Dritte Fußball-Liga - Energie Cottbus verliert nach 2:0-Führung in Dresden
Am zweiten Spieltag der Drittliga-Saison hat Energie Cottbus bei Dynamo Dresden mit 2:4 verloren. Dabei lief die Partie zunächst wie nach Wunsch - ehe der Druck der Gastgeber zu groß wurde. Von Ilja Behnisch
Die Spieler von Energie Cottbus hätten sich vor Beginn des Spiels durchaus fragen dürfen, ob sie denn tatsächlich in die dritte Fußball-Liga aufgestiegen sind. Oder nicht doch direkt in die Champions League. Die Stimmung im mit 32.000 Zuschauern ausverkauften Rudolf-Harbig-Stadion von Dresden jedenfalls war der Paarung der beiden Erzrivalen und Traditionsvereine mehr als angemessen. Und auch das Spiel tat vom Anpfiff an alles, um dem gerecht zu werden.
Gastgeber Dynamo begann dominant und kam in der zweiten Minute zu einer Chance. Nach Flanke von der linken Seite war Energie-Torhüter Elias Bethke gegen die Direktabnahme von Dresdens Stürmer Robin Meißner jedoch zur Stelle. Aber auch Cottbus versteckte sich nicht und kam nach einem ganz ähnlichen Angriff zur ersten Schusschance durch Timmy Thiele. Ihm gehörte auch die nächste Möglichkeit. Sein abgefälschter Versuch vom rechten Strafraumrand flog fast ins lange Eck. Aber eben nur fast. In Führung ging Cottbus in dieser siebten Minute dennoch. Denn nach der anschließenden Ecke war es Linksaußen Phil Halbauer, der einen zu kurz und zu zentral geköpften Befreiungsversuch der Dresdner auf seinen schwachen rechten Fuß legte und anschließend aus rund 13 Metern wuchtig zur Führung ins Tor traf.
3.000 mitgereiste Fans
Und es kam noch besser aus Cottbuser Sicht. Nur fünf Minuten später erzielte Tolcay Cigerci das 2:0 für die Gäste. Nachdem Dresdens weit aufgerückter Torhüter Tim Schreiber ihm den Ball direkt in den Fuß gespielt hatte, zögerte der Neuzugang aus Altglienicke nicht lange und hob ihn von knapp hinter der Mittellinie über Schreiber hinweg ins Dresdner Tor.
Die 3.000 mitgereisten Cottbuser Fans waren obenauf, nur der gesperrte Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz nahm die Führung scheinbar ungerührt zur Kenntnis. Fast so, als traute er dem schönen Schein nicht. Doch seine Mannschaft präsentierte sich defensiv aufmerksam. Bis zur 26. Minute, in der Maximilian Pronichev im eigenen Strafraum und bei Eckball Dresden auf die Idee kam, mehrere Sekunden lang am Trikot seines Gegenspielers zu zerren. Die Folge: gelbe Karte, Strafstoß und der Anschluss-Treffer durch Stefan Kutschke (27.).
Nur vier Minuten später war die Führung dann gänzlich dahin. Nach einem langen Ball aus der eigenen Hälfte und hinter die letzte Cottbuser Kette war Dresdens Tony Menzel frei. Ein kleiner Slalom-Lauf gegen Cottbus-Torhüter Bethke und ein souveräner, flacher Abschluss führte zum 2:2 (31.). Fast wäre Dynamo sogar noch mit einer Führung in die Pause gegangen. Nur eine Rettungstat von Niko Bretschneider kurz vor der Linie verhinderte diese. Der Verteidiger klärte einen Kopfball von Dresdens Aljaz Casar gegen die eigene Torlatte und von dort zurück ins Spiel.
Dresden mit zu viel Druck
Mit Beginn der zweiten Halbzeit ging es gerade so weiter. Dynamo dominierte das Spiel nun deutlich, kam immer wieder gefährlich in die Nähe des Cottbuser Tores, ohne jedoch zunächst klare Torchancen herauszuspielen. Spätestens jedoch, als der eingewechselte Christoph Daferner eine Hereingabe freistehend nur um Zentimeter verpasste, schien die Dresdner Führung nur noch eine Frage der Zeit.
Einen Konter hatten die Gäste zwar noch zu bieten. Nach wunderbarem Pass des starken Cigerci verfehlte Thiele das Tor jedoch um gut einen Meter. Im Gegenzug hatte Bethke alle Mühe, einen abgefälschten Distanzschuss von Dresdens Philip Heise noch über die Latte zu klären (77.). Nach der anschließenden Ecke war jedoch auch er machtlos. Zunächst köpfte Cottbus’ Henry Rorig eine Dresdner Hereingabe an die eigene Latte. Von dort kam der Ball zu Dynamos Robin Meißner, der aus wenigen Metern wenig Mühe hatte, zum 3:2 einzuköpfen (78.).
Dresden begab sich anschließend in den Ergebnis-Verwaltungsmodus, Cottbus entwickelte zu wenig Tempo und Druck, um diesen nachhaltig in Frage zu stellen. Stattdessen setzte Heise (90. +1) den Schlusspunkt. Nach schöner Kombination über die linke Seite, Hackentrick inklusive, ließ Dresdens aufgerückter Linksverteidiger Bethke im Cottbuser Tor aus rund zehn Metern keine Abwehrmöglichkeit. Der Cottbuser Co-Trainer Jonas Hildebrandt sah nach dem Spiel dennoch gute Ansätze, sagte am Mikrofon von Magenta Sport: "Wir sind richtig gut reingekommen, haben das gezeigt, was wir uns vorgenommen haben. Und dann sind wir 15 Minuten nicht mutig, machen den Gegner stark. Wir machen zu viele Fehler. Da müssen wir uns anpassen."
Die Stimmung im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion war danach wenig überraschend erneut auf Champions League-Niveau. Energie Cottbus hingegen ist nach nun zwei Niederlagen in zwei Spielen auf dem harten Tatsachen-Boden der dritten Liga angelangt.
Sendung: rbb/24 Inforadio, 09.08.2024, 22:15 Uhr