Petition in Potsdam übergeben - Mehr als 18.000 Menschen unterschreiben gegen "Abschiebezentrum" am BER

Do 17.11.22 | 11:17 Uhr
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Mehr als 18.000 Menschen unterschreiben Petition gegen BER-Ausreisezentrum (Quelle: rbb/Torsten Sydow)
Audio: Antenne Brandenburg | 17.11.2022 | O-Ton Vorsitzende Verein "Wir packen's an" | Bild: rbb/Torsten Sydow

Am Flughafen BER soll auf 30.000 Quadratmeter ein Zentrum für Asylsuchende entstehen. Das Land Brandenburg nennt es "Behördenzentrum", die Gegner sprechen von einem "Abschiebezentrum". Diese machen nun mit einer Petition Druck.

Mehr als 18.000 Menschen haben eine Petition gegen ein von Landesregierung und Bund geplantes Zentrum für Asylsuchende am Flughafen BER in Schönefeld (Dahme-Spreewald) unterschrieben. Vertreter des Flüchtlingsrats und des Vereins "Wir packen's an" aus Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) haben die Unterschriften und eine Petition eigenen Angaben zufolge am Donnerstag an den Landtagspetitionsausschuss in Potsdam übergeben.

Regierung spricht von "Behördenzentrum"

Die Initiatoren fürchten unter anderem, dass Menschen in ihre Heimatländer abgeschoben werden, in denen die politischen Umstände unsicher sind. Miriam Tödter vom Verein "Wir packen's an" sagte bei der Übergabe der Unterschriften an die Ausschuss-Vorsitzende Carla Kniestedt, der Flughafen in Schönefeld sei nicht umsonst nach Willy Brandt benannt worden. Der frühere Bundeskanzler habe vor dem Faschismus in Deutschland fliehen müssen. Man müsse sich fragen, was Brandt dazu sagen würde, dass auf einem nach ihm benannten Flughafen "ein Abschiebezentrum" gebaut werde, von dem Menschen, die vor Krieg, Krisen, Hunger oder Klimakatastrophen geflohen seien, abgeschoben werden.

Die Brandenburger Landesregierung spricht nicht von einem Abschiebe-, sondern von einem "Behördenzentrum". Es gehe darum, dass Ämter so schnell und konstruktiv zusammenarbeiten könnten. Es sei im Sinne der Menschen, die herkommen, dass ihre Angelegenheiten möglichst schnell von den unterschiedlichen Behörden auf der Bundes- und Landesebene bearbeitet werden.

Flughafenasylverfahren sollen stark ausgeweitet werden

Die Initiatoren der Petition verwenden den Begriff "Abschiebezentrum" nach eigenen Angaben, "weil der Fokus ganz klar auf Ausreise und Abschiebung liegt". Die Zahl der Flughafenasylverfahren solle demnach von 41 im vergangenen Jahr auf 300 bis 400 ausgeweitet werden, hieß es. Diese Schnellverfahren seien rechtlich äußerst fragwürdig.

"Wir brauchen ein Willkommenszentrum und kein Abschiebezentrum", sagte Axel Grafmanns von der Initiative dem rbb. Das Land Brandenburg, "wo ganze Dörfer vor dem Aussterben stehen", brauche Zuwanderung. Grafmanns kritisierte zudem das Bauvorhaben "mit einem Großinvestor, der vorbestraft ist, und ohne jegliche Ausschreibung". Gemeint ist der im Zusammenhang mit einem Schmiergeldskandal vorbestrafte Unternehmer Jürgen B. Harder, der eine Kaufoption auf das Grundstück besitzt. "Das stinkt natürlich ein Stückchen zum Himmel", so Graffmanns. Eine Recherche von ARD, rbb und die Transparenzplattform "FragDenStaat" belegte im August, dass eine Zusammenarbeit mit Harder alles andere als unausweichlich war.

30.000 Quadratmeter großes Zentrum soll 2025 in Betrieb gehen

Brandenburg plant gemeinsam mit dem Bund ein zentrales "Ein- und Ausreisezentrum" in direkter Nachbarschaft zum Flughafen BER in Schönefeld (Dahme-Spreewald). Auf 30.000 Quadratmeter sollen Bundespolizei, Vertreter des Bundesministeriums für Migration und Flüchtlinge, Teile der Zentralen Ausländerbehörde Brandenburg und Akteure des Justizbereichs arbeiten. Asylsuchende, die über den BER einreisen, sollen dort untergebracht werden. Außerdem soll es 64 Plätze im Ausreisegewahrsam geben, noch einmal etwa 50 Plätze in einem Transitgebäude.

Es soll eine Fülle von Aufgaben bündeln: Flughafen-Asylverfahren, Erstregistrierungen, zentrale Bearbeitung und Abwicklung freiwilliger Ausreisender, Rücküberstellungen nach dem sogenannten Dublin-Abkommen der EU oder den Vollzug des Ausreisegewahrsams. 2025 soll das Zentrum nach den aktuellen Planungen fertig sein.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.11.2022, 10:30 Uhr

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34 Kommentare

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  1. 34.

    Dieser Kommentar von Ihnen zeigt mir, dass Sie scheinbar keinerlei rechtliche Kenntnisse im Bereich des Verfassungsrechts haben, wenn Sie die Haltung eines verfassungsrechtlich scheinbar ebenso unbewanderten Journalisten - der "links-liberalen" FR - als Nachweis anführen.
    Scheinen mir Ihre Kommentare nichts weiter als ebensolcher "Populismus" zu sein. Mal richtig:
    "Der Begriff "Rasse" - anders als Hautfarbe recht diffus - vereinigt bestimmte Merkmale, die sich eine Gruppe durch Volkszugehörigkeit identitätsbegründend als Schicksalsgemeinschaft zuschreibt oder die ihr - auch gegen ihren Willen - von anderen unter der Behauptung genetischer Verbundenheit zugeschrieben werden" Art3 III GG NOMOS GG Kommentar

  2. 33.

    Die Ampel-Regierung mit dem Filosofen und der Völkerrechtlerin und dem Vergesslichen macht Gegenteiliges. Es sollen so gut wie alle eigentlich Ausreispflichtigen da bleiben dürfen. Die können dann einen Antrag auf Bürgergeld stellen, denn der überwiegende Teil hat auch nicht vor, hier mal sich selbst zu ernähren.

  3. 32.

    Ausreisepflichtige müssen aus Deutschland abgeschoben werden, um die allgemeine Akzeptanz von Asylberechtigten zu erhöhen und das in Deutschland geltende (weltweit wohl einmalige!)Asylrecht zu sichern.

  4. 31.

    Einen sonstigen produktiven Beitrag zur Artikel haben Sie nicht was?
    PS
    Was Sie schreiben kann auch umkehren und auf ... (na Sie wissen schon)

  5. 30.

    Dieses Vorgehen ist normal und nennt sich öffentlich-rechtliche Partnerschaft.

    Der Haushaltsausschuss kann nichts tun. Warum auch?

    Mieten ist auf Dauer viel billiger als selbst zu bauen.

  6. 29.

    "Was dabei herauskommt, wenn man nicht abschiebt, kann man doch schön an den Clans in Berlin beobachten. Da hat man viel zu lange zugesehen und alles laufen lassen."

    Eine durchsichtige Lüge. Wohin wollen sie Staatenlose oder Deutsche abschieben? "Viel zu lange zugesehen" hat u.a. ein Innensenator mit engen Kontakten zur NPD, der heute mit Sicherheit in der rechtsextremen und xenophoben AfD wäre.

  7. 28.

    Nein, für diese Einschätzung brauche ich weder die Kirche, noch das BVerfG. Da reicht ein gesunder Menschenverstand vollkommen aus. Ein paar Geschichtskenntnisse können auch nicht schaden.

  8. 27.

    Ach, die Frau Lindholz ist schon öfter mit bedenklichen Äußerungen aufgefallen und steht exemplarisch vür die Annäherung der cDU an die Rechtsextremisten der AfD.

    "Lindholz äußerte sich Mitte 2020 kritisch, in der bundesdeutschen Verfassung das Wort „Rasse“ zu streichen, was sie als „eher hilflose[n] Scheindebatte“ bezeichnet."

    " Nach Ansicht von Stephan Hebel steht sie mit diesem „Rassismus der Mitte“ jedoch „beispielhaft für ein Verhalten, das rassistische Strukturen durch Duldung begünstigt und Widerstand verweigert."

  9. 26.

    Wie es zu erwarten war, sind bei bestimmten Themen auch die Vertretenden des Rechtspopulismus wieder am Start. Die laute Minderheit muss sich einfach Gehör verschaffen, Selbstwirksamkeit beim fleißigen Kommentareschreiben erleben. Ressentiments als Ersatz für tatsächlichen Erfolg im Leben.

  10. 25.

    Kasperltheater ? Die Anhänger der rechtsextremen AfD und rechtsextreme Xenophobe machen deutlich was sie von Menschenrechten halten. Stübgen und seine cDU nähern sich immer weiter den nationalistischen Faschisten der AfD an.

    Schön zu wissen dass 18.000 Brandenburger sich dem entgegenstellen. Danke.

  11. 24.

    Was christlich und Extremismus ist überlassen Sie wohl lieber der Kirche und dem Bundesverfassungsgericht ; )

  12. 23.

    Populistischer Humbug was der Verein dazu auf seiner Homepage schreibt:
    "Du wirst abgeholt in Handschellen, kommst in ein Gefängnis am Flughafen und wirst dann ins Elend wieder wegdeportiert, vor dem du geflohen bist. Dein Verbrechen: Du wolltest leben! ..."
    Jedes Abschiebeverfahren muss sachlich gerechtfertigt sein.
    Wirtschaftsmigration von außerhalb der EU ohne z.B. ein Arbeits-Visum geht nun mal nicht.
    Diese Aktion scheint mir nichts weiter, als die typische persönliche Aufwertung auf Kosten der Mitbürger.
    Sollen die Unterzeichner doch von sich aus Personen "Perspektiven" bieten und Andere damit zufriedenlassen!

  13. 22.

    Doch. Damit die rechtskräftige Abschiebung vollzogen werden kann, wenn jemand der Aufforderung zur Ausreise nicht freiwillig nachkommt

    Daher macht das Abechiebezentrum Sinn und erleichtert die Arbeit der Behörden.

  14. 20.
    Antwort auf [Hans] vom 17.11.2022 um 13:43

    Leider sind in der Gruppe der Flüchtlinge und Asylbewerber kaum Fachkräfte und kaum Personen, die erfolgversprechend ausgebildet werden können.

  15. 19.
    Antwort auf [Hans] vom 17.11.2022 um 13:43

    ....na das wäre ein zu schöner Gedanke. Nur gibt es bei der hier thematisierten Gruppe kaum Fachkräfte, eigentlich kaum arbeitsvermittelbare und arbeitswillige Leute

  16. 18.

    Anrüchig finde ich auch, dass einem privaten Investor, der bereits wegen Schmiergeldzahlungen rechtskräftig verurteilt ist mehrere Hundert Millionen Euro an Mietzahlungen garantiert werden. Ich hoffe der Haushaltsausschuss stoppt das Vorhaben noch!

  17. 17.

    «Dieser Bundespolizeibericht ist die nächste laute Warnung für Frau Faeser.» Vor allem in den letzten Monaten hätten sich die illegalen Einreisen nach Deutschland vervielfacht. «Frau Faeser schafft es offensichtlich nicht, die Lage unter Kontrolle zu bringen», sagte der CDU Abgeorndete Lindholz.

  18. 16.

    Da hat die AfD im Forum ja wieder ihren Spaß und bedient die immer gleichen Klischees...

  19. 15.

    Ich finde gut, dass sich Menschen für andere einsetzen und gegen Abschiebungen vorgehen. Menschen aus der Arbeit, der Schule oder nachts aus dem Bett zu holen, in einen Abschieknast zu bringen und dann in den nächsten Flieger zu setzen ist zutiefst inhuman!

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