Ab Montag - Zwölf Neuköllner Schulen bekommen wieder Wachschutz

Mo 04.12.23 | 08:55 Uhr
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Archivbild: Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma bewachen in der Berliner Albert-Schweitzer-Schule den Eingang. (Quelle: dpa/K. Nietfeld)
Audio: Radioeins | 04.12.2023 | Interview mit Martin Hikel | Bild: dpa/K. Nietfeld

Der Bezirk Neukölln hatte unter starkem Elternprotest den Wachschutz an Schulen im Sommer eingestellt - aus finanziellen Gründen. Im Zuge des Krieges in Nahost nahmen die Konflikte an Schulen zu. Nun werden sie wieder bewacht - zumindest vorerst.

  • Bezirk und Senat vereinbaren Wachschutz
  • Finanzierung soll für die nächsten beiden Jahre gesichert werden
  • Nahostkonflikt verstärkte Forderung nach Wiedereinführung

Zwölf Schulen mit Sicherheitsproblemen in Berlin-Neukölln sollen ab Montag wieder Wachschutz haben. Die Finanzierung ist dafür nach längeren Gesprächen zwischen Senat und Bezirk nun gesichert, wie der rbb erfuhr.

Der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel sagte dem rbb am Montag, er sei froh über die Lösung. Es gehe darum, dass der Unterricht störungsfrei stattfinden könne. Bedauerlich sei aber, dass es sehr lange gedauert habe, bis erkannt wurde, dass der Wachschutz notwendig ist, sagte der SPD-Politiker.

Im Sommer war der Wachschutz wegen unsicherer Finanzierung zunächst eingestellt worden.

65.000 Euro kostet der Wachschutz monatlich

In einer E-Mail, die dem rbb vorliegt, wurden die zwölf Schulleitungen vom Bezirk darüber informiert, dass die Bildungsverwaltung die bis zum Jahresende anfallenden Kosten erstattet. Der private Wachschutz für die zwölf Schulen summiert sich pro Monat auf etwa 65.000 Euro.

In seiner E-Mail schreibt der Bezirk, für die nächsten beiden Jahre sei eine "Absicherung des Wachschutzes im Landeshaushalt geplant". Diesen Plänen muss das Parlament aber noch zustimmen. Bezirksbürgermeister Hikel sagte, er hoffe, "dass das Abgeordnetenhaus der Ausfinanzierung folgen wird".

Nach rbb-Informationen will die Bildungsverwaltung 2024 und 2025 jeweils drei Millionen Euro für privaten Wachschutz bereitstellen - Geld, das dann nicht nur Schulen in Neukölln, sondern Schulen berlinweit abrufen könnten.

Zwei Schulen hatten den Wachschutz bereits wieder

Die Bildungsverwaltung teilte dem rbb dazu auf Anfrage nur mit, man arbeite gerade "an einem pragmatischen Konzept, damit Schulen berlinweit bei tatsächlichem Bedarf Wachschutz erhalten können". Es gehe in solchen Fällen um die Bewahrung des Schulfriedens und die Aufrechterhaltung des Schulbetriebs.

Der Bezirk Neukölln hatte schon vor der Finanzierungszusage den Wachschutz am Ernst-Abbe-Gymnasium und am Albert-Schweitzer Gymnasium wieder eingeführt. Dazu kommen ab dem 4. Dezember nun auch wieder: Walter-Gropius-Schule, Otto-Hahn-Schule, Heinrich-Mann-Schule, Clay-Schule, Gemeinschaftsschule Campus Rütli, Zuckmayer-Schule, Kepler-Schule, Campus Efeuweg, Albrecht-Dürer-Gymnasium und Boddin-Grundschule.

Wiedereinführung durch Nahost-Konflikt verstärkt gefordert

Neukölln hatte den schulischen Wachschutz nach den Sommerferien trotz heftiger Elternproteste mit der Begründung eingestellt, die Kosten seien nicht mehr finanzierbar. Als es im Zusammenhang mit dem Nahost-Krieg tätliche Auseinandersetzungen und verbotene Demos an der Ernst-Abbe-Schule gab, wurde allerdings eine Wiedereinführung gefordert, unter anderem vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU).

Privater Wachschutz an Neuköllner Schulen war 2007 als Reaktion auf den Rütli-Skandal und andere Gewaltvorfälle eingeführt worden. Teilweise wurden die Probleme von außen in die Schulen hineingetragen. Am Albert-Schweitzer-Gymnasium etwa nutzten teilweise Drogenabhängige die Schultoiletten als Rückzugsort für den Konsum.

Sendung: Radioeins, 04.12.2023, 9:40 Uhr

25 Kommentare

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  1. 25.

    Der zeitweise fehlende Wachschutz am Albert-Schweitzer-Gymnasium (98 % Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund) in den letzten Wochen hat zu keinerlei dramatischen Situationen geführt. Die Story von den Fixern auf dem Schülerclo resultiert aus einer Zeit vor 6 oder 7 Jahren. Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die wünschen sich keine Selbststigmatisierung durch derlei „Sonderbehandlung“, die wünschen sich, eine ganz normale Schule zu sein. Was sie im Übrigen auch ist. Diese Dämonisierung der Ausländer und Deutschen mit Migrationshintergrund, die Suggestion ( auch hier in diesem Medium), in Neukölln sei alles ganz, ganz schlimm ätzt einfach nur und bedient Klischees, die Integration auf Augenhöhe verhindert.

  2. 24.

    Das würde dann aber ein sehr langer Artikel werden, da es dafür mehrere Ursachen gibt.
    Aus meiner Sicht hängt es mit der besonderen soziologischen Struktur zusammen, die wiederum die spezielle und von den anderen Bezirken abweichende politische Stellung der Verwaltung prägt. Das drückte sich 2020 während der Pandemie aus, als man der BW Verbot das eigene GA zu unterstützen und das erleben wir jeden 1. Mai.
    Neukölln ist in Berlin das, was das Schanzenviertel in Hamburg ist.

  3. 23.

    Davon kommt für mich sehr überraschend. Was sind denn bitte die genauen Ursachen dafür, dass Schulen notwendigerweise bewacht werden müssen? Über einen Artikel, der die Ursachen klärt, würde ich mich sehr freuen.

  4. 22.

    Es wäre hilfreich, an den Ursachen anzusetzen.

  5. 21.

    Wie Recht Sie haben!
    Warum das so ist, traut sich wohl keiner zu sagen …
    So ist das mit den gerufenen Geistern, die machen, was sie wollen …
    Und die Bösen sind dann diejenigen, die sie loswerden wollen …

  6. 20.

    Meckern ist ja so leicht. Sie sollten mal überlegen, wie hoch die Kosten wären, wenn nicht ausgelagert werden würde……Fixe Personalkosten für eigene Mitarbeiter wären höher

  7. 18.

    Da kann man nur hoffen, dass diese Sichheitskräfte besser überprüft werden als die im Ankunftszentrum Tegel.
    Es ist ja hinreichend bekannt, dass öffentliche Aufträge vom Land/Bezirk " billig" vergeben werden, ohne genauer hinzuschauen und zu prüfen. Nicht nur in dem Bereich: auch die BVG hat Kontrollen ausgelagert. Was dann dort an Personal unterwegs ist, kann man täglich in den Öffis sehen. Es ist ja einfach, Verantwortung auszulagern.

  8. 17.

    Der Ernst der Lage, in jeder Schule, ist nicht erkannt. Solange man sich mit Hofaufsichten beschäftigt, wenn Schnee gefallen ist (wegen des Schneeballwerfens), andererseits aber nicht eingeritzte Schülerinschriften wie „Tod dem Mathelerer“ zur Kenntnis nimmt, solange wird es ansteigende Probleme geben. Es kommt niemand und „erledigt das für mich“. Auch keine Fortbildungen zu o.g. Hofaufsichten, mit zusätzlichen (Lehrer-)Personal.
    Es ist auch kein, durch Integrationskurse zu lösendes Problem. Weil die Schüler in der Schule immer integriert sind. Es ist eine Kopfsache, immer.

  9. 15.

    Welcher Wachschutz? und wer ist dort angestellt?

  10. 14.

    Lustig ist in diesem Zusammenhang, die immer wieder genutzte Argumentation, "früher war das genauso, es wurde nur weniger berichtet". Ist das nicht niedlich? Habe ich etwa vergessen, wie ich die Schule nur an schwarz gekleideten Bodyguards betreten konnte? Muss ich wohl ...... Manchmal entlarvt sich vieles selbst.

  11. 13.

    Auch wenn man heutzutage Museen und Ausstellungen besucht gewinnt man den Eindruck, daß es dort mehr Wachschützer als Besucher gibt.

  12. 12.

    Vermutlich gibt es in ihrem Stadtbezirk zum 01. Mai auch keine brennenden Barrikaden.

  13. 11.

    Also meine Kinder in Hellersdorf Marzahn haben in ihrer Schule keinen Wachschutz. Sagt viel über den Stadtbezirk aus, wo dies vonnöten ist. Schlimm, dass Kinder schon geschützt werden müssen, wenn sie zur Schule gehen. Eine unmögliche Entwicklung.

  14. 10.
    Antwort auf [Novalis ] vom 02.12.2023 um 18:39

    Eine andere Meinung als Fantasie abzutun und obendrein noch ohne Hinweise als rechtsextrem zu diffamieren sagt mehr über Sie aus als Sie denken. Zeige ich mir einen Finger auf jemanden, zeigen vier Finger auf mich zurück.

  15. 9.

    Da kann man dann nur noch die Fragen stellen, wo sich das abspielt und was sich in den letzten Jahren geändert hat.

  16. 7.

    Wachschutz an Schulen, in Freibädern, auf Weihnachtsmärkten, die zusätzlich mit Gambionen gesichert sind. Wenn mir jemand diese Zukunft für unser Land, vor wenigen Jahren vorausgesagt hätte, wäre ich davon ausgegangen, daß es sich um einen Geisteskranken oder Verschwörungsfanatiker handelt. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, daß es sich nicht um einen vorübergehenden Zustand handelt, sondern es eine zunehmende und dauerhafte Verbreitung auf alle Lebensbereiche gibt. Schon bei den morgendlichen Nachrichten, kann man kaum glauben, daß die Meldungen, aus dem einst so sicheren Deutschland kommen.

  17. 6.

    Wenn das die Zukunft unseres Landes sein soll, brauch ich mich über gewisse Wahlergebnisse nicht zu wundern!

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