Lange Bearbeitungszeiten - Brandenburger Finanzämter sollen durch mehr Nachwuchs wieder schneller werden

Fr 25.08.23 | 06:06 Uhr | Von Lisa Steger
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Symbolbild: Eine Mitarbeiterin des Finanzamt (Quelle: dpa/Martin Schutt)
Audio: rbb24 Inforadio | 25.08.2023 | Lisa Steger | Bild: dpa/Martin Schutt

Anhaltender Zuzug, Grundsteuer, höherer Berechnungsaufwand: Es gibt mehrere Gründe, warum die Finanzämter in Brandenburg bei der Bearbeitung von Steuererklärungen langsamer geworden sind. Helfen sollen mehr Azubis. Von Lisa Steger

Das Finanzministerium in Brandenburg will mit mehr Auszubildenden dafür sorgen, dass die Bearbeitung von Steuererklärungen in den Finanzämtern wieder kürzer dauert. Das sagte Ministeriumssprecher Thomas Vieweg dem rbb.

In diesem Jahr würden 243 Anwärterinnen und Anwärter für den mittleren oder gehoben Dienst mit ihrer Ausbildung beginnen, erklärte Vieweg. Im vergangenen Jahr waren es 225. Deutlich unter hundert waren es im Jahr 2018. Die Nachwuchskräfte würden dringend gebraucht, auch weil die geburtenstarken Jahrgänge derzeit in den Ruhestand gingen, so Vieweg.

Bearbeitung der Steuererklärung länger als vor vier Jahren

Im vergangenen Jahr brauchten die Brandenburger Finanzämter im Durchschnitt mehr als 53 Tage, um Steuererklärungen von Freiberuflern und Gewerbebetrieben zu bearbeiten. Das teilte das Finanzministerium auf eine Anfrage der Linke-Fraktion im Landtag mit. Brandenburg kam damit auf Platz 14 unter den 16 Bundesländern. Bei Arbeitnehmern dauerte es demnach im Schnitt 43 Tage, hier erreichte Brandenburg den sechsten Platz.

Innerhalb von vier Jahren haben sich die Bearbeitungszeiten damit stark verlängert, wie aus der Antwort des Ministeriums auf die Anfrage ebenfalls hervorgeht. Für Steuererklärungen von Arbeitnehmern brauchen die Ämter in diesem Jahr acht Tage länger als im Jahr 2019. Fünfzehn Tage länger benötigen sie für Steuererklärungen von Freiberuflern und Gewerbebetrieben.

Zuzug wirkt sich in Behörden aus

Dem Ministeriums-Sprecher zufolge liegt das an dem zusätzlichen Berechnungsaufwand, weil Steuerpflichtige Corona- oder Heizkostenhilfe erhalten hätten. Zudem seien viele Menschen im Jahr 2022 zum ersten Mal verpflichtet gewesen, eine Steuererklärung abzugeben, weil sie im Jahr 2021 Kurzarbeitergeld erhalten hätten.

Zusätzlich wirke sich der anhaltende Zuzug in den Behörden aus, erklärte der Sprecher des Finanzministeriums. Denn viele Zugezogene seien Steuerzahler. Dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg zufolge sind im Jahr 2021 rund 83.000 Menschen nach Brandenburg gezogen, rund 58.000 zogen weg. Im vergangenen Jahr zogen demnach rund 120.000 Menschen in das Bundesland, rund 64.000 verließen es.

Zehntausende haben noch keine Grundsteuererklärung abgegeben

Für zusätzlichen Aufwand in den Finanzämtern sorgt dem Ministerium zufolge die Grundsteuer. Bis Mitte August hätten 12 Prozent der Grundstückseigentümer noch keine Erklärung abgegeben. Die Frist dafür war Ende Januar abgelaufen.

Die Finanzämter haben diesen rund 150.000 Eigentümern ein Erinnerungsschreiben geschickt, erklärte der Sprecher. Wenn sie weiterhin keine Erklärung abgeben, drohe ihnen ein Zwangsgeld. Die Ämter könnten den Wert des Eigentums auch schätzen, so Vieweg. Von denen, die ihre Erklärung fristgerecht abgegeben haben, haben bis Ende Juli gut 58 Prozent bereits einen Bescheid erhalten, so die Angaben des Finanzministeriums.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 25.08.2023, 19:30 Uhr

30 Kommentare

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  1. 30.

    Das wird kurzfristig nicht helfen. Die Ausbildung dauert je nach Laufbahn zwei oder drei Jahre. Aber klar, wenn die geburtenstarken Jahrgänge so überraschend altersbedingt ausscheiden! Wer hätte das auch nur ahnen können?

  2. 29.

    Kenn ich leider aus direkter Nachbarschaft - da gibt's doch glatt 3 Finanzbeamte denen man das ohne schlechtes Gewissen unterstellen kann

  3. 28.

    Es geht sicher darum das es genug Menschen gibt die wegen eines kleinen wehwechens sofort zum doc gehen um sich krank zu melden. Machen Sie doch die Augen nicht zu und sieh werden sehen wie viele glauben ihren Urlaub mit einem gelben verlängern zu können.

  4. 27.

    Anscheinend kennt da jemand den Unterschied zwischen Beamtentum und freier Wirtschaft nicht.
    Kleine Lektion - schaue staune lerne - die Wirtschaft sind die, die das wundervolle Beamtentum finanzieren.
    Und ich wüsste nicht was Wirecard jetzt damit zu tun hätte

  5. 26.

    Was bei dieser Aufstellung immer unter den Tisch fällt: inzwischen fördern die Finanzämter die papierlose Steuererklärung und wollen, dass bei der Steuererklärung keine Belege eingereicht werden. Wenn doch mal eine Angabe geprüft werden soll, müssen die Belege erst angefordert werden, was extra Bearbeitungszeit kostet.

    Früher: Bearbeiter nimmt sich nach x Wochen die Steuererklärung und stellt fest, dass die Spenden geprüft werden müssen. Zwingend vorzulegende Spendenbescheinigung fehlt aber. Also ergeht nach x Wochen ein Bescheid ohne Spendenabzug.
    Heute: Bearbeiter nimmt sich nach x Wochen die Steuererklärung und stellt fest, dass die Spenden geprüft werden müssen. Bearbeiter fordert die Spendenbescheinigung binnen 4 Wochen an. Bürger reicht Bescheinigung nicht ein. Also ergeht nach x+4 Wochen ein Bescheid ohne Spendenabzug.

  6. 25.

    Mein Gott, das klingt leider beängstigend und traurig! Halten Sie trotzdem durch!
    Ich nehme Ihre Entschuldigung an, und vielleicht können Sie durch konsequente Beharrlichkeit wenigstens ein bisschen dazu beitragen, dass Ihre Arbeitsabäufe erleichtert werden oder besser organisiert werden.
    Alles Gute!

  7. 24.

    Wow, das ist ja mal ein richtig „qualifizierter“ Kommentar!

  8. 23.

    Aber die Erträge dieser "Abzocke" nehmen Sie dann schon gerne in Anspruch. Gelle?

  9. 22.

    Ihre Unterstellung ist eine Unverschämtheit. Woher wissen Sie dass die Krankheitstage alle "gefeiert" sind?

  10. 21.

    Kann ich jedem nur raten, um diesem System des Bürgerabzockens Paroli zu bieten.

  11. 20.

    Also mal ganz ehrlich, wer trotz Krankheit arbeiten geht, der ist auch nicht wirklich krank. Wollen Sie dafür werben, dass man trotz Krankheit arbeiten gehen soll? Würde ich zumindest nicht tun, meine Gesundheit kann mir keiner bezahlen.

  12. 18.

    Nun, es wäre sicherlich eine neue Qualität, wenn Grundlage der Besteuerung bzw. der Arbeit der dort Beschäftigten nicht mehr alleine das Gesetz wäre sondern der provisionsgetriebene Erwerbstrieb.

  13. 17.

    Einige lassen sich vom Finanzamt ausbilden um später die Seiten zu wechseln und Steuerberater zu werden.

  14. 16.

    eine wunderbare Idee...
    Das freut sicher alle, die auf einem Veranlagungsplatz sitzen bei dem vorwiegend Rentner veranlagt werden und noch mehr die im Kö.Amt die Vereine machen.
    Die Leute in der Finanzkasse werden dann wie beteiligt ?
    Das System der Finanzämter macht schon ein wenig Sinn und gehört zu den wenigen die wirklich digital sind oder müssen sie für die Abgabe ihrer Steuererklärung einen Termin buchen und alles per Papier hinbringen oder funktioniert die digitale Signatur per Elster ?!
    würde das so im Bürgeramt laufen oder Kfz Zulassung ... das wäre mal was.

  15. 15.

    Ist das jetzt eine ernsthaft gemeinte Antwort ? Falls ja, sind Sie von der Realität wahrscheinlich abgekoppelt worden. Es gibt diverse Meldestellen und Portale für den neuen Trend zur Denunziation, die auch vielfach anonym erfolgen kann.

  16. 14.

    Hätte mich aber auch gewundert, wenn man jetzt daraus nicht das übliche Opfer-Getue gemacht hätte.

  17. 13.

    Ich hab eine Idee: Steueegesetze vereinfachen . Meine Erklärung für 2028 fristgerecht 2019 eingereicht...... Bescheid falsch....Einspruch.... Anwalt.... jetzt ist 2023.... noch nicht abgeschlossen. Geht ja nur um 5000€, darauf kann der Rentner warten bis zur Beerdigung.

  18. 12.

    Was die Effektivität und Flexibilität anbetrifft, können sich alle vom Minister Habeck eine große Scheibe abschneiden. Schade, dass er mit seinem überragendem Können und Sachverstand nicht in der freien Wirtschaft ist.

  19. 11.

    Das würde genau in die geplanten Maßnahmen der Ampel passen. Denunziation ist ein wichtiges Stilmittel einer modernen und weltoffenen Gesellschaft. Innerhalb der Polizei klappt das schon hervorragend. Da traut schon länger keiner mehr dem anderen vor lauter Angst und den möglichen Repressalien.

  20. 10.

    In der freien Wirtschaft würde man solche Menschen entlassen. "
    Ach ja, die freie Wirtschaft, der Hort von Effektivität und Flexibilität.
    Wird so mancher gerne unterschreiben.
    Man nehme nur die Effektivität, mit der Wirecard seine Bilanzen aufgestellt hat.

  21. 9.

    Ich habe meine Steuererklärung am 10. April elektronisch via ELSTER übermittelt und rechne damit, dass ich froh sein kann, wenn ich bis zum 10. Oktober einen Bescheid erhalten habe und mir die Untätigkeitsanzeige erspart bleibt... Wo hat man nur diese 43 Tage her, 2020 und 2021 dauerte um die 4 Monate... Wenn man es zeitig selbst elektronisch macht, sollte selbst bei etwas mehr Umfang das Vierteljahr nicht überschritten werden... Grundsteuer B dauerte auch fast genau 6 Monate bis zum Bescheid, Grundsteuer A wird sogar erst später bearbeitet... So ein Irrsinn...

  22. 8.

    Oder Prämien für diejenigen zahlen, die ihren Nachbarn anzeigen, wenn der einen unversteuerten Gartenzwerg im Vorgarten hat.

  23. 6.

    Ich mache gerade die Ausbildung. Und ehrlich gesagt ist das Ausbildungskonzept genauso überholbedüftigt wie das ganze Verwaltungs- und Personalsystem. Man versucht so schnell wie möglich Leute auszubilden, kloppt sie mit Unmengen an Informationen zu, jeden Tag immer neue und andere Fälle, keine Struktur, kein Konzept, kein abholen der Azubis. Kaum Ansprechpartner bei Fragen durch Telearbeit, Urlaub etc. Und selbst die Bearbeiter, die da sind, müssen neben Ihrer Tätigkeit die Azibus betreuen. Effizientes Arbeiten, wo zwischen den Bundesländern und Behörden keine Einheitlichkeit vorhanden ist, nicht möglich. Überall hängt es, ob analog oder digital. Das Personal ist überlastet, die Azubis jetzt schon. Es tut mir in der Seele weh, das viele Bürger nicht den Service bekommen, den sie verdienen und ich entschuldige mich für meinen Arbeitgeber Staat. Nur durch Verschlankung der unendlich vielen Steuergesetze und Verwaltungsvorgänge kommt wieder Ordnung rein.

  24. 5.

    Und ich habe meine bereits im März abgegeben und bis heute keinen Bescheid. Letztes Jahr waren es 8 Monate bis Geld floss. Meine Grundsteuerberechnung hat 12 Monate Bearbeitungszeit gehabt, trotz korrekter Ausfüllung und mehr als pünktlicher Abgabe. Zeit wäre ja gewesen da angeblich viele fehlen. Zumal alles digital eingelesen wird. Und dann war dieser sogar noch falsch am Ende. In der freien Wirtschaft würde man solche Menschen entlassen. Ohne Leistung kein Gehalt. Aber dieses kommt jeden Monat ob man viel oder einige gemacht hat.

  25. 4.

    Warum sollte man diese Leute auch noch besser bezahlen wenn man doch weiter unten in einem Artikel liest das im öffentlichen Dienst im Durchschnitt 41 - 50 Tage krank gefeiert wird? Nimmt man 30 Tage Urlaub dazu und zieht Feiertage ab gehen diese Leute nur 9 Monate im Jahr arbeiten. Andere gehen trotz Krankheit arbeiten und haben nur 22 Tage Urlaub. Und die verdienen bedeutend weniger und schaffen mehr. Finde also den Fehler.

  26. 3.

    43 Tage warten auf die Bearbeitung der Steuererklärung - das wäre schön. Ich habe meine im Mai abgegeben und immer noch keinen Bescheid.

  27. 2.

    Man müsste die Mitarbeiter progressiv prozentual am Umsatz beteiligen !

  28. 1.

    Ist wie das alberne Werben mit Aktionen für den ÖD in Berlin .

    Wenn ihr Leute werben und besonders halten wollt, dann zahlt doch mal besser ?!?

    Alles unter einer EG 8 kann man doch vergessen , wenn man Familie hat .



    Mit freundlichen Grüßen

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