werden somit dem Defekt und dem Verschließ anheimgegeben, Ausfälle sind damit "inhärenter" Teil der Kalkulation.

  3. 26.

    Eine Verspätung von 5 Minuten nicht als Verspätung wahrzunehmen ist ein Armutszeugnis für die Bahn und das Ziel von „96% Pünktlichkeit“ ist somit auch ein schlechter Scherz. Bloß nicht in die Schweiz schauen, da kriegt man hier direkt eine Depression.

  4. 24.

    Das bedeutet, dass die S-Bahn damals ein zuverlässiges Verkehrsmittel darstellte und Verspätungen (per Definition mindestens 5 min)oder gar Zugausfälle nur selten und nicht wie heute regelmäßig vorkamen.

  5. 23.

    ein viel benutztes Verkehrsmittel geht eben schneller kaputt - wer will noch nicht in der Wirklichkeit ankommen?

  6. 21.

    Ggf. hören Sie einfach mal auf, Motive zu unterstellen im Zuge eines Anspruches, besser als ein anderer zu wissen, was dieser denn nun WIRKLICH gemeint habe. ;-

    Für die Unterscheidung zwischen den Baureihen herzlichen Dank, denn Laien sind keine einschlägigen Eisenbahner und das müssen sie auch nicht. Die "Eigenbeteiligung" der Sportiven, die da noch hineinspringen habe ich benannt, ebenso wie die Tatsache, dass der bemessene Zeitraum zwischen dem akustischen und optischen Signal und der Türschließung zu kurz bemessen ist und Menschen, die seh-, hör- und mobilitätseingeschränkt sind, vor Probleme stellt. Einfach mal beobachten.

    Das sind Schreibtischlösungen. Gegebenenfalls ist es genau diese Empfindung, die Sie wurmt. ;- Die S-Bahn ist für die Hälfte der Türstörungen selbst verantwortlich, für die andere Hälfte sind es Fahrgäste, die Warnsignale als Animationssignale missverstehen und dafür auch zur Rechenschaft gezogen werden sollten.

  7. 20.

    >"Wie ist die Lage bei der s Bahn Hamburg? als ich noch regelmäßig dort war funktionierte sie ganz gut"
    Das muss dann aber auch schon so knapp 10 Jahre her sein. Seit paar Jahren schimpfen die Hamburger über die S-Bahn dort ebenso. Baustellen, Störungen, Zugausfälle. Vielleicht nicht so viele wie in Berlin, aber zumindest so reichlich, dass die sonst norddeutschen Gemütsmenschen doch schon mal in Rage geraten.

  8. 19.

    Das kommt davon, die Bahn zu privatisieren. Warum mit der Privatisierung der Bahn auch das Schienennetz abgegeben worden ist, war die dümmste Idee bei der ganzen Sache. Macht die Privatisierung des Schienennetz wieder rückgängig und streicht die Boni des Bahnvorstands, auch rückwirkend.

  9. 18.

    „Hart abfertigen“……..hören Sie endlich auf mit dieser Geschichte. Es gibt Regularien, welche vom Personal & den Fahrgästen einzuhalten sind. Bei der BR483/484 schließen Türen z.b. ohne zutun des Führerpersonals. Und wenn Gruppen von Fahrgästen der Meinung sind, nach Ertönen des Türschließwarntons erst einzusteigen , dann könnte man das „Hart abfertigen“ nennen als Außenstehender. Speziell die Klientel“Ich steig erst aus, wenn die Türen wieder schließen“ hat einen großen Anteil an Störungen & Verspätungen. Züge mit defekter Warnanlage z.b. müssen per Vorschrift sogar ausgesetzt werden, vorrausgesetzt dem Personal ist dies bekannt. Und die „Personen im Gleis“ werden natürlich extra vom Personal bestellt. Der daraus resultierende „Polizeieinsatz“ tut dann noch das Übrige und der geneigte Fahrgast hat wieder wat zum Maulen & Meckern.
    Eine Auflistung in % wer wie welchen Anteil hat an den Störungen wäre da schon sehr hilfreich zur Einordnung.

  10. 17.

    Verkehrswende?

  11. 16.

    Wie ist die Lage bei der s Bahn Hamburg? als ich noch regelmäßig dort war funktionierte sie ganz gut.
    Ist ja derselbe Konzern ich glaube ein anderes technisches System.

  12. 15.

    Was das Letztgenannte angeht, sehe ich das in etwa gleichverteilt: Auf der einen Seite recht rabiate Gestalten, die während des Hineinspringens und Türschließens gewaltsam die Tür aufdrücken, was, wenn dies 50 Mal am Tag passiert, natürlich die Tür außer Funktion setzt.

    Das Zweite: Dass nach meinem Eindruck zunehmend "hart" abgefertigt wird, oft sogar ohne Vorankündigung, d. h. mitten im Einstiegsvorgang von Fahrgästen. Sehbehinderten und körperlich eingeschränkten Fahrgästen wie auch älteren Fahrgästen beginne ich, von der Benutzung der Bahnen abzuraten, weil die Türschließsignale so kurzfristig garnicht umgesetzt werden können, bei einem Andrang auch nicht mehr sichtbar und kaum hörbar sind.

    Insofern ist das Anbringen derartiger Signale recht irreal und dient mittlerweile mehr dazu, die harte Abfertigung zum Normalfall werden zu lassen.

    (Harte Abfertigung: Das Auslösen des Türschließens, obwohl noch Fahrgäste am Einsteigen sind.)

  13. 14.

    Ich bin sehr dankbar, dass ich auf dieses schlechte Verkehrsmittel nicht angewiesen bin. Die U-Bahn ist das kleinere Übel.

  14. 13.

    Die Aktionäre sind also Schuld?
    100% der Aktien gehören dem Bund.
    Moment mal dann sind wir ja alle Schuld.

  15. 12.

    An welcher Börse oder Nörse werden denn die Aktien der deutschen Bahn AG gehandelt?

  16. 11.

    Mich würde interessieren, wie hoch der Anteil der Störungen ist, der durch Fahrgäste verschuldet wurde, z.B. durch Fehlverhalten an den Türen oder Rumkullern im Gleisbett.....

  17. 10.

    Hier fehlt eine Aufschlüsselung, um welche Störungen es sich handelt nach Störungsarten mit %-Anteil, damit man weiß, welche Störungen die Bahn selbst verschuldet und welche fremd verschuldet sind. Menschen im Gleis und Kabeldiebstahl sind ein Beispiele für letzteres. Türstörungen entstehen häufig durch unsachgemäße Behandlung durch Reisende.

  18. 9.

    Das ist Ber, nichts klappt wie es soll.
    Nur noch Chaos.

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