Grünheide (Oder-Spree) - Aktivisten blockieren Tesla-Baustelle erneut
Erneut Protest am Tesla-Gelände: Gegner der Erweiterung blockieren die Baustelle des US-Autobauers auf einem kürzlich gerodeten Waldstück. Ein Aktivist befindet sich am Abend weiterhin in den Höhen der Bäume und will passiven Widerstand leisten.
- Aktivisten blockierten Baustellenzufahrt zum Tesla-Werk zunächst mit Baumstamm und Seil
- Baumstamm am Abend entfernt, ein Aktivist demonstriert weiter
- Bereits in der vergangenen Woche gab es dort eine Protestaktion
- Mehrere Personen hatten einen Bagger besetzt
Mitglieder der Gruppe "Tesla Stoppen" haben in der Nacht von Sonntag auf Montag erneut die Baustelle des US-Elektroautoherstellers Tesla in Grünheide blockiert. Die erst kürzlich gerodete Schneise für den Transport von Baumaterial ist nach rbb-Informationen durch einen Baumstamm und ein gespanntes Seil nicht befahrbar.
Der Baumstamm wurde senkrecht in die Erde gesteckt. Laut dem Abschnittsleiter der Polizei war zunächst ein männlicher Aktivist in etwa fünf Meter Höhe daran befestigt. Die Polizei hatte angekündigt, den Baumstamm zu entfernen und die Person, die sich auf dem Baumstamm befand, herunterzuholen.
Am frühen Abend stand der Baum zwar nicht mehr - doch der Aktivist, der sich über Seile in eine Hängematte begeben hatte, die an anderen Bäumen befestigt war, befand sich einem Polizeisprecher zufolge noch in der Höhe. Die Aktivisten kündigten an, dass der Mensch im Baum passiven Widerstand leisten wolle.
Auf dem Protestgelände befanden sich in unmittelbarer Nähe zwei weitere Menschen in Bäumen. Diese konnten den Angaben zufolge bereits von der Polizei heruntergeholt werden. Sie erhielten Platzverweise. Die Person auf dem Baumstamm inmitten der Baustraße habe bisher noch nicht vom Gelände entfernt werden können.
Ausweitung des Protestgeländes
Die Aktivisten sagten dem rbb, dass sie ihr Protestgelände hiermit erweitert hätten. Der Baumstamm symbolisiere den notwendigen Schutz von Wald und Trinkwassergebiet. Das Vorgehen der Polizei, Mitglieder der Initiative aus ihren Baumhäusern zu holen, stößt bei den Aktivisten laut einer Sprecherin auf Unverständnis. Über das Vorgehen der Aktivisten als Reaktion darauf sei noch nicht entschieden worden.
Die Polizei hatte neben der Blockade mehrere zerstörte Bauzäune registriert und eine Anzeige wegen Sachbeschädigung aufgenommen. Die Zäune hatten bisher die Baustraße auf beiden Seiten abgegrenzt und wurden nun von Unbekannten entfernt und zum Teil beschädigt.
Nächtliche Rodungen für Baustraße
Die Initiative begründete die Aktion mit Kritik an den neuen Bauarbeiten durch die Deutsche Bahn und dem Land Brandenburg. Hierdurch würde die Erweiterung der Tesla-Fabrik vorangetrieben. Die Aktivisten kritisierten diesen Schritt, insbesondere im Hinblick darauf, dass Tesla das Grundstück für die Erweiterung noch nicht käuflich erworben habe.
In der Nacht auf den 24. September hatten in Grünheide Rodungsarbeiten von etwa 3.000 Bäumen begonnen. Die dadurch entstandene Baustraße ist laut dem Brandenburger Verkehrsministerium knapp drei Kilometer lang und befindet sich zwischen der Landesstraße L23 und der Autobahn. Sie diene zur Vorbereitung von Baumaßnahmen. Dies betrifft unter anderem den Neubau der Verkehrsstation Fangschleuse. Zudem will Tesla sein Gelände in der 9.200-Einwohner-Gemeinde erweitern, um einen Güterbahnhof und Lagerflächen zu bauen.
Die Mitglieder der Initiave "Tesla Stoppen" fühlten sich durch den unerwarteten Start der Maßnahmen in ihrem Protestanliegen nach Aussage einer Sprecherin provoziert. "Tesla Stoppen" sprach von "vorauseilendem Gehorsam für einen Milliardär". Die Sprecherin der Initiative sagte: "Nicht mit uns. Solange wir hier sind, stehen die Bauarbeiten für Tesla still."
Verhandlungen über Grundstückskauf vom Land laufen noch
Auf der an die Tesla-Fabrik angrenzenden Fläche möchte der E-Autobauer sein Werk erweitern. Der Kauf des Grundstücks steht bisher noch aus.
Ein vom Land gestellter Gutachter muss laut einem Sprecher des Brandenburger Umweltministeriums auf Anfrage der dpa den Kaufpreis der Flächen zunächst bewerten. Der Kauf müsse außerdem durch den Finanzausschuss des Landes gebilligt werden.
Wiederholter Protest gegen die Baumaßnahmen
Seit Beginn der Rodungen des Waldstücks für die neue Baustraße in Grünheide war es zu Ausschreitungen und Protestaktionen gekommen. In der vergangenen Woche besetzten Aktivisten Bagger auf dem Baugelände, um die Bauarbeiten zu behindern. Bei ihnen handelte sich um Mitglieder einer unbekannten Kleingruppe, die nicht im Zusammenhang mit der Initiative "Tesla Stoppen" standen. Dennoch begrüßte die Initiative laut einer Sprecherin die Aktion.
Am vergangenen Dienstag wurden mehrere Baufahrzeuge in unmittelbarer Nähe des besetzten Baggers durch bislang unbekannte Tatverdächtigte mit Graffitis beschmiert und erheblich beschädigt.
Das Protestcamp Initiative "Tesla Stoppen" besteht seit Februar in unmittelbarer Nähe des Tesla-Geländes in Grünheide. Die Initiative möchte unter anderem darauf aufmerksam machen, dass wegen der Tesla-Fabrik in einer der wasserärmsten Regionen Deutschlands das Trinkwasser gefährdet werde.
Sendung: Antenne Brandenburg, 14.10.2024, 14 Uhr