Sparmaßnahmen - Berliner Koalition streicht 29-Euro-Ticket

Mo 18.11.24 | 16:21 Uhr
  167
Symbolbild:Eine U-Bahn fährt ein, im Vordergrund ein Fahrscheinentwerter.(Quelle:imago images/S.Gudath)
imago images/S.Gudath
Audio: rbb24 Inforadio | 18.11.2024 | Ute Schuhmacher | Bild: imago images/S.Gudath

Drei Milliarden Euro muss der schwarz-rote Senat einsparen. Den Verkehrs- und Umweltbereich trifft es härter als andere Ressorts. Vor dem Koalitionsausschuss am Montagabend dringt durch: Das 29-Euro-Ticket im ÖPNV soll komplett wegfallen.

Nach rbb-Informationen haben sich CDU und SPD bei ihren Haushaltsgesprächen darauf geeinigt, das 29-Euro-Ticket im kommenden Jahr wieder abzuschaffen. Am Montagabend trifft sich der Koalitionsausschuss zu dem Thema. Das 29-Euro-Ticket war ein Wahlversprechen der SPD bei der Wiederholungswahl 2023. 300 Millionen Euro waren dafür im Haushalt vorgesehen, wenn auch bei weitem nicht abgerufen.

Ab wann genau das Ticket nicht mehr angeboten wird und was Abonnentinnen und Abonnenten nun beachten müssen, ist noch nicht bekannt. Die BVG wurde laut Beschlusspapier, das dem rbb vorliegt, angewiesen, das Aus "schnellstmöglich"umzusetzen - der 1. Januar 2025 kommt demnach aber wohl zu früh.

Am Dienstag will die schwarz-rote Koalition offiziell bekannt geben, wie genau sie im kommenden Jahr insgesamt drei Milliarden Euro einsparen will. Die Senatsverwaltung für Verkehr und Umwelt muss im Vergleich zu den anderen Bereichen mit 660 Millionen Euro den höchsten Betrag sparen.

Ticket erst seit 1. Juli 2024 im Umlauf

Das Ticket gibt es erst seit vergangenem Juli, für den Tarifbereich AB. Für 29 Euro pro Monat kann man in diesem Tarifbereich beliebig oft mit dem ÖPNV fahren. Im Oktober 2024 hatten etwa 210.000 Menschen in Berlin das Angebot abonniert, der Großteil bei der BVG. Trotz steigender Abonnentenzahlen galt die Abschaffung des Tickets wegen der angekündigten Haushaltskürzungen als wahrscheinlich - die Erwartungen bei der Nachfrage hat es aus Sicht des Senats deutlich verfehlt. Die SPD war nach rbb-Informationen zunächst dafür, den Preis auf 39 Euro im Monat zu erhöhen, die CDU dafür, es ganz zu streichen.

Kritik am Ticket gab es aber auch von den Grünen und Umweltverbänden. Sie argumentieren, dass das Ticket die Finanzierung des Nahverkehrs belastet und das deutschlandweite 49-Euro-Ticket untergräbt. Im Gegensatz zu diesem kann man das Berliner 29-Euro-Ticket, auch "Berlin-Abo" genannt, nicht monatlich, sondern frühestens nach einem Jahr kündigen. Was das nun für die genauen Kündigungsmodalitäten bedeutet, wenn der Senat das Ticket streicht, ist noch offen.

Ende des Berlin-Abos nach Ansicht von Fahrgastverband folgerichtig

Der Berliner Fahrgastverband IGEB hält das voraussichtliche Aus des 29-Euro-Tickets in Berlin für folgerichtig. Das Ticket sei von Anfang an eine "Totgeburt" gewesen, sagte der Vizevorsitzende und Pressesprecher des Verbandes, Jens Wieseke, im rbb24 Inforadio am Montag.

Die Gelder seien an der falschen Stelle eingesetzt worden, so Wieseke. Er verwies auf das Vorgehen in Hamburg. Dort werde das Deutschlandticket für bestimmte Gruppen subventioniert. Bei diesem Vorgehen habe es auch Geld vom Bund gegeben. Das 29-Euro-Ticket dagegen sei ausschließlich vom Land Berlin finanziert worden.

AfD begrüßt Aus für Berlin-Abo, Linke spricht von Katastrophe

Die AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus begrüßte das voraussichtliche Ende des Berlin-Abos. Ihr verkehrspolitischer Sprecher Rolf Wiedenhaupt bezeichnete es als "eine gute Nachricht, dass das 29-Euro-Ticket gestrichen wird. Es war von Anfang an falsch konzipiert", so Wiedenhaupt.

Ganz anders sieht das die Linke-Fraktion. "Dass das 29-Euro-Ticket nach vier Monaten schon wieder abgeschafft wird, ist eine absolute Katastrophe", sagte der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Kristian Ronneburg. Das Ticketprojekt habe der BVG nun unnötige Arbeit beschert. Er sprach von einer ganz konkreten politischen Niederlage für Franziska Giffey. Die aktuelle Wirtschaftssenatorin hatte im vergangenen Wahlkampf als SPD-Spitzenkandidatin explizit für die Verstetigung des Tickets geworben.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.11.2024, 13 Uhr

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden Kommentare, bei denen die E-Mail-Adresse in den Feldern Name, Wohnort oder Text geschrieben wurde, nicht freigegeben. Mit Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Netiquette sowie unserer Datenschutzerklärung (Link am Ende der Seite) zu. Wir behalten uns vor, Kommentare, die nicht zu einer konstruktiven Diskussion beitragen, nicht freizugeben oder zu löschen. Wir geben keine Auskunft über gelöschte oder nicht freigegebene Kommentare. Mit der Abgabe eines Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regeln und den Kommentarrichtlinien des rbb einverstanden.

167 Kommentare

  1. 167.

    Die Abschaffung des Tickets ist die RICHTIGE Entscheidung !!!

  2. 165.

    Das Ticket sollte auf jeden Fall bleiben ! Wir werfen so viel Geld für Asylanten.
    LEUTE langsam müsse wir uns wären.

  3. 164.

    Ungeachtet dessen, das ein 29 Euro-Ticket ein reines Zuschussgeschäft ist dessen Leistbarkeit ich unter den aktuellen Bedingungen in Abrede stelle, kann man die Meckerei über die BVG-Preise an sich schon nachvollziehen. Vieles wird ja oft mit "damals" verglichen. 1995 kostete die Umweltkarte für das Gesamtnetz 650.-DM (vglb. 325 Euro)p.a., heute kostet die BVG-Umweltkarte fürs Gesamtnetz rd. 1100 Euro p.a. 1995 lag das durchschnittliche Nettoeinkommen bei rd. 16.000 Euro, 2023 bei rd. 30.000 Euro (Quelle Sozialverbände, destatis). Wenn man nun noch andere Preissteigerungen mit einbezieht wird es erstmal haarig. Auf der anderen Seite ist eine nicht verständliche "Kostenlos-Kultur" entstanden, die den öffentlichen Haushalt unnötig belastet. Gegen eine einkommensabhängige Kostenbeteiligung an Kita, Hort, Schulessen wäre nichts einzuwenden - gabs ja schon und war leistbar. Ähnlich gibt es zum 29er Ticket Alternativen. Eine "Sparliste" wäre ellenlang - außer bei Bildung.

  4. 163.

    Ich fahre Auto, Fahrrad und benutze mitunter auch die Fußwege ...
    Bezahle ich dann - nach Ihrer tollen Berechnung - 51,02 Euro im Monat?

    Und der LKW, der Ihre Lebensmittel zum Discounter bringt, ,schlägt' die Nutzungsgebühr auf die Waren auf.
    ... dann wird wahrscheinlich ,gemeckert', dass die Lebensmittelpreise steigen und alle eine Lohnerhöhung brauchen.

    Wirklich ein toller und durchdachter Vorschlag - mal ganz von dem Bürokratie-Aufwand (+ Kosten) abgesehen. ;-(

  5. 162.

    Ja, wieder wird ala Merz nach unten gertreten, auf die wirklichen Leistungsträger dieser gesellschaft. Und hier gibts etliche Hetzer gegen Armut - nicht zu fassen!

  6. 161.

    Vor 5 Jahren waren Lebenshaltungskosten deutlich niedriger, als heute.
    Miete, Nahrung, Bekleidung... Kultur erwähne ich nicht mal.
    Es ist nicht nur der ÖPNV, der teurer wird. 29 EUR oder 58 EUR ? Wenn man nur Berlin AB fährt (fahren kann). Das ist viel Geld, für Geringverdienende.
    Viele der Kommentatoren scheint das nicht zu betreffen. Sie können / wollen durch DL reisen. Sie machen sich lustig über Menschen, die sehr sparsam leben müssen. Sie tun es als "meckern" ab...
    Schade !

  7. 160.

    Ich kann mir die 29 € Fahrkarte leisten, aber kein Deutschlandticket.
    Sehr schade, denn die Fahrpreise werden 2025 ja schon wieder erhöht.
    Das ist unsozial.

  8. 159.

    Wie wäre es mit einem anteiligen Beitrag für die Straßenbenutzung? Wobei Kfz ja einen deutlich teureren Straßenunterbau als Fahrräder benötigen, während Fußgänger auch einen Trampelpfad nutzen können. Mir scheint da ein Verhältnis von 50:1:0,02 angemessen, d.h. zahlt ein Radfahrer für eine bestimmte Strecke 1,00€, dann ein Autofahrer 50,00€, ein Fußgänger hingegen nur 0,02€. ÖPNV, Rettungsdienste, Feuerwehr, Polizei etc. Werden subventioniert, Einkommensschwache Radfahrer und Fußgänger ebenfalls, Lkw und Taxi hingegen nicht. Vielleicht lohnt es sich ja dann auch wieder, Ortsgüteranschlüsse durch die Bahn zu betreiben.

  9. 158.

    Es trifft immer die kleinen Leute die sowieso nicht haben

  10. 156.

    Sie träumen doch! Hier gibts im Schnitt 1000Euro im MONAT! Davon muß man Leben!? So eine Überheblichkeit.

  11. 155.

    Wir sollten alle mehr zu Hause bleiben und deies ganzen Ticket-Abzocke boykottieren. In wenigen Monaten, würden die Preise wieder in den Keller gehen!

  12. 154.

    …und wir leben in einer Demokratie und nicht im sozialistischen Einheitsstaat wo die Obrigkeit nach Gutdünken und nach dem Willen der Claqueur regiert, schaltet und waltet…eine gerechte, durchdachte Aufteilung macht mehr Sinn als einem bestimmten Teilnehmer so viel wie möglich zu schaden, weil er ja „vorher mehr hatte“ und jetzt darf er das nicht mehr….
    Eine Kennzeichnung von Fahrrädern, Helmpflicht und eine Abgabepflicht für jedes Rad, nach dem Vorbild der allg.. Kfz-Steuer, wäre schon mal ein fairer Anfang !

  13. 153.

    Bin ich voll dabei, Fläche nach Verkehrsleistung verteilen. Aber bis man unsere Autofahrergesellschaft von den Vorzügen eines bevorzugten ÖPNV überzeugt, ist meine Lebenszeit vermutlich leider um.

  14. 152.

    Vor 5 Jahren habe ich noch 60 € für den AB-Bereich bezahlt und nun ist es unzumutbar das gleiche für ein Ticket zu bezahlen mit welches ich in Deutschland überall hinfahren kann. Damals hatte das Sozialticket übrigens noch 27 € gekostet. Wie haben es die Menschen nur vor 5 Jahren alle geschafft?

  15. 151.

    Über die höheren Abopreise vorher haben genug Leute gemeckert. Wer zur Arbeit muss, musste in den sauren Apfel beißen, kann die Fahrkosten aber wenigstens von der Steuer absetzen. Rentner mit wenig Rente sind eben zu Hause geblieben.

  16. 150.

    Will ja nicht gegeneinander wiegeln, aber bei den 'Coronamassnahmen" waren u.a. auch dasMessegeländekrankenhaus - nie genutzt - aber der Senat hat die Beleuchtung damals gemietet.
    1,50€ pro Leuchtkörper pro Tag.
    Diejenigen mit Algebra im Kortex können das gerne überschlagen.

    Die cDU spart immer gerne da, wo es keinen Lobbyverbänden weh tut.
    Mehrkosten für JVA Plötzensee wegen kurzen Strecken ohne gültigen Fahrausweis werden ausgeblendet.
    Dafür gibt es schmalere Wagen für die BSR wegen breiterer Privatfahrzeuge.

  17. 149.

    >"Wenn ein Fahrgastverband ein pauschales hochsubventioniertes billiges Ticket für falsch hält, wird das seinen Grund haben."
    Die Argumentation des Fahrgastverbandes, hier im Abschnitt "Ende des Berlin-Abos nach Ansicht von Fahrgastverband folgerichtig", ist auch logisch nachvollziehbar. Die vielen Millionen wären besser investiert gewesen in Berlin.
    Dit is vielleicht och wieda typisch Berlin. Bloß nich nach andern kiecken, wat die so machen. Ick bin Berlin und mach dit allit wie ick dit will!

Nächster Artikel