Lange Bearbeitungszeiten -
Anhaltender Zuzug, Grundsteuer, höherer Berechnungsaufwand: Es gibt mehrere Gründe, warum die Finanzämter in Brandenburg bei der Bearbeitung von Steuererklärungen langsamer geworden sind. Helfen sollen mehr Azubis. Von Lisa Steger
Das Finanzministerium in Brandenburg will mit mehr Auszubildenden dafür sorgen, dass die Bearbeitung von Steuererklärungen in den Finanzämtern wieder kürzer dauert. Das sagte Ministeriumssprecher Thomas Vieweg dem rbb.
In diesem Jahr würden 243 Anwärterinnen und Anwärter für den mittleren oder gehoben Dienst mit ihrer Ausbildung beginnen, erklärte Vieweg. Im vergangenen Jahr waren es 225. Deutlich unter hundert waren es im Jahr 2018. Die Nachwuchskräfte würden dringend gebraucht, auch weil die geburtenstarken Jahrgänge derzeit in den Ruhestand gingen, so Vieweg.
Bearbeitung der Steuererklärung länger als vor vier Jahren
Im vergangenen Jahr brauchten die Brandenburger Finanzämter im Durchschnitt mehr als 53 Tage, um Steuererklärungen von Freiberuflern und Gewerbebetrieben zu bearbeiten. Das teilte das Finanzministerium auf eine Anfrage der Linke-Fraktion im Landtag mit. Brandenburg kam damit auf Platz 14 unter den 16 Bundesländern. Bei Arbeitnehmern dauerte es demnach im Schnitt 43 Tage, hier erreichte Brandenburg den sechsten Platz.
Innerhalb von vier Jahren haben sich die Bearbeitungszeiten damit stark verlängert, wie aus der Antwort des Ministeriums auf die Anfrage ebenfalls hervorgeht. Für Steuererklärungen von Arbeitnehmern brauchen die Ämter in diesem Jahr acht Tage länger als im Jahr 2019. Fünfzehn Tage länger benötigen sie für Steuererklärungen von Freiberuflern und Gewerbebetrieben.
Zuzug wirkt sich in Behörden aus
Dem Ministeriums-Sprecher zufolge liegt das an dem zusätzlichen Berechnungsaufwand, weil Steuerpflichtige Corona- oder Heizkostenhilfe erhalten hätten. Zudem seien viele Menschen im Jahr 2022 zum ersten Mal verpflichtet gewesen, eine Steuererklärung abzugeben, weil sie im Jahr 2021 Kurzarbeitergeld erhalten hätten.
Zusätzlich wirke sich der anhaltende Zuzug in den Behörden aus, erklärte der Sprecher des Finanzministeriums. Denn viele Zugezogene seien Steuerzahler. Dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg zufolge sind im Jahr 2021 rund 83.000 Menschen nach Brandenburg gezogen, rund 58.000 zogen weg. Im vergangenen Jahr zogen demnach rund 120.000 Menschen in das Bundesland, rund 64.000 verließen es.
Zehntausende haben noch keine Grundsteuererklärung abgegeben
Für zusätzlichen Aufwand in den Finanzämtern sorgt dem Ministerium zufolge die Grundsteuer. Bis Mitte August hätten 12 Prozent der Grundstückseigentümer noch keine Erklärung abgegeben. Die Frist dafür war Ende Januar abgelaufen.
Die Finanzämter haben diesen rund 150.000 Eigentümern ein Erinnerungsschreiben geschickt, erklärte der Sprecher. Wenn sie weiterhin keine Erklärung abgeben, drohe ihnen ein Zwangsgeld. Die Ämter könnten den Wert des Eigentums auch schätzen, so Vieweg. Von denen, die ihre Erklärung fristgerecht abgegeben haben, haben bis Ende Juli gut 58 Prozent bereits einen Bescheid erhalten, so die Angaben des Finanzministeriums.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 25.08.2023, 19:30 Uhr