Ausnahmegenehmigung - Bundesumweltministerin Lemke will Abschuss von Wölfen erleichtern

Do 12.10.23 | 17:09 Uhr
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Wolf in der Schorfheide in Brandenburg (Bild: imago images/Eibner)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 12.10.2023 | Jana Wochnik | Bild: imago images/Eibner

In Brandenburg leben immer mehr Wölfe, die Landwirte vor Probleme stellen. Um Weidetiere besser zu schützen, sollen die Raubtiere schneller abgeschossen werden können, plant Bundesministerin Lemke. Jäger und Bauern reagieren skeptisch.

  • Umweltministerin Lemke plant Ausnahmegenehmigung für Wolf-Abschuss
  • Ministerkonferenz soll im November entscheiden
  • Jägern und Landwirten gehen diese Pläne nicht weit genug

Bundesumweltministerin Steffi Lemke will schnellere Abschüsse von Wölfen erleichtern, um Schafe und andere Weidetiere zu schützen. Dies solle in bestimmten Regionen möglich werden, wenn ein Wolf ein Weidetier gerissen und Schutzvorkehrungen wie einen Zaun überwunden hat, wie die Grünen-Politikerin am Donnerstag in Berlin sagte.

In diesen Fällen solle per Ausnahmegenehmigung 21 Tage lang auf den Wolf geschossen werden dürfen, der sich in einem Umkreis von 1.000 Meter um die Rissstelle aufhält. Es müsse nicht mehr wie bisher eine DNA-Analyse abgewartet werden. Dieser Weg sei praktikabel und unkompliziert ohne nationale oder europäische Gesetzesänderungen umsetzbar. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) befürwortete die vorgeschlagene Regelung für leichtere Wolfsabschüsse.

Regelung könnte zur nächsten Saison greifen

Lemke sagte, der Prozess zu einer Abschussgenehmigung habe bisher zu lange gedauert. Ziel sei eine schnelle Regelung für die Tierhalter, da mit wachsenden Wolfspopulationen zunehmend Risse zu verzeichnen seien. Dies habe dazu geführt, dass die Frustration groß und die Akzeptanz des geschützten Wolfes in Gefahr sei.

Über den Vorschlag solle bei der Umweltministerkonferenz im November mit den Ländern gesprochen werden. Ziel sei, dass die Regelungen zum Beginn der nächsten Weidetiersaison angewandt werden können.

Jäger und Landwirte: Vorschlag geht nicht weit genug

Auf wenig Gegenliebe stößt der Vorschlag von Ministerin Lemke bei Brandenburger Jägern und Landwirten. Der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes, Kai Hamann, sagte am Donnerstag, die Vorschläge gingen in die richtige Richtung, aber das "aktuelle Herumdoktern an augenscheinlich als praktikabel verkauften Lösungen" werde die Probleme im ländlichen Raum nicht lösen.

Vielmehr müsse der Wolf ähnlich wie in Schweden auch in Brandenburg gejagt werden, damit die Zahl der Wölfe nicht weiter steigt. "Allein im Land Brandenburg hätten wir im letzten Wolfsjahr 80 Wölfe erlegen müssen, um den Bestand nicht noch weiter anwachsen zu lassen", sagte Jagdverbands-Geschäftsführer Hamann. Die Organisation der Jäger geht für das Land Brandenburg von rund 1.000 Wölfen aus.

Der Präsident des Landesbauernverbandes, Henrik Wendorff, bewertete den Vorstoß Lemkes als Verbesserung, hält aber weitergehende Schritte für wünschenswert. Es sei immer noch ein zu hoher Verwaltungsaufwand gegeben. "Wir wünschen uns, dass schnell gehandelt wird", sagte Wendorff. Bisher dürften Revierjäger keine Wölfe schießen, das sollte sich ändern.

Die Freien Bauern reagierten mit scharfer Kritik und sagten: "Regionen mit erhöhtem Rissaufkommen, zuvor überwundene Herdenschutzmaßnahmen, 21 Tage im Umkreis von 1.000 Metern - was soll daran unkompliziert sein?" Wölfe sollten in der Nähe von Siedlungen und Viehweiden grundsätzlich geschossen und bejagt werden dürfen. Wie in Schweden sollte die Zahl der Wölfe begrenzt werden.

Zahl der Wölfe in Brandenburg steigt

Brandenburg gilt als wolfreichste Region in Deutschland. Nach Angaben des Brandenburger Umweltministeriums stieg die Zahl bestätigter Wolfsrudel - also Wolfsfamilien - im Wolfjahr 2022/2023 auf 52. Zudem seien zehn Paare bestätigt worden und mindestens 190 Welpen, hieß es am Donnerstag. Im Wolfjahr zuvor gab es laut Monitoring-Daten 47 Wolfsrudel in Brandenburg und 19 Paare.

Das brandenburgische Ministerium gab zudem bekannt, dass im Jagdjahr 2022/2023 53 Wölfe tot entdeckt wurden. Von ihnen starben 38 durch Verkehrsunfälle. Drei Wölfe seien nach der Wolfverordnung geschossen worden, etwa um Weidetier-Übergriffe zu verhindern. Vier Tiere seien außerdem illegal getötet worden.

Deutschland ist bislang nach nationalem und europäischem Recht verpflichtet, den
wildlebenden Wolf streng zu schützen.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 12.10.2023, 19:30 Uhr

88 Kommentare

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  1. 88.

    „ Füchse werden nur bei sich anbietendener Gelegenheit erlegt. Also krank, zu jung, zu alt (unvorsichtig).“
    Na, das trifft nahezu auf alle Beutearten zu, z.B. auf das Schwarzwild. Der starke Keiler wird ungern angegriffen. Füchse gehören folglich durchaus ins Beuteschema des Wolfes, obgleich sie nicht die bevorzugte Beutetiere sind.

  2. 87.

    Waffenbesitzende bzw. Personen mit Waffenschein müssen nicht zwingend Jäger sein, sondern können auch Polizisten, Objektschützer, Sportschützen sein. Ich habe einen LKW- Führerschein und fahre nicht LKW. Ich besitze zwei Bibeln und gehe nicht in die Kirche. Alles klar? Es rennt also nicht jeder los, um Isegrimm den Garaus zu machen. Ich habe übrigens keine Schusswaffe und will auch keine haben.

  3. 86.

    Waffenscheinanträge nichtprofessioneller Antragsteller werden üblicherweise abgelehnt.

  4. 85.

    bleiben Sie besser bei der Bibel und überlassen Sie Menschen mit Verstand die Realität! es geht hier übrigens um Wölfe .Wölfe sind Raubtiere und gehören nicht in Menschennähe soviel kann jeder begreifen,auch mit wenig Hintergrund

  5. 84.

    meine Antwort galt Thomas (der auf andere Meinungen immer die (un)passende Antwort hat)und nicht Ihnen! Ich bin für Sterilisation anstatt entnehmen,weil es zu viele werden!sorry

  6. 83.

    Es wäre wünschenswert, wenn Sie auch mal sachlich und überlegt antworten würden.
    Sie stellen also den Schutz des Wolfes ( aktuell weltweit angeblich noch 170000 Exemplare )über den Schutz von Menschen. Das ist absurd, zumal niemand die vollständige Ausrottung fordert, sondern lediglich die Kontrolle der Population in den Gegenden in denen der Wolf spürbare Schäden anrichtet und zur Gesundheitsgefahr werden kann.
    Sollten solche Einstellungen wie Ihre in den Politikbetrieb überschwappen -ernste Anzeichen dafür gibt es ja-, wird der Wolf vielleicht bald an der Spitze der Nahrungskette stehen .

  7. 82.

    Schließen Sie immer von sich auf Andere? Sie zeigen mir mit Ihrem Kommentar, dass ich hier nur meine Zeit vergeude. Der Mensch ist und bleibt uneinsichtig, solange er von seinem Ego heraus denkt, anstatt von seinem Herzen, gekoppelt mit einer gesunden Portion Verstand, über den Sie offensichtlich nur eingeschränkt verfügen.

  8. 81.

    Als im letzten Dezember ein Pony gerissen wurde, welches Frau von der Leyen gehörte, wurde der Wolf sehr schnell zum Abschuss freigegeben!

  9. 80.

    Lesen Sie erstmal die Kommentare auf die geantwortet wurde,falls Sie lesen und schreiben können.Sie antworten absichtlich mit Unfug um andere Kommentare schlecht zu machen.Natürlich gibt es eine chemische Kastration für Hunde,die ggfs. auch auf Wölfe anzuwenden ist,jedenfalls besser als entnehmen

  10. 79.

    Was machen Sie, wenn Sie mal einen Muskelkater im Bein haben, amputieren? Das schafft nur neue Probleme. Man muss die Dinge an der Wurzel anpacken. Solange nicht gegen die Ursachen bestimmter Probleme vorgegangen wird, hat man immer mit den Auswirkungen zu kämpfen und in diesem Fall ist die Ursache nicht der Wolf, sondern der Mensch. Was die Märchen angeht: Die wollen genau so wenig wörtlich übersetzt werden, wie die Bibel. Sie glauben ja auch nicht, dass Weihnachtsmann drin ist, nur weil sich Jemand als einer verkleidet hat, oder?

  11. 78.

    Falsch in der Aussageintension - Die Anzahl der Waffenscheinbeantragenden ist im Jahre 2023 in Deutschland erheblich gestiegen - deutsche Medien (nicht 4 B.)

  12. 77.

    Was haben sie denn geraucht?? Sie sollten mal seriöse Quellen zum Thema Wolf studieren und nicht Grimms Märchen. Den Wolf sterilisieren???
    Der Wolf ist alles andere als ein „Menschenfresser“. Herdenschutzhunde haben (nachts) nichts in der Wohnung zu suchen. Die leben bei ihrer Herde. Die sind auch alles andere als arm dran.
    Und um Luchs, Fuchs und Wildkatze machen sie sich mal keine Sorgen. Der Wolf wird sie ganz nicht ausrotten.

  13. 76.

    Ein weitaus größeres Problem, wie mir scheint. Vielleicht sollte man sich also erstmal an die eigene Nase fassen, vor der eigenen Haustür kehren und dann stellen die Wölfe auch kein Problem mehr da. Aber der Mensch darf ja ungezügelt alles tun was ihm beliebt, ohne Rücksicht auf Verluste. Das wir ohne die Natur nicht existieren würden, interessiert dabei offensichtlich Niemanden. Das ist so typisch Mensch: Baut in Tsunami-Gebieten eine Siedlung und beschwert sich dann, wenn ein Tsunami kommt und Alles verwüstet. Die Dummheit der Menschen ist echt grenzenlos.

  14. 75.

    das ist absolut komisch,was ich da wegen ihrem witzigen aber leider vermutlich wahren Kommentar über das OLG erfahre.Danke für diese Info:OLGRi Schlauberger will dass Herdenschutzhunde nachts drinnen bleiben..sinngemäß.Vermutlich damit die Hunde geschützt sind was wiederum auch verständlich ist. Ich fände es hingegen gut wenn die Wölfe sterilisiert würden Vorort,das ist ein minimaler Eingriff und die Tiere könnten sofort wieder nach der Narkose laufen gelassen werden,denn im 17.Jahrhundert beschreiben Kirchenbücher Opfer von Wölfen,dies könnte auch an dem Abschuss von Wölfen gelegen haben die daraufhin möglicherweise aggressiv gegenüber Menschen wurden,den sie fortan als Feind ansahen?.Wölfe darf es aber nicht in einer Überzahl geben,auch weil Wölfe Futterkonkurrenten töten ohne diese zu fressen ,beispielsweise echte Wildkatzen oder Rotfüchse ,die viel bedrohtere Arten darstellen als echte Wölfe ohne die Hybriden.Das Problem ist sicherlich vielschichtiger als von der Politik geraten

  15. 74.

    Ganz einfach, weil Füchse nicht zum Beuteschema von Wölfe passen. Füchse werden nur bei sich anbietendener Gelegenheit erlegt. Also krank, zu jung, zu alt (unvorsichtig). Wenn sie sowas mitzählen, gibts quasi keine Einschränkung, weil der Wolf auch Aas frisst. Wolfsrudel ziehen jedenfalls nicht mit dem Ziel los, Füchse zu jagen.
    Natürlich gibts signifikante anthropogene Einflüsse. Aber die negativen und maßlosen Einflüsse müssen wir sowieso mindern, wenn wir auf diesem Planeten überleben wollen.

  16. 73.

    Dass die Menschheit ihr ungebremstes Bevölkerungswachstum in den Griff bekommen muss, ist ein anderes Problem.

  17. 72.

    „Die Wolfspopulation und das gilt grundsätzlich für alle Evolutions-Teilnehmer in einem stabilen System, wächst und fällt mit dem Nahrungsangebot und den notwendigen Lebensräumen.“
    Und genau hier liegt eines der Probleme, nämlich die Frage, ob die anthropogen überfordern Ökosysteme des gegenwärtigen Mitteleuropas als stabil zu betrachten sind.
    „ Wölfe erlegen nur die Teilnehmer, die in ihr Beuteschema passen und dazu zählen keine wilden Beutegreifer“
    Warenumsatz sollten Beutegreifer nicht andere Beutegreifer erlegen und fressen? Bei Wölfen ist z.B. nachgewiesen, dass sie Rotfüchse erbeuten.

  18. 71.

    Es gibt weltweit etwa 300.000 frei lebende Wölfe, dagegen ca. 8 MILLIARDEN Menschen. Wer bei diesen Zahlen noch eine Diskussion darüber führt, das der Wolf in Schach gehalten werden muss, dessen Menschlichkeit ist völlig auf der Strecke geblieben!

  19. 70.

    Es ist umgedreht. Die Wolfspopulation und das gilt grundsätzlich für alle Evolutions-Teilnehmer in einem stabilen System, wächst und fällt mit dem Nahrungsangebot und den notwendigen Lebensräumen.
    Das heißt auch die Wolfspopulationen werden nicht durch ungehemmte Fortpflanzung ihren eigenen Lebensraum zerstören sondern streben mit ihrem Umfeld gegen einen Grenzwert.
    Ja Wölfe sind zwar anpassungsfähig, aber sie haben ihre feste Stellung und Rang im Gefüge der Biologie. Das heißt Wölfe erlegen nur die Teilnehmer, die in ihr Beuteschema passen und dazu zählen keine wilden Beutegreifer. Sie sind in diesem Zusammenhang eine Schlüsselspezies für die Biodiversität der Habitate.
    Ich kann nur davor warnen, die Abschussgenehmigung als Einstiegstür für den ungehemmten Abschuss, durch hinkonstruierte Fälle, zu begreifen.

  20. 69.

    "dass Wildtiere aufgrund der beständig schrumpfenden natürlichen Lebensräume in menschengemachte Gebiete vordringen. "
    Im 17. Jahrhundert waren diese Lebensräume sicher noch intakt, dennoch gab es tausende Tote durch Wolfsrisse, wie Kirchenbücher belegen. Er ist Nahrungsopportunist hat also kein spezielles Beuteschema.
    Der Wolf verbreitete seit dem 30 jährigen Krieg massenhaft die Tollwut durch Kontakte mit Herdenschutz- und anderen Hunden. Sein erneutes Vordringen in unsere Gegend ist allein der Tatsache geschuldet, dass er hier nicht ausreichend bejagt wird und Rudel sich eben teilen und die weggebissenen Tiere sich auf Wanderschaft begeben.
    Übrigens das Märchen vom Rotkäppchen sollte Warnung genug sein. Die aus dem Jahr 1697 stammende Erzählung diente dazu, Kinder vor den zutraulichen ( weil kranken) Tieren zu sensibilisieren. Bis heute sterben weltweit ca. 70000 Menschen an der todbringenden Krankheit, die u.a. auch vom Wolf übertragen wird.

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