Unerlaubte Einreisen - Grenzkontrollen sind laut Stübgen noch Jahre notwendig

Di 13.02.24 | 14:54 Uhr
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Archivbild: Michael Stübgen (CDU, r), Innenminister von Brandenburg, kommt zu einer Pressekonferenz bei einer Polizei-Kontrolle gegen Schleuser. (Quelle: dpa/Pleul)
Video: rbb24 | 13.02.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Pleul

Innenminister Michael Stübgen hält Grenzkontrollen an Brandenburgs Außengrenzen noch einige Jahre für notwendig. Die Zahl der illegal Einreisenden sei bereits deutlich zurückgegangen. Grenzkontrollen könnten bald bis zu drei Jahre erlaubt sein.

  • Grenzkontrollen weitere zwei bis drei Jahre notwendig, so Brandenburgs Innenminister Stübgen
  • Illegale Einreise sei seit Beginn der Grenzkontrollen um fast 80 Prozent zurückgegangen
  • EU-Reform soll künftig jahrelange Grenzkontrollen ermöglichen

Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) hält stationäre Grenzkontrollen zur Begrenzung unerlaubter Einreisen noch für zwei bis drei Jahre für notwendig. "Ich sehe leider keine andere Möglichkeit im Moment und deshalb werden wir uns über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren leider daran gewöhnen müssen", sagte der CDU-Politiker, der auch Vorsitzender der Innenministerkonferenz ist, der dpa.

Denn die Asylreform in der EU brauche Jahre, bis sie umgesetzt sei und wirke. Künftig soll es einheitliche Verfahren an den EU-Außengrenzen geben, um die irreguläre Migration einzudämmen, so Stübgen.

Kontrollen bis mindestens 15. März - Verlängerung um sechs Monate?

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte im Oktober an den Grenzen zu Polen, Tschechien und der Schweiz vorübergehend stationäre Grenzkontrollen angeordnet. Sie wurden seither mehrfach verlängert und sollen mindestens bis zum 15. März fortgesetzt werden.

Stübgen sagte, er gehe davon aus, dass Faeser die Kontrollen jetzt für sechs Monate verlängern werde. An der Landgrenze zwischen Deutschland und Österreich gibt es bereits seit Herbst 2015 feste Grenzkontrollen. "Wir werden das Migrationsproblem nicht nur mit Rückführungen lösen", sagte Stübgen weiter. Das Entscheidende sei, die Zahl der unkontrollierten Zugänge zu reduzieren.

Rückgang um 80 Prozent bei illegalen Einreisen

Die stationären Grenzkontrollen hätten bereits Erfolg und einen Rückgang von rund 80 Prozent bei den Flüchtlingszahlen bewirkt, sagte der Innenminister weiter. "Das hält bis jetzt an, wir haben nach wie vor eine verhältnismäßig ruhige Zugangssituation. "Die Kommunen spürten eine Entlastung aber erst in einigen Monaten, wenn durch die geringeren Zugänge an Flüchtlingen auch die Überweisungen aus der Erstaufnahme an die Kommunen niedriger seien, sagte Stübgen. Derzeit müssten sie noch jene Menschen unterbringen, die bis Mitte Oktober - also vor Einführung der Grenzkontrollen - gekommen seien.

Im vergangenen Jahr seien rund 15.000 geflüchtete Menschen nach Brandenburg gekommen. Tatsächlich vollziehbar ausreisepflichtig seien derzeit 2.300 Menschen. Im vergangenen Jahr sei bei 784 Personen der Aufenthalt in Brandenburg beendet worden - bei fast zwei Drittel durch freiwillige Ausreise (512), der Rest (272) wurde abgeschoben.

Aktuelle Zahlen, wie viele unerlaubte Einreisen im Januar dieses Jahres bei Grenzkontrollen festgestellt wurden, konnte die Bundespolizei in Berlin bislang nicht nennen. Im Dezember waren es an den Grenzen zu Polen, Tschechien und der Schweiz insgesamt 2.876 unerlaubte Einreisen gewesen, wie die Bundesregierung im Januar mit Verweis auf vorläufige Daten der Bundespolizei mitgeteilt hatte. Im November waren es der polizeilichen Eingangsstatistik zufolge noch 4.050, in der zweiten Oktoberhälfte 5.488.

Schengenraum soll Raum ohne Grenzkontrollen sein

In Brandenburg führt die Bundespolizei etwa in Frankfurt (Oder) an der Grenze zu Polen Personenkontrollen durch. Die Bundespolizei berichtet immer wieder von Festnahmen mutmaßlicher Schleuser.

Eine Reform der Schengen-Regeln soll nun längere Grenzkontrollen möglich machen. Sie können künftig innerhalb der EU bei schwerwiegenden Bedrohungen bis zu drei Jahre erlaubt sein. Darauf hatten sich Unterhändler von Europaparlament und EU-Staaten vor rund einer Woche geeinigt. Etwa bei der Gefahr durch Terroranschläge oder organisierte Kriminalität können demnach Grenzkontrollen für einen Zeitraum von sechs Monaten eingeführt werden.

Sie sollen allerdings höchstens zwei Jahre dauern dürfen, mit einer möglichen weiteren Verlängerung um ein Jahr, wie das EU-Parlament mitgeteilt hatte. Der Schengen-Raum soll eigentlich uneingeschränkten Personenverkehr ohne Grenzkontrollen in Europa gewährleisten. Bislang gehörten ihm 23 der 27 EU-Mitgliedsländer sowie Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz an.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.02.2024, 13 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Björn, meine Vorfahren sind in den letzten Jahrhunderten überall herum gewandert, sind überall auf der Welt verteilt, wurden woanders eingebürgert. Es gibt keine Region, in der meine Vorfahren nicht zu finden wären. Das ist bei Ihnen auch so, weil auch Ihre Vorfahren gewandert sind und man sich nicht ethnisch abgrenzen kann und auch nicht abgrenzen sollte. Das sollte Ihnen Ihre Angst vor anderen Menschen nehmen.
    Im Beitrag geht es um die Kontrollen an der Grenze, was daran konnten Sie nicht verstehen, Sie schrieben immer und immer wieder, obwohl der Beitrag gut verständlich ist.

  2. 9.

    Es dürfte auch Ihnen vor dieser RBB-Veröffentlichung längst klar genug gewesen sein, daß gemeint ist BRANDENBURGS AUSLANDSGRENZEN - also was soll das Theater? Man könnte zwar daruf abheben IN DEUTSCHLAND GILT DAS GESCHRIEBENE WORT. Hier nun das auch noch juristisch durchzufechten wäre Zeitverschwendung, dafür warten zuviele wichtigere Aufgaben.

  3. 8.

    " Sollte es nicht eher unerlaubte Einreiseversuche heißen? "

    theoretisch ja , aber die unerlaubten Einreisen sind trotzdem erfolgreich, egal wie die bezeichnet werden

  4. 7.

    Doch, wenn die EU funktioniert hätte. Manchmal erinnert mich das alles an den Turmbau zu Babel, der ja wegen Sprachverwirrung nichts wurde. Die EU will oft was anderes als die Mitgliedsstaaten und das alles ein bisschen plötzlich. Sehr unterschiedliche Sprachen, Mentalitäten, Lebensumstände, Industrialisierung, Religionen, Einkommen und nicht zuletzt Nationalstolz lassen sich nicht in drei Tagen einebnen und diese Gleichmacherei darf auch nicht das Ziel sein. Ich erinnere mal an Lampedusa, das geht nicht nur Italien etwas an, das ist eine Aufgabe für die ganze EU, denn nicht nur die Migranten sitzen in einem Boot, wir auch. Dafür gibt es Frontex, anscheinend Personalmangel.

  5. 6.

    Sie hätten nie abgeschafft werden dürfen.

  6. 5.

    "In Brandenburg führt die Bundespolizei etwa in Frankfurt (Oder) an der Grenze zu Polen Personenkontrollen durch." Das ist eher eine Grenzübergangskontrolle. N.m.M. wäre der Ausdruck 'an der Grenze' erst gerechtfertigt, wenn die Grenz in gesamter Länge durchgägig kontrolliert wird (deswegen hieß die Bundespolizei ja früher auch Bundesgrenzschutz BGS).

  7. 4.

    "Aktuelle Zahlen, wie viele unerlaubte Einreisen im Januar dieses Jahres bei Grenzkontrollen festgestellt wurden, konnte die Bundespolizei in Berlin bislang nicht nennen." Interessanter wäre die Zahl, wieviele unerlaubte EInreisen es insgesamt gegeben hat und nicht nur an den Kontrollpunkten an den Übergängen festgestellte. Wobei mir die Fomulierung noch unklar ist. Wie kann es eine unerlaubte EInreise geben, das wäre doch eine vollzogene Einreise. Sollte es nicht eher unerlaubte Einreiseversuche heißen?

  8. 3.

    "Die stationären Grenzkontrollen hätten bereits Erfolg und einen Rückgang von rund 80 Prozent bei den Flüchtlingszahlen bewirkt" Das stimmt streng genommen nur, wenn der Anstrom auf die Grenze konstant geblieben ist? Ist dem so oder wurde der Anstrom schon von anderen Ländern auf dem Weg nach Deutschland wesentlich reduziert durch eigene Kontrollen oder einfach witterungsbedingt?

  9. 2.

    "... hält Grenzkontrollen an Brandenburgs Außengrenzen noch einige Jahre für notwendig" Das hat er wortwörtlich so gesagt? Die Außengrenzen des Landes Brandenburg enthalten nicht nur die Außengenze des Bundes, sondern auch die Grenzen zu anderen Bundesländern.

  10. 1.

    "Unerlaubte Einreisen" - also man kann auf zwei Arten einreisen. ERLAUBT und UNERLAUBT, ist es dann egal - drin ist drin? Worin besteht dann das Ziel oder der Sinn von den stationären Grenzkontrollen?

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