Potsdam-Mittelmark - Wiesenburger kämpfen gegen Umbaupläne für Bahnhofsgebäude
Mit viel Engagement haben Wiesenburger Bürger das ehemalige Bahnhofsgebäude saniert und wiederbelebt. Pläne der Bahn könnten jetzt dazu führen, dass der Kreativort abgehängt wird. Von Jacqueline Piwon
Das große rote Backsteingebäude am Wiesenburger Bahnhof ist etwas Besonderes. Zwar gibt es noch viele solcher Bahnhofsgebäude in Brandenburg, aber die meisten stehen leer und verfallen. Nicht in Wiesenburg (Potsdam-Mittelmark). Hier gibt es eine Wartehalle mit Bücherregal und Kickertisch, einen Coworking-Space und ein Café (derzeit jedoch ohne Betreiber).
Im Sommer kann man hier die alte Güterhalle für Veranstaltungen mieten, Tango-Tanzabende finden hier statt. Ein preisgekröntes Projekt in Sachen ländliche Entwicklung. Es ist ein Ort der Begegnung, ein Ort, den die Wiesenburgerinnen und Wiesenburger sich selbst zurückerobert haben.
Vor mehr als zehn Jahren gründeten sie eine Genossenschaft und kauften das Gebäude. Mit viel Engagement, Zeit und Unterstützung der Gemeinde entstand so ein besonderer Ort in der ländlichen Region. Aber Umbaupläne der deutschen Bahn führen in Wiesenburg zu Unmut.
Fester Zaun und Schallschutzwände geplant
Im Moment ist man vom Café oder der Wartehalle aus mit ein paar Schritten auf dem Bahnsteig und kann in den Zug steigen. Der RE7 fährt hier im Stundentakt. Doch wenn die Bahn ihre Umbaupläne umsetzt, werden die Bahnreisenden voraussichtlich einen Umweg von gut 200 Metern in Kauf nehmen müssen, so die Befürchtung.
Denn die Deutsche Bahn plant einen festen Zaun, der die Abfahrgleise vom Bahnhofsgebäude trennt. Auch bis zu 3m hohe Schallschutzwände sind im Plan enthalten. Seit zehn Jahren gibt es die Pläne bei der Bahn, jetzt sollen sie wohl bald umgesetzt werden. Laut Bahnsprecher soll 2026 begonnen werden. Doch die Wiesenburger wollen das verhindern.
Wiesenburger sind frustriert
Dorothee Bornath ist Gründungsmitglied der Genossenschaft des Bahnhofsgebäude. Man habe den Bahnhof ja wiederbelebt, um ihn auch als Bahnhofsgebäude wieder zu nutzen. Die Pläne der Bahn nennt sie "grotesk". Sie sorgt sich um die Attraktivität des Bahnhofsgebäudes und befürchtet, "dass das Empfangsgebäude komplett abgehängt ist".
Auch Horst Reichmann ist seit Jahren hier engagiert. "Wenn man dann hört, dass jetzt Schallschutzwände gebaut werden, die meterhoch sind, macht mich das sehr traurig und frustriert mich", sagt er. Doch die Wiesenburger wollen der Bahn etwas entgegensetzen.
Der Bahn etwas entgegensetzen
In einer Bürgerversammlung am Donnerstagabend wurden Maßnahmen besprochen, wie man der Bahn etwas entgegensetzen kann. Der Plan der Gemeinde: Möglichst viele sogenannte Stellungsnahmen, also Einsprüche zu den Umbauplänen sammeln und diesen Gegenwind dann ans Eisenbahnbundesamt schicken, denn dort liegen die Pläne jetzt zur Prüfung.
An alle Wiesenburger wurden daher schon vor der Veranstaltung fertige Vordrucke verschickt, die sie unterschreiben können. Mehr als 500 Stellungnahmen sind so schon vor der Bürgerversammlung zusammen gekommen.
Hoffnung etwas bewirken zu können
Auch ein breites Netzwerk von Organisationen aus der Region und Unterstützung aus der Landesregierung bekommen die Wiesenburger laut Bürgermeister Marco Beckendorf (Linke). Seine Hoffnung: Bei möglichst viel Gegenwind aus Wiesenburg prüft das Eisenbahnbundesamt die Pläne nochmal genau und könnte die Bahn auffordern, die Pläne zu ändern. Die Hoffnung ist groß in Wiesenburg dem großen Konzern Deutsche Bahn etwas entgegensetzen zu können.