Ultra Cycling - Berlinerin bezwingt über 1.000 Kilometer in unter drei Tagen auf dem Rad

Sa 12.10.24 | 13:03 Uhr | Von Lynn Kraemer
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Die Berliner Radsportlerin Ariane Richter beim Training im Wald (Bild: rbb)
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Video: DER TAG | 07.10.2024 | Luca Cikrit | Bild: rbb

Mal eben mit dem Fahrrad quer durch Deutschland? Für Berlinerin Ariane Richter kein Problem. Die 50-Jährige betreibt Ultra-Cycling und braucht von Flensburg bis nach Garmisch-Partenkirchen nicht mal drei Tage auf dem Rad.

Ariane Richters Hobby fängt bei 200 Kilometern an. Die Berlinerin ist begeisterte Radsportlerin über lange Distanzen, in Fachkreisen auch "Ultra Cycling" genannt. Mal geht es vom Norden Deutschlands bis ganz in den Süden, mal für ein Rundrennen durch ganz Ruanda. Dabei ist die 50-Jährige immer auf sich gestellt: "Man darf nicht mal Windschatten voneinander nehmen."

Ultra Cycling: Allein auf über 1.000 Kilometern

Richter fährt "nonsupported" Rennen, also ohne jegliche Unterstützung. Ihr folgt kein Verpflegungsfahrzeug und wenn sie Hilfe braucht, darf sie sich nur an Geschäfte wenden, die für die anderen Teilnehmerinnen auch zugänglich wären. Mal eben bei Freunden halten, die in der Nähe der Strecke wohnen, oder sich von Zufallsbegegnungen die rausgesprungene Kette einhängen lassen? Verboten. Und währenddessen läuft die Stoppuhr gnadenlos weiter: "Alles, was man mittendrin macht – schlafen, essen, einkaufen – das sind Sachen, die mit auf die Zeit zählen." Fürs Ultra Cycling ist gutes Zeitmanagement gefragt.

Ende Juni nahm Ariane Richter am "Race across Germany" teil: 1.135 Kilometer von Flensburg bis in den Süden nach Garmisch-Partenkirchen. Das Zeitlimit: 60 Stunden. Zuvor hatte dieses Rennen erst eine Frau ohne Unterstützung geschafft. "Als ich die Strecke gesehen habe, war mir klar: Das musst du machen, ohne groß zu übernachten. Wir starten am Freitagmorgen um 8 Uhr und das Ziel ist Sonntagabend um 8 Uhr", so Richter. Sie habe insgesamt etwas mehr als eine Stunde geschlafen, verteilt auf vier Blöcke. Die Strategie ging auf. In 59 Stunden und 15 Minuten schaffte es die Berlinerin als eine von fünf Frauen ins Ziel. Für die Altersklasse der über 50-Jährigen darf sich Richter jetzt deutsche Meisterin nennen.

Gut vorbereitet ins nächste Abenteuer

Ariane Richters Rennen sind meist wenig glamourös, aber immer ein Abenteuer. "Wenn ich 100 Kilometer fahren will, setze ich mich aufs Rad und es geht los. Aber beim Ultra Cycling muss man sich vorher auch ein bisschen mit der Strecke beschäftigen. Wo gibt es vielleicht Verpflegungspunkte, die man nutzen kann? Wann ist was offen?" Wenn sie zwischendurch schlafen will, geht es nicht ins Hotel, "sondern auch mal an eine Bushaltestelle oder in eine Sparkasse für eine halbe Stunde."

Ihr treuer Begleiter ist ein mattschwarzes Stahlrad. Es hat einen breiteren Lenker als ein klassisches Rennrad und breitere Reifen mit mehr Profil. Dazu kommt eine elektronische Schaltung. Die sei "bei langen Rennen Gold wert", um etwas Kraft zu sparen. Um beim Ultra Cycling erfolgreich zu sein, kommt es, laut Ariane Richter, nicht nur auf die sportliche Fitness und die richtige Vorbereitung, sondern auch auf eine gute Mentalität an. "Wenn ich 1.000 Kilometer fahre, darf ich nach 50 Kilometern nicht daran denken, dass es noch 950 Kilometer sind. Das muss man sich in Scheiben einteilen." Sie würde beispielsweise an den nächsten geplanten Verpflegungspunkt denken, der auf der Strecke warte.

Auf dem Rad durch Ruanda

Ihr bisher größtes Rennen absolvierte die Berlinerin im Februar. Sie nahm am "Race around Ruanda" teil. Für 1.000 Kilometer und 17.000 Höhenmeter brauchte Ariane Richter etwas mehr als vier Tage. Vor allem der Untergrund sei herausfordernd gewesen: "Die eine Hälfte des Rennens war auf Straße, die andere Offroad. Das war mehr oder weniger Gravel. Manchmal auch steinig im Vulkangebiet." Die Natur und Landschaft Ruandas seien dafür umso spannender gewesen.

"Auf dem Fahrrad erfährt man einen Ort ganz anders, weil man mehr Zeit auf der Strecke verbringt. Gefühlt komme ich viel dichter ran", sagt Ariane Richter. In vielen Dörfern sei sie schnell von Kindergruppen umringt gewesen, die mitliefen und wissen wollten, was sie da eigentlich mache.

Vorbereitung aufs nächste große Rennen

Trotz Vollzeitjob schwingt sich Ariane Richter sechs Mal pro Woche aufs Rad. Fürs Training zieht es die Berlinerin oft in den Grunewald. Der sei ein ideales Trainingsgebiet: "Ich mag es gerne, in der Natur unterwegs zu sein. Hier gibt es richtig viele Wege und Abwechslung." Aktuell trainiert sie für ihr nächstes großes Rennen. 2025 soll es nach Kirgisistan gehen.

Sendung: DER TAG, 07.10.2024, 18 Uhr

Beitrag von Lynn Kraemer

Kommentar

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13 Kommentare

  1. 13.

    Abgesehen von sportliche Leistung, 59 Stunden fast ununterbrochen unterwegs am Lenker wäre wohl als "Arbeitszeit" ver-bo-ten.

  2. 12.

    GST: Gesellschaft für Sport und Technik (DDR)?

  3. 11.

    Ganz einfach weil nicht jeder erfüllung in einem Ehrenamt findet.
    Es gibt Menschen die finden ihren Ausgleich zum Alltag nicht im Ehrenamt.
    Würde auch mich nicht ansatzweise befriediegen.
    Der nächste Punkt erfahren von körperlichen und mentalen Grenzen.
    Ich selbst habe Familie, liebe diese mehr als alles andere aber wenn ich abschalten will dann geht es mal ein paar Std aufs Rad. Auch um von der Arbeit runterkommen für mich und manch einander der richtige Weg nicht für jeden aber für manche. Oder wie nächstes Jahr gemütlich in drei Tagen von Allgäu ins sächsische ohne Familie weil die dort auf mich warten damit wir zusammen Urlaub machen.
    Geplant sind auch Fahrten wie die GST.
    Bin ich deswegen Egoist in ihren Augen ja in den Augen meiner Frau und meiner Kinder bin ich der gute da ich dadurch einen Ausgleich zum Alltag habe.
    Aber leben und leben lassen kann man heute ne mehr gleich ist man Egoist nur weil man etwas für sich tut.

  4. 9.

    Soll sie doch machen - aber die meisten vergessen, egal was man macht, es hat immer Auswirkungen, die andere treffen. Aber soweit denken die wenigsten, leider.

  5. 8.

    Klasse! Viel Spaß bei diesem Sport.

  6. 7.

    Ziemlich egoistisch. Warum steckt die ihre Energie nicht lieber in was Sinnvolles - z. B. ein Ehrenamt. Damit würde sie auch anderen helfen und nicht nur stumpf alleine vor sich hinradeln ...

  7. 6.

    als ich 15 Jahre ( 1952 ) war- hatte ich ein Fahrrad geschenkt bekommen
    Diamant- normales Tourenrad-- und bin dann erst von Berlin nach Senftenberg gefahren,
    dann nach Zeitz über Leipzig in 2 Etappen !
    Zurück dann nach Berlin- das waren ü 200 km an einem Tag ! ALLEIN--
    --- also dann sind die 1000 km mit Superrad 0-Problemo

  8. 5.

    Es gibt eben verschiedene Ansichten, ich finde es eine tolle großartige Leistung! Du hast eine andere Meinung, aber wieso ist alle 4 Jahre Olympiade und regelmäßig EM/WM-Meisterschaften mit vielen Sportlern und Aufwand?

  9. 4.

    Mein Gott, lasst die Dame doch ihren Lebenstraum verwirklichen. Muss man denn in Allem und Alles immer irgendwas Negatives rausfiltern? Was ist bloß mit der heutigen Generation los, ich komme vor lauter Kopfschütteln nicht mehr raus. Klima, Umwelt, AFD und zum Freuen in den Keller, ist ja nicht mehr zum Aushalten!

  10. 3.

    Das sind Extremsportler. Man muss sie nicht als Vorbild sehen. Soviel gibt es davon auch nun wieder nicht - in der Masse vll. zwei, drei Malleflieger voll und ich glaube die Wettkämpfer im einarmigen Reissen in der Halbliterklasse verursachen mehr Müll.

  11. 2.

    Wahnsinn!! Hinz und Kunz fährt nach Ruanda um dort 1000km lang auf dem Fahrrad oder in auch 6 Tage in der Woche hier in Deutschland ihr verschobenes Körperbild zu bestätigen.
    Ich würde mir wünschen, dass eine wirkliche Auseinandersetzung mit der tatsächlichen Ursache für dieses Verhalten in dem Artikel diskutiert würde.

  12. 1.

    Ich bin mir nicht sicher, ob es gut ist, eine Person, die ich als „sportsüchtig“ bezeichnen würde in so großen Tönen zu loben und als „Vorbild“ in diesem Artikel darzustellen. 1000 km in Ruanda??? Gibt es eine vernünftigen Grund wegen ultracycling nach Ruanda zu fahren/ fliegen, Müll zu produzieren? Abgase ?
    Mit der Lebensrealität der Menschen in Ruanda hat das wohl weniger zu tun. Eher mit einer gestörten Selbstwarnehmung. „ Der Natur nahe sein“ wie bitte?
    Soll das jetzt als Vorbild für mensc

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