Grünheide (Oder-Spree) - Aktivisten blockieren Tesla-Baustelle erneut

Mo 14.10.24 | 19:05 Uhr
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Protestcamp auf Tesla-Baustelle in Grünheide, Brandenburg.
Marissa Boll/rbb
Audio: Antenne Brandenburg | 14.10.2024 | Felicitas Montag | Bild: Marissa Boll/rbb

Erneut Protest am Tesla-Gelände: Gegner der Erweiterung blockieren die Baustelle des US-Autobauers auf einem kürzlich gerodeten Waldstück. Ein Aktivist befindet sich am Abend weiterhin in den Höhen der Bäume und will passiven Widerstand leisten.

  • Aktivisten blockierten Baustellenzufahrt zum Tesla-Werk zunächst mit Baumstamm und Seil
  • Baumstamm am Abend entfernt, ein Aktivist demonstriert weiter
  • Bereits in der vergangenen Woche gab es dort eine Protestaktion
  • Mehrere Personen hatten einen Bagger besetzt

Mitglieder der Gruppe "Tesla Stoppen" haben in der Nacht von Sonntag auf Montag erneut die Baustelle des US-Elektroautoherstellers Tesla in Grünheide blockiert. Die erst kürzlich gerodete Schneise für den Transport von Baumaterial ist nach rbb-Informationen durch einen Baumstamm und ein gespanntes Seil nicht befahrbar.

Der Baumstamm wurde senkrecht in die Erde gesteckt. Laut dem Abschnittsleiter der Polizei war zunächst ein männlicher Aktivist in etwa fünf Meter Höhe daran befestigt. Die Polizei hatte angekündigt, den Baumstamm zu entfernen und die Person, die sich auf dem Baumstamm befand, herunterzuholen.

Am frühen Abend stand der Baum zwar nicht mehr - doch der Aktivist, der sich über Seile in eine Hängematte begeben hatte, die an anderen Bäumen befestigt war, befand sich einem Polizeisprecher zufolge noch in der Höhe. Die Aktivisten kündigten an, dass der Mensch im Baum passiven Widerstand leisten wolle.

Auf dem Protestgelände befanden sich in unmittelbarer Nähe zwei weitere Menschen in Bäumen. Diese konnten den Angaben zufolge bereits von der Polizei heruntergeholt werden. Sie erhielten Platzverweise. Die Person auf dem Baumstamm inmitten der Baustraße habe bisher noch nicht vom Gelände entfernt werden können.

Ausweitung des Protestgeländes

Die Aktivisten sagten dem rbb, dass sie ihr Protestgelände hiermit erweitert hätten. Der Baumstamm symbolisiere den notwendigen Schutz von Wald und Trinkwassergebiet. Das Vorgehen der Polizei, Mitglieder der Initiative aus ihren Baumhäusern zu holen, stößt bei den Aktivisten laut einer Sprecherin auf Unverständnis. Über das Vorgehen der Aktivisten als Reaktion darauf sei noch nicht entschieden worden.

Die Polizei hatte neben der Blockade mehrere zerstörte Bauzäune registriert und eine Anzeige wegen Sachbeschädigung aufgenommen. Die Zäune hatten bisher die Baustraße auf beiden Seiten abgegrenzt und wurden nun von Unbekannten entfernt und zum Teil beschädigt.

Nächtliche Rodungen für Baustraße

Die Initiative begründete die Aktion mit Kritik an den neuen Bauarbeiten durch die Deutsche Bahn und dem Land Brandenburg. Hierdurch würde die Erweiterung der Tesla-Fabrik vorangetrieben. Die Aktivisten kritisierten diesen Schritt, insbesondere im Hinblick darauf, dass Tesla das Grundstück für die Erweiterung noch nicht käuflich erworben habe.

In der Nacht auf den 24. September hatten in Grünheide Rodungsarbeiten von etwa 3.000 Bäumen begonnen. Die dadurch entstandene Baustraße ist laut dem Brandenburger Verkehrsministerium knapp drei Kilometer lang und befindet sich zwischen der Landesstraße L23 und der Autobahn. Sie diene zur Vorbereitung von Baumaßnahmen. Dies betrifft unter anderem den Neubau der Verkehrsstation Fangschleuse. Zudem will Tesla sein Gelände in der 9.200-Einwohner-Gemeinde erweitern, um einen Güterbahnhof und Lagerflächen zu bauen.

Die Mitglieder der Initiave "Tesla Stoppen" fühlten sich durch den unerwarteten Start der Maßnahmen in ihrem Protestanliegen nach Aussage einer Sprecherin provoziert. "Tesla Stoppen" sprach von "vorauseilendem Gehorsam für einen Milliardär". Die Sprecherin der Initiative sagte: "Nicht mit uns. Solange wir hier sind, stehen die Bauarbeiten für Tesla still."

Verhandlungen über Grundstückskauf vom Land laufen noch

Auf der an die Tesla-Fabrik angrenzenden Fläche möchte der E-Autobauer sein Werk erweitern. Der Kauf des Grundstücks steht bisher noch aus.

Ein vom Land gestellter Gutachter muss laut einem Sprecher des Brandenburger Umweltministeriums auf Anfrage der dpa den Kaufpreis der Flächen zunächst bewerten. Der Kauf müsse außerdem durch den Finanzausschuss des Landes gebilligt werden.

Wiederholter Protest gegen die Baumaßnahmen

Seit Beginn der Rodungen des Waldstücks für die neue Baustraße in Grünheide war es zu Ausschreitungen und Protestaktionen gekommen. In der vergangenen Woche besetzten Aktivisten Bagger auf dem Baugelände, um die Bauarbeiten zu behindern. Bei ihnen handelte sich um Mitglieder einer unbekannten Kleingruppe, die nicht im Zusammenhang mit der Initiative "Tesla Stoppen" standen. Dennoch begrüßte die Initiative laut einer Sprecherin die Aktion.

Am vergangenen Dienstag wurden mehrere Baufahrzeuge in unmittelbarer Nähe des besetzten Baggers durch bislang unbekannte Tatverdächtigte mit Graffitis beschmiert und erheblich beschädigt.

Das Protestcamp Initiative "Tesla Stoppen" besteht seit Februar in unmittelbarer Nähe des Tesla-Geländes in Grünheide. Die Initiative möchte unter anderem darauf aufmerksam machen, dass wegen der Tesla-Fabrik in einer der wasserärmsten Regionen Deutschlands das Trinkwasser gefährdet werde.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.10.2024, 14 Uhr

Kommentar

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34 Kommentare

  1. 34.

    Meine Frage an die Blockierer, kann man auf einen abgefahrenen Zug noch aufspringen? Tesla hat bereits über 400T Autos gebaut.

  2. 33.

    Ich möchte mich jetzt nicht festlegen, aber hat Tesla nicht neu angelegte Mischwaldflächen gekauft? Diese Flächen wurden aber durch den Steuerzahler bezahlt? Eine zusätzliche Aufforstung durch Tesla, wie Sie es beschreiben, hat es in dem Umfang nicht gegegeben? Auch betreibe ich kein "Whataboutismus". Es geht mir einfach darum, wie lange brauchen neu gepflanzte Bäume bis ein Wald entsteht. Sie erwähnen aber gern, dass BB nicht genug für den Klimawandel schafft. Welche Erfolge hat Berlin vorzuweisen? Wie erneuert Berlin den Grunewald? Haben wir so lange Zeit über einen Waldumbau nachzudenken, der in einem Menschenleben zu stattlichen Bäumen herangewachsen ist?

  3. 32.

    Aber eine funktionierende „Monokultur“. Und zweitens holzt Musk längst Mischwälder für seine Erweiterung ab.

  4. 31.

    "Realer Irrsinn: Baumrodung für klimaneutralen Campus in Stuttgart"
    extra 3 vom 04.04.2024

    Sind dort auch Aktivisten unterwegs?
    Ich vermute einmal: nein, ist ja nicht Tesla/Musk ...

  5. 30.

    Natürlich bindet auch ein forstwirtschaftlich genutzter Kiefernforst CO2 - bis die Bäume ihrer Bestimmung zugeführt werden. 80 Millionen Festmeter werden in Deutschland jedes Jahr eingeschlagen, Tesla selber hat anders als die Forstindustrie bekanntlich ein Mehrfaches neu aufforsten lassen. Wie die DB ihre Maßnahme ausgleicht, kann ich aber nicht sagen. Was haben Sie in Ihrem Einwand an das EBA geschrieben? Mit Whataboutism werden Sie bei denen aber nicht weit gekommen sein.

  6. 29.

    Nun habe ich einfach mal eine Frage: Als dieser Wald/Forst angelegt wurde, gab es da auch schon die Erkenntnis zum Klimawandel wie wir ihn heute haben? Eher nicht. Und der Waldumbau ist richtig, nur es vergehen Jahre bis daraus ein Eald wird. Ich für meinen Teil hoffe, dass die nächsten Generationen davon profitieren können. Wir können uns heute alle hinstellen und über Kieferforste beschweren, aber auch nur mit dem heutigen Kenntnisstand. Und auch der jetzige Waldumbau wird zum Teil den Kettensägen zum Opfer fallen. Es sei denn, wir erklären die neuen Waldflächen gleich zu Schutzgebiete.

  7. 28.

    Respekt vor siviel Mut und Engagement! Deren Kinder werden dereinst stolz auf ihre Eltern sein - da können sich einige Kommentatoren ne Scheibe abschneiden!

  8. 27.

    Herr Neumann, und wenn es "nur" Kiefern sind, auch ein Kiefernforst trägt zur CO2 Reduktion bei. Und die immer wiederkehrende "Maismonokultur" von Ihnen hat auch schon lahme Füße. Hat nicht gerade Berlin ein riesengroßes Defizit zwischen gefällten Bäumen und Neupflanzungen? Können Sie in Berlin, vielleicht durch eine private Spende, nicht dazu beitragen dieses Defizit zu minimieren? Ansonsten wird jeder wohl gewusst haben, dass der Flächenbedarf von Tesla noch nicht gestillt ist. Und jeder muss sich auch eingestehen, dass vernünftige Anbindung der Infrastruktur für so einen großen Standort mit dazugehört.

  9. 26.

    Schon klar, die 110 Millionen € teure Verlegung eines Bahnhofes hat nichts mit Tesla zu tun (bei nur 6 Millionen € Steuereinnahme bisher)? Definieren Sie doch mal Volkswirtschaft...

  10. 25.

    Wossi, Sie wiederholen sich. Wollen Sie so mutmaßliche Straftaten der sogenannten Aktivisten gegen den Neubau eines Personenbahnhof rechtfertigen, nur weil Sie immer noch nichts von der Energie- und der Verkehrswende halten?

  11. 24.

    Der Wald bei Grünheide ist eine Monokultur die als besonders anfällig gelten. Mischwald mit robusteren Bäumen ist die Hoffnung das sie in einer Welt mit vielen wachsenden Herausforderungen bestehen können.

  12. 23.

    Immerhin habe ich begriffen, dass es hier in der Realität um eine Baustelle zur Stärkung des SPNV geht. Das gefällt aber wohl nicht jedem.

  13. 22.

    Bornierte Fehler, denn die Experten hatten vor DIESER Fabrikgröße gewarnt, sind nicht mehr heilbar... Die Folgen sind derart groß, dass hier andauernd (negativ) berichtet werden muss. Das alles hätte nicht sein müssen....
    Wenn man es mit der Energie- u. Verkehrswende ernst gemeint hätte. Es hat sich nicht das Geringste „gewendet“... Die Versagensgründe aller Großprojekte sind allzu offensichtlich.

  14. 21.

    Sie scheinen es immer noch nicht begriffen zu haben oder leiden an Realitätsverweigerung, wie damals die Menschen, die von der Geschichte überrollt wurden!

  15. 20.

    Hier wird über mutmaßliche Straftaten beriechet, die Menschen in im Sinne von Wossi begehen, der bei jedem Bahnprojekt ein Haar in der Suppe findet, nämlich sein eigenes.

  16. 19.

    Respekt vor siviel Mut und Engagement! Deren Kinder werden dereinst stolz auf ihre Eltern sein - da können sich einige Kommentatoren ne Scheibe abschneiden!

  17. 18.

    Ach Gottchen, schon wieder stellen Sie die in Brandenburg bedeutende Holzindustrie in Frage, die ein Vielfaches an Bäumen einschlägt als im Industriegebiet von Grünheide kultiviert worden sind.

  18. 17.

    Ob nun Bahnhof Lutz unbedingt ein Auserwählte ist, wird sich am Ende dieser Baumaßnahme und der Sanierungen zeigen. Bis dahin freue ich mich aber, dass die Eisenbahn endlich wieder gestärkt wird und nicht mehr Umgehungsstraßen in Bayern wichtiger sind.

  19. 16.

    Na ja von Biologie haben sie jedenfalls keine Ahnung, soviel ist mal sicher. Und unser blauer Planet, als unser aller Lebensgrundlage, funktioniert rein biologisch und nicht mit humanoider Technik, auch wenn ihr Auserwählter ständig diesen Unsinn verbreitet.

  20. 15.

    Die dann wann, in vielleicht 40-50 J. wieder soetwas wie CO2-Senken und als Wald bezeichnet werden darf?

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