Lokführer - GDL will Bahn erneut bestreiken - Tarifverhandlungen abgebrochen

Fr 24.11.23 | 12:38 Uhr
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24.11.2023, Berlin: Claus Weselsky, Vorsitzender der GDL, gibt ein Statement zum Scheitern der Tarifverhandlungen (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Video: rbb24 | 24.11.2023 | André Kartschall | Bild: dpa/Christoph Soeder

Wieder steht ein Bahnstreik bevor: Die Lokführergewerkschaft GDL erklärt die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn für gescheitert. Wann genau der nächste Warnstreik ins Haus steht, ist noch offen.

Die Lokführergewerkschaft GDL hat die Tarifgespräche mit der Deutscher Bahn abgebrochen. Das hat GDL-Chef Weselsky am Freitag mitgeteilt. Er kündigte an, dass die Gewerkschaft den Bahnverkehr erneut bestreiken werde. Einen genauen Zeitraum für den Warnstreik nannte er noch nicht.

Grund für den Abbruch der Verhandlungen sei, dass die Arbeitgeberseite über der GDL wichtige Bereiche nicht verhandeln wolle, sagte Weselsky. Von Seiten der Bahn sei "keinerlei Verhandlungswille erkennbar", daher seien weitere Verhandlungen "ohne Sinn und Zweck".

Urabstimmung über unbefristete Streiks läuft bereits

Die Urabstimmung unter den GDL-Mitgliedern über unbefristete Streiks läuft bereits, das Ergebnis wird Ende Dezember erwartet. Wenn 75 Prozent der Abstimmungsteilnehmer unbefristeten Arbeitskämpfen zustimmen, darf die GDL auch dieses Druckmittel im Tarifstreit einsetzen.

Die Tarifverhandlungen hatten erst vor zwei Wochen mit der ersten Runde begonnen. Vor einer Woche legte die GDL große Teile des Zugverkehrs bundesweit mit einem 20-stündigen Warnstreik lahm. Durch den Arbeitskampf fielen gut 80 Prozent der eigentlich vorgesehenen Fernverkehrsfahrten aus. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen in manchen Bundesländern noch deutlicher.

Streitpunkt Arbeitszeit

Bei den Tarifverhandlungen im Mittelpunkt steht derzeit die Forderung der GDL nach einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich. DB-Personalvorstand Martin Seiler hält die Forderung für nicht umsetzbar und sieht auch keinen Verhandlungsspielraum. Er argumentiert, dass eine Umsetzung zu teuer sei. Zudem brauche es bei weniger Wochenarbeitszeit mehr Beschäftigte - die in Zeiten des Fachkräftemangels besonders schwierig zu finden seien. GDL-Chef Weselsky geht dagegen davon aus, dass mit einer geringeren Wochenarbeitszeit die Berufe bei der Bahn attraktiver werden.

Neben der Arbeitszeitsenkung fordert die GDL unter anderem 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie für die Beschäftigten. Die Bahn hat bisher eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten sowie die geforderte Inflationsausgleichsprämie angeboten.

Zudem will die GDL ihren Einflussbereich bei der Bahn ausweiten und Tarifverträge für Infrastruktur-Bereiche aushandeln. Die Bahn lehnt das ab, weil die GDL in diesen Bereichen kaum vertreten sei.

Könnte eine Schlichtung weiterhelfen?

Die GDL versucht seit Beginn des noch jungen Tarifstreits, mit vielen Streikandrohungen und dem Start der Urabstimmung den Druck auf die Bahn möglichst hoch zu halten. Die Verhandlungen nun nach zwei Wochen für gescheitert zu erklären, bedeutet die nächste Eskalationsstufe.

Nach der ersten Verhandlungsrunde hatte Weselsky es noch als Erfolg präsentiert, dass sich die Gewerkschaft und die Bahn auf einen engen Terminrhythmus und zahlreiche weitere Treffen bis Weihnachten hatten verständigen können. Diese Termine werden absehbar nun erstmal nicht gebraucht.

Ein Ausweg aus der aktuellen Lage könnte eine Schlichtung sein, also Verhandlungen mit einem oder mehreren Vermittlern. Die Bahn hatte ein solches moderiertes Vorgehen schon vor Beginn der erste Verhandlungsrunde vorgeschlagen, bereits in Erwartung eines harten Tarifkonflikts mit der GDL. Weselsky lehnte den Vorschlag damals mit klaren Worten ab. Am Freitag sagte er, dass er auch jetzt für eine Schlichtung "keinen Raum" sehe.

Die von der GDL ausgehandelten Tarifverträge werden bei der Bahn nach Angaben des Konzerns für etwa 10.000 Beschäftigte angewendet. Sie ist damit bei dem bundeseigenen Konzern die deutlich kleinere Arbeitnehmervertretung - zum Vergleich: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG verhandelte im Frühjahr und Sommer neue Tarifverträge für etwa 180.000 DB-Beschäftigte.

Weil die GDL aber vor allem Lokführer und Zugbegleiter vertritt, kann auch sie mit Streiks und Warnstreiks den Zugverkehr in Deutschland stören. Unter ihrem aktuellen Vorsitzenden Weselsky ist die GDL für harte Tarifauseinandersetzungen bekannt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.11.2023, 12:20 Uhr

169 Kommentare

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  1. 169.

    Zum Glück treten die Mitarbeiter für sich und nicht für dich ein...

  2. 168.

    Ich sehe es auch so. Bessere Arbeitszeiten, anstatt späterer Eintritt in die Altersteilzeit, Verdoppelung der Kündigungsfrist für Mitarbeiter ( geht es hier etwa um Bahnsklaven ) und mehr als 4 % Lohnerhöhung aufs Jahr gesehen sind natürlich Gründe für sein grundgesetzlich verbrieftes Recht einzustehen.

  3. 167.

    Ergänzung / Konkretisierung: Ich bin davon überzeugt (und ich scheine nicht der einzige zu sein), dass W. Es dieses Mal etwas übertreibt und das ist weder gut für seine Handvoll Lokführer noch für Ihren Arbeitgeber und deren Kunden (also uns) ...

  4. 166.

    Andere machen auch verantwortungsvolle Arbeit und drücken nicht nur Knöpfe. Aber Forderungen sollten realistisch sein. Lehrer streiken ja auch nicht für eine Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich und sagen dann, es müssten halt nur noch welche eingestellt werden. Die Krankenschwester im Krankenhaus kommt auch nicht auf solche Ideen. Also realistische Forderungen und wenn die nicht besprochen werden, sind Streiks ok. Aber nicht von Anfang an auf Krawall gebürstet sein.

  5. 165.

    Ist er nicht ? Schade, und wie konstruktiv er seinen Job macht wird sich zeigen. Schade ist auch, das Ihnen die Kunden der DB offensichtlich egal sind. Ich freue mich jedenfalls auf lange unbefristete Streiks, denn deutlich mehr Gehalt bei weniger Arbeitszeit klingt schon plausibel dafür lohnt es sich wirklich Wochen- oder Monatelang zu streiken. Wir werden uns darauf einstellen und gut und lange damit klar kommen !

  6. 164.

    Die Bahn sollte hart bleiben.
    Jeder Streik sollte ein Kürzung des Bahnangebots nach sich führen.

  7. 163.

    … wenn angeblich die Bahn so unattraktiv ist, warum arbeiten denn dort so viele Menschen? Die Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich ist völlig sinnfrei und führt nicht automatisch zu einem attraktiven Arbeitgeber; wohl eher zu noch teueren Bahntickets, die ich nicht mehr bezahlen werde. Am Liebsten wäre auch mir ein attraktiver Arbeitsplatz, ohne die Verpflichtung zu arbeiten - bei vollem Lohnausgleich.

  8. 162.

    Sie haben doch bestimmt auch höhere Löhne für das Pflegepersonal gefordert? Das bedeutet aber auch höhere Kosten für die Heimbewohner. Höhere Löhne in der Gebäudereinigung, höhere Kosten für Lebensmittel ect treiben die Heimkosten auch in die Höhe.

    Jeder kann sich in D einen Heimplatz leisten. Wer kein Geld hat, für den übernimmt das Sozialamt die Kosten.

    Kleine Anmerkung: Heimplätze kommunaler oder caritativer Träger sind im Durchschnitt teurer als bei kommerziellen Trägern.

  9. 161.

    Sie vergessen, dass immer höhere Löhne keinen Job attraktiver machen. Zudem führen immer höhere Löhne dazu, dass die Wettbewerbsfähigkeit wegfällt. Dass bedeutet auch Jobverlust

    Zudem bedeuten höhere Löhne in vielen Branchen auch höhere Beiträge. Bestes Beispiel Pflege. Weniger Studenten und mehr handwerkliche Ausbildung wäre auch eine Lösung. Möglich durch Kürzung des BAföG.

    Dieses gegenseitige überbieten ist nicht gut. Außerdem befindet sich D in einer Rezession.

  10. 160.

    Warum kommt man nur immer auf den Trichter, die bin der DB angebotenen 11% auf die Laufzeit zu verteilen?

    Nirgends ist die Rede, dass die 11% nicht vom Beginn des TV angezahlt werden.

    Außerdem muss man sehr aufpassen, dass die Wettbewerbsfähigkeit in der Gütersparte erhalten bleibt. Außerdem darf Bahnfahren nicht noch teurer werden. Hier stehen viele Jobs der GDL Mitglieder auf dem Spiel.

  11. 159.

    Weselsky ist aber nicht ihr persönlicher Kumpel sondern Chef einer Gewerkschaft. Und nur den Mitgliedern verpflichtet. Ansonsten macht Weselsky anscheinend einen sehr guten Job, sonst wäre er wohl kaum seit 2008 Gewerkschaftsboss.

  12. 158.

    Die GDL hat 11% mit einer Laufzeit von drei Jahren angeboten, was jährlich nur 3,5% entspricht. Die 11 einfach platt der Inflationsrate von 3,8 gegenüberzustellen ergibt keinen Sinn.

  13. 157.

    Natürlich interessiert sich hier niemand für die Lohn/Preis Spirale und natürlich sollen die Lokführer auch mehr Geld bekommen. Der Punkt ist, dass die Forderungen von W. komplett absurd und am Ziel vorbei sind. Die Bahn kann und wird sich darauf nicht einlassen und das ist auch gut so ...

  14. 156.

    Na da kann man doch schon mal live erleben, wie die Zukunft aussieht ! Zu den derzeitigen Bedingungen möchte eben kaum noch ein Deutscher diese Arbeit machen. Herr Weselsky hat das erkannt und möchte deshalb diesen Beruf attraktiver machen/ aufwerten. Aber es geht auch mit ..... weiter so....und in ein paar Jahren fahren wir mit dem Rad oder gehen zu Fuß. Genauso, wie wir uns in ein paar Jahren youtube - Videos anschauen, wenn irgend etwas zu Hause kaputt geht, weil es keine Handwerker mehr gibt. Nicht zu vergessen...., die Pflege.... nur noch für gut Betuchte oder halt ins Heim im Ausland oder mit nicht deutsch sprechenden Personalen. Es gibt sooooo viele Beispiele... Fazit ist: wenn wir jetzt nichts ändern sieht es für unsere Zukunft schwarz aus ! ( natürlich nur für die "kleinen" Leute, die hohen Herrschaften haben ihr Schäfchen ja im Trockenem. - Das ganze auf unsere Kosten ! )

  15. 155.

    So … Wir alle wollen also, dass die Leute der Bahn die Türen einrennen um Lokführer zu werden … Und wie erreicht man das am schnellsten ? … … Genau ! … Früher lockte übrigens der (ziemlich auskömmliche) Beamtenstatus ausreichend Bewerber … Und Beamte dürfen übrigens nicht streiken … Von wegen Daseinsvorsorge, Sicherheit und so … Hach, Alles hat zwei Seiten, oder ?

  16. 154.

    Das ist fein beobachtet, nur wissen die (gdl) Lokführer das eben nicht Wert zu schätzen. Sonst würden sie nicht die abstrusen Forderungen und den unerfüllbaren Kurs von W. (deutlich mehr Geld für weniger Arbeit) mittragen sondern wären auch mit einer angemessenen Lohnerhöhung zufrieden. Die Bahn hat immerhin 11% angeboten bei einer realen Inflationsrate von 3,8% im Oktober. Was - konkret - verstehen Sie daran nicht ?

  17. 153.

    Herrlich, wie hier wieder aus einer Position argumentiert wird, die einem überhaupt nicht zusteht. Ich bin Bahn-Kunde, der Lokführer soll gefälligst nix verdienen, da sonst meine Schrippe teurer wird! Deutsche Neid- und Nixgönnen-Gesellschaft.

  18. 151.

    Und wer immer noch nicht bei Herrn Weselsky aufgewacht ist schaut einmal unter den Begriffen GdL Genossenschaft nach.

  19. 150.

    Oh, oh, oh,....und wer fährt dann die Züge ? Man sollte doch zufrieden sein, dass es für solche und andere Berufe, die keiner wirklich machen möchte, noch Menschen gibt und dies wertschätzen !
    Fortsetzung der Antwort auf den Beitrag von "Bones" 25.11.2023 11:07
    Ein gutes Beispiel für das Ungleichgewicht in diesem Land:
    Christian Lindner versetzt Werner Gatzer, ohne Angabe von Gründen, nach immerhin schon 18 Jahren im Amt, in den vorzeitigen Ruhestand. Das sollte uns mal zu denken geben und zum umdenken animieren !

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