Sperlinge und Fledermäuse - Umweltverband will Abriss des Jahnstadions mit Eilantrag stoppen

Mo 07.10.24 | 19:32 Uhr
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Das Jahnstadion im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark (Bild: IMAGO/mix1)
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Audio: rbb88.8 | 07.10.2024 | Michael Ernst | Bild: IMAGO/mix1

Seit Jahren wird die Zukunft des Jahnstadions im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark diskutiert und kritisiert. In dieser Woche soll der Abriss des Stadions begonnen werden. Ein Umweltverband will mit Verweis auf fehlenden Artenschutz dagegen klagen.

Das Ringen um den viel diskutierten Abriss und Neubau des Jahnstadions im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin geht in die nächste Runde. Während am Montagmorgen rund um das Stadion in Prenzlauer Berg mit den Vorbereitungen der ersten Abriss-Phase begonnen wurde, hat der Umweltverband "NaturFreunde Berlin" nun in einer Pressemitteilung angekündigt, einen Eilantrag am Berliner Verwaltungsgericht gegen den Abriss zu stellen.

Unersetzte Nisthöhlen und Quartiere

"Das fertige Schreiben liegt bereits bei unserem Anwalt zum Absenden bereit", sagte der stellvertretende Vorsitzende Uwe Hiksch am Montag dem "Berliner Kurier". Im ersten Schritt habe der Umweltverband allerdings selbst ein Schreiben an die Berliner Senatsbauverwaltung geschrieben. In dem wirft der Umweltverband dem Senat vor, rund um den geplanten Abriss bestimmte Auflagen zum Artenschutz nicht vollumfänglich und ausreichend umgesetzt zu haben. Ein Vorwurf, dem sich am Montag auch die Bürgerinitiative Jahnsportpark, die zuletzt mit einer Petition gegen den Abriss scheiterte, anschloss.

Konkret argumentieren Umweltverband und Bürgerinitiative, dass durch das Fällen umstehender Bäume und Büsche sowie durch den Rückbau der Westtribüne und der Nebengebäude des Stadions eine hohe Anzahl von Bruthöhlen für 25 Vogel- und neun Fledermausarten verloren gehen. Über 350 dieser Nisthöhlen und Quartiere hätte die Berliner Senatsverwaltung bislang noch nicht ersetzt. Laut den Naturfreunden und der Bürgerinitiative sei das ein Verstoß gegen sogenannte CEF-Maßnahmen, die die Artenvielfalt schützen sollen.

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Senatsverwaltung widerspricht

Eine Sprecherin des Berliner Verwaltungsgerichts erklärte auf rbb-Anfrage am Montag, dass noch kein Antrag eingegangen sei. Wenn das allerdings mit dem tatsächlichen Abriss-Beginn passiere, könne es sein, dass sich die Bauarbeiten dadurch erheblich verzögern. Die Pressestelle der Berliner Senatsverwaltung hingegen erklärte am Montag auf Anfrage des rbb, sämtliche CEF-Maßnahmen wie erfordert umzusetzen.

Im ersten Schritt stehen laut Senatsverwaltung aktuell Rückbaumaßnahmen an der Osttribüne, der westlichen Überdachung und sonstigen baulichen Strukturen an. "Für die Rückbaumaßnahmen sind erforderliche CEF-Maßnahmen (u.a. Sperlingstürme, Fledermauskästen) mit der zuständigen unteren Naturschutzbehörde des Bezirks Pankow abgestimmt und in Teilen bereits umgesetzt", erklärt die Pressestelle der Senatsverwaltung.

Weitere erforderliche Maßnahmen im Sinne des Artenschutzes würde man umsetzen, sobald die Rückbaumaßnahmen anstehen, die sie notwendig machen.

Jahnstadion ist erst der Anfang

Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg soll nach Plänen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in den kommenden Jahren umfassend umgestaltet werden. Der erste Schritt ist der beschriebene Abriss des Stadions, das durch ein neues ersetzt werden soll. Vorgesehen sind zudem weitere Sportstätten, darunter zusätzliche Fußball-, Beachvolleyball- und Tennisplätze sowie eine Multisporthalle und der Bau eines Begegnungszentrums.

Sendung: rbb88.8, 07.10.2024, 17:50 Uhr

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15 Kommentare

  1. 15.

    Die Naturfreunde sind nicht nur deutschlandweit mit mehreren Hundertausend Mitgliedern vertreten, in den Gebirgsregionen kennt man doch die Naturfreundehäuser. Und, tataaa, Michael Müller war mal(ist noch?) Vorsitzender der Naturfreunde Deutschland. Ein anerkannter Naturschutzverband.

  2. 13.

    Ich mag mich täuschen, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass das Ganze nur in Hinblick auf die unsinnige Olympiabewerbung für 2036 geschehen soll und um nichts Anderes. Was ist da schon Geld? Hauptsache wir können unsere Hirngespinste durchboxen. Artenschutz egal ...

  3. 12.

    Wer ist dieser Umweltverband und wer steht dahinter? Ich habe noch nie von denen gehört.

  4. 10.

    Pfiffen ja schon die Spatzen von den Dächern, dass Batman dort rumhängt.
    Fledermäuse kann man ansammeln und umquartieren, die buddeln keine Höhlen wie Biber an Deichen. Neuer Wohnort: Bunker in Berlin.

  5. 9.

    Finde ich gut, erhalten wir das Stadion und sparen uns das Geld! Berlin muss seine Ausgaben optimieren, die Einnahmen sind hoch genug.

  6. 8.

    Das Europäische Artenschutzgesetz steht über dem Senat. Da sollte es Eilanträge auf dieser Grundlage nur so hageln.
    Der Jahn muss so bleiben. Berlin hat kein Geld und will da Kohle versenken?

  7. 7.
    Antwort auf [rentner] vom 07.10.2024 um 19:35

    Was ist das für eine menschenverachtende Frage?

  8. 6.

    welche weltbestimmende Würmer sind kurz vor Toresschluss entdeckt worden???

  9. 5.

    Wieso?? Was hat der Spielbetrieb mit den Vögeln und Fledermäusen zu tun? Hat die Tiere bisher (offensichtlich!!) auch nicht beeinträchtigt.
    Anders sieht es aus, wenn man Behausung bzw. Brutstätte entfernt. Das ist ein Eingriff in ein bestehendes Ökosystem und hat definitiv negative Konsequenzen für Vögel und Fledermäuse.

  10. 4.

    Soll dort die nächste Bauruine entstehen und vor-sich-hin-gammeln?
    SEZ und Sporthotel (Sportforum) darf nicht abgerissen werden wegen Ratten, Waschbären und Mäusen :-(

  11. 3.

    So, und jetzt nochmal nachdenken: Sportbetrieb und Artenschutz schließen sich nicht aus. Aber erstmal beseitigte Lebensstätten wie Gebäudespalten, Dachkästen, Bruthöhlen usw. schließen ein Weiterleben und Reproduzieren zahlreicher und auch geschützter Art aus.
    Merkste selber?

  12. 2.

    Berlin hat kein Geld und will unbedingt dieses Stadion abreißen und ein viel zu Überteuertes neu bauen( Bauzeit ???? )braucht kein Mensch zur Zeit. Dieses Geld sollte lieber in den Sozialfond gepackt werden. Ende 2025 wird die Schönhauser Allee eine Großbaustelle ( Neubau der Brücke ). Das Chaos und die Millionen an Mehrkosten sind vorprogrammiert.

  13. 1.

    Na wenn das Stadion für die Tiere so wichtig ist dann muss man die Fläche unter Naturschutz stellen und dann darf dort natürlich kein Sportbetrieb mehr stattfinden.

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