Fußball-Europameisterschaft - Rotes Kreuz stellt sich zur EM auf Einsatz von Tausenden Rettern ein
Das Deutsche Rote Kreuz hat mit der Fußball-EM einen der größten Einsätze seiner Geschichte vor sich. In den vergangenen Jahren ist die Arbeit der Sanitätskräfte zudem deutlich herausfordernder geworden. Fragen und Antworten zum bevorstehenden Einsatz.
Wie viele Einsatzkräfte sind vor Ort?
Das Deutsche Rote Kreuz übernimmt - mit Ausnahme des Spielorts Hamburg - den gesamten Sanitätsdienst für die Fußball-EM in Deutschland. In Berlin und Leipzig arbeitet das DRK dabei in Kooperation mit dem Arbeiter-Samariter-Bund. Der Veranstalter des Hamburger Volksparkstadions hat eine andere Wohlfahrtsorganisation beauftragt. Das DRK rechnet mit dem Einsatz von etwa 6.000 Einsatzkräften in den Stadien, Teamquartieren und Trainingsstätten.
Weiteres Personal kommt für das Public Viewing in den Städten hinzu. Zusätzlich stehen 180.000 Sanitätskräfte in Bereitschaft. Sollte es zu sogenannten "Großschadensereignissen" wie einem Terroranschlag kommen, dann übernimmt das DRK auch hier Aufgaben des Bevölkerungsschutzes. "Der Einsatz (...) wird einer der größten geplanten DRK-Einsätze in der Geschichte sein", sagte René Burfeindt, Bereichsleiter Nationale Hilfsgesellschaft.
Genauere Angaben, wie viele Sanitäter bei den 46 EM-Spielen jeweils vor Ort sein werden, konnte das DRK nicht machen, denn das kommt jeweils auf die Zuschauerzahl und das Gewaltpotenzial von Fans an. Als Vergleichswert: Bei einem Bundesliga-Spiel in Dortmund sind rund 150 Kräfte nur im Stadion im Einsatz, in Bochum sind es etwa 40.
In welchen Situationen kommt das DRK zum Einsatz?
Die EM findet im Sommer statt. Es dürfte zu Vorfällen kommen, wie man sie in der heißen Jahreszeit z.B. auch in Bundesliga-Stadien sieht: Einsätze wegen Kreislaufproblemen, erhöhter Temperatur, Dehydration, Sonnenbrand, Sonnenstiche, Insektenstiche, Einfluss von Alkohol. Zusätzlich betreut das DRK auch Menschen, die Nahestehende im Stadion nicht mehr finden können. Eine psychosoziale Erstversorgung bietet das DRK auch an. Beim letzten großen Fußballturnier in Deutschland, der Fußball-WM 2006, gab es pro Spiel etwa 75 Einsätze.
Wie arbeitet das DRK während der EM?
Von den 6.000 Sanitätskräften in und um die Stadien herum sind etwa 98 Prozent ehrenamtlich tätig. Bei den 180.000, die in Bereitschaft stehen, sieht es ähnlich aus. Insgesamt hat das DRK 500.000 Mitglieder, die während der EM weiterhin fußballferne Einsätze übernehmen werden.
Das Deutsche Rote Kreuz ist ähnlich wie die Bundesrepublik föderal organisiert. Die Landes- und Kreis-Verbände koordinieren und übernehmen die Arbeit.
Zudem gibt es ein Führungs- und Lagezentrum (FÜLZ), "um reagieren zu können auf Lagen, die nicht das übliche Maß sind", so Martin Bullermann, Mitglied des DRK-Präsidiums und der EM-Gesamtprojektleitung. Lange war das FÜLZ eher für Auslandseinsätze zuständig, um Hilfen zu koordinieren. "Durch die Katastrophen, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, hat das Lagezentrum immer mehr an Bedeutung gewonnen", sagt Bullermann.
Wie haben sich die Einsätze des DRK seit der WM 2006 verändert?
Bei der Fußball-WM 2006 war die Sicherheitslage noch entspannter. "Das Größte, was wir im Stadion hatten, war ein Salmonellen-Ausbruch, weil Lebensmittel bei der Hitze falsch ausgegeben wurde", sagt Tanja Knopp, DRK-Einsatzkraft und Mitglied der Bundesbereitschaftsleitung. "2006, da war gerade der Bevölkerungsschutz im Umbruch. Man hat erstmals mit vielen Einheiten in Bereitstellung geübt. Das war nicht ansatzweise vergleichbar mit dem, was jetzt in der Bereitstellung geht. Man hat schmerzlich gelernt, dass viele Dinge plötzlich doch denkbar sind."
Seitdem sind verschiedene Herausforderungen für die Sanitätskräfte hinzugekommen: Terroranschläge, klimabedingte Wetterextreme wie Hitze oder Hochwasser, die Corona-Pandemie oder die Versorgung von Flüchtlingen durch Kriege. Knopp sieht das DRK jedoch gut aufgestellt. "Deutschland ist durch die Ereignisse, die immer häufiger und heftiger wurden in letzter Zeit, deutlich zusammengerückt. So auch wir als Deutsches Rotes Kreuz. Wir haben viel aus den Ereignissen gelernt."
Sendung: rbb24, 13.05.2024,16 Uhr