Fragen und Antworten - Was bislang über den Omikron-Subtyp XBB.1.5 bekannt ist
Seit Oktober breitet sich eine neue Sublinie der Omikron-Variante des Coronavirus besonders in Nordamerika rasant aus. Auch in Europa wurde XBB.1.5 schon nachgewiesen. Was die Wissenschaft bisher dazu sagen kann. Von Frank Preiss
Wie schnell verbreitet sich der Omikron-Subtyp XBB.1.5?
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist sie die bislang ansteckendste Subvariante des Coronavirus. Besonders in den USA hat der Omikron-Subtyp XBB.1.5 schnell bisher vorherrschende Corona-Varianten verdrängt: Seit November verdoppelte sich der Anteil an Neuinfektionen mit XBB.1.5 dort wöchentlich, gleichzeitig steigen auch die absoluten Infektionszahlen wieder. Mittlerweile macht sie in den USA einen Anteil von 27,6 Prozent unter den dort kursierenden Corona-Varianten aus – Tendenz steigend.
Wie stark hat sich XBB.1.5 schon in Europa ausgebreitet?
Die Sublinie XBB.1.5 ist nach WHO-Angaben auch in Europa auf dem Vormarsch. Jüngste Daten aus einigen Ländern der Region fingen an, auf die zunehmende Präsenz von XBB.1.5 hinzudeuten, sagte der Direktor des WHO-Regionalbüros Europa, Hans Kluge, am 10. Januar. Fälle würden in kleiner, aber wachsender Zahl entdeckt.
Auch in Deutschland sind erste Fälle bekannt. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wurde die Sublinie Ende November das erste Mal in einer Stichprobe in Deutschland nachgewiesen. Darunter ist auch bislang ein Fall in Brandenburg, wie das Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum am 6. Januar mitteilte. In Berlin gibt es bislang zwei nachgewiesene Fälle (Stand 12. Januar).
Der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb geht davon aus, dass XBB.1.5 in den kommenden Monaten auch in Deutschland die dominante Variante wird. Anlass zu großer Sorge gebe es aber nicht.
Wie stuft die WHO die Variante ein?
Die WHO verfolgt die Virusvariantenentwicklung aufmerksam und aktualisiert regelmäßig eine Auflistung aller aktuellen Coronavarianten. Zurzeit gibt es nur eine "variant of concern" (VOC)- also als besorgniserregend eingestufte Variante, und das ist die Omikron B.1.1.529-Variante.
Die Subvariante XBB.1.5 ist derzeit keine "variant of concern", aber sie wird von der WHO beobachtet - genauso wie BA.5 und weitere Omikron-Varianten. Diese erfüllen drei bestimmte Kriterien: Sie sind eine Omikron-Subvariante, sie haben eine höhere Übertragungsrate und sie weisen zusätzliche Aminosäureveränderungen auf. Diese Veränderungen gelten als der Grund für ihre stärkere Ausbreitung unter den Menschen.
Außerdem gibt es noch die Kategorie "variants of interest" (VOI). Das sind Varianten, die für das zukünftige Infektionsgeschehen von Interesse sein könnten. Aktuell gibt es keine "variant of interest".
Ist XBB.1.5 gefährlicher als seine Vorgänger?
Diese Frage kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend beantwortet werden. Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel, betonte zuletzt, es gebe bisher wenig Informationen über den Schweregrad.
Fälle und Krankenhausaufenthalte hätten in den gesamten USA zugenommen, aber nicht nur in Regionen, in denen XBB.1.5 vorherrsche, sagte der Experte. Das sei zumindest ein erster Hinweis darauf, dass sich der Schweregrad von XBB.1.5-Infektionen nicht wesentlich von dem anderer aktuell kursierender Varianten unterscheide.
Die neue Subvariante sei zwar ansteckender, bislang gebe es jedoch keine Hinweise darauf, dass sie auch zu schwereren Krankheitsverläufen führe, heißt es auch von der WHO.
Zeigt XBB.1.5 eigene neue Symptome?
Nein, die neue Sublinie bringt nach Beobachtung von US-Medizinern keine grundlegenden Symptomänderungen mit sich. Bei Infektionen mit XBB.1.5 gibt es ähnliche Anzeichen wie bei den anderen Omikron-Varianten:
• Müdigkeit und Abgeschlagenheit
• Erkältungssymptome (Halsschmerzen, laufende Nase)
• Kopf- und Gliederschmerzen
• Fieber
Weniger oft klagen Infizierte dieses Virustyps über den Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns, wie es bei den Alpha- und Beta-Varianten der Fall war.
Auch die Infektion verläuft ähnlich wie bei den bereits bekannten Varianten. Bis die ersten Symptome nach der Infektion auftreten, vergehen ungefähr drei bis vier Tage. Auch XBB.1.5 verbreitet sich vor allem über Aerosole in der Luft. Auch die Schnelltests sollen laut Expertinnen und Experten weiter anschlagen.
Wirkt die Corona-Impfung auch bei XBB.1.5?
Eine kürzlich veröffentlichte Studie im New England Journal of Medicine [nejm.org] gibt Hinweise darauf, dass Booster, die an Omikron angepasst sind, auch die Antikörper gegen die Variante XBB, dem Vorgänger des XBB.1.5 erhöhen. In Europa ist der Impfstoff für Auffrischungsimpfungen bei Erwachsenen und Kindern ab fünf Jahren zugelassen.
Die US-amerikanische Virologin Angela Rasmussen geht davon aus, dass die Ergebnisse auch für die Variante XBB.1.5 anwendbar sind. Dies würde bedeuten, dass Menschen, die an Omikron erkrankt waren und wieder genesen sind, sowie Menschen, die an Omikron angepasste (bivalente) Auffrischungsimpfung bekommen haben, mehr Antikörper gegen die neue Version haben.
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.01.2023, 17:00 Uhr