Umstrittener Neubau - Abrissarbeiten am Jahn-Sportpark begonnen - Eilantrag bei Gericht eingegangen

Mi 09.10.24 | 13:43 Uhr
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Abriss Jahnsportpark (Abriss Jahnsportpark )
Audio: radioeins vom rbb | 08.10.2024 | Alexandra Nestmann | Bild: picture alliance/dpa | Jens Kalaene

Am Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin-Prenzlauer Berg haben am Dienstagvormittag die Abrissarbeiten begonnen. Mit mehreren Baggern wurden erste Gebäude abgetragen. Das bestätigte auch Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger (SPD).

"Der Abriss hat heute früh begonnen, so habe ich die Nachricht bekommen von der
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung", erklärte sie auf einer Pressekonferenz.

Eilantrag auf Baustopp liegt Gericht vor

Zuvor hatte der Verband "NaturFreunde Berlin" angekündigt, einen Eilantrag an das Berliner Verwaltungsgericht stellen zu wollen, um die Abrissarbeiten zu stoppen. Der Grund sei die nicht ausreichende Berücksichtigung des Artenschutzes, da eine hohe Anzahl von Bruthöhlen für 25 Vogel- und neun Fledermausarten durch die Baumaßnahmen verloren gehen würden und von der Berliner Senatsverwaltung bisher noch nicht ersetzt worden seien. Das sei ein Verstoß gegen sogenannte CEF-Maßnahmen [Maßnahmen zur dauerhaften Sicherung der ökologischen Funktion; Englisch: continuous ecological functionality; Anm. d. Red.]

Eine Sprecherin des Verwaltungsgerichts bestätigte am Mittwoch, dass der Eilantrag am Dienstagnachmittag eingegangen sei und den Richtern der 24. Kammer mittlerweile vorliege.

Ein solcher Antrag könne zu erheblichen Verzögerungen beim Bauvorhaben führen, teilte das Gericht bereits zu Wochenbeginn auf rbb|24-Nachfrage mit.

Kosten derzeit bei 182 Millionen Euro

Gegen die Vorwürfe des nicht ausreichenden Umweltschutzes wehrt sich die Berliner Senatsverwaltung und teilte über ihre Pressestelle mit, dass sämtliche CEF-Maßnahmen korrekt umgesetzt werden.

Auf dem Gelände soll ein neues Stadion mit einer Sitzkapazität von 20.000 Plätzen als Kernstück des neuen Sportparks gebaut werden. Der Senat plant eine voll inklusive Anlage im Ortsteil Prenzlauer Berg. Auf der riesigen Fläche sind unter anderem weitere Tennis-, Fußball- und Volleyballplätze vorgesehen. Außerdem soll eine neue Multisporthalle entstehen.

Das Projekt wurde von Beginn an kritisiert, da Abriss und Neubau des Stadions mittlerweile 182 Millionen Euro kosten soll und damit doppelt so viel, wie ursprünglich geplant. Die Bürgerinitiative Jahnsportpark sammelte in einer Petition über 14.000 Unterschriften, um die Maßnahmen zu verhindern. Aus ihrer Sicht seien ein Abriss und Neubau des Jahnstadions weder nötig noch finanziell nachhaltig. Die Bürgerinitiative hat sich auch dem Vorwurf der "NaturFreunde Berlin" angeschlossen.

Sendung: radioeins vom rbb, 08.10.2024, 16:30 Uhr

43 Kommentare

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  1. 43.

    Wird bestimmt wieder ein Tempel des Konsums! Die einfache Struktur drumherum wird bestimmt nicht so bleiben.

  2. 42.

    Platt machen, wo ist der oft nervige Denkmalschutz? Palast war schon die Krönung, SEZ ist die Krönung, finde ich.

  3. 41.

    Zitat: "Für die 3. Liga reicht das Sportforum. Alternativ Oly oder Alte Försterei."

    Die bekommen ihr Stadion in HSH mit 4.500 Plätzen im Schnitt gerade mal gut zur Hälfte gefüllt. Und auch wenn in der 3. Liga noch einige, aber sicher nicht allzu viele Heimfans dazukommen und diese daher bei so einigen Partien ein Auswärts-Feeling erleben dürften, sperrt man dafür sicher nicht das Olympiastadion auf. Und der BFC in der AF?! Ja klar, warum denn nicht auch bspw. den BVB auf Schalke spielen lassen? So spart man sich ein Stadion.

  4. 40.

    Mich ärgert bei dieser Gelegenheit, dass hier ledigl.Versäumnisse im zur traurigen Berühmtheit gelangten Artenschutz mit der EU-Karte geltend gemacht werden.
    Die Kommunikation gegenüber der Stadtbevölkerung ging gegen Null. Insofern hat der Senat im Schaffen schneller Tatsachen 'die Kommunikation der Ampel-Regierung' voll übernommen. Natürl. ist ein Stadionbau aus DDR-Zeiten nicht geeignet, internationale Wettkämpfe entspr. den mittlerw. vorliegenden Regelwerken zu entsprechen. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass man mehr Sinnvolles aus dem Areal hätte übernehmen müssen. Denn auch 20T Sitzplätze in einer "Arena" dürften kaum internat. Anforderungen - an welche Sportarten eigentlich? - erfüllen. Viellt Beachvolleyball oder Scating-Parcours viellt. Aber das alles fehlt. Und so muss man sich nicht wundern, dass Bürger zu dem letzten Mittel "Artenschutz" nach der FFH-RL greift. Jeder dort gen. Vogel/Segler würde uns einen Vogel zeigen: Untauglich Falsch-/Fehlplanungen zu korrigieren!

  5. 39.

    Danke für die Aufzählung ! - So eine Geschichtsnivellierung hätte ich der BRD (selbst aus dem Westen Dtld.) nicht mal in meinen krassesten Befürchtungen zugetraut - oder zumindest eine Umkehr nach dem Palast der Republik erhofft - aber es ist real: Auslöschen statt Auseinandersetzung und Akzeptanz mit dem/des "anderen" - immens wichtig für das Zusammenleben ... Einseitigkeit, bzw. muss man hier schon von Ideologie sprechen, ist nie gut(& klug) und immer kontraproduktiv. Als Historikerin und Mensch und Bewohnerin, die sich jeden Tag an dem schönen Tribünengebäude gefreut hat, bewundere ich sehr die unglaublich engagierte Arbeit der Bürgerinitiative Jahnsport-Park (und vieler anderer), Teil einer reflektierten und umsichtigen Zivilgesellschaft die derart frustriert werden - an den Kosten allein kann schon bemessen werden, dass es hier um etwas ganz anderes geht als Partizipation und Dialog: Leuchtturmprojekte, marktwirtschaftliche Interessen etc.

  6. 38.

    Ich ziehe keine ideologische Karte, ich stelle fest! Und es ist weit entfernt von Unsinn. Kleine Aufzählung gefällig? DDR-Bauten, die mal eben weg waren: Ahornblatt (Denkmalschutz!), Palast, Palasthotel, SEZ, Jahn-Stadion, ex-Innenministerium, Stadion der Weltjugend... Die Liste könnte man bestimmt fortschreiben. Ich finde es bezeichnend, was an DDR-Bauten aus dem Anblick Berlins einfach getilgt wurde. Sanierung wäre in allen Fällen deutlich kostengünstiger gewesen als Neubau. Allein das Humboldtforum verschlang 644 Mio. Euro. Die Asbestsanierung des Palastes bei Erhalt hätte 100 Mio. DM, also rund 50 Mio. Euro gekostet. Rechnet man großzügige 100 Mio. Euro für Modernisierung hinzu, wäre es ein Bruchteil an Kosten gewesen. Nur leider waren alle aufgezählten Bauten aus der DDR und hatten daher Null Überlebenschance!

  7. 37.

    Selbst Jackson hat hier gespielt .
    Ich habe diese Sportstätte geliebt.
    Aber was soll man von diesem Senat verlangen.
    Reißt doch den Funkturm ab.

  8. 36.

    Die Entscheidung zur Neugestaltung des Areals und dem Neubau des Stadions wurde vom Rot-Rot-Grünen Senat getroffen. Demzufolge ist auch die Finanzierung bereits geklärt. Des Weiteren ist dies ein Infrastrukturprojekt, an dem auch der Bund finanziell beteiligt ist. Dieser Neubau ist ein absoluter Gewinn für die Stadt, den Bezirk und den Breitensport. Hier die ideologische Karte zu ziehen, ist Unsinn.
    Sorry ...

  9. 35.

    Das Stadion reichte eben nicht für die 3. Liga. Wäre nicht Ein Privatinvestor von Viktoria 89 für die Flutlichtanlage aufgekommen hätte dort kein Spiel der 3. Liga stattgefunden und auch das nur mit Sondergenehmigung. Es wurde nunmal ein Neubau beschlossen und das ist gut so.

  10. 34.

    "So werden Tatsachen geschaffen.
    Warum nicht auch beim ICC?!

    Weil das ICC im Westteil der Stadt steht!

  11. 33.

    Für die 3. Liga reicht das Sportforum. Alternativ Oly oder Alte Försterei.

  12. 32.

    Der BFC möchte in die 3. Liga aufsteigen.
    Dafür braucht es Grundlagen.
    Diese werden mit dem Neubau des Stadions geschaffen.
    Vielleicht ergibt sich, bei einer entsprechenden Entwicklung, auch die Chance auf ein Derby mit Union.

    Ironie aus

  13. 31.

    "Können wir uns bitte erstmal um die Basisaufgaben kümmern, bevor wir mit solchen Dingen wie einem Stadionsersatzbau anfangen?"
    Geht nicht, 2036 soll Olympia sein...
    Bis dahin muss auch die Magnetschwebebahn stehen.

  14. 30.

    "...wenn die ewig Gestrigen bemängeln zu teuer, braucht man nicht..."
    Das ist doch Polemik. Es geht doch darum, ob ein existierendes Stadion abgerissen werden muss oder ob es nicht auch anders ginge - wenn man wollte.
    Die Planungen mögen ja mal für einen Neubau gesprochen haben, aber nun soll alles doppelt soviel kosten, und damit ist die Planungsgrundlage vielleicht ja etwas wacklig, wenn nicht sogar entfallen.
    Keiner hat auch etwas gegen ein modernes Sportgelände, alle Hallen und Plätze dürfen ja gern gebaut werden.
    Nur der Reflex von wegen Neubau ist immer viel toller als Sanierung, der ist vielleicht etwas verfehlt.
    Aber nun läuft die Sache natürlich, wir habens ja....

  15. 29.

    Vor einer Woche ist Berlin aus der 5,5%-Angleichung der Beamtenbesoldung an das Bundesniveau ausgestiegen mit der Begründung, dass Berlin sich das nicht leisten kann. Heute gibt es Berichte über einen Brandbrief von Personalvertretern des LAF, dass diese dort wegen Unterbesetzung kollabieren.

    All denen wird gesagt, dass berlin mal wieder pleite ist und sparen muss. Und was passiert am anderen Ende? Ein Prestige-Stadion soll ein altes DDR-Relikt, um das man sich einfach nicht hinreichtend gut gekümmert hat, für 182 Millionen EUR ersetzen. Sie predigten Wasser und tranken Wein ... anders kann man das einfach nicht mehr sehen.

    Können wir uns bitte erstmal um die Basisaufgaben kümmern, bevor wir mit solchen Dingen wie einem Stadionsersatzbau anfangen?

  16. 28.

    Einfach immer wieder schön in den Kommentaren zu lesen wenn die ewig Gestrigen bemängeln zu teuer, braucht man nicht, ist doch ein Bau mit Erinnerungen usw. So hat jeder seine Befindlichkeiten nur das damit auch der Breitensport, Jugendliche eine vernünftige Sportstätte zur Verfügung bekommen fällt den wenigsten auf. Ausserdem wird es in Zukinft nicht preiswerter und Geld wird eh schon für alles mögliche ausgegeben dann mal was sinnvolles für den Sport.

  17. 27.

    Auch wenn das Gericht dem Eilantrag entspricht - was ich sehr hoffe - , wird es sehr teuer werden. Auch für die Abrissarbeiten muss es Ausschreiben und Auftragsvergaben einschließlich Verträge geben und wenn diese jetzt seitens des Landes Berlin nicht eingehalten werden, sind hohe Vertragsstrafen auf jeden Fall fällig. Hoffentlich erinnert man sich dann an die eigentlichen Verursacher dieses unsinnigen Projektes und der gesamten Kosten und bittet diese zur Kasse.

  18. 26.

    Kaum soll etwas passieren, kommt eine komische Bürgerinitiative oder so und behauptet irgendetwas.
    Hauptsache man kommt in die Medien.
    Ich hoffe das Gericht lehnt den Antrag ab.

  19. 25.

    *Milliönchen* für 182 Millionen, ist schon eine gewagte Bezeichnung.

  20. 24.

    Danke für die Antworten. Ich lasse meinen Sarkasmus jetzt mal außen vor. Ich weiß, dass das Projekt schon von RRG geplant wurde, hielt es schon immer für falsch. Aber jetzt, bei dieser Haushaltslage, daran festzuhalten, ist meines Erachtens sträflich unseriös und nur noch mit Baulobbyismus zu erklären. Ich habe nichts gegen Sportanlagen und vor allem auch nicht gegen Jugendarbeit im Sport, das ist gesellschaftlich wichtig. Aber das Geld, dass hier für einen unnötigem Neubau verschwendet wird, wird auch in der Finanzierung dieser Jugendarbeit fehlen und sei es, dass man keine Trainer und Betreuer mehr bezahlen kann in diesen Hochglanzbauten.

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