Landkreise in Brandenburg - Brandenburger Landkreise feiern 30-jähriges Bestehen nach Neugliederung

Do 07.12.23 | 14:44 Uhr
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Archivbild: Verwaltung im NCC-Turm, 02.07.2018, Fürstenwalde, Brandenburg. (Quelle: imago images/S. Steinach)
Antenne Brandenburg | 07.12.2023 | Torsten Sydow | Bild: imago images/S. Steinach

Vor 30 Jahren wurden die Brandenburger Landkreise zusammengefügt: Aus 38 Kreisen wurden 14. Landräte bewerten die damalige Reform positiv - sprechen sich aber gleichzeitig gegen noch größere Landkreise aus.

Aktuell finden in mehreren Brandenburger Landkreisen feierliche Veranstaltungen zum 30. Jubiläum der Landkreisreform. Landkreise mit nur 35.000 Einwohnern waren Anfang der Neunziger nicht mehr überlebensfähig. (warum?) Darum beschlossen die Brandenburger Landtagsabgeordneten die Neugliederung der Landkreise und vier kreisfreier Städte. Am 6. Dezember 1993 wurden aus vormals 38 nun 14 Landkreise.

Die Reform sei "eine Erfolgsgeschichte"

Hohe Arbeitslosigkeit, Firmenpleiten und die Abwanderung der jüngeren Generation gen Westen bestimmten die Anfangszeit der neuen Landkreise. Auch bei der Wahl der Kreisstadt waren manche Städte wie Guben, Wittstock oder Eisenhüttenstadt nicht ganz zufrieden.

1993 habe es bei vielen Bürgerinnen und Bürgern Vorbehalte gegen die Landkreisreform gegeben, sagte Barnims Landrat Daniel Kurth (SPD) dem rbb. Doch die Reform sei "eine Erfolgsgeschichte", so der Politiker. "Die Sozialbetreuungsprojekte mussten nach der Wende aufgebaut werden und dafür waren die fusionierten Landkreise mit ihren Verwaltungen leistungsstark genug", sagte Kurth.

Landräte sind gegen größere Landkreise

Die Landkreise hätten erfolgreich Aufgaben im Rettungsdienst, bei der Abfallwirtschaft und der Wirtschaftsförderung übernommen. Deswegen sollten aus Kurths Sicht die Landkreise so bleiben, wie sie sind: "Ich sehe keine Notwendigkeit für eine Zuschnittreform der Landkreise", so der Landrat. Denkbar seien aber Funktionalreformen, so könnten beispielsweise manche Aufgaben von der Landes- auf die Landkreisebene übertragen werden. Manches könne auch vielleicht in den Rathäusern besser entschieden werden, so Kurth.

Auch Gernot Schmidt, Landrat von Märkisch-Oderland (SPD), spricht sich gegen noch größere Landkreise aus, um die Effizienz der Verwaltung zu steigern. Am Beispiel Sachsen könne man sehen, wo diese Entwicklung hinführe: "Dörfliche und kommunale Strukturen werden zerschlagen", so Schmidt. "Das ist ein Weg, in dem Menschen überhaupt nicht mehr verstehen, wie Politik stattfindet. Dann stimmt die Kommunalstruktur in diesem Land nicht mehr."

"Heute spricht keiner mehr über die damaligen Strukturen"

In Krisensituationen wie zur Oder-Hochwasser 1997, bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest oder in den Corona-Monaten hätten Verwaltung, Feuerwehren, Vereine und regionale Unternehmen bewiesen, was sie in den Landkreisen leisten können, sagte der parteilose Landrat von Oberspreewald-Lausitz und Landkreistags-Chef, Siegurd Heinze, dem rbb. "Am wichtigsten ist, dass die Menschen sich damit identifizieren und dass die Verwaltungsleistung, die erbracht wird, dort ankommen muss. Das ist geschehen", so Heinze. "Heute spricht keiner mehr über die damaligen Strukturen."

Zwischen Lenzen im Nordwesten und Lauchhammer im Südosten sei in den Brandenburger Landkreisen das gewachsen, was regionale Identität genannt werde, so Heinz weiter. "Natürlich hat man den Bezug zuallererst immer zur Wohnortgemeinde, zur kreisangehörigen Stadt oder Gemeinde", sagte der Landrat. "Aber auf den zweiten Blick ist den Menschen auch wichtig, dass sie im Landkreis Oberspreewald-Lausitz leben, arbeiten und wohnen. Das hat sich im Zuge der vergangenen Jahrzehnte herauskristallisiert."

Sendung: Antenne Brandenburg: 07.12.2023, 14:10 Uhr

Mit Material von Torsten Sydow und Tobias Hausdorf

3 Kommentare

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  1. 3.

    Wenn die Bürgerinnen und Bürger sich nicht gewehrt hätten, wären die Landkreise nochmal vergrößert worden und dann unregierbar geworden !
    Auch den Großen Kreisfreien Städten, wollte man die Kreisfreiheit nehmen und in die Nachbar- Landkreise eingemeinden.
    Diese Fehleinschätzung der Brandenburger Politik, wird jetzt einfach in den Akten vergraben und soll möglichst vergessen werden.
    4 Kreisfreie Städte und 14 Landkreise ist genau die richtige Größe für Brandenburg und daran, sollte nicht mehr gerüttelt werden.
    Jetzt geht es um Arbeitsplätze/Wirtschaft, Wohnungsbau und Infrastruktur/ÖPNV und Ausbau und Reaktivierung von Bahnstrecken in Brandenburg/Berlin.

  2. 2.

    Nicht nur im Grenzgebiet zu Polen, ist der Zusammenschluss von verschiedenen Landkreisen ein Problem - Bei uns in Westbrandenburg ist es genauso !!!
    Die Arbeitslosigkeit bei uns im Westhavelland(Altkreis Rathenow)ist mehr als doppelt so hoch, wie im Osthavelland(Altkreis Nauen).
    Im, an Berlin angrenzenden Raum, enormer Zuzug, Wohnungsnot, Kita-und Schulplatz-Mangel- an Sachsen-Anhalt ran, Stagnation bzw. Leerstand und Abwanderung und fehlende Arbeitsplätze/Wirtschaft.
    Die Probleme der verschiedenen Lebensräume, werden in Brandenburg, teilweise totgeschwiegen, verdrängt und überhaupt Nicht beseitigt - die Probleme, sind für die Landesregierung einfach Nicht vorhanden und werden daher auch Nicht bearbeitet !!!
    Nach dem Motto: Alles ist Gut und Alle haben zufrieden zu sein.

  3. 1.

    ' Die Reform sei "eine Erfolgsgeschichte" ' so richtig wird nicht deutlich, worin nun der durchschlagende Erfolg der Reform lag. So richtig glücklich bin ich nicht mit der sehr ungewöhnlichen langgestreckten Form der neuen Landkreise mit Grenze zu Berlin. Könnte man nicht wieder zu einem "natürlicheren" Zuschnitt kommen? Ich stelle mir das auch für den Landrat schwierig vor, Gebiete mit so verschiedenen Anforderungen unter einen Hut zu bekommen (Randgebite zu Berlin vs. Grenzgebiet zu Polen z.Bsp. bei LOS).

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