Berliner Landeshaushalt - Steuersenkungen kosten Berlin voraussichtlich 900 Millionen Euro

Mo 29.07.24 | 20:12 Uhr
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Symbolbild: Eine Häuserfassade mit Wohnungen in Berlin-Mitte, hinter den Dächern ist der Berliner Fernsehturm zu sehen. (Quelle: dpa/Taylan Gökalp)
Video: rbb24 | 29.07.2024 | Dilek Üşük | Bild: dpa/Taylan Gökalp

Das Defizit im Berliner Haushalt war bereits milliardenschwer, nun müssen weitere Hunderte Millionen Euro gespart werden. Grund ist eine steuerliche Entscheidung der Bundesregierung. Der Druck auf den Regierenden Bürgermeister Wegner steigt.

Die von der Bundesregierung beschlossenen Steuererleichterungen haben erhebliche Auswirkungen auf den Berliner Landeshaushalt. Die Finanzverwaltung geht davon aus, dass Berlin dadurch rund 900 Millionen Euro in den kommenden beiden Jahren fehlen werden. Der Tagesspiegel [Bezahlinhalt] hatte zuerst darüber berichtet.

Die Bundesregierung hatte vergangene Woche ein Steuerpaket mit mehreren Änderungen beschlossen. Dazu gehören höhere Grund- und Kinderfreibeträge. Außerdem wurden die Einkommensgrenzen heraufgesetzt. Diese Grenzen legen fest, ab wann der nächsthöhere Steuersatz gilt. Alles zusammen führt zu insgesamt niedrigeren Steuereinnahmen.

Es gab schon ein milliardenschweres Defizit

In der Finanzverwaltung waren die Steuerbeschlüsse, die sich unmittelbar auf die Länderfinanzen auswirken, erwartet worden. Dadurch verschärft sich der Spardruck in Berlin noch einmal. Im kommenden Jahr weist der Landeshaushalt ohnehin schon ein Defizit von drei Milliarden Euro auf. Im laufenden Jahr sollen noch rund 560 Millionen gespart werden.

Die Auswirkungen der Steuersenkungen müssen nun noch zusätzlich aufgefangen werden. Die schwarz-rote Koalition will über den Sommer intern beraten und erst im Herbst erklären, wo genau gespart werden soll. Der geplante Berliner Doppelhaushalt sah eigentlich ein Volumen von fast 40 Milliarden für das laufende Jahr vor, 2025 sollte die Summe leicht ansteigen.

In den vergangenen Wochen waren in der Hauptstadt immer wieder Vorschläge zu hören, wie mögliche Etat-Kürzungen aussehen könnten. Hunderte Projekte in allen Bereichen sind betroffen. Unter anderen soll es am Tierschutz gespart werden: Das Budget der Landestierschutzbeaufragten soll fast komplett gestrichen werden.

Kritik von FDP und Linke

Der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) will zum Beispiel den kostenfreien Kita-Besuch und das kostenlose Mittagessen an Schulen auf den Prüfstand stellen. Wegner hat in der Vergangenheit wiederholt das Aussetzen der Schuldenbremse gefordert, da sie den Bundesländern keinen finanziellen Spielraum erlaube.

Die "ständigen Rufe" von Wegner nach einer Reform der Schuldenbremse seien ermüdend, kritisierte der FDP-Landesvorsitzende Christoph Meyer. Der Senat müsse endlich anfangen, Prioritäten zu setzen. "Andernfalls droht Berlin eine größere Haushaltskrise als in den Nullerjahren", teilte Meyer mit. Vorhaben wie das 29-Euro-Ticket oder den Kauf der Fernwärme nannte er "sinnlos". Dadurch werde Steuergeld vergeudet, so der FDP-Politiker.

Sebastian Schlüsselburg, Haushaltspolitiker der Berliner Linken, teilte mit, es brauche unbedingt einen Kassensturz und einen Nachtraghaushalt. "Diese Diskussion und die Entscheidungen gehören in das Parlament und müssen gemeinsam mit der Stadtgesellschaft geführt werden. Die Hinterzimmerpolitik von CDU und SPD muss beendet werden."

Sendung: rbb24 , 29.7.2024, 13:00 Uhr

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151 Kommentare

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  1. 151.

    Das Geld vom Bürger muss dringend überarbeitet werden. Viele Menschen verwechseln es mit einem bedingungslosen Grundeinkommen.

  2. 149.

    Die Verfassung muss geändert werden, damit die Menschen wieder Vertrauen zum Staat aufbauen.

  3. 148.

    Lösung: Grundgesetz muss geändert werden, damit Existenzminimum abgesenkt werden kann. Auch Bezugsdauer sollte gekürzt werden.

  4. 146.

    Ich bin für eine Stärkung des ALG1 nach dem Einzahlerprinzip.
    Wer was leistet, soll ein gutes ALG1 bekommen.
    Gutes Bürgergeld auch für Notfälle und Kranke.
    Wer aber nicht mitwirkt und seit Jahren nicht arbeiten geht, obwohl er gesund ist, kann nicht verlangen, dass andere ihn finanzieren.

  5. 145.

    Doch:

    Wenn die Leistungsbeziehende Person es selbst in der Hand hat, durch die Annahme einer zumutbaren Arbeit ihre Existenz "tatsächlich und unmittelbar" selbst zu sichern.
    Wenn diese Personen diese Arbeit ohne wichtigen Grund verweigert, sei auch der vollständige Leistungsentzug zu rechtfertigen.

    Das weiß sogar die TAZ: "Faktisch ein Arbeitszwang"

  6. 143.

    Das Gute ist, dass sich Mathematik nicht überlisten lässt.

    Das Gute ist dass sich sozialer Frieden nicht mit Geld bezahlen lässt.

  7. 142.

    Darf der Staat das Bürgergeld beliebig kürzen?

    Nein. In einem Grundsatzurteil verwies das Bundesverfassungsgericht 2019 auf das Grundgesetz: Die Ausgestaltung der Grundsicherung ergibt sich demnach aus dem Grundrecht auf ein menschenwürdiges Existenzminimum. Denn staatliche Verpflichtung ist es, die Würde des Menschen zu achten und zu schützen. Der Staat hat folglich den Auftrag, die Voraussetzungen für ein eigenverantwortliches Leben zu schaffen.

  8. 141.

    Wo holen sich die Politiker das Bürgergeld her, wenn wir irgendwann 10 Millionen Empfänger haben?
    Das Gute ist, dass sich Mathematik nicht überlisten lässt.

  9. 140.

    Ich versuche in Zukunft Aussagen die nicht von mir stammen besser zu kennzeichnen, versprochen!

  10. 139.

    Spannend--wenn Babyboomern das Bürgergeld gestrichen werden soll--kein Problem.

    Will man illegal sich hier aufhaltenden--oder Leistungserschleichern das Bürgergeld streichen--Aufschrei.
    Anis Amri hatte vor seiner Tat 4500 Euro an seine Familie nach Hause geschickt.
    Eigentlich hätte er kein Geld bekommen dürfen--nicht wahr.

    Also bitte alle überprüfen--immerhin haben wir das GG. Und Menschenrechte müssen für alle gelten.

  11. 138.

    "Wenn unsere Politiker jetzt nicht endlich sparen, fliegen uns die Schulden irgendwann komplett um die Ohren." Das müssen Sie nicht #I Robot erzählen - das war ein Zitat von #Wechselwähler!
    Aber Sie habebn recht: Bisher mussten für jeden, absolut jeden Bankenskandal die Steuerzahler blechen.

  12. 137.

    Stichwort Kranke:

    Wer gearbeitet hat und aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kann--wird eigentlich begutachtet und eine Erwerbsunfähigkeit festgestellt.
    Danach gibt es eigentlich eine Erwerbsminderungs-Rente. Da dürfte es gar kein Bürgergeld geben.Die Höhe der Erwerbsminderungsrente wird nach dem letzten Gehalt berechnet.

    Nur wer nie gearbeitet hat und krank wird dürfte Bürgergeld wegen Krankheit bekommen.

    Viele haben eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Es ist extrem schwierig gegen Versicherungen und deren Gutachter anzukämpfen. Oft dauert es 5 Jahre--die meiste Zeit vor Gericht. Obwohl man vor Gericht "Absprachen" beweisen kann-hat das keine Folgen für die Versicherung. Auch die Bafin scheint sich nicht zuständig zu fühlen.

    Auch da würde ich mir eine rechtsstaatliche Justiz wünschen. Oder eine Politik, die Versicherungen strenger überwachen läßt. Die Zeche zahlt der Staat-obwohl evt. jahrelang Beiträge an die Versicherung bezahlt wurden

  13. 135.

    "Wenn unsere Politiker jetzt nicht endlich sparen, fliegen uns die Schulden irgendwann komplett um die Ohren."

    Wie kommen Sie auf diese Idee?

    Schlage vor dieses mal das Geschäfts- und Kreditmodell der Finanzwirtschaft nicht zu erfüllen. Denn die sogenannte Schuldenbremse dient allein den Geschäftsmodellen und Kreditvergaberegeln der Finanzwirtschaft.
    Diesmal also wird die Finanzwirtschaft die Schulden in grossem Umfang abschreiben. Statt dass wieder einmal das Gemeinwesen und Privatvermögen der kleinen Leute die Finanzwirtschaft rettet.
    Entscheiden sich Wählende zudem nicht jene Politik zu wählen, die für die gemachten Schulden über Jahrzehnte nicht einmal bleibende Werte - als Infrastruktur des Gemeinwesens, Bildungs- Verkehrs- Sozial- und Gesundheitsinfrastruktur abzuliefern, kann man eine grundstrukturell gute Wette auf die Zukunft machen.

    Nicht so kompliziert. Und im Angesicht der Normalität, das Investitionen mit Krediten finanziert werden nicht abwegig.

  14. 134.

    Nein, sogar das Bundesverfassungsgericht duldet eine komplette Streichung.

    Falsch. BVerfG kippt wesentlichen Teil der Hartz-IV-Sanktionen mit sofortiger Wirkung

    Darf man Hartz IV Empfängern über Monate in Geldhahn komplett zu drehen?

    Das darf man nicht, urteilte das höchste deutsche Gericht, das widerspreche dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz. Die in Art. 1 GG geschützten Würde des Menschen stelle in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip des Art. 20 GG an den Gesetzgeber die Anforderung, die Grundsicherungsleistungen so auszugestalten, dass für die Betroffenen ein menschenwürdiges Existenzminimum gewährleistet werde.

  15. 133.

    Das Schonvermögen ist auch viel zu hoch.
    Wer an seine Rente nicht ran will, sollte dafür sorgen, einen neuen Job zu bekommen.
    Man hat 12 Monate Zeit, Ältere glaube ich 18 Monate.
    Erst dann kommt das Bürgergeld.
    Da jeder BabyBoomer laut Politik und Medien gebraucht wird sollte dies wohl auch kein Problem darstellen, einen neuen Job zu finden.
    Es sei denn, es kommen jetzt die großen Entlassungswellen wegen des wirtschaftlichen Abschwungs.
    Aber dann wäre das Bürgergeld eh nicht mehr finanzierbar.
    Irgendwann sollte der Bezug von Bürgergeld auch enden.
    Es ist einem Arbeitnehmer absolut nicht zuzumuten, anderen das Leben zu finanzieren, die seit Jahren nicht arbeiten gehen, obwohl sie das könnten.

  16. 132.

    Nein, sogar das Bundesverfassungsgericht duldet eine komplette Streichung.
    Allerdings muss es die Möglichkeit geben, bei Mitwirkung wieder Geld zu bekommen.
    Leider kann man das in vielen Medien nicht lesen.

    Wer arbeitet und "selbstverschuldet" kündigt(Stress mit Chef/Umzug)--ohne einen neuen Job zu haben, bekommt ja auch eine dreimonatige Sperre. Erst danach gibt es Arbeitslosengeld. Da fragt auch niemend ob derjenige seine Miete zahlen kann--oder verhungert.

    Werden Arbeitende Eltern, gibt es 1 Jahr lang Elterngeld. Danach gibt es nichts mehr. ..Arbeitende Eltern haben scheinbar kein Recht auf Erziehung und Betreuung ihrer Kinder--selbst dann, wenn dem eine Erwerbstätigkeit im Weg stehen würde. Wer sein Kind im 2.und3. Lebensjahr selbst erziehen will--hat weniger Rechte/Geld als Bürgergeldempfänger. Kommentar 115-Da sollte auch einmal das Bundesverfassungsgericht Stellung beziehen.Mindestens 570 Euro müssten doch drinne sein

    Es wird eine heiße Wahlkampfphase geben....

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