Fünf-B-Wetterlage - Tief "Anett" mit großen Wassermengen nähert sich von Süden

Mi 11.09.24 | 19:37 Uhr
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Symbolbild: Starker Regen in Berlin. (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 11.09.2024 | Caroline Marchot | Bild: dpa/Jens Kalaene

Ein Tief könnte am Wochenende zu schweren Niederschlägen führen - vor allem in Polen und Tschechien. Auch in Brandenburg könnte es stark regnen. Es sind aber noch verschiedene Szenarien möglich. Nun hat das schwere Tief einen Namen: "Anett".

  • Tief "Anett" zieht vom Mittelmeer Richtung Polen
  • Es ist eine Fünf-B-Wetterlage, die mit viel Niederschlag verbunden ist
  • Starke Regenfälle in Süd- und Ostdeutschland ab Samstag möglich
  • Genaue Prognose für Brandenburg nicht vor Donnerstag

Sehr viel Regen droht Süd- und Ostdeutschland voraussichtlich ab Samstag. Ein Niederschlagsgebiet kommt dem ARD-Meteorologen Ingo Bertram zufolge von Süden und zieht voraussichtlich über Österreich und Ungarn nach Tschechien und Polen - und vielleicht nach Brandenburg. In seinen schweren Wolken trägt es demnach massive Wassermengen.
Fest steht allerdings seit Mittwoch bereits der Name dieses Tiefs: "Anett".

Bislang sind es Modelle und grobe Vorhersagen, wie Bertram erläutert - im Moment würden aber 300 bis 400 Millimeter Regen innerhalb weniger Tage erwartet - also 300 bis 400 Liter pro Quadratmeter. "Wenn das so kommt, sind es gigantische Niederschlagssummen", so der Meteorologe, "mit großen Auswirkungen."

Im Durchschnitt gab es in Brandenburg zuletzt rund 550 bis 600 Liter Niederschlag pro Quadratmeter im ganzen Jahr. Im langjährigen Durchschnitt werden laut DWD bundesweit rund 800 Liter pro Quadratmeter im Jahr gemessen.

Erwartete Starkregen. Verlauf von Elbe, Oder & Co. (Quelle: rbb)
| Bild: rbb

Fünf-B-Wetterlagen sind vor allem markant wegen erheblicher Niederschläge

Gesprochen wird dabei von einer Fünf-B-Wetterlage - offizielle Schreibweise: Vb. Typisch für Fünf-B-Tiefdruckgebiete sind ihre Wege vom Golf von Genua über Österreich nach Tschechien und Polen - sie ziehen in der Höhenströmung also nach Nordosten. Ebenfalls markant: Sie sind verbunden mit viel Niederschlag.

Dieses "Vb" ist eine historische Bezeichnung. 1891 hatte der Meteorologe Wilhelm Jacob van Bebber mehrere typische Zugbahnen der Tiefdruckgebiete über Europa identifiziert und mit römischen Ziffern I bis V numeriert. Heute wird von Meteorologen in Mitteleuropa vor allem die Zugbahn „"Vb" noch verwendet für Tiefs vom Mittelmeer über die Alpen gen Norden oder Nordosten. Solch eine Vb-Lage etwa führte zum Elbehochwasser im August 2002 und zum Oder-Hochwasser 1997.

Dicke, schwere Wolken ziehen vom Mittelmeer Richtung Norden

Aktuell wird das Wetter noch von Tief "Zilan" geprägt, das vom Nordmeer heranzieht. Es bringt ab Mittwoch starke Winde, Regen und Gewitter auch über Brandenburg und Berlin. Die schwierige Wetterlage aber ergebe sich erst in der Folge, erklärt Bertram, denn dann ziehe das Tief "Anett" über Italien heran. Es wird erwartet, dass es das Mittelmeer am Freitag erreicht, so der Meteorologe. "Der Zug dieses Tiefs ist bislang noch nicht ganz klar", betonte Bertram.

Ziemlich sicher sei bisher nur die grobe Richtung: nach Norden, hoch Richtung Polen. Relativ sicher sei auch der besorgniserregende Inhalt dieses Tiefs: dicke schwere Wolken mit viel Wasser. "Das ist begünstigt durch die ungewöhnlich hohen Temperaturen des Mittelmeers, die teilweise fünf bis acht Grad über den Normalwerten liegen", erläuterte der Meteorologe. Deshalb transportiere dieses Tief enorme Mengen Feuchtigkeit, die es dann auf seinem Weg Richtung Norden wieder verlieren dürfte.

Genauer Weg des Tiefs erst zum Ende der Woche vorhersagbar

Der genaue Umfang und die Gegenden des Niederschlags könnten erst ab Donnerstag verlässlich prognostiziert werden, betonte der Meteorologe. Bislang gebe es verschiedene Modelle, die unterschiedliche Wege und unterschiedlich schwere Auswirkungen vorhersagen. "Bayern und Sachsen werden von den schweren Niederschlägen und den Auswirkungen dieser Niederschläge nach bisherigen - ganz verschiedenen - Modellen betroffen sein, Brandenburg bislang überwiegend nicht. Aber das kann sich ändern in den kommenden Stunden und Tagen."

Auch wenn Brandenburg weniger Regen abbekomme als etwa Tschechien oder Polen, könnten die Auswirkungen auch hier zu spüren sein: in der kommenden Woche an Elbe und Oder. Dies hänge aber auch vom Weg und vom Verlauf dieses Tiefs ab, also ob und wie stark die Regenfälle in den Flusseinzugsgebieten von Oder und Elbe werden, sagte Wetterexperte Bertram. Verlässliche Prognosen seien auch dazu erst im späteren Verlauf der Woche möglich.

Landesumweltamt beobachtet Situation

Das Brandenburger Landesumweltamt teilte dem rbb auf Anfrage mit, am kommenden Wochenende würden sehr hohe Niederschlagsmengen in den Einzugsgebieten der Oder und ihrer Zuflüsse prognostiziert. Bei den Prognosen gebe es aber noch große Unsicherheiten. Ein Wettermodell sage bis Sonntagabend Niederschläge zwischen 25 und 170 Millimeter vorher.

"Aussagen darüber, ob sich eine Hochwasserlage bildet, lassen sich aufgrund der aktuellen Unsicherheit der Wetterlage derzeit noch nicht treffen", so das Landesumweltamt. Die Hochwassermeldezentrale verfolge die Situation weiterhin.

Auch der Gewässer- und Deichverband Oderbruch spricht von "Vorbereitungen in Voraussicht" und nennt etwa Arbeiten an den Oderdeichen als Beispiel, wie Geschäftsführer Julian Butschke erkärt: "Wir mähen den Deichfuß wasserseitig frei, dass man mögliche Schadstellen schnell erkennen kann."

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Textes war von Millilitern Regen die Rede. Korrekt sind Millimeter oder alternativ die Angabe Liter pro Quadratmeter. Wir haben den Text entsprechend angepasst und bitten um Entschuldigung für den Fehler.

Sendung: rbb 24 Brandenburg aktuell, 11.09.2024, 19:30 Uhr

68 Kommentare

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  1. 68.

    Frau Stangier ,
    Ich weiß nicht was mansplaining ist und Frust habe ich auch nicht abzubauen. Bedanken brauchen Sie sich bei mir auch nicht.
    Ihr erster Kommentar hier ließ mich nur vermuten, daß es sich bei Ihnen um eine dieser Personen handelt, die Berlin für den Nabel der Welt halten. Davon gibt es nämlich in diesem Forum ziemlich viele , um nicht zu sagen zu viele.
    Ihre Replik zum Foristen " Pete" zeigt mir erfreulicherweise, daß Sie nicht zu diesem Personenkreis gehören.

  2. 66.

    Alles schon passiert, die wenigen, die sich mal zurück melden, haben auch keine Lösung oder Motivation. Leider auch die TV-Sender. Keine Ahnung, warum es keinen interessiert. :(

  3. 65.

    Es gibt genügend Flächen in Brandenburg/Bundesrepublik, die dem Land oder Bund gehören und die, für den Hochwasserschutz geeignet sind - Dafür, muss man keine kleinen Häuslebauer und Grundstücksbesitzer enteignen, Viele Grüße.

  4. 64.

    Seit dem Hochwasser 2020/21 kommen in den Poldern des Nationalparks Unteres Odertal jedes Jahr viele Wildtiere um. Darunter Rehe, Wildschweine, Zugvögel und kleine Säugetiere. Sie ertrinken oder bleiben in den Zäunen hängen, bis sie verhungert oder verdurstet sind. Alles, weil die Landrätin der Uckermark meint, mit den Zäunen um den Nationalpark die Welt retten zu können. Dass die aktuelle ASP-Politik zum Schutz der Massenschweinehaltungen nicht funktioniert, zeigen gerade in diesen Wochen die vielen neuen ASP-Infektionen unter Wildschweinen innerhalb des eingezäunten Nationalparks. Unsere Klagen gegen diese rechtswidrigen Maßnahmen werden von den Gerichten in Brandenburg ausgesessen. Das Eilverfahren hat 23 Monate gedauert, die Eröffnung des Hauptsacheverfahrens liegt seit Dezember beim Verwaltungsgericht Potsdam. Die Seilschaften zwischen Wirtschaft, Politik und Justiz funktionieren immer noch. Es ist zu befürchten, dass auch jetzt wieder viele Wildtiere im Odertal sterben werden.

  5. 63.

    da muß doch etwas dagegen getan werden!? Schwedt? Oder Nabu Angermünde? MachenSie doch was, rufen Sie da an! Danke!

  6. 62.

    was Sie vorschlagen ist gut, aber das fordern die Grünen seit Jahren! Und wer ist dagegen? raten Sie mal, nee, nicht nur die AfD, sondern CDU/CSU und FDP!

  7. 61.

    Sollten Sie ein Grundstück besitzen, spenden Sie es für den Hochwasserschutz.

  8. 60.

    Na mal gut, dass der Landkreis Uckermark soeben den Nationalpark wieder vollständig am Deich eingezäunt und in Polder A/B noch zusätzlich einen Zaun zwischen vom Winter- zum Sommerdeich gezogen hat, so dass auch schön alle Tiere ertrinken, einschließlich der geschützten Arten. Chapeau, Landkreis Uckermark! Anhand der zahlreichen ASP-Fälle direkt hinter als auch weit weg von der Grenze (z.B. Pasewalk und in Hessen) und auch am aktuellen Ausbruch innerhalb des angeblich schweinesicher eingezäunten Nationalparks sehen wir ja, wie gut das alles funktioniert, was Sie sich ausdenken. Die armen Tiere! (Alle, Schweine wie nicht-Schweine)

    Lassen Sie sich mal von jemandem sagen, der beim Hochwasser 1997 dabei war, dass im Hochwasser treibende Kadaver sich nicht von Ihren Zäunchen aufhalten lassen. Es gibt Ein- und Auslässe und selbst ihr fester Zaun ist nicht sehr stabil, der hält ja an einigen Stellen schon dem normalen Winterhochwasser gar nicht stand (fotografisch dokumentiert).

  9. 59.

    Damit könnte man gleich bei uns im Havelland anfangen - statt Tausende Hektar trockne Monokulturen - ein paar Baggerseen/Speicherbecken ausbaggern und ans Fluss/Kanalsystem anschließen.
    Monokulturen sind genauso stark verdichtet, wie Beton und lassen kein Wasser versickern- jedenfalls gibt's beim Wasserhaushalt und bei der Schaffung von Überschwemmungsgebieten, genug zu tun in Brandenburg/Berlin - fängt nur Niemand an und will investieren, Viele Grüße.

  10. 58.

    Dann wird es endlich mal Zeit, das die Politik aufwacht und das Wasser endlich mal in unserer Landschaft gespeichert und gehalten wird.
    Dann muss man, als Hauptstadt-Region, mit 6,3 Millionen Menschen, endlich Geld in die Hand nehmen und große Staubecken/Stauseen/Wasserspeicher/Baggerseen, rings um Berlin bauen - Wäre gut gegen unser trockenes Berlin/Brandenburger Klima und das anfallende Wasser könnte endlich auch gespeichert werden.
    Aber - Nur immer jammern und Nie etwas Investieren wollen - das funktioniert nicht mehr.
    Entweder - Berlin/Brandenburg vertrocknet/verbrennt oder versinkt im Hochwasser - wenn weiterhin, große Investitionen in den Wasserhaushalt fehlen, LG.

  11. 57.

    Wenn Flächen überflutet/überschwemmt werden, ist das ein sehr gutes Zeichen.
    Diese Flächen sind geeignete Überflutungsflächen und wichtig für unser Klima, unsere Natur, unsere Umwelt.
    Die Politik sollte genau hinschauen, Wo befinden sich diese Flächen und Wie, geht man mit diesen Flächen um.
    Wasser und Überschwemmungen in der Natur sind sehr sehr wichtig - Trockenheit und Hitze haben Wir in Deutschland schon genügend - Wir brauchten viel mehr Feuchtgebiete/Feuchtwiesen/Überschwemmungsgebiete.

  12. 56.

    Natürlich nicht! Mich interessieren alle Regionen, die gefährdet sind, wo Elbe und Oder fließen, im Ost-Süden bis hin zu Wien, und auch Polen und Tschechien wünsche ich alles Gute! Ich finde ihren Kommentar etwas überflüssig. Da ich direkt an der Oder in MOL wohne, ist mein Interesse hier natürlich besonders groß. Ich werte ihren Kommentar als "mansplaining" oder Frustabbau. Danke für Nichts.

  13. 55.

    Sollte viel Wasser von Polen in die Oder einfließen, übrigens entspringt die Oder bereits in Tschechien, für beide Länder gibt es extreme Regen-Warnungen, wäre dies durchaus relevant. Für Frankfurt/Oder, MOL und evtl. sogar noch in Richtung Schwedt. Hier war vor wenigen Wochen schon ein extrem hoher Wasserstand, zB an Güstebieser Lose. Es wäre wichtig, hier offiziell auch mal etwas zu der Risikobewertung zu hören. Wenn dann hier der Alarm losgeht, könnte es dann etwas spät sein. Erinnert mich etwas an das Ahrtal.

  14. 54.

    Aber was hast Du nicht verstanden? Das Wasser wird am Wochenende definitiv kommen und zwar im gewaltigem Ausmaß! Es wird den Weg über die Oder nehmen! Auch die Spree wird geflutet!

  15. 53.
    Antwort auf [djay] vom 11.09.2024 um 12:14

    Danke für den Hinweis. Wir haben die Stelle korrigiert. Viele Grüße aus der Redaktion

  16. 52.

    Erstaunlich. Ein markante Wetterlage, die bereits 1891 vom Meteorologe Wilhelm Jacob van Bebber beschrieben wurde, Nehmen einige zum Anlass über einem anderen Thema zu schreiben. Zu schreiben über die eigene Befindlichkeiten.
    Dabei ist Wetter eine Reihe, eine Summe, von verschiedenen Physikalischen Vorgänge.
    Eine dieser Parameter ist, wieviel Gramm Wasser paßt in einem m³ Luft. Dabei gibt es das Phänomen, dass warme Luft mehr Wasser aufnehmen kann als kalte Luft.
    Die typischen Wetterlage von Vb entstehen wenn Luftmassen vom Atlantik über Frankreich in den Mittelmeer Raum einfließen. Sich dabei erwärmt und um die Alpen herum weiterziehen. Dabei nimmt die warme Luft Wasser auf, das aus dem Mittelmeer stammt.
    Wenn die Luftmasse dann wieder abkühlt sinkt der Parameter g/m³. Es beginnt zu regnen. Hier steht jetzt das Szenario an, wieviel mm Regen fallen. 20mm or 70mm or 170mm. Und. In welchem zeitinvall. Eine Std oder 24 Std oder 48 Std.

  17. 51.

    Wieso?

    Es wird berichtet was bekannt ist.

    Würdest du es bevorzugen das dir nichts mitgeteilt wird außer es ist 100% sicher?

    Sinnlos.

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