Kilometerlange Teststrecke - Berlin will Magnetschwebebahn testen

Mo 20.11.23 | 21:59 Uhr
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Visualisierung: Maglev Train Stations, von der Graft GmbH für die Magnetschwebebahn TSB (Transport System Bögl) entwickelt. (Quelle: © GRAFT GmbH)
Video: rbb24 Abendschau | 20.11.2023 | Studiogast Dirk Stettner (CDU) | Bild: © GRAFT GmbH

In Berlin soll der Betrieb einer Magnetschwebebahn getestet werden. Darauf hat sich die schwarz-rote Koalition verständigt. Der CDU-Fraktionschef rechnet mit Kosten von rund 80 Millionen Euro - und betont, dass die Strecke nicht wieder abgebaut wird.

In Berlin soll eine fünf bis sieben Kilometer lange Teststrecke für eine Magnetschwebebahn gebaut werden. Das sagte CDU-Fraktionschef Dirk Stettner. Einen Termin für den Baubeginn nannte er nicht.

Auch eine Festlegung für den Streckenverlauf gibt es noch nicht, wie Stettner am Montagabend in der rbb24 Abendschau sagte. "Wir wollen eine gute Pilotstrecke heraussuchen, die auch Sinn macht, die natürlich dann auch bleibt und nicht nur als Teststrecke wieder abgebaut wird", betonte der CDU-Fraktionschef. Es gebe dazu bereits viele Ideen.

Finanzierung über Klima-Sondervermögen

Laut Stettner ist eine Magnetschwebebahn vergleichsweise günstig zu bauen und viel schneller realisierbar als etwa eine U-Bahn-Linie. Die Bahn solle autonom, also ohne Fahrpersonal, betrieben werden und sowohl Personen als auch Güter transportieren können.

Die Magnetschwebebahn könne innerhalb von zwei Jahren aufgebaut werden, sagte Stettner unter Berufung auf einen Hersteller. Die Kosten hierfür beziffert der CDU-Fraktionschef auf rund 80 Millionen Euro. Die seien jedoch nicht im Doppelhaushaltsentwurf für die kommenden zwei Jahre eingepreist - die Strecke soll nämlich über das sogenannte Klima-Sondervermögen finanziert werden.

VBB: Magnetschwebebahn wäre innovativ

Die Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) befürwortete Stettners Vorschlag. "Es ist eine sinnvolle Ergänzung, mit der man jetzt eben das Netz an bestimmten Stellen noch mal erweitern kann", sagte die CDU-Politikerin am Montag dem rbb.

Auf bereits existierende Pläne für neue U-Bahn- oder Tramstrecken soll das neue Verkehrsmittel laut Schreiner keine Auswirkungen haben. "Dass man jetzt bestehende Planungen sozusagen nochmal ersetzt, das halte ich für unrealistisch, weil wir ja in den Planungen weit fortgeschritten sind." An anderer Stelle könne man aber einen Verkehrsmittelvergleich machen. Außerdem könne durch die Schwebebahn der Autoverkehr verringert werden, sagte die Senatorin. "Wenn wir sagen, die Leute sollen weniger das Auto nutzen, muss man eben auch Alternativen bieten."

Auch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) äußerte seine Zustimmung. Die VBB-Chefin Ute Bonde sagte im rbb24 Inforadio, die Stadt brauche innovative Projekte. Außerdem wäre eine solche Bahn eine Ergänzung zu den anderen Stadtbahnen. Sie sei leise, kostengünstiger, denkbar als Hoch- und Tiefbahn und könnte sich selbst mit Solarstrom versorgen.

Die Berliner Magnetbahn im Jahr 1991 (Quelle: dpa/Bernd Settnik)Bereits ab 1984 hatte es in Berlin eine M-Bahn (Magnetbahn) gegeben, zunächst im Test-, für kurze Zeit auch im regulären Betrieb, der nach der Wiedervereinigung 1991 allerdings beendet wurde.

Erster Testversuch bereits Ende der 1980er Jahre

Die Idee einer Magnetschwebebahn in Berlin ist derweil nicht neu. Einen ersten Versuch gab es bereits zwischen 1984 und 1991. Damals verkehrte die sogenannte M-Bahn unter Regie der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) auf einer Teststrecke zwischen dem Gleisdreieck in Kreuzberg und dem Kemperplatz in Tiergarten.

Der Versuch wurde nach dem Mauerfall allerdings eingestellt und die Anlagen zurückgebaut, um Platz zu schaffen für den Ausbau der U-Bahn-Linie 2.

Ab Mitte der 1990er Jahre gab es Pläne für eine erste Transrapidstrecke in Deutschland. Sie sollte die Städte Berlin und Hamburg in weniger als einer Stunde Reisezeit verbinden. Aus Kostengründen wurde das Projekt allerdings im Jahr 2000 zu den Akten gelegt.

Davor hatte es allerdings auch schon Proteste und Unterschriftensammlungen gegen das Projekt in Berlin gegeben

Wunschprojekt der CDU

Zuletzt unternahm die Berliner CDU einen neuen Anlauf, die Idee wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Im Juni 2020 präsentierte der CDU-Landeschef und heutige Regierende Bürgermeister Kai Wegner den Vorschlag, eine Magnetschwebebahn beispielsweise zur Anbindung des Flughafens BER zu bauen oder um neue Wohngebiete zu erschließen. Sie war Teil eines Verkehrskonzepts, das die CDU im Vorgriff auf den Wahlkampf 2021 beschlossen hatte.

Visualisierung: Maglev Train Stations, von der Graft GmbH für die Magnetschwebebahn TSB (Transport System Bögl) entwickelt. (Quelle: © GRAFT GmbH)Visualisierung: Von den Berliner Graft Architects entwickeltes Design für die Magnetschwebebahn TSB.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.11.2023, 6 Uhr

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199 Kommentare

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  1. 199.

    Deutschland hätte vor 40 Jahren mit dieser Technologie Marktführer werden können, aber vor allem die Bahn hatte sich damals mit Händen und Füßen gewehrt. Man weiß inzwischen, dass sich Magnetschwebebahnen auf kurzen Strecken nicht rechnen, also kämen nur Routen in Frage, die von der Stadtmitte in das Umland führen und das möglichst ohne Zwischenhalte. Noch besser wäre gleich eine lange Strecke z.B. zum Frankfurter Flughafen. Die tritt nicht in Konkurrenz zu den letzten Bahn Projekten und würde Kurzstreckenflüge für Übersee Reisende überflüssig machen.

    Wenn man jetzt aber in Berlin wieder eine Teststrecke für 80 Millionen baut, die nur irgendwo in der Innenstadt herum gurkt, kann selbst ich als Laie sagen, dass sich das nicht lohnt. Das wäre als ob ich eine ICE Strecke vom Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz baue und mich dann wundere, warum die Strecke nicht wirtschaftlich ist.

  2. 198.

    Großer Mumpitz - die Bahn selbst sollte mit dem Geld lieber ertüchtigt werden. Die Idee einer New York ähnlichen Highline lässt sich auch mit na snöden S-Bahn verwirklichen. Klingt eher nach Chaos und unnützer Kurzstrecke als nach Zugewinn ;) die Tram- und Bahnstrecken sollten verlängert und optimiert werden ;) da kann man sich natürlich auch vor drücken..

  3. 197.

    Was soll denn da bitte getestet werden?
    Die Dinger fahren in Japan seit über 10 Jahren erfolgreich und problemfrei...
    Greift die Industrie wieder Fördergelder ab für Dinge, die woanders schon realisiert sind.
    Wir habens ja... Man man man...

  4. 196.

    Ich hatte genau den gleichen Gedankengang, sogar wortwörtlich mit dem gleichen Verwechslung der Stadtteile.

  5. 194.

    Würde man heute das Berliner Schnellbahnen von vorne neu erbauen,würden manche Strecken und viel Bahnhöfe garnicht mehr gebaut werden. Eigentlich müsste man aus wirtschaftlichen Gründen manche Strecke stillegdn(u-4),verschiedene Bahnhöfe schließen,da sie kaum genutzt werden.ja das Berliner Netz ist relativ alt,aber das sind die Netze in London und Paris auch,sogar noch älter,aber dort wird bedeutend mehr für den Ausbau und die Modernisierung unternommen(zb.Express-Metro Ausbau in beiden Städten,auf eigenen unabhängigen Strecken).In Berlin baut man ja nicht mal Rolltreppen ein,wenn wichtige Bahnhöfe modernisiert werden(S Köpenick).In Paris waren zb. zeitweise mehr als ein Dutzend Schildvortriebsmaschienen gleichzeitig beim Ausbau der Metro im Einsatz.Davon können wir hier in Berlin doch nur träumen.Ich könnte das hier noch endlos fortsetzen, und ich kenne viele U/S-bahn- Systeme in aller Welt.
    In einer Liste mit verschiedenen Parametern sinken wir dort immer mehr ab.

  6. 193.

    Das kann ich ergänzen: Bei der Buslinie 309, ebenfalls 20-Minuten-Takt, kommt nur jeder 5. Bus pünktlich. Die Busse dazwischen fallen aus bzw. haben große Verspätung. Da fände ich klimatisierte Wartehäuschen sinnvoller als eine Magnetschwebebahn. Am S-Bahnhof Charlottenburg gibt es nicht mal eine Bank, auf der man sitzen kann, während man ewig auf den Bus wartet. Man könnte übrigens aus dieser Linie auch eine Teststrecke für autonom fahrende Busse machen. Schlimmer als jetzt wäre das selbst bei Anfangsschwierigkeiten sicher auch nicht.

  7. 192.

    Der Beitrag ist falsch aufgesetzt. Es geht vordergründig nicht um die Magnetschwebebahn sondern um die Verlagerung des innerstädtischen Schienenverkehrs in eine andere Ebene. Unten drunter werden dann 5m Breite Radautobahnen, Grünanlagen, Kinderspielplatz, Sitzecken mit Barbetrieb und Coffeeshops wie n Holland und Anderes entstehen.
    Die Autos werden auf dem Gelände des ehemaligen BER geparkt, denn geflogen wird dann auch nicht mehr.
    Ironie aus
    Hochbahnen sind nichts neues. So richtig durchgesetzt haben sie sich nicht. Wir sehen was aber dabei rauskommen kann in Neukölln.

  8. 191.

    Wer entscheidet so einen Unsinn, diese Stadt muss erstmal mit den Baustellen fertig werden die seit zig Jahren nicht enden. Siehe Karlshorst. Wieder die Straße aufgerissen, wieder komplett gesperrt. Nur Pfusch, alles dauert 10Jahre. Ein Trauerspiel. Aber Hauptsache Magnetbahn…. Man hat den Eindruck als ob nur noch Unfähige Entscheidungen treffen.

  9. 190.

    Man fragt sich nur, was der Quatsch soll, wieder wird nur (nicht vorhandenes) Geld rausgeschmissen. Das gab es alles schon. Und wenn man nach China guckt, sieht man wie es geht, und das mit unserem deutschen Transrapid. Entweder baut man eine Strecke, wenn/wo sie gebraucht wird oder man lässt es. Was soll hier noch getestet werden? Es macht einen wieder fassungslos.

  10. 189.

    "Ich habe schon gesagt, dass auch Brandenburg und der Bund mitfinanzieren sollten."
    Der Bund wird wohl zZt. andere finanzielle Probleme haben nach dem 60 Milliarden Debakel.
    Und sollte der 200 Milliarden Fond auch noch platzen werden wohl drastische Sparmaßnahmen anstehen.

  11. 188.

    "Warum Berlin sollte das auch finanzieren?" Ich habe schon gesagt, dass auch Brandenburg und der Bund mitfinanzieren sollten. Vor allem der Bund. Ich habe auch schon gesagt, dass China so eine M-Bahn in Berlin wesentlich schneller und günstiger bauen würde, als wir das schaffen würden.

  12. 187.

    "... Das sagte CDU-Fraktionschef Dirk Stettner. Einen möglichen Linienverlauf oder einen genauen Termin für den Baubeginn nannte er nicht." Daran tut Herr Stettner auch gut. Sonst müsste er womöglich erklären, wie man eine Magnetschwebebahn zu Testzwecken (!) baut von Geld, dass man nicht hat und mit Planungskapazitäten, die nicht da sind auf einer Strecke, die man nicht braucht.

  13. 186.

    Also in Shanghai ist der Transrapid nur bis zu 20 % ausgelastet, es gibt zahlreiche Nachteile der Integration von Magnetbahnen in bestehende Netze, "80 Millionen für fünf bis sieben km" ist super-unpräzise (Shanghai: 33 Millionen/KM), nicht billiger als eine klassische Hochbahn auf Schienen (gerechnet nach den Kosten für den U5 Ausbau in Hamburg, 15 - 20 Mil.) und garantiert eine niedrige Phantasie-Kalkulation um das Projekt erstmal durchzukriegen, wie wir das von Elbphi, BER, S21 und so weiter kennen.

    Und wenn ich mir die Bilder anschaue, hat sich da doch einfach jemand von einem schönen Animationsvideo beeindrucken lassen, wie mit diesen irrsinnigen Diktatoren-Ego-Großprojekten in Saudi-Arabien, Dubai und Ägypten (The Line, The Cube, Cairo II etc.).

    Aus meiner Sicht ist das ein schickes PR-Projekt bei dem ich komplett ohne hier Beweise dafür erbringen zu können mutmaßen würde, dass Politiker ihren Freunden Steuergelder zuschachern möchten.

  14. 185.

    "Also mir fällt zumindest für Berlin keine sinnvolle Einsatzmöglichkeit ein… in 10 statt 15min zum BER? warum wird das gemacht?" Ein kleiner Hinweis in der Meldung gibt Aufschluss: "Sie war Teil eines Verkehrskonzepts, das die CDU im Vorgriff auf den Wahlkampf 2021 beschlossen hatte." Wahlkampf eben. Die Planungs- und Genehmigungskapazitäten reichen doch jetzt schon vorne und hinten nicht.

  15. 184.

    Defekte Radwege, Löcher in Straßen und Bürgersteige könnten mit diesem Geld instandgesetzt werden.
    Politiker sollten erst einmal die Probleme der Stadt abarbeiten, da gibt es genug zu tun.
    Auf geht`s......

  16. 183.

    Na ja, wenn ich richtig informiert bin, geht China sogar noch einen Schritt konsequent weiter. Magnetschwebetechnik im lokalen Vakuum, genannt Hyperloop.
    Anvisierte Geschwindigkeit bescheidene 1000 km/h, natürlich autonom. Übrigens, wen wunderst, vorerst mit deutscher Technik. Das war ja mal Elon Musks Vision, zur Verlagerung des Flugverkehrs auf die „Schiene“.
    Aber selbst ohne Vakuum schweben japanische und chinesische Systeme längst mit 500 km/h und wenn’s drauf ankommt >600 km/h.
    Ich hätte mich über einen Transrapid zwischen Berlin und Hamburg und andere Direktverbindungen schon gefreut.

  17. 182.

    7km. Da könnte eine Tourirutsche vom Zoo am Landwehrkanal lang, Checkpoint Charly, Jüdisches Museum, Engelbecken zum Ostbahnhof/Eastside-Gallery gebaut werden.

  18. 181.

    Grosser Tipp: Vergleich Sie mal den Anteil des MIV in sogenannten Fahrradstädten wies Amsterdam oder Kopenhagen mir dem dem von Berlin oder Wien. Oder kennen Sie die Zahlen und wollen keine Verkehrswende für Groß-Berlin?

  19. 180.

    Grosser Tipp: Vergleich Sie mal den Anteil des MIV in sogenannten Fahrradstädten wies Amsterdam oder Kopenhagen mir dem dem von Berlin oder Wien. Oder kennen Sie die Zahlen und wollen keine Verkehrswende für Groß-Berlin?

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