Champions-League-Premiere des SC Potsdam - Als Underdog in die italienische Käse-Hochburg
Am Dienstag wird es für den SC Potsdam historisch: Erstmals treten die Volleyballerinnen in der Champions League an. Die Vorfreude ist riesig - und der erste Gegner bleibt dank seines Namens schon jetzt im Gedächtnis.
Beim Telefonat mit Hester Jasper am Montagvormittag ist es laut im Hintergrund. Sie steht gerade am Berliner Flughafen für die Sicherheitskontrolle an. Das Flugticket in ihrer Hand bringt sie ins italienische Mailand. Östlich der Millionenstadt, in Novara, liegt das Ziel ihrer Reise - die gleichzeitig auch der vorläufige Höhepunkt in der Vereinsgeschichte des SC Potsdam ist. Denn am Dienstagabend (20 Uhr) treten die Brandenburgerinnen erstmals in der Champions League an.
"In Italien ist Volleyball Kultur"
"Ich glaube, alle sind schon ein bisschen aufgeregt vor dem Spiel", verrät die niederländische Außenangreiferin. Im historischen ersten Duell in der Volleyball-Königsklasse trifft der SC Potsdam auf Igor Gorgonzola Novara. Der Champions-League-Sieger von 2019, der seit fast zehn Jahren vom ortsansässigen Käsehersteller gesponsort wird, ist aktuell Vierter in der italienischen Liga und hat sich vor Saisonbeginn gleich mit acht Neuzugängen, darunter eine amerikanische Olympiasiegerin, verstärkt.
Außenangreiferin Pia Leweling erwartet deshalb "Volleyball auf allerhöchstem Niveau. Und auch nochmal eine größere Halle, gerade in Italien. Da ist Volleyball Kultur. Das ist glaube ich eine andere Welt - und ich freue mich, da mit dem Team einzutauchen."
Potsdamerinnen sind noch ungeschlagen
Gegen das italienische Topteam sind die Potsdamerinnen klarer Außenseiter - und das ist vielleicht sogar ein Vorteil. "Wenn man die Underdog-Rolle lebt, kann man auch für Überraschungen sorgen. Ein Satzgewinn wäre ja schon mal ziemlich cool", sagt Leweling. Es geht aber vor allem darum, "Erfahrung zu sammeln und es ist gut für das Team, mal einen Schritt höher zu gehen und gegen die besten Teams zu spielen", ergänzt Jasper.
National zählt der SC Potsdam inzwischen zu genau denen. Der Supercup-Sieger ist in der laufenden Saison noch ungeschlagen - führt die Bundesliga an und steht im Pokal-Halbfinale. Mit kontinuierlicher Arbeit hat sich der Verein an die Spitze des deutschen Frauen-Volleyballs gebracht. Und darf zur Belohnung nun gegen die besten Teams Europas antreten.
Wenig Champions-League-Erfahrung in Potsdamer Kader
"Das ist eine absolute Ausnahmesituation", erklärt Pia Leweling. "Ich glaube, da kribbelt es in jedem Leistungssportler. Es sind viele dabei, die zum ersten Mal Champions League spielen." Nur drei Spielerinnen haben die Erfahrung schon gemacht: neben Megan Viggars und Laura Emonts noch Hester Jasper. Sie kam im Sommer von Ligakonkurrent Stuttgart und hat dort schon eine Handvoll Einsätze in der höchsten Spielklasse bekommen. Viel mit auf den Weg geben wird sie ihren Mitspielerinnen aber nicht. "Die Champions League ist natürlich etwas Neues, aber ich glaube, alle haben schon gegen gute Mannschaften gespielt", so die 21-Jährige.
Ziel: Als Tabellendritter in den CEV-Cup
Mehr als schwierig dürften die Aufgaben in der Gruppe C aber dennoch werden. Neben dem erfolgreichsten serbischen Frauen-Volleyballteam Crvena Zverzda trifft Potsdam in der Vorrunde nämlich noch auf Titelverteidiger VakifBank aus Istanbul. Die Türken gewannen den Wettbewerb schon fünf Mal und wurden im letzten Jahr auch Klub-Weltmeister. "Gegen VakifBank sind die Chancen echt gering, aber es ist schon viel im Sport passiert", sagt Sportdirektor Toni Rieger. Sein Ziel für die Gruppenphase lautet daher: Platz drei. Denn der Tabellendritte rutscht in den CEV-Cup, den die Potsdamerinnen schon kennen.
Um das zu erreichen, setzt er auch auf die Breite im Kader. "Unser Kader ist so aufgestellt, dass wir gewissen Spielerinnen auch mal eine Auszeit gönnen können. Das brauchen wir aber auch, wenn wir in drei Wettbewerben sind." Denn der nationale Höhenflug des SC Potsdam soll trotz Dreifachbelastung weitergehen.
Sendung: rbb24, 06.12.2022, 18 Uhr