Arbeitskampf auf der Schiene - GDL ruft zur Urabstimmung über Streiks auf
Einen Tag nach ihrem bundesweiten Warnstreik hat die Lokführergewerkschaft GDL ihre Mitglieder zu einer Urabstimmung über Streiks aufgerufen. Wann die Abstimmung stattfinden soll, ist unklar. Weitere Warnstreiks seien nicht ausgeschlossen.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ruft ihre Mitglieder bei der Deutschen Bahn, Transdev, City-Bahn Chemnitz und acht Personaldienstleistern zu einer Urabstimmung über Streiks auf. Das hat die Gewerkschaft am Freitagabend in einem Schreiben bekanntgegeben, das dem rbb vorliegt. Damit soll die Bereitschaft der Gewerkschaftsmitglieder für längere und häufigere Arbeitskampfmaßnahmen geklärt werden.
Am Freitag habe die Bahn weitere Tarifverhandlungen verweigert, begründete die GDL diesen Schritt. "Wir erwarten, dass unsere Mitglieder der Hinhaltetaktik der Arbeitgeber eine eindeutige Antwort erteilen", so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky.
Die Deutsche Bahn kritisierte die Urabstimmung derweil als "befremdlich und völlig irrational" . Die Verhandlungen seien noch nicht einmal gescheitert, teilte ein Unternehmenssprecher am Samstagvormittag mit: "Die Lokführergewerkschaft sucht nur den Konflikt, zur Kooperation ist sie nicht in der Lage."
Die Bahn habe in der ersten Verhandlungsrunde ein Angebot über eine elfprozentige Lohnerhöhung vorgelegt. "Die GDL streikt den zweiten Verhandlungstermin weg und leitet jetzt die Urabstimmung ohne weitere Verhandlung ein, obwohl bereits verabredet. Wer soll das noch verstehen?", hieß es weiter.
Drei Viertel der GDL-Mitglieder müssen Streik zustimmen
Die GDL benötigt mindestens 75 Prozent Zustimmung ihrer Mitglieder zu längeren und häufigeren Arbeitskampfmaßnahmen. Wann die Urabstimmung starten und enden soll, werde noch bekannt gegeben, hieß es. Warnstreiks seien bis dahin möglich.
Obwohl der Warnstreik der GDL am Donnerstag um 18 Uhr beendet worden sei, habe die Deutsche Bahn am Freitag neue Verhandlungen abgelehnt, hieß es weiter. Es gebe kein klares Signal für weitere Verhandlungen, ein neues Angebot liege nicht vor.
Weitere Gespräche zwischen GDL und Bahn sind eigentlich für den 23. und 24. November angesetzt. Bahnspreche Achim Stauß hatte am Donnerstag gesagt, die Bahn hoffe, dass diese Verhandlungen stattfinden könnten. "Es hängt jetzt von der GDL ab, ob sie weiter eskaliert. Der Ball ist ganz klar auf der Spielfeldhälfte der Lokführergesellschaft", so Stauß.
"Die Arbeitgeber taktieren und ignorieren, dass ihre Beschäftigten für Verbesserungen im Bereich der Arbeitszeit kämpfen. Kalt und realitätsfern handeln sie vorsätzlich gegen die eigenen Mitarbeiter", hieß es dagegen in der Mitteilung der GDL weiter. Das Verhalten der Arbeitgeberseite sei "inakzeptabel, unsozial und respektlos."
Die Mitglieder der Eisenbahner-Gewerkschaft GDL hatten von Mittwochabend bis Donnerstagabend bundesweit einen Warnstreik durchgeführt. In Berlin und Brandenburg waren davon neben Fernverkehrs- und Regionalzügen auch die meisten S-Bahn-Linien betroffen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 17.11.2023, 19:30 Uhr