Fußball-Bundesliga - Union Berlin muss bei Borussia Dortmund allen Statistiken trotzen
Der 1. FC Union gastiert am Samstag bei Borussia Dortmund. Die Statistik spricht klar gegen die Eisernen, die mit der Hypothek von sechs Pflichtspielniederlagen in Folge nach Dortmund reisen. Trainer Urs Fischer zeigt sich dennoch weiter optimistisch.
Fünf Fakten zum Spiel
- 1. FC Union zuletzt mit sechs Pflichtspielniederlagen in Folge
- Der BVB ist in der aktuellen Saison noch ungeschlagen (vier Siege, zwei Remis)
- Bislang gab es acht Duelle beider Teams in der Bundesliga (fünf Siege BVB, drei FCU)
- Union verlor bisher jedes seiner Bundesliga-Spiele in Dortmund
- Beste Torschützen der Borussia sind Marco Reus und Donyell Malen mit je drei Treffern, bei Union ist Kevin Behrens der beste Scorer (vier Tore)
Der Gegner-Check
So läuft es sportlich beim BVB:
Der BVB startete nicht optimal in die Bundesliga. Einem knappen 1:0-Heimsieg gegen Köln folgten zwei Remis gegen Bochum (1:1) und Heidenheim (2:2). Im Anschluss zeigte sich der BVB klar formverbessert, feierte drei Siege in der Liga, überzeugte dabei vor allem in Freiburg (4:2) und zuletzt beim 3:1-Auswärtssieg in Hoffenheim. Die Borussia ist mit 14 Punkten und Platz vier aktuell im Soll.
"Ich sehe den Saisonverlauf aber mit etwas gemischten Gefühlen“, sagt Fanclub-Vorsitzender Torsten Dold, der seit über 30 Jahren aktiver BVB-Fan ist. Ihm fehle unter Trainer Edin Terzic eine "klare sportliche Weiterentwicklung", sei es beim fehlenden Tempo im Spielaufbau oder den Schwächen bei offensiven Standards. "Es ist aber noch alles drin“, zeigt sich Dold optimistisch für den weiteren Saisonverlauf.
In der Champions League konnte der BVB in zwei Spielen noch kein Tor erzielen. Bei der 2:0-Niederlage in Paris war die Mannschaft von Trainer Edin Terzic chancenlos, gegen den AC Mailand reichte es im Heimspiel immerhin zu einem Punkt. "Die erste Halbzeit gegen Mailand hat mir gut gefallen, im zweiten Abschnitt fehlte etwas die Ordnung. Da zeigt sich, dass die Mannschaft es abrufen kann, aber eben nicht konstant", so Dold.
Das bewegt die Fans:
"Was für große Diskussionen gesorgt hat, war der neue Kapitän", sagt Torsten Dold. Emre Can löste vor der Saison Marco Reus ab, der die Binde aus persönlichen Gründen nicht mehr tragen wollte. Aus Sicht vieler BVB-Fans sei der Mittelfeldspieler nicht die Idealbesetzung für das Amt gewesen, zu unkonstant seine Leistungen.
Can habe zwar letzte Saison eine gute Rückrunde gespielt, aber "ein Mats Hummels oder ein Gregor Kobel wären die besseren Kandidaten gewesen", sagt Dold. Zumal Emre Can mittlerweile nach einem kleineren Leistungstief von Edin Terzic zuletzt gegen Hoffenheim auf die Ersatzbank verbannt wurde.
Auf diesen Spieler muss Union achten:
Der 24-jährige Angreifer Donyell Malen ist aktuell der gefährlichste Angreifer der Borussen. Variabel auf beiden Außenbahnen und im Sturmzentrum einsetzbar, ist der antrittsschnelle Malen der Mann für das Umschaltspiel der Borussia. Das sieht auch Torsten Dold so: "Er ist für mich einer der Spieler, die unter dem Radar konstant gute Leistungen bringen." Bei Ballgewinn schwärmt der Holländer aus und ist in Sprintduellen kaum zu halten.
Unions Defensive sollte also gewarnt sein und versuchen, Steckpässe in die Tiefe schon im Ansatz zu unterbinden. Sollte Dortmund sein temporeiches Angriffsspiel durchbringen, werde es laut Dold "nichts zu holen geben" für Union.
Die Stimmen der Trainer
Urs Fischer: "Dortmund ist eine Mannschaft, die eine gute Mischung hat, den Gegner zu locken, aber auch immer wieder konsequent auf die letzte Kette geht. Sie besetzen die Halbräume sehr gut und haben da Spieler, die mit Druck umgehen können und im Eins-gegen-Eins die Situationen lösen können, dazu haben sie individuelle Klasse und Geschwindigkeit. Da kommt einiges auf uns zu. Wichtig ist, dass wir versuchen müssen über 90 Minuten kompakt zu bleiben und kein offenes Spiel zuzulassen.“
Edin Terzic: "Wir arbeiten momentan im Training viel an der Abstimmung, wo es darum geht: Wann flanken wir, wie flanken wir, in welche Zonen flanken wir, welche Räume wollen wir besetzten, wer übernimmt die Verantwortung, sowohl den Pass zu spielen als auch die gefährlichen Räume zu besetzen. Da hapert es noch. Aber wir wissen, dass es nicht viel ist, was da fehlt. Und wenn die Jungs die Bereitschaft zeigen, es besser zu machen, dann wird es am Samstag auch besser aussehen."
So könnte Union spielen
Die verletzten Stammkräfte Robin Knoche und Rani Khedira fallen weiterhin aus, wobei Urs Fischer bei der Spieltags-Pressekonferenz von einem positiven Genesungsverlauf der Spieler sprach: "Es geht bei beiden in die richtige Richtung, sie sind nah dran, wieder das Mannschaftstraining aufzunehmen, das wird zum Teil in der nächsten Woche stattfinden." Aber die Aufgabe in Dortmund komme laut Fischer für Knoche und Khedira noch zu früh.
Aufgrund der Doppelbelastung durch die Champions League könnte Urs Fischer in seiner Startelf etwas rotieren. Gut möglich, dass eine oder beide Außenpositionen im defensiven Mittelfeld neu besetzt werden. Kapitän Christopher Trimmel könnte für Josip Juranovic in die erste Elf rutschen, ebenso Jerome Roussillion für Robin Gosens, um gegen die offensivstarken Dortmunder für noch mehr defensive Stabilität zu sorgen. Lucas Tousart wäre darüber hinaus eine defensive Alternative fürs zentrale Mittelfeld.
Im Angriff könnte Kevin Volland erstmals von Beginn an auflaufen und den zuletzt etwas glücklosen Kevin Behrens ersetzen. Sheraldo Becker ist wohl nach seiner starken Leistung gegen Braga im Sturm gesetzt.
Unions mögliche Startelf: Rönnow – Doekhi, Bonucci, Diogo Leite – Trimmel, Kral, Roussillion – Tousart, Laidouni – Becker, Volland
Die Prognose
Es wird eine äußerst schwere Auswärtsaufgabe für die Unioner. Die Last-Minute-Niederlage in der Champions League gegen Braga sollte der Mannschaft nicht mehr allzu groß im Kopf herumspuken, will man etwas Zählbares mitnehmen. Urs Fischer nimmt seine Mannschaft auch deswegen in die Pflicht, ihren Blick nach vorne zu richten: "Du musst trotzdem eine positive Haltung und eine Überzeugung haben, auch in Dortmund etwas zu holen. Hast du das nicht, dann wird es doppelt schwierig.“
Was Hoffnung macht: Dortmunds offensive Spielanlage und die mitunter mangelnde Konstanz könnte den Eisernen bei günstigem Spielverlauf in die Karten spielen, vor allem dann, wenn Union die sich bietenden Möglichkeiten bei Umschaltsituationen nutzen kann. Zunächst müsste aber die Defensive der Köpenicker einen Sahnetag erwischen und die zuletzt gezeigten Abwehrfehler abstellen. Nur dann ist ein Punktgewinn möglich.
Der Redaktionstipp: Union beendet durch ein 1:1 den Negativlauf.
Sendung: rbb24, 05.10.2023, 21:45 Uhr