Stadtplanung - Studenten wollen alte Gebäude in Eisenhüttenstadt wieder "wachküssen"

Mo 19.08.24 | 15:03 Uhr
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Mehrere Studenten im Hotel Lunik in Eisenhüttenstadt. Bild: rbb
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 17.08.2024 | Michael Lietz | Bild: rbb

Ein verlassenes Hotel, ein leerstehendes Postgebäude: In Eisenhüttenstadt gibt es viele "Lost Places". Angehende Architektinnen und Stadtplaner haben sich tagelang mit der Zukunft solcher Orte beschäftigt. Nun bleibt die Hoffnung, das sich dort etwas tut.

Über 20 Architektur- und Städtebau-Studentinnen und -Studenten der BTU Cottbus und der Fachhochschule Erfurt haben sich eine Woche lang mit dem architektonischen Potenzial von Eisenhüttenstadt beschäftigt. Im Hotel Lunik fanden sie sich in der "European Summer School" zusammen. Sie suchten sich Orte in Eisenhüttenstadt, die vergessen oder verloren scheinen oder ihre ursprüngliche Bedeutung verloren haben.

Einer davon ist das ehemalige Postgebäude. Die Post gibt es in Eisenhüttenstadt schon lange nicht mehr, und das dreistöckige Haus mit seiner gelben Fassade steht leer und unter Denkmalschutz. Es ist für die Einheimischen schwer vorstellbar, dass hier nochmal Leben einkehrt. Die Studenten wollen dem Ort eine neue Perspektive geben.

"Bei der Post haben wir uns vorgestellt, dass sie eine Art Co-Working-Space, also ein Arbeitsraum sein könnte, dadurch, dass es nicht ganz so offen zur Straße ist", sagt Luna-Marie Broszak, Architekturstudentin aus Erfurt.

Postkarte von Eisenhüttenstadt. Bild: rbb
Postkarte mit dem Postgebäude in Eisenhüttenstadt. Bild: rbb | Bild: rbb

"Den Ort wachküssen"

Eisenhüttenstadt wurde in den Fünfzigerjahren als erste sozialistische Planstadt der DDR entworfen. Damals hieß sie noch Stalinstadt. Gebaut wurden vor allem öffentliche Gebäude und große Wohnkomplexe mit kunstvollen Fassaden und Ornamenten im Stil des sozialistischen Klassizismus. Viele Gebäude sind nun jedoch ungenutzt, da die Stadt seit der Wende etwa die Hälfte ihrer damals über 50.000 Einwohner verloren hat.

"Kleinere Städte wie Eisenhüttenstadt kämpfen mit dem Wegzug, während größere Städte wie Berlin oder mittlerweile Leipzig mit teureren Mieten zu tun haben. Es gibt immer weniger Raum für Kreative, sie könnten hier her kommen, wo die Gebäude durchrenoviert sind", sagt Maximilian Mälzer, der in Erfurt Stadtplanung studiert. Mälzer und Broszak haben zusammen mit anderen Studenten Postkarten gestaltet, auf denen die vergessenen Orte wiederbelebt werden.

"Wir haben es 'den Ort wieder wachküssen' genannt", sagt Roland Bondzio, Professor an der BTU. Mit alten Gebäuden in der Stadt sei es oft so wie mit kleinen Sachen wie Schirme, die man in die eigene Wohnung hat. "Man stellt sie in die Ecke, und man sieht es erst, wenn wieder Besuch kommt und es einem sagt", so der Professor. "Das ist der Vorteil, wenn man von außen kommt, dass man Dinge etwas anders sieht."

Hotel Lunik als bekanntes Beispiel

Das einst beliebte DDR-Hotel Lunik ist ein anderes prominentes Beispiel. Das Hotel ist seit 30 Jahren geschlossen und steht unter Denkmalschutz. Nach jahrzehntelangem Verfall kaufte die Stadt im vergangenen Jahr das Gebäude für eine halbe Million Euro. Im Raum stehen Ideen wie die Nutzung als Hostel oder Altersheim. Im April wurde das ehemalige Hotel für einen Monat als Theater umfunktioniert. Nun haben die Studenten der Summer School dort an ihren Ideen gearbeitet und das Schild an der Fassade bedeckt. "Wir wollen anregen, dass mit diesem Haus etwas anderes passieren kann als ein Hotel", sagt der Cottbusser Architekturstudent Marc Asmussen.

Der achttägige Unikurs mit dem ungewöhnlichen Namen "Stabile Seitenlage" endete am Wochenende, als die Teilnehmer in Eisenhüttenstadt ihre Arbeiten präsentierten. Die Einheimischen vor Ort zeigten ihren Beifall und ihre Hoffnung, dass etwas fruchtet. "Das hofft man ja immer mit jedem Projekt hier", sagt auch der Mitorganisator des Kurses, Martin Maleschka, "dass es irgendwann greift". Die jungen Leute hätten bereits das Potenzial der Stadt aufgezeigt.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 17.08.2024, 19:30 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

19 Kommentare

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  1. 19.

    Wat die Lisa gegen Kaffe mit Milch hat ? Ick dachte, man kann machen was man will ? Oder will Lisa was verbieten ?
    Aber, was die jungen Menschen da trinken oder essen sieht man nicht im video
    Da weiß die Lisa wieder mehr. Und scheinbar gehört nicht viel dazu um sich Lisas Missachtung zu erlangen. Wie früher in der DDR, Fräulein Lisa.

  2. 18.

    Lieber hippe Städter mit Ideen, als langweilige Landbewohner, die nüscht draus machen können aus solchen Schätzen...

  3. 17.

    Zuerst braucht es Leute, die die leerstehenden Gebäude nutzen möchten, egal wie.
    Es gibt doch Gründe, warum sie leerstehen, fehlende Arbeitsplätze und Abwanderung.
    Ist ein hübsches leerstehendes Gebäude denn besser als ein hässliches? Vielleicht ein bisschen, aber das rechtfertigt nicht, viel Geld hineinzustecken, außer man findet ein Konzept, wie man damit Arbeitgeber anlocken kann.

  4. 16.

    Ob co-working sinnvoll ist, ist erst mal nicht ausschlaggebend! Gut ist, anfangen, Ideen sammeln, auswerten und Möglichkeiten realisieren. Gut so! Und nicht sofort die "Schere im Kopf" haben.

  5. 15.

    Bio Veganer Latte ist die Realität von diesem Co working space Nutzer. Es sind hippe Städter welche denken um die dreht sich die Welt.

  6. 14.

    "Co working Spaces in einer Stadt in der es keine Arbeit aber reichlich leere immobilien gibt - das klingt plausibel."
    Kurz nachgedacht, ja ist plausibel.
    Da wo es wenig Arbeitsplätze aber gute Bedingungen (Wohnraum, Platz, Infrastruktur) gibt, bietet es sich an Chancen für neue Arbeitsplätze anzubieten.

  7. 13.

    Alles ist besser als nur rummeckern! Vielleicht siedeln sich in den "Büros" auch junge dynamische Menschen an?

  8. 12.

    Co working Spaces in einer Stadt in der es keine Arbeit aber reichlich leere immobilien gibt - das klingt plausibel.

    Und gelbe Schilder auf denen "Make Eisenhüttenstadt sexy again" steht - der spruch ist so fresh der könnte von meiner Mutter sein.

  9. 11.

    Oha! Ich rede rein gar nichts schön, möchte einzig darauf verweisen, dass Co-working-spaces eine komplett andere Struktur und Ausrichtung im Gegensatz zu üblichen Büros haben.
    „nen Bio veganen Latte“ zu schlürfen, das liest sich sehr despektierlich und voreingenommen an.

  10. 10.

    Die brauchen Co working space nicht schön reden, es sind Büros mit Benefits nichts anderes. Man geht dahin um zu arbeiten, mieten sich nen desk und schlürft nen Bio veganen Latte.

  11. 9.

    „Die Einheimischen vor Ort zeigten ihren Beifall und ihre Hoffnung, dass etwas fruchtet.“ und „Das hofft man ja immer mit jedem Projekt hier …“.

    Die Frage ist, ob sich die „Einheimischen“ aktiv engagieren möchten, eigene Ideen einbringen und somit, ihre womöglich auch ganz anderen Vorstellungen der Nutzung diskutieren. Auf dem Silbertablett wird sehr selten eine für alle kompatible Lösung serviert.
    Hier hat es zunächst mit Ideen der Studenten zu tun, wie ich es verstehe. Kein Wort von konkreter Planung, selbst wenn angehende Stadtplaner beteiligt waren.
    Übrigens. Direkt die Keule der unmöglichen Finanzierbarkeit und des Denkmalschutzes zu schwingen, nimmt schon Fantasie und Energie bei der Entwicklung von Nutzungskonzepten.

  12. 8.

    Neben den Mehrkosten, sollten Sie dann aber auch die Fördermittel, Abschreibungen, etc. erwähnen! Die Welt ist nicht nur schlecht!

  13. 7.

    Co-working-spaces haben aus ihrer Intention heraus, rein gar nichts mit üblichen Büros gemein. Über die Unterschiede gibt das Internet reichliche, für jedermann verständliche Informationen her.

  14. 6.

    Planen ist die grosse Stärke... Danach prüfen und wegen akuter Geldnot ad acta legen.

  15. 5.

    Ein wichtiger Punkt ist aus meiner Sicht die Frage Warum dieses Gebäude unter Denkmalschutz steht.
    Die damit verbundenen Mehrkosten und Willkürlichkeit der Denkmalschutzbehörden war und sind die Gründe für den Verfall und den Stillstand.
    Ohne eine Veränderung der Verhaltensweisen in den Denkmalschutz Behörden, erwarte ich hier leider keine Besserung.

  16. 4.

    Sehr schön!

  17. 3.

    Sehr kreativ, co working space daraus zu machen. Büros braucht kein Mensch

  18. 2.

    Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld.

  19. 1.

    ... na das ist doch mal eine sehr gute Idee
    ... mögen die Planungen dann auch zur Umsetzung kommen
    ... viel Freude bei der Planung !!!

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