Strafanzeige erstattet - Landkreis stoppt Zufluss der Oder nach Verunreinigungen

Do 26.01.23 | 19:09 Uhr
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Nebel liegt über der Oder im Landkreis Oder-Spree. (Quelle: dpa/Frank Hammerschmidt)
Audio: Antenne Brandenburg | 25.01.2023 | Fred Pilarski | Bild: dpa/Frank Hammerschmidt

Die Bilder unzähliger toter Fische in der Oder vom vergangenen Sommer haben Anwohner und Behörden in Alarmstellung versetzt. Eine Wasserverunreinigung beschäftigt nun erneut die Behörden. Die Wasserschutzpolizei erstattete Strafanzeige.

Eine Verunreinigung der Oder auf einer Länge von rund 34 Kilometern rufen Behörden und Fluss-Anrainer auf den Plan. In Höhe Ratzdorf (Oder-Spree) entdeckte die Wasserschutzpolizei nach eigenen Angaben einen "braunen, nahezu geruchlosen, schleimigen Film" auf der Wasseroberfläche und erstattete Strafanzeige.

Proben seien entnommen und an das Landeskriminalamt (LKA) geschickt worden, sagte Jens Albrecht, Leiter der Wasserschutzpolizei Ost der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Ob das LKA ermittle, hänge vom Ergebnis der Wasseruntersuchung ab.

Reaktion mit Kontrollfahrten und Öl-Sperren

Wasserschutzpolizisten entdeckten die Verunreinigungen den Angaben nach am Dienstag bei einer Kontrollfahrt auf dem Oderdeich zwischen dem Fluss-Kilometer 542 im Mündungsbereich des Oder-Spree-Kanals bei Eisenhüttenstadt und dem Kilometer 576 bei Brieskow-Finkenheerd. Öl könne ausgeschlossen werden, das sehe anders aus, schätzte der Leiter der Wasserschutzpolizei Ost ein. Seit der Umweltkatastrophe im Sommer mit einem massenhaften Fischsterben in der Oder sei man noch einmal besonders sensibilisiert.

Der Landkreis Märkisch-Oderland sperrte am Mittwoch als Vorsichtsmaßnahme alle Überleitbauwerke ins Oderbruch, das von dem Fluss verästelt durchflossen wird. Nach einer Beratung mit Landrat Gernot Schmidt am Mittwochabend zogen Behörden und Katastrophenschutz auch das Legen einer Ölsperre auf der Oder in Betracht - bei der derzeitigen Strömung sei das nicht risikofrei, wie Landkreis-Sprecher Thomas Behrendt erläuterte.

Zunächst machten sich die Akteure aber an der Europabrücke in Neurüdnitz-Siekierki ein Bild von der Lage. Letztlich sei ein Ölfilm ausgeschlossen worden, sagte der Sprecher. Man wolle nun die Ergebnisse der Untersuchung abwarten.

Warten auf Labor-Ergebnisse

Inzwischen hat der braune Film nach Angaben des Landesumweltamtes (LfU) den Pegel Hohensaaten und damit die Messstationen in Hohenwutzen und Frankfurt (Oder) erreicht und löse sich bereits auf. Am Mittwochabend hatten die Messstationen nach Informationen von Sprecher Thomas Frey noch keine Auffälligkeiten gezeigt. Rückstellproben seien inzwischen genommen worden und würden nun im Landeslabor ausgewertet, berichtete er am Donnerstag. Eine Auswertung der Ergebnisse solle in der kommenden Woche erfolgen.

Auf polnischer und deutscher Seite waren im August vergangenen Jahres schätzungsweise mindestens 360 Tonnen Fische verendet. Experten gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt im Fluss ein wesentlicher Grund war, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart. Hunderte chemische Substanzen können laut Bundesumweltministerium als Mitverursacher der Umweltkatastrophe in Frage kommen.

Die Überleitbauwerke ins Oderbruch sollten nach Angaben des Landkreises nach einer Entwarnung durch das LfU am Donnerstag wieder geöffnet werden - die Sorge um den Fluss aber bleibt. "Bei jedem toten Fisch kommt eine Alarmmeldung bei uns rein, da ist man schon sensibilisiert", sagte Behrendt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.01.2023, 16 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    Da Sie ja letztens auch den Weg der brandenburgischen Klage vor einem polnischen Gericht als Irrweg betrachtet haben, wäre es vielleicht an der Zeit Vorschläge für andere Mittel im Umgang mit den Verschmutzungen auf der polnischen Seite zu äußern.
    Panzer können wir wohl ausschließen, zumal die nun gemeinsam für die Ukraine bereitgestellt werden.
    Was wäre noch möglich um von BRB aus Erfolge in der polnischen Umweltpolitik zu erreichen?
    Wir reden nicht vom Umbau der Oder. Das ist ein anderes Thema. Es geht um Einleitung von Stoffen die definitiv und durch EU-Recht festgelegt nix in einem europäsichen Flußwasser zu suchen haben.

  2. 14.

    Mein Kommentar zielte darauf ab, dass immer wieder suggeriert wird, dass "viel gemacht" wird. In Wirklichkeit aber die "gönnerhafte" Zuteilung im Mittelpunkt steht. Insofern passt es nicht so richtig hierher. Ich konnte nicht anders...
    "Und wenn Axel Vogel die Polen genau dazu bewegen kann, die Primäreinleitungen in die Oder sofort einzustellen, dann verdient er meinen Respekt." - Meinen auch.
    Und wenn nicht? Die Zielerreichung im Umweltministerium ist wie gut?

  3. 12.

    "nicht bekannt"????
    Wieviele illegale Einleitungsrohre wurden in Polen gefunden?? Ich glaube 55 oder so.
    Reicht das nicht um zu handeln?

  4. 11.

    "P.S. Geht denn da auch noch was mit "Umbau"... von bauen, also schaffen?"
    Wir reden hier von einer Umweltsauerei riesigen Ausmaßes. Ich weiß nicht welche Vorstellungen sie von der Notwendigkeit einer intakten Natur als unser aller Lebensgrundlage haben. Jedenfalls ist die Lösung diesen Problems nicht "schaffen" sondern "nicht schaffen". Also das sofortige Einstellen der Verklappung in die Oder.
    Und wenn Axel Vogel die Polen genau dazu bewegen kann, die Primäreinleitungen in die Oder sofort einzustellen, dann verdient er meinen Respekt.

  5. 10.

    Herr Vogel ist sicher mit einer "Warnkette" voll in seinem Element. Mit Sicherheit.

    P.S. Geht denn da auch noch was mit "Umbau"... von bauen, also schaffen?

  6. 9.

    Unbestritten benötigt man ein vernünftiges Wassermonotoring mit Warnmeldekette und im best case im Anliegerverbund; keine Frage. Und es muss auch politisch alles dafür getan werden; auch richtig (Axel Vogel, bemüht sich ja auch). Aber was nützen jenseits der Oder Lippenbekenntnisse? Es müssen endlich Taten folgen; JETZT!!

    Denn wenn die Bombe doch in den selben Krater fliegt, dann war's das auf viele Jahrzehnte mit dem Oderbiotop. Das Problem, ich habe ja bewußt ein falsches Gleichnis gewählt, die Wahrscheinlichkeit ist ja hoch, dass es passiert.
    Und die Katastrophe ist quasi mit Ansage und die Hauptverursacher (Trigger) sind ja auch nicht unbekannt.

  7. 8.

    "Ich würde mal sagen, die Meldekette ist angesichts dieser kompletten Ignoranz unser kleinstes Problem. "
    Sicher nicht die Lösung des Problems, aber das beste Mittel um den Druck zu halten. Die Verursacher müssen ja merken, dass es nicht unerkannt bleibt und der Druck auch aus der Bevölkerung aufrecht gehalten wird.
    Da scheint in Polen außerhalb der Angler wenig Interesse zu bestehen. Wohlgemerkt "scheint" wenn man der deutschen Berichterstattung folgt.
    Natürlich ist es wichtiger staatlicherseits zu handeln. Vorbeugend und nicht wenn die Bombe gefallen ist.

  8. 7.

    Na, dann freue ich mich schon auf neue Proben mit Oderwasser in diesem Jahr im Labor. Brauner Schleim klingt ja auch schon spannend.

  9. 6.

    https://www.tagesspiegel.de/potsdam/brandenburg/nach-oder-katastrophe-brandenburgs-umweltminister-vogel-will-polen-enger-einbinden-9222891.html

    Ich würde mal sagen, die Meldekette ist angesichts dieser kompletten Ignoranz unser kleinstes Problem.
    Obwohl uns das Oderbiotop fast um die Ohren geflogen ist, scheint es wohl die Hauptakteure wenig zu kratzen.
    Die lassen es im Sommer noch mal richtig krachen, nach dem Motto, der Bombentrichter ist sicher, die nächste Bombe schlägt garantiert woanders ein.

  10. 5.

    Dann wäre meine Frage, ob das Meldeproblem nur spezifisch für die Oder ist, oder ob das auch bei anderen großen grenzüberschreitenden Flüssen auftritt? Wenn es woanders nicht auftritt, wäre dort ein best practice Vorgehen, wovon man hier lernen könnte.

  11. 4.

    Man beachte die Meldekette begann wieder erst in Ratzdorf.
    Aus Polen keine Info zumindest in der offiziellen Darstellung auf deutscher Seite. Vielleicht keine Angelsaison, daher hat es in Polen vielleicht keiner gemerkt.

  12. 2.

    Ich würde mich als Anlieger der Oder aufgrund der Untätigkeit schämen.
    Die jüngste Umweltkatastrophe hat’s zudem als sehr gut dokumentierter Artikel in Wikipedia geschafft:
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Umweltkatastrophe_in_der_Oder_2022

    Wirklich eine zweifelhafte Ehrung. Ich würde mir als Landesregierung langsam mal Gedanken machen, der Sommer 2023 kommt bestimmt.

  13. 1.

    Na endlich, das wurde aber auch Zeit!

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