Neue Vorwürfe - Oberbürgermeister Mike Schubert unter Druck - quo vadis, Potsdam?

Sa 22.06.24 | 08:20 Uhr | Von Felix Moniac und Philipp Rother
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Symbolbild: Das Rathaus der Stadt Potsdam in der Friedrich-Ebert-Straße. (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell| 18.06.2024 | F. Herkt, F. Moniac und V. Marquardt | Bild: dpa/Jens Kalaene

Im Potsdamer Rathaus kehrt keine Ruhe ein: Jüngst sorgte ein Bericht des Rechnungsprüfungsamtes für Aufsehen. Die Vorwürfe richten sich erneut gegen Mike Schubert. Für ihn wird das Regieren immer schwieriger. Von Felix Moniac und Philipp Rother

Die neue Stadtverordnetenversammlung Potsdams wird sich voraussichtlich am 1. Juli 2024 konstituieren. Die drängenden Aufgaben, die auf die neu gewählten Stadtverordneten warten, sind klar: Wohnungsbau, ÖPNV und Klima-Anpassung. Die Themen rücken angesichts der aktuellen Querelen um Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) aber weiter in den Hintergrund.

Auf rbb-Anfrage teilten die neu gewählte SPD-Fraktionsvorsitzende Grit Schkölziger und ihr Co-Vorsitzender Nico Marquardt am Donnerstag mit, dass die Fraktion der Sozialdemokraten ihren Oberbürgermeister weiter unterstützt. Für Schkölziger gilt demnach weiter die Unschuldsvermutung bis zum Beweis des Gegenteils. "Wenn Gerichte übernommen haben, ist abzuwarten, was dabei herauskommt", sagte sie. "Erst dann [ist] eine Bewertung auf Basis einer unabhängigen Faktenbetrachtung möglich." Sie ergänzt, dass es für das Vertrauen in Verwaltung und Politik wichtig sei, "dass wir zu einer objektiven Betrachtung und einem fairen Miteinander finden".

Bericht des Rechnungsprüfungsamt sorgt für Aufsehen

Aber wie stark ist dieses Vertrauen in Schubert derzeit überhaupt noch? Anfang der Woche erst hat ein Bericht des Rechnungsprüfungsamts in politischen Kreisen für Aufsehen gesorgt. Darin ist von möglicherweise illegitimen Geldflüssen der Stadt Potsdam an das American-Football-Team Potsdam Royals die Rede. Es geht um rund 200.000 Euro im Jahr 2022.

Das Potsdamer Rathaus teilte dem rbb am Freitag mit, dass dem Rechnungsprüfungsamt die notwendigen Unterlagen nicht vollständig zur Verfügung gestellt worden seien. Es werde nun von der Verwaltung geprüft, "inwieweit die Dokumentenlage zur Prüfung zu vervollständigen ist". Geprüft würden vor allem "die in Rede stehenden angeblichen Verfügungen des Oberbürgermeisters", die dieser laut Rathaus nach derzeitigem Kenntnisstand "nachweislich nicht verfügt" hat.

Weiteres Gutachten wird angefertigt

Schubert wird auch vorgeworfen, dass er die Royals auf dem Rasenplatz der SG Bornim hat trainieren lassen. Dazu wurde laut Rathaus ein weiteres Gutachten auf Wunsch des Hauptausschusses angefertigt. Das sei zu dem Schluss gekommen, dass die Entscheidung Schuberts, den Trainingsbetrieb in Bornim zu gestatten, im rechtlichen Rahmen in Ordnung gewesen sei. Der Stadt sei durch das Training der Royals auf dem Platz am 10. Oktober 2023 demnach kein Schaden entstanden, heißt es aus dem Rathaus.

Dies sind nun also die neuesten Entwicklungen in einer gefühlt unendlichen Geschichte rund um Potsdams Oberbürgermeister Schubert. Neben den Sportplatzschäden und dem womöglich unzulässigen Zuschuss für die Royals sieht sich der SPD-Politiker auch mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert, weil er VIP-Tickets für Sportveranstaltungen angenommen haben soll. In welchem Rahmen, ist noch unklar.

Die seit mittlerweile einem halben Jahr im Raum stehenden Anschuldigungen gegenüber Mike Schubert halten viele Potsdamerinnen und Potsdamer für übertrieben. Ein Bürgermeister müsse repräsentieren können, heißt es auf der Straße. Es seien aufgebauschte Probleme, es gebe Wichtigeres.

Regieren wird nicht leichter

Fakt ist aber, dass die Staatsanwaltschaft Neuruppin weiter wegen Korruption ermittelt. Das hat Oberstaatsanwalt Gunter Rauche von der Staatsanwaltschaft Neuruppin dem rbb am Freitag bestätigt. Ob es zur Anklage kommt, ist Stand jetzt unklar. Die Gesamtsituation stellt aktuell aber gewiss keine gute Grundlage für Schuberts verbleibende Amtszeit bis 2026 dar.

Hinzu kommt, dass das Regieren für den Oberbürgermeister mit der neuen SVV nicht leichter wird. Zwar bleibt die SPD stärkste Kraft in der Stadtverordnetenversammlung. Schuberts eigene Partei ist aber intern zerstritten. Und zwölf Stadtverordnete, die den Abwahlantrag gegen Schubert unterschrieben hatten, sind auch in der neuen Wahlperiode wieder Teil des Stadtgremiums. Darüber hinaus ist die AfD stärker geworden. Acht Plätze besetzt die Partei nun, Grüne und Linke haben deutlich an Stimmen verloren.

Für Schubert wird es daher noch schwieriger, Mehrheiten zu bilden - auch aufgrund der internen Grabenkämpfe. Dabei braucht Potsdam aktuell eine klare Richtung, eine klare Linie und vor allem Ruhe im Rathaus - mehr denn je.

Sendung: rbb24, 18.06.2024, 21:45

Beitrag von Felix Moniac und Philipp Rother

21 Kommentare

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  1. 21.

    "Die Vorfreude steigt... "... auf den braunen Filz ala Krah und Bystron? Die sind nicht mal in der Regierung und sind jetzt schon der korrupteste Haufen, wie soll das also erst werden wenn die sich die Gelder zuschustern können?

  2. 20.

    Die Verwunderung kann nur verwundern: Brandenburg ist doch seit 1989/90 bekannt für den roten Dauerfilz. Zeit für einen echten Politikwechsel. Die Vorfreude steigt...

  3. 19.

    Ein Problem wurde bisher nicht thematisiert. Was wird aus dem Sicheren Hafen in Potsdam? Herr Schubert hat ihn erfunden.

  4. 18.

    Da wird ein Haar in der Suppe gesucht. Und was eignet sich dafür nesser, als eine Rechnungshoff-Prüfung!? Die findet immer was, sei es "unvollständige" Dokumentation - im Volksmund als "Bürokratie" bekannt. Eigentlich ist alles da, aber noch nicht in der eAkte.
    (Ich arbeite in einer obersten Bundesbehörde mit eigenen Haushaltsmitteln)
    Und wenn wieder Erwarten nichts gefunden wird, kann man es mit Barrierefreiheit, Familienfreundlichkeit, Nachhaltigkeit, (IT-)Sicherheit, Digitaler Souveränität und sogar ... ;-) mit Bürokratieanbau versuchen

  5. 17.

    Auf Bundesebene wird bei fast jedem Regierungswechsel die leitungsebene in jedem betroffenen Ministerium, welches nun von einem anderen Parteibuch geführt wird, ausgetauscht.

    Neutralität wäre theoretisch schön. Praktisch sind wir davon leider sehr weit weg davon. Im Rathaus wird nicht ganz Do schlimm sein.

    Neutralität steht nur noch im Grundgesetz und ggf der kommunalverfassung.

    2 Eur oder 200.000 eur können nicht ohne Anordnung überwiesen werden. Die Justiz wird schauen wer zugestimmt hat.

  6. 16.

    Naja, ganz so einfach ist das mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nun auch nicht. Sie muss nämlich einen Anfangsverdacht für strafbares Handeln erkennen, sonst darf/wird die Staatsanwaltschaft auch kein Ermittlungsverfahren verfahren einleiten. Und wir reden hier nicht von irgendeiner Staatsanwaltschaft, wir reden von der Spezialstaatsanwaltschaft zur Korruptionsbekämpfung des Landes Brandenburg.

    Nun möge sich jeder selbst Gedanken machen, warum Herr Schubert jetzt anbot, die Karten nachträglich zu bezahlen. Oder auch welche den Sachverhalt völlig ändernde Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft möglich sind... Das die VIP-Tickets von einem Doppelgänger genutzt wurden oder das Herr Schubert doch nicht mit der Frau neben ihm auf der VIP-Tribüne verheiratet ist, scheint ausgeschlossen. Aber vielleicht hat Frau Schubert die VIP-Tickets auch käuflich erworben und ihm zum Geburtstag geschenkt? Wir werden sehen...

    Und ja, in einem Rechtsstaat gilt die Unschuldsvermutung!

  7. 15.

    Na klar wird die Geschichte von anderen Parteien genutzt.
    Dies wäre auch höchst unheimlich, würden alle Beifall klatschen oder schweigen.
    Die Korruptionsrichtlinien sind bewusst sehr streng gefasst.
    Repräsentative Aufgaben können da zum Beispiel sein, wenn man ein Grußwort spricht.
    Sollte ein Besuch keine repräsentativen Aufgaben beinhalten, bin ich im Allgemeinen schon dafür, dass auch Politiker diesen bezahlen. Müssen wir doch auch.
    Und bei politischen Beamten gelten außerdem die Korruptionsrichtlinien.
    Das ist natürlich nie so einfach auseinanderzuhalten, denn jeder bekommt ja auch mal was geschenkt.
    Dazu haben wir aber die Staatsanwaltschaft.
    Und ansonsten sollte einfach der Wähler oder die Abgeordneten darüber befinden, und dann ist gut.
    Eine Endlos-Ausschlachtung des Themas ist nicht notwendig.

  8. 14.

    Eine zweiter Punkt aus dem Artikel...
    Es wurden ungeplant 200 T€ an einen Sportverein ausgegeben und nun will es keiner gewesen sein, der OB jedenfalls nicht!?

    Was ist denn da nur in unserer Potsdamer Verwaltung los??
    Es gibt ja jetzt nur 3 Möglichkeiten...
    1. Da wurden 200 T€ überwiesen, ohne dass es eine Anordnung dafür gibt. (sehr unwahrscheinlich, technischer Fehler?)
    2. Die Fachebene, z.B. ein Sachgebietsleiter, hat das Geld überwiesen, ohne dass es ein politisches Mandat oder eine Haushaltsplanung dafür gab. (Das sieht dann schon sehr kriminell aus, z.B. Untreue, wieder sehr unwahrscheinlich. Wer riskiert schon gerne seinen Beamtenjob in der Stadtverwaltung und wofür?)
    3. Es gab ein politisches Mandat für die Überweisung der 200 T€ und der OB weiß davon nichts. (Da werden außerplanmäßig 200 T€ an einen Sportverein überwiesen und OB weiß nichts davon? Sind ja nur Peanuts oder!?)

  9. 13.

    Reden wir doch endlich über den Inhalt des Artikels...
    Dem Rechnungsprüfungsamt sind die Unterlagen nicht vollständig zur Verfügung gestellt worden und jetzt prüft man in der Stadtverwaltung, welche Dokumente noch nachgereicht werden.
    Was war nochmal die Aufgabe eines Rechnungsprüfungsamtes? Richtig, Kontrolle des Handelns der Stadtverwaltung im Auftrag des Stadtparlaments.
    Und dann verfälscht die Stadtverwaltung diese Kontrolle, indem sie nicht alle Unterlagen zum Prüfgegenstand zur Verfügung stellt!?

    Ist das die demokratische Kontrolle der Verwaltung in der Lesart der Tradition eines preußischen absoluten Sonnen-Königs, Herr OB Schubert?

  10. 12.

    Man will ihn loswerden. Mit unlauteren Mitteln? Er hat es sich selbst eingebrockt. Nicht mit den VIP-Tickets, nein aber mit anderen (politischen) Dingen: Verhältnis zum Grundeigentum, Uferweg, Flüchtlingsaufnahme ungefragt (Wir haben Platz) usw. Er hat die anderen nicht „mitgenommen“... Für die Entwicklung Potsdams ist das ganz schlecht. Weil es nicht aufhört.

  11. 11.

    Nein, Ermittlungen bedeuten nur genau das: Ermittlungen. Ob davon etwas tatsächlich falsch oder strafbar war, kann man erst am Ende wissen. Ihre Darstellung folgt dagegen eher dem Prinzip Vorverurteilung. Es widerspricht dem Grundsatz „Unschuldig bis die Schuld bewiesen ist“.

  12. 10.

    Sehe ich genauso. Bin kein Freund des jetzigen OB, aber es sieht schon danach aus, dass sich einige Stadtverordnete auf die Füße getreten fühlen und/oder sich profilieren wollen. Vielleicht sind aber auch Einige mit seiner Anti- Rechts- Stellung nicht einverstanden. Teilnahme an Sportveranstaltungen gehört zu den Repräsentationspflichten. Warum soll er selbst bzw. der Steuerzahler dafür aufkommen. Ein OB soll immer im Dienst sein und dies auch noch bezahlen?

  13. 9.

    Die Staatsanwaltschaft ermittelt also weiter wegen Korruption, dann scheint da womöglich noch mehr raus zu kommen….

    Wenn hier schon gefragt wird „quo vadis?“ dann fragen wir doch mal „cui bono?“ ;-)

  14. 7.

    Interessanter Beitrag eines Pateibuch Inhabers.
    Erinnert mich etwas an DDR Gepflogenheiten..

  15. 6.

    Leider gibt es keinen Politiker mit Charakter mehr. Nein, sie klammern an ihren Posten und Pfründe. Wer soetwas miterlebt, wundert sich wirklich, warum die AfD zuviel Zuspruch bekommt.
    Es ist eine Schande für Potsdam, für Brandenburg, für unser Land.

  16. 5.

    Mike Schubert ist genau der Bürgermeister, den Potsdam heute braucht. Wie kein anderer stemmt er sich gegen die Rechts-nationalistischen Umtriebe der selbsternannten Alternative. Wir können stolz sein auf diesen Bürgermeister und sollten uns hinter ihm versammeln. Wenn er bei vielen Vereinen die Wettkämpfe besucht - abends und am Wochenende - soll auch seine Frau dabei sein dürfen. Möglicherweise hat er eine Vorschrift verletzt und muss sich dafür entschuldigen. Aber dann ist es auch mal gut.

  17. 4.

    Nur immer alles gut durcheinanderrühren, bis die Schichte den richtigen Rechts-/Linksaußen-Drive bekommt. Hier geht es nicht um zuviel Geld in der Staatskasse und auch nicht um Emiliys Pfandbons, sondern um unbewiesene Behauptungen.

  18. 3.

    Liest sich so, als wenn man ihn aus dem Rathaus haben will.
    Machtgeplänkel, oder er ist dem einen oder anderen etwas auf den Fuß getreten.
    LG und
    Schönes Wochenende

  19. 2.

    Dieses Beipiel zeigt doch einmal mehr, dass unsere Politiker nicht über zu wenig Steuergeld der Bürger verfügen - sondern wohl eher über zu viel.
    Zwar gilt noch die Unschuldsvermutung. Aber ein Arbeitnehmer mit kleinen Einkommen hätte sich dies sicherlich nicht erlauben dürfen.
    Fristlose Kündigung und ALG1-Sperre wären die Folge gewesen.
    Man hat ja auch schon mal Emily wegen eines 2€-Pfandbons entlassen.

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