Immobilienkauf - Signa verkauft Kadewe an thailändischen Handelskonzern

Fr 12.04.24 | 15:51 Uhr
  18
Archivbild: Kaufhaus des Westens am Kudamm. (Quelle: dpa/Inderlied)
Audio: rbb24 Inforadio | 12.04.2024 | Holger Brandenbusch | Bild: dpa/Inderlied

Der insolvente Signa-Konzern hat das Luxuskaufhaus Kadewe für rund eine Milliarde Euro verkauft. Der neue Besitzer der Immobilie gilt auch als aussichtsreicher Kandidat, um Signas Anteile an der Kadewe-Unternehmensgruppe zu übernehmen.

Die Immobilie des Berliner Luxuskaufhauses Kadewe gehört nun vollständig der thailändischen Central Gruppe. Die bisherige Eigentümerin, die insolvente Signa Prime Selection, und die Gruppe hätten eine Vereinbarung über den kompletten Erwerb getroffen, teilte Central am Freitag mit. Zuvor hatte das "Handelsblatt" über den Verkauf berichtet. Demnach soll der Kaufpreis knapp eine Milliarde Euro betragen haben.

"Wir freuen uns, das Kadewe Berlin in unser Portfolio an traditionellen Flaggschiff-Luxusimmobilien aufzunehmen. Die zusätzliche Kapitalinvestition verdeutlicht das Engagement unserer Familie für Kadewe Group und unsere treuen Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden und Geschäftspartner in Europa", sagte Central-Geschäftsführer Tos Chirathivat laut der Mitteilung. "Wir werden uns weiter darum bemühen, mit allen Beteiligten die bestmögliche Lösung zu finden, damit unsere Kaufhäuser ihren normalen Betrieb wieder aufnehmen können - besser und stärker als zuvor und so schnell wie möglich."

Die thailändische Unternehmensgruppe zählt unter Handelsexperten auch zu den Kandidaten für die vollständige Übernahme der Kadewe Group, also des tatsächlichen Warenhausgeschäfts in der renommierten Immobilie in der Tauentzienstraße. Bisher hält Central daran 50,1 Prozent, 49,9 Prozent gehören zur in Schieflage geratenen Signa-Gruppe des österreichischen Geschäftsmannes René Benko.

Kaufpreis soll rund eine Milliarde betragen haben

Die Central Group bleibt laut Mitteilung "in Gesprächen mit dem Management der Kadewe Group und den Gläubigern und ist zuversichtlich, sich als neuer Eigentümer der Berliner Immobilie über den Erwerb weiterer Vermögenswerte zu einigen und damit einen geordneten Ausstieg aus dem Insolvenzverfahren einzuleiten".

Zur Kadewe-Gruppe gehören neben dem Kadewe in Berlin noch das Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg. Ende Januar meldete die Gruppe Insolvenz in Eigenverwaltung an. Der Geschäftsbetrieb läuft weiter.

Die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) teilte dem rbb mit, dass es vor dem Deal über Monate intensive Gespräche mit beiden Unternehmen gegeben habe. "Dabei hat die thailändische Central-Group ihr langfristiges Interesse am Kadewe sehr deutlich gemacht. Der Erwerb der Immobilie für eine Milliarde Euro ist nun ein klares Zeichen für eine gesicherte Zukunft unserer Berliner Warenhausikone." Es sei wichtig gewesen, das Warenhaus aus der Umklammerung vum Signa zu lösen, so Giffey weiter, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine gute Perspektive zu legen.

Luxuskaufhaus mit bewegter Geschichte

Das Kadewe verfügt über 60.000 Quadratmeter Einkaufsfläche mitten in der Hauptstadt - das entspricht etwa acht Fußballfeldern mit hochwertigen Kleidern, Schuhen, Handtaschen und Feinkost. Neben Freunden von Luxuswaren machen sich täglich auch Tausende Touristen auf den Weg in das renommierte Gebäude. Zuletzt wurde das Kaufhaus von 2016 an jahrelang für zig Millionen Euro umgebaut. Im Sommer verlassen die Galeries Lafayette Berlin - damit hat das Kadewe künftig einen Luxus-Konkurrenten weniger in der Hauptstadt.

Das "Kaufhaus des Westens" ist deutlich älter als der Kalte Krieg, nach dem sein Name klingt. Es wurde am 27. März 1907 eröffnet - in einer damals großbürgerlichen Wohngegend abseits der Einkaufsmeile am Potsdamer Platz. 1927 verkaufte Gründer Adolf Jandorf an die jüdische Kaufmannsfamilie Hermann Tietz. In der Zeit des Nationalsozialismus' wurden die Eigentümer aus der Geschäftsleitung verdrängt, aus dem Namen der Kaufmannsfamilie entstand "Hertie".

1943 stürzte ein amerikanisches Flugzeug ins Kadewe, das Gebäude lag in Trümmern. 1950 kam der Neuanfang, in der Adenauer-Ära wurde das Warenhaus zum Sinnbild für Konsum und Kaufkraft. Zur Geburtstagsfeier zum 100. stürmten die Berliner im März 2007 das Haus und holten sich Stücke von einer 6,50 Meter hohen Riesentorte ab.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.04.2024, 19:40 Uhr

18 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 17.

    Danke, denn genau darin liegt der Pfeffer für den BENKO-Deal, der eine wirtschaftsprüfende Lupe bräuchte...
    Doch wenn interessiert das schon/noch!?

  2. 16.

    Grundstückseigentümer und Vermieter ist nach Recherchen der Initiative die „Berlin, Tauentzienstraße 21-24 GmbH & Co. KG“. Komplementär der Grundstücks-KG ohne Beteiligung ist die „Berlin, Tauentzienstraße 21-24 Verwaltungs GmbH“. Es gibt zwei Kommanditisten dieser Kommanditgesellschaft (KG): Die Luxemburger „Berlin, Tauentzienstraße 21-24- A S.a.r.l“ hält 94,9 Prozent der Anteile. Eine „Berlin, Tauentzienstraße 21-24- B S.a.r.l" hält die verbliebenden 5,1 Prozent an der Kommanditgesellschaft, der das Haus gehört.

    Diese Aufteilung der Beteiligungshöhe ist eine typisch für die steueroptimierende Konstruktion eines Share-Deals. Hier erwirbt der Käufer Anteile an der Objektgesellschaft, formal nicht die Immobilie selbst. Ein sehr umstrittenes Steuerkonstrukt.

  3. 15.

    Nee, das geht nicht. Das Haus kann ohne das Grundstück nicht verkauft werden, denn es ist immobil, fest mit dem Grundstück verbunden.

  4. 14.

    Die Premium-Häuser sind vielleicht von der Insolvenz betroffen aber nicht Pleite. Großer Unterschied. Die Premium-Häuser, besonders das KaDeWe, haben immer Gewinne erwirtschaftet. Das die Thailändische Gruppe was von Warenhäusern versteht, haben sie nun die letzten Jahrzehnte nachgewiesen. Mehrheitseigentümer sind sie nun auch nicht erst seit gestern und kennen sich auf dem europäischen Markt gut genug aus.

  5. 13.

    "Nun sei die Central Group alleinige Eigentümerin des Hauses." Des Hauses, nicht des Grundstücks.

  6. 12.

    Das müssen Sie doch gar nicht. Sie können doch kündigen und an anderer Stelle arbeiten. Im KadeWe trifft man auf alles. Gut gelaunte kompetente Beratung in einigen Abtelungen z.B. Spielwaren. In anderen Abteilungen uninteressiertes Personal, das sich unterhält und nicht gestört werden möchte. Auch egal,da muss ich dann nicht kaufen. Dass es vor den letzten Umbauten übersichtlicher war und ein charmanteres Ambiente hatte, finde ich auch. Vermutlich wird es sich nun noch mehr an asiatische malls angleichen...neutral, austauschbar, clean und kühl. Da Lafayette auch geht und Karstadt sich seitJahren selbst schrottet,bleibt nichts. Am Tauentzien Kleidung für jüngeres Publikum in Läden,die letztendlich alle zum H&M Konzerngehören,auch wenn sie anders heißen und ein Legoladen mit ahnungslosem Personal und Produkten, die z.T. in Drogeriemärkten günstiger sind. Ich würde sagen, das KadeWe gehört für Berlinerinnen der Vergangenheit an und für Touristen mit Geld steht es noch ein paar Jahre rum

  7. 11.

    Umgekehrt aber auch!!! Wie oft bin ich durch höfliches Erfragen unfreundlich durch Angestellte behandelt worden. Da fängt es doch an, dass der Einkaufspass aufhört. Was soll’s. Hohe Qualität und ausgefallene Kleidung findet man im europäischen Ausland immer besser. In Frankreich und in London. Das zeigen sich die wahren Metropolen. Auch wenn nicht alles am Konsum festzumachen ist. In diesem Fall jedenfalls schon.

  8. 10.

    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Verkäufer mit Kunden Freundschaft schließen wollen. Weder bei einem in- noch bei einem ausländischen Investor.

    Das KaDeWe hatte mal ein prima Konzept, tolle Ware und eine sehr gute Lebensmittelabteilung. Was ist davon übriggeblieben? So gut wie nichts. Wer will schon täglich Parfüm, Rolexuhren oder teure Weine kaufen. Thema verfehlt, KaDeWe.
    Was das Verlaufen angeht, stimmt. Ein einziges Labyrinth, was mich persönlich immer nur wütend macht, weil ich mal wieder nicht den nächsten Ausgang finde oder an einer ganz anderen Seite als gewollt rauskomme.

  9. 9.

    Ja, durch das angebliche so gute Shop in Shop System hat man im Endeffekt doch die Kundschaft vergrault. Insolvenz mit langer Ansage. Ich hoffe, dass das klassische Kaufhaus, wo Warengruppen direkt nebeneinander verglichen werden können endlich wieder kommt!

  10. 8.

    Nicht unter dem Wert gekauft, sondern zu einem realen Wert. Das die Immobilien von Benko total überbewertet in den Büchern stehen, gehörte zum Geschäftsstelle von SIGNA

  11. 7.

    Es ist das Grundstück , auf dem das KaDeWe steht , für 1 .000.000.000 € VERKAUFT worden . Der Handeltreibende Betrieb ist eine andere Gesellschaft. Diese ist Mieterin und weiterhin in Insolvenz.

  12. 6.

    Wovon träumen Sie sonst so?
    Mir tut das Personal schon jetzt leid.

    Aber geschickt eingefädelt. Interesse seit einem Jahr, Insolvenzantrag abgewartet, billig und weit unter Wert eingekauft.
    Deutschland im Ausverkaufsmodus.

  13. 5.

    Sie haben ja ganz großen Schimmer, oder?
    Ich muss mich mit beleidigenden, vorwiegend älteren Kunden, tagtäglich auseinandersetzten.

    Eventuell kennen sie das Sprichwort „wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“.

  14. 4.

    Nun ja, so viel Geld gibt man ja nicht aus reiner Liebhaberei oder Mäzenatentum aus. Und den deutschen Markt versteht man auch besser, wenn man hier lebt, statt weit weg in Asien.
    Bisher hatte es noch jeder Käufer auf die Grundstücke, Immobilien und Mieteinnahmen abgesehen. Für ein besseres Warenangebot und die Mitarbeiter blieb da kein Platz. Ich lass mich gern eines besseren Belehren, allein mir fehlt der Glaube daran.

  15. 3.

    Für mich ist das KaDeWe ein einziges Labyrinth. Jedes Mal verläuft man sich zwischen unfassbar langweiligen Einzelmarken, jede Marke hat jeweils eigene Angestellte dort nichtstuend herumstehen, aber niemand kauft irgendwas bei ihnen, weil es anderswo um bis zu 50 % günstiger ist.
    Wenn das KDW sich nicht vollkommen neu erfindet, wird es auch mit neuen Eigentümern untergehen mittelfristig, und zwar zu Recht.

  16. 2.

    super das freut uns alle (ironie off)die noch Beschäftigten werden Luftsprünge machen

  17. 1.

    Besser als an deutsche Investoren. Die Asiaten wissen was Kundefreundschaft ist.

Nächster Artikel