Handball-Nationalspieler Nils Lichtlein - Impulsgeber für Deutschlands WM-Form
Mit der anstehenden Handball-Weltmeisterschaft wartet auf den Berliner Rückraumspieler Nils Lichtlein ein Karriere-Höhepunkt. In der Bundesliga hat er sich weiter verbessert. Doch die Konkurrenz auf seiner Position ist groß.
Die Erwartungen an die deutsche Handball-Auswahl vor der anstehenden Weltmeisterschaft in Dänemark, Kroatien und Norwegen (14. Januar bis 02. Februar) sind immens. Selbst schuld, könnte man der Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason vorwerfen: Das DHB-Team bot im vergangenen Jahr erst eine mitreißende Heim-EM, bei der es bis ins Halbfinale vorstieß, und gewann gut sechs Monate später in Paris die Olympische Silbermedaille.
Und nun, bei der Weltmeisterschaft?
Lichtlein: "Dann ist mit der Mannschaft viel drin"
"Was drin ist, werden wir erst im Laufe des Turnierverlaufs sehen. Wir müssen uns auch genauso wie bei Olympia in den Flow spielen. Und dann ist mit der Mannschaft viel drin", sagt Rückraumspieler Nils Lichtlein, der als einziger deutscher Spieler der Füchse Berlin zur WM reist. "Aber man muss halt auch erstmal seine Aufgaben machen."
Seine Aufgaben erledigen - daran haperte es bei den beiden Testspielen gegen Brasilien. Das erste Aufeinandertreffen gewann die Auswahl um Kapitän Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt) am Donnerstag mit 32:25, überzeugte dabei allerdings nur im zweiten Durchgang. In der WM-Generalprobe am Samstag mühten sich offensivschwache deutsche Handballer dann zu einem 28:26-Sieg. "Ich bin natürlich nicht zufrieden mit unseren Spielen, mit keinem von beiden. Wir hatten in beiden Spielen sehr unterschiedliche Phasen, mal sehr gut, mal sehr schlecht", sagte DHB-Coach Alfred Gislason.
Er sah am Samstag eine in Teilen unkoordinierte Offensive, der im Abschluss die Schärfe fehlte. Alarmierend war zudem die teils schläfrige Defensivarbeit, die Schlussmann Andreas Wolf zu lautstarken Weckrufen in Richtung Mitspieler veranlasste.
Faktor linke Hand
"Nachdem wir eine Woche hier trainiert haben und wirklich sehr viel sehr gut lief, hätte ich gedacht, dass wir anders spielen. Deswegen macht mir das schon Sorgen", sagte Gislason. Allenfalls mit dem Charakter der Mannschaft und einer verbesserten Leistung in der zweiten Hälfte konnte der Isländer zufrieden sein.
Lichtlein hofft darauf, beim anstehenden Turnier eine größere Rolle zu spielen als noch bei der Europameisterschaft vor einem Jahr, bei der er nur wenige Einsatzminuten sammelte. Für die Olympischen Spiele wurde der 22-Jährige nicht berücksichtigt.
In der Handball-Bundesliga spielt Lichtlein bislang eine starke Saison mit den Füchsen, ist dort mittlerweile wichtiger Faktor in der Offensive. Jedoch verpasste der Spielgestalter aufgrund einer Erkältung die ersten Tage der WM-Vorbereitung, und hat außer Starspieler Juri Knorr auch Luca Witzke vor sich, der mit seiner Leistung und vier Treffern gegen Brasilien noch einer der Besten war.
Beim anstehenden Turnier gehört Lichtlein gemeinsam mit Renars Uscins (22 Jahre) und Justus Fischer (21) aber mindestens zu den jungen Hoffnungsträgern. Eine wichtige Grundlage für seinen Einsatz sieht Lichtlein in seinen körperlichen Voraussetzungen - er wirft mit links: "Man muss sich als Abwehr darauf einstellen und ich glaube, das ist dann auch mein Ziel, dass ich die Abwehr vor eine neue Aufgaben stelle", sagt der Rückraumspieler.
Lichtlein hat konkrete Erwartungen an die eigene Leistung: "Mein persönlicher Anspruch ist natürlich, sobald ich spiele, dass ich da auch Akzente setzen kann, dass ich meine Mitspieler in Position bringe, aber auch selber torgefährlich bin und meine Chancen nutze." Lichtlein, ein Impulsgeber.
Kniffliger Auftakt gegen Polen
Zum 17-köpfigen Kader, aus dem der Trainer zuletzt noch Ersatztorwart Joel Birlehm und Kreisläufer Tim Zechel strich, gehören dabei zwölf Olympia-Helden von Paris. Ihre Vorrunde spielen sie nun im dänischen Herning in der "Jyske Bak Boxen", einer bis zu 15.000 Besucher fassenden Halle.
Die DHB-Auswahl gilt als Favorit auf den Sieg in der Gruppenphase, wobei mit Polen zum Auftakt (Mittwoch, 20:30 Uhr) gleich die schwierigste Aufgabe warten dürfte. Zudem geht es gegen die Schweiz (17. Januar) und Tschechien (19. Januar). Die besten drei Teams der Vierergruppe erreichen die – ebenfalls in Herning ausgetragene – Hauptrunde, wo Deutschland wahrscheinlich bereits auf Gastgeber und Turnierfavorit Dänemark trifft. Einer der ersten beiden Hauptrunden-Plätze würde genügen fürs Viertelfinal-Ticket in Oslo.
"Alle sind guter Dinge", sagte Nils Lichtlein über das Stimmungsbild seiner Mannschaft mit Blick auf den Turnierstart. Der letzte WM-Titelgewinn liegt mittlerweile 18 Jahre zurück - Lichtlein war da vier Jahre alt. Klar ist: Die DHB-Handballer müssen sich steigern, um bei der anstehenden WM überhaupt um Medaillen mitzuspielen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 12.01.2024, 14:15 Uhr
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