Interview | rbb-Verkehrsexperte zu E-Autos - "Ich würde nichts übers Knie brechen und tatsächlich beim Benziner bleiben"

Di 10.01.23 | 16:41 Uhr
  14
Symbolbild: Ein E-Auto am Strassenrand wird geladen (Quelle: dpa/S.Simon)
Audio: Antenne Brandenburg | 10.01.2023 | rbb-Verkehrsexperte Tino Schöning | Bild: dpa/SVEN SIMON

Die Spitzen der deutschen Automobilindustrie und Wissenschaftler trafen sich am Dienstag im Kanzleramt mit Olaf Scholz. Thema: die Elektromobilität. Ob sich heute schon die Umstellung auf ein E-Auto lohnt, verrät rbb-Verkehrsexperte Tino Schöning.

rbb|24: Herr Schöning, Sie beschäftigen sich seit längerem mit dem Thema E-Mobilität und vergleichen die Kosten für Hybrid-, Verbrenner-, Elektrofahrzeuge. Wie machen Sie das? Was empfehlen Sie Menschen, die über den Kauf eines Autos nachdenken?

Tino Schöning: Also eingangs habe ich einmal ganz genau aufgedröselt, was sind die aktuellen Fixkosten bei meinem Auto. Dazu zählen Versicherung, Steuer, Inspektion und bei entsprechender Laufleistung natürlich auch die Kraftstoffkosten. Ich habe dann die Werte der letzten fünf Jahre verglichen und die Durchschnittswerte genommen und diese dann in einer Excel-Tabelle gegenübergestellt.

Zu welchem Ergebnis kommt ein solcher Vergleich und wo liegen die Unterschiede bei den Preisen?

Zunächst muss man mal den Neuanschaffungswert eines E-Autos betrachten. Ich plane persönlich ja immer: Es muss familientauglich sein – zwei Erwachsene, zwei Kinder und ein bisschen Gepäck.

Dann nehme ich diesen Wert von Minimum 50.000 bis 60.000 Euro, wenn man sich den Markt mal anschaut, und vergleiche diese Kosten mit meinem jetzigen Fahrzeug. Dabei ist zu beachten: Es ist abbezahlt und verursacht nur noch diese eingangs genannten Standardkosten.

Stellt man das gegenüber, kann ich tatsächlich Stand heute locker 15 bis 20 Jahre weiterfahren, bis ich mit meinem jetzigen Auto diese Anschaffungskosten eines E-Autos erst einmal wieder eingefahren habe. Das ist natürlich immer abhängig von der Fahrweise und der jährlichen Kilometer-Leistung. Aber 15 bis 20 Jahre? Das ist schon eine Hausnummer.

Vorausgesetzt, das alte Auto hält so lange durch. Was ist Ihre Empfehlung?

Ich sehe das immer aus der Sicht des Verbrauchers. Vielleicht sollte man einfach schauen, wie alt ist mein jetziges Fahrzeug, wie viele Kilometer stehen da auf der Uhr, ist es reparaturanfällig und würde ich mit diesem Fahrzeug noch zehn, 15, vielleicht sogar 20 Jahre schaffen?

Aktuell passiert tatsächlich extrem viel in Sachen Entwicklung bei den E-Autos und ich vermute mal, dass da in den nächsten Jahren auch noch mal die Preise ordentlich purzeln werden. Also ich würde stand jetzt nichts übers Knie brechen und würde tatsächlich beim Benziner bleiben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.01.2023, 15:40 Uhr

Das Interview führte Michel Nowak für Antenne Brandenburg.

14 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 14.

    Der Mythos der teuren Ersatzbatterie hält sich hartnäckig. Wenn jenseits der Boulevardpresse der ADAC die Preise ermittelt, liegt die Reparaturkosten irgendwo zwischen neuen Turbolader und Austauschmotor. Dabei halten die Batterien zudem erwartbar ein normales Autoleben.

    Dabei lässt sich immer ein Anforderungsprofil konstruieren lasen, dass man sich auch zukünftig einen neuen Verbrenner kaufen muss.

  2. 13.

    Berliner sollten besser bis Ende Februar mit dem Autokauf warten. Wer weiß, wie lange noch in die Stadt fahren darf.

  3. 12.

    Berliner sollten besser bis Ende Februar mit dem Autokauf warten. Wer weiß, wie lange noch in die Stadt fahren darf.

  4. 10.

    Danke für ihren
    Beitrag. Meine Meinung. Leider sind meine Beiträge in ähnlicher Form mal wieder an was auch immer gescheitert.
    Fakt bleibt, daß die Infrastruktur zum Strom tanken nicht realisierbar ist, daß es überall für Jeden problemlos möglich ist. Aktuelle Batterieautos für mein Lastenheft sind nicht verfügbar und wenn diese es mit Abstrichen in die Nähe schaffen, haben diese Preise jenseits von Gut & Böse für meine Möglichkeiten.
    Und es nützt z.b.überhaupt nicht, daß die Batterie noch x-% Kapazität hat beim Gebrauchtwagen. Denn wenn Ersatz notwendig wird, wirds teuer.

  5. 9.

    Was das für ein Experte ist?
    So jemand wird REALIST genannt.

    Es ist auch schön für Sie, dass Sie über ein Einkommen zu verfügen scheinen, welches Ihnen erlaubt, sich diese Art Sparen leisten zu können.

  6. 8.

    Berlin-Frankfurt schafft kein einziges E-Auto am Markt bei Tempo 150. Selbst ein Lucid Air Dream für 215.000 Euro schafft das nicht. Wer allerdings schon ein E-Auto hat, der weiß, dass 15 Minuten für Pinkeln und Espresso eine angenehme Pause sind und dass man dann doch über 20 Minuten bis zum Weiterfahren braucht.

  7. 7.

    Wow.
    "Wenn ich mir ein neues Auto kaufe, dann kostet das viel Geld."
    Danke für diese Erkenntnis....

    Der einzige aussagekräftige Vergleich wäre doch, wenn ich mir jetzt einen Verbrenner oder ein E-Auto kaufe.
    Da möchte ich mal diese "Excel-Tabelle" zu sehen....

  8. 6.

    Ein Auto wie der Ioniq 6 kostet ab Mitte 40k. Das Laden dauert unterwegs damit nicht viel länger als die Pipi-Pause. Es ist in der Tat aber günstiger, die alte Karre runterzurocken

  9. 5.

    Wo wohnen Sie? Bestimmt nicht auf dem Land! Und selbst in Kreuzberg steigt die Autodichte wieder. Als Gegenmaßnahmen soll dabei nach dem Willen der Linksalternativen die Zahl der Parkplätze halbieren werden. Nur beim Ausbau des oft überlasteten ÖPNV hapert es bei Jarasch wie schon vorher bei Günther.

  10. 4.

    Den Verbrenner nur zu verkaufen, weil man ein E-Auto fahren möchte, muss sicherlich nicht sein. Wer allerdings umgekehrt eh eine Neuanschaffung plant, sollte man beim ADAC vorbeischauen. Dort gibt es Vergleiche unter Berücksichtigung der gesamten Kosten. Dabei sind viele Batterieautos konkurrenzfähig bis günstiger. Der Dacia Spring ist demnach sogar Deutschland günstigstes Auto - so zumindest die Eigenwerbung von Dacia.

  11. 3.

    ... und ich würde nichts übers Knie brechen und mir weiter kein Auto ans Bein binden, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Klar, es wird immer Situationen und Menschen geben, die individuell mit einem Auto o.ä. fahren müssen. Keine Frage. Die allermeisten müssten es nicht.

  12. 2.

    Beim Benziner bleiben? Und weiterhin Umwelt und Mitmenschen mit Abgasen, Lärm und Gestank belästigen? Das ist ja wirklich ein toller Experte. Ich fahre seit über zwei Jahren elektrisch, und zwar zu Aufträgen quer durch Deutschland. Meine Fahrzeugkosten haben sich im Vergleich zum Verbrenner halbiert. Es ist leise, es stinkt nichts mehr, und innerhalb meiner Garagenreichweite lade ich mit Strom vom eigenen Dach. Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe.

  13. 1.

    Fahre immer wieder längere Strecken von Berlin oder Potsdam bis Nürnberg, Kassel oder Frankfurt. Ein Elektroauto, dass diese Strecken zügig mit 150 km/h fährt und dann noch Reserve hat kostet mindestens 70.000 Euro. Bei günstigeren Modellen ist die Reichweite zu gering. Zwangspausen wären die Folgen. Wenn ich schon Warteschlangen an Tankstellen sehe fahre ich vorbei. Jegliche Einschränkungen sind mir ein Greul. Daher bleibt mein sparsamer VW Golf 7 mit Zylinderabschaltung und Segelfunktion erste Wahl.

Nächster Artikel