Trendsportart Rhythm Cycling - Der Tanz auf dem Fahrrad
Feiern, tanzen, mitsingen - und dabei Ausdauersport betreiben. Genau das verspricht das Rhythm Cycling. Die Trendsportart kombiniert körperliches Training mit einer Art Clubbesuch. Das kommt natürlich gerade in Berlin gut an.
Dunkle Räume, schimmernde Lichter, bebende Bässe – klingt erst einmal nach dem Interieur eines der zahlreichen Berliner Clubs. Ein ähnliches Setting ist mittlerweile aber auch in vielen Sportstudios zu finden. Denn kaum kommen ein paar Fahrräder dazu, wird aus der Tanzfläche eine Trendsportart.
Die Rede ist vom sogenannten Rhythm Cycling, auch bekannt als Rhythm Ride oder Beat-Based-Cycling. Während das herkömmliche Spinning – bei dem Indoor auf einem stationären Fahrrad in die Pedale getreten wird – schon seit Jahren Einzug in deutsche Fitnessstudios gefunden hat, setzt die Weiterentwicklung der Sportart auf einen etwas höheren Entertainment-Faktor.
Wenn aus Radfahren tanzen wird
"Im Prinzip ist es wie ein gesunder Clubbesuch", erklärt Till Trilling. Er betreibt mittlerweile drei Spinning-Studios in der Hauptstadt, die sich auf das Rhythm Cycling spezialisiert haben: "Die Bikes stehen in schallisolierten und abgedunkelten Räumen, die Musikanlagen klingen gut und es gibt sogar Lichtanlagen."
Doch nicht nur das Ambiente macht das Spinning 2.0 so besonders. Denn während die laute Musik aus den Boxen dröhnt, gibt ein Coach lautstark verschiedene Übungen vor, die mit dem Radfahren kombiniert werden. "Aus dem stehenden Fahren werden Oberkörper Liege-, Stütz- und Trizeps-Übungen gemacht, teilweise werden auch Hanteln benutzt", sagt Triller. Jeder Pedaltritt und jede Bewegung werden dabei im Takt der Musik durchgeführt, und zwar möglichst synchron. So erschaffen die Teilnehmer auf ihren Rädern eine Art Choreografie.
Dieser Tanz auf dem Fahrrad zieht an: Allein im Januar erwartet Triller in seinen drei Studios 15.000 bis 16.000 Buchungen für die Kurse. "Die Leute suchen einen Ausgleich zum Alltag und wollen ihren Körper verändern, schlanker, athletischer und fitter werden. Das soll allerdings in einem Ambiente geschehen, wo es auch Spaß macht", sagt er.
Berghain-Techno trifft Taylor Swift
Rhythm Spinning folgt dem Konzept des High-Intensity-Interval-Trainings. Bei dieser Methode wechseln sich kurze Phasen maximaler körperlicher Anstrengung mit Erholungsphasen ab. So sollen vor allem der Fettstoffwechsel angekurbelt und die Ausdauerfähigkeit erhöht werden. 45 Minuten dauert eine Trainingssession.
"Es hat eine enorme Intensität und ist unglaublich anstrengend. Es fühlt sich aber nicht so an, weil man mit anderen Menschen ist, laute Musik läuft und man zwischendurch auch mal jubelt oder schreit. Dadurch entstehen Gänsehautmomente, wenn sich beispielsweise die Musik langsam immer weiter aufbaut und dann zum Drop alle in den Liegestütz fallen und pushen, dann entladen sich einfach Emotionen", erklärt Triller.
In der Hauptstadt finden sich mittlerweile mehrere Anbieter für Rhythm Cycling. Bei den meisten von ihnen zahlt man pro Trainingssession, die Kosten liegen bei rund 15 Euro. Angebote gibt es dabei für jeden Musikgeschmack. "Berghain-Techno ist in Berlin natürlich super beliebt. Aber das geht weiter bis zu Pop und Rock. Und auch Taylor-Swift-Specials waren in den letzten Monaten natürlich die absoluten Renner", sagt Triller.
Ein Sport für alle
In Berlin würden deutlich mehr Frauen als Männer die Sportart betreiben, erklärt er. Die Kernzielgruppe liege dabei zwischen 25 und 35 Jahren, es würde aber auch immer wieder ältere Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben. Einzige Voraussetzung für die Teilnahme am Training ist ein gesundes Herz-Kreislaufsystem, Sportklamotten und eine Trinkflasche.
Vorkenntnisse im Spinning oder ein durchtrainierter Körper werden laut dem Studiobetreiber hingegen nicht benötigt. "Es ist absolut einsteigerfreundlich. Der Widerstand der Pedale ist stufenlos und es gibt keine Vorgaben. Also kann der Anfänger neben dem Experten fahren. Außerdem ist es dunkel und nur die Bühne, auf der der Trainer steht, ist erleuchtet. Dadurch traut man sich auch mal Pausen zu machen, wenn man sie braucht."
Anders als bei einem wirklichen Clubbesuch, muss man also keine Sorge haben, vom Türsteher abgewiesen zu werden oder mit seinen Moves auf der Tanzfläche keine gute Figur zu machen.