Nationale Winterspiele - Zwei Berliner fahren Ski bei den Special Olympics in Thüringen
Im vergangenen Sommer begeisterten die Special Olympics World Games mit rund 7.000 Sportler*innen viele Zuschauer*innen in Berlin. Nun findet in Thüringen die nationale Austragung der Winter Special Olympics statt. Mit dabei: zwei Berliner*innen. Von Sebastian Stuart
Es war ein sportliches Großereignis für Menschen mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung: die Special Olympics World Games letzten Sommer in Berlin. Seit Montag findet die nationale Austragung der Winter Special Olympics in Thüringen statt. Auch zwei Berliner*innen gehen bis Freitag an den Start: Anne Richter (47 Jahre) und Daniel Bergner (33). Sie treten ausgerechnet im Ski Alpin an, wo es doch in Berlin keinen größeren Berg als den Teufelsberg gibt - und wenig Schnee.
Richter jubelte schon über Winter-Games-Medaille
Beide Teilnehmer*innen aus Berlin habe ich zum Interview getroffen. Anne Richter habe ich bei ihr zu Hause getroffen, gemeinsam mit ihrem Vater Thomas, der sie unterstützt. Sie kann auf eine lange Sportlerkarriere zurückblicken. Einer ihre größten Erfolge war die Teilnahme bei den Special Olympics Winter Games 2013 in Südkorea. Sie gewann eine Bronzemedaille im Alter von 36 Jahren, wie sie stolz erzählt.
Das Training und die teure Ausstattung sowie die Reisen zu den Wettkämpfen sind eigentlich nur durch das starke private Engagement der Sportler*innen und ihrer Angehörigen möglich. Auch Trainingslager müssen die Athlet*innen selber bezahlen. Corona brachte vieles dann gänzlich zum Erliegen. Doch von ihrem Verein SG Rehabilitation Berlin-Lichtenberg e.V. und ihrem Trainer Gernot Buhrt fühlte und fühlt sich Anne Richter gut unterstützt.
Freude am Kontakt mit anderen Sportler*innen
Ihre Motivation, trotz der schwierigen Voraussetzungen weiter Sport zu machen, komme aus dem Wunsch heraus, etwas zu erreichen, sich mit anderen zu messen, sagt Anne Richter im Interview. Schön finde sie den Kontakt zu den anderen Sportler*innen bei großen Wettkämpfen und dass sie von den Zuschauern anderer Nationen angefeuert wird, wie beispielsweise von Koreanern bei den Weltspielen 2013. Dies ist ihr in sehr guter Erinnerung geblieben, betont sie im Gespräch.
Nach Corona startete Anne Richter richtig durch. Ihre Sportarten sind Slalom/Riesenslalom. Bei den Sommerspielen betreibt sie auch Freiwasserschwimmen.
Alles eine Frage der Unterstützung
Auch der zweite Berliner, Daniel Bergner, startet im Slalom und Riesenslalom. Ich habe ihn nicht im Schnee getroffen, sondern beim Bowling. Das ist seine Sportart seit zwei Jahren, was er im Gegensatz zum Skifahren auch gut in Berlin trainieren kann. Wie bei Anne Richter ist auch das Freiwasserschwimmen eine weitere Sommerdisziplin von ihm. Im Gespräch sagt er, dass der Spaß am Sport ihn am meisten motiviere, auch wenn er sich über Medaillen freut.
Bei vielen Sportlern mit geistiger Einschränkung stellt sich immer die Frage der Unterstützung. Freistellung von der Arbeit ist im Special-Sport keine Selbstverständlichkeit. Daniel Bergner und Anne Richter berichten aber, dass ihr Special-Sport von den Werkstätten anerkannt wird; Freistellungen sind für die beiden kein Problem. Weitere Unterstützung erfahren sie durch ihre Familien, die den Sport finanziell unterstützen und sie zu Wettkämpfen begleiten.
Chance auf Qualifikation für die Weltspiele
Wenn es in Thüringen gut läuft, qualifizieren sich auch Anne Richter und Daniel Bergner für die Weltspiele in Turin. Für sie wäre dies ein noch größerer Erfolg als die Teilnahme an den Nationalen Special Olympics, sagen sie - vor allem, wenn sie es als Berliner ohne Berge zum Trainieren schaffen, an den Weltspielen teilzunehmen.
Sendung: Der Tag, 30.01.2024, 19:15 Uhr