Gas-Konferenz - Zahlreiche Festnahmen bei Protest gegen Flüssiggas am Hotel Adlon

Di 10.12.24 | 20:42 Uhr
  98
10.12.2024, Berlin: Aktivisten der Letzten Generation sitzen während einer Demonstrationen gegen den "World LNG Summit" der Gasindustrie und Flüssiggasanbieter in Berlin vor einem Eingang des Adlon, der mit grüner Farbe beschmiert ist (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow).
Video: rbb24 Abendschau | 10.12.2024 | Uwe Wichert | Bild: dpa

Klimaschutzgruppen hatten bereits vorab Proteste gegen eine Konferenz der Flüssiggas-Industrie in Berlin angekündigt. Die Polizei sperrte die Umgebung des Hotels Adlon ab. Friedlich blieb es am Dienstag trotzdem nicht.

Mit einer Farbattacke, Demonstrationen und versuchten Sitzblockaden haben Klimaschützer ihren Protest gegen eine Wirtschaftskonferenz zum Thema Flüssiggas in Berlin fortgesetzt. Mehrfach griffen Polizisten am Dienstagvormittag vor dem Hotel Adlon am Brandenburger Tor ein und zogen, drängten und trugen Demonstrantinnen und Demonstranten fort.

Rund 200 vorübergehende Festnahmen habe es bislang gegeben, bei gerade einmal 250 teilnehmenden Aktivisten, wie ein Polizeisprecher dem rbb am Nachmittag sagte. Von den Personen seien die Personalien festgestellt worden, anschließend entließ man sie wieder. Die Polizei stellte nach eigenen Angaben 152 Strafanzeigen wegen Landfriedensbruchs, 36 wegen Nötigung und vier wegen Sachbeschädigung.

Die Gewalt sei vor allem von Aktivisten der Gruppe "Ende Gelände" ausgegangen, die auf der Vorderseite des Adlons protestierten, hatte die Polizei bereits am Mittag mitgeteilt. Sie seien am Morgen aus dem Tiergarten auf das Hotel zugestürmt und hätten mehrere Beamte verletzt. Die Polizei nahm ihre Personalien auf und erteilte Platzverweise. Ermittelt werde unter anderem wegen Landfriedensbruchs. Die Aktivisten der "Letzten Generation" auf der Rückseite des Gebäudes hätten dagegen friedlich demonstriert.

Farbattacke auf Seiteneingang

Mehrere Demonstranten schütteten grüne Farbe gegen einen Seiteneingang des Hotels nahe dem Brandenburger Tor. Die Farbe landete großflächig an der Glastür und auf dem Gehweg. Mindestens vier junge Menschen setzten sich vor den Hoteleingang.

In dem Hotel findet die mehrtägige Konferenz "World LNG Summit" statt. Die Gruppe "Letzte Generation" schrieb auf X: "Gaslobby stoppen - sauberes Gas ist eine dreckige Lüge! Grüne Farbe verschüttet, um das Greenwashing des World LNG Summits symbolisch zu kritisieren."

Demonstrantin an Felge geklebt ins Krankenhaus gebracht

Die Klimaschützer zogen zunächst am frühen Dienstagmorgen mit einer Demonstration durch Berlin-Mitte. Auf einem Transparent war der Spruch "Sauberes Gas ist eine dreckige Lüge" zu lesen. Am Ende der Demonstration mit etwa 200 Menschen seien zahlreiche Teilnehmer gewalttätig geworden und hätten Polizisten an den Absperrungen am Hotel Adlon angegriffen, sagte Polizeisprecher Nath. "Sie haben sogar eine Fahrradstreife der Polizei angegriffen."

Einige Aktivisten hätten sich am Hotel auf dem Boden und an Felgen eines Fahrzeugs festgeklebt, so die Polizei. Polizisten hätten sie zum Teil abgelöst. Zwei Demonstranten seien wegen Unterkühlung in ein Krankenhaus gebracht worden. Eine Demonstrantin klebte so fest an der Felge eines Pritschenwagens, dass sie samt dem abmontierten Rad von einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht wurde. Der Pritschenwagen wurde von der Polizei abtransportiert.

Die "Letzte Generation" postete ein Video im Internet und kritisierte, einige Menschen seien verletzt worden. Zahlreiche andere Demonstranten knieten in weißen Overalls gegenüber dem Hotel auf dem Boden.

10.12.2024, Berlin: Eine Aktivistin, die sich an einem Reifen festgeklebt hat, wird während Demonstrationen gegen den "World LNG Summit" der Gasindustrie und Flüssiggasanbieter in Berlin in einen Rettungswagen gebracht (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow).
Eine Demonstrantin, die sich an einem Reifen festgeklebt hat, wird von Rettungskräften weggebracht. | Bild: dpa

Route von Demozug am Nachmittag verändert

Bereits am Montag war es zu Protesten gegen die "World LNG Summit" gekommen, die im Adlon noch bis Donnerstag stattfindet. Weitere unterschiedliche Proteste, Blockaden und eine Demonstration für Dienstag sind von einem Bündnis von Umweltinitiativen angekündigt. Beteiligt sind neben Greenpeace etwa Amnesty International und Fridays for Future.

Eine Demonstration am Dienstagnachmittag, zu der mehrere Organisationen aufgerufen hatten, wurde spontan verlegt. Die ursprüngliche Route sollte vom Pariser Platz eine Runde durch Mitte und zurück zum Pariser Platz führen. Stattdessen führte sie vom S-Bahnhof Friedrichstraße zur Straße Unter den Linden, allerdings nicht mehr in die Nähe des Adlons. Es versammelten sich rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Laut Polizei verlief diese Demonstration friedlich.

Der "World LNG Summit" ist eine internationale Konferenz, auf der sich führende Akteure der Gas-Branche und auch Politiker treffen. Mehr als 40 Umweltverbände und Klimaschutz-Gruppen kritisieren das Treffen. Ihrer Ansicht nach ist fossiles Gas genauso umweltschädlich wie Öl oder Kohle. "Multinationale Konzerne nutzen bei diesem Gasgipfel gezielte Desinformation und Lobbyismus, um fossiles Gas als sogenannte 'Brückentechnologie' zu erneuerbaren Energien zu etablieren", hieß es von den Umweltgruppen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 10.12.2024, 19:30 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 10.12.2024 um 21:19 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

98 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 97.

    Nicht schlecht. Klassiches derailing. Man geht auf Nebenaussagen ein aber nicht auf den Kern der Aussagen.

    Bei einer Skala von 10 gebe ich ihnen 3 Punkte.

  2. 96.

    Ich halte ein derart aggressives Verhalten gegenüber Dritten oder deren Eigentum absolut nicht für witzig. Der Einsatz für Umwelt- und Klimaschutz darf nicht so geführt werden, wie diese Attacken. Gehör verschaffen, das hat mit Akustik zu tun,das ist in Ordnung. Was da wieder abging, hat mit Kriminalität zu tun, vorsätzliche Handlungen zum Schaden anderer. Fossile Brennstoffe zu verbannen, schließt auch alle Produkte ein, die fossile Rohstoffe beinhalten. Da muss man sich schon entscheiden und genau das passiert bei den Aktivisten nicht. Sie sind keine Vorbilder, haben keine Lösungen für die Probleme unserer Zeit und wickeln sich in Folien, benutzen Klebstoffe, tragen Kleidung aus Kunststofffasern und wollen andere Leute bevormunden. Sind sie bereit in Form von Arbeit oder Studium etwas zu verändern? Das sehe ich nicht. Ich sehe nur eskalierende Gruppendynamik mit Gewalt und Sachschäden als Ergebnis. Kann sein, dass Ihnen das genügt, mir reicht's nur!

  3. 95.

    Ja also das wurde ehrlich gesagt auch langsam mal Zeit.

  4. 93.

    Sinnbefreit heißt nicht sinnvoll. Nur so, zum mitdenken.

  5. 92.

    Ja das mache ich, schließe dabei aber natürlich auch die NATO-Staaten und die USA ein ... jede Kriegspartei dieser Welt.

  6. 91.

    Nun 22 Grad sind bei einigen Älteren oder bewegungseingechränkten Personen oft schon fast Unterkante des Wohlbefindens oder medizinisch notwendigen. Da helfen auch keine warmen Socken. Andesrum hängt das Temperaturempfinden eines gesunden, hier auch älteren, Menschen stark von der Art der Heizung ab. Bei Radiatoren müssen sie schon ganz schön "feuern", haben trotzdem "Kälteinseln". Bei Fußbodenheizungen ist dies z.B., ähnlich wie bei modernen Wandheizungen nicht der Fall. Da erreichen sie die 22 Grad bereits locker im Abschaltbetrieb (Frostschutzbetrieb) der Heizanlage. Sie sehen also wir können gern über die 22 Grad streiten, nicht aber über Gewalt, Sachbeschädigungen, Nötigungen.

  7. 90.
    Antwort auf [Möter] vom 10.12.2024 um 18:05

    Gilt nicht für Aktivisten die sind schon immer befreit.

  8. 89.

    Das mit den 22 Grad gefällt Ihnen oder?? Meine südländischen Nachbarn laufen Barfuß bei 25 Grad in der Wohnung.
    Sehen Sie "Heizen" einfach als "Konsum" - der eine hat ein teures Auto, der andere heizt....
    Ich werde Ihnen mal etwas sagen...diese Klimaaktivisten haben ein warmes Zuhause und Konten voller Geld und Sponsoren. Oder sehen Sie jemanden von diesen Personen Flaschen sammeln sehen oder gar Arbeiten?
    Mich interessieren diese Aktionen nicht wirklich....ich nenne es Zeitgeist immer wieder medial in Erscheinung treten zu wollen.

  9. 88.

    Die Zukunft ist, das wir alles machen was Aktivisten wollen!
    Habe aber einen Vorschlag die Sahara ist CO2 frei können doch alle dort hin wandern.

  10. 87.

    Jemand der sich über diese Leute aufregt und nicht dazu schreibt was getan werden müsste.....sind ignorante Stammtischschwätzer.

  11. 86.

    Wunderbarer Kommentar....und warum wurden 10 Polizisten verletzt, wenn alles so "Friedlich" ist ??

  12. 85.

    Wissen diese lieben Aktivisten auch, dass wir derzeitig so viel Strom, auch Atom, teuer importieren wie nie zuvor? Weil unsere Ventilatoren das nicht hergeben? Sonst hatten wir massenhaft Strom exportiert und sogar Geld damit verdient.

  13. 84.

    Sagen Sie dies gerne den Herren Putin, Lukaschenka, Xi, Kim, Maduro, den Mullahs und den Arabischen Königen und nicht zu vergessen, Herrn Methanyahu.

  14. 83.

    Danke für den Tip mit diesem Klimagerät. Muss ich mich mal mit beschäftigen. War erstmal geschockt über meine Heizkostenabrechnung, das ist nicht mehr normal. Nun habe ich auch noch Pech mit meinem Vermieter, der durch irgendwelche Contracting Verträge(oder wie das heißt)das Heizen noch teurer macht. Mein Kumpel im Nachbarhaus zahlt in einer 3 Raumwohnung (WBM) dasselbe wie ich in einer 1 Raumwohnung, mit Einem Heizkörper. Und die sind Rentner, da läuft die Heizung den ganzen Tag.

  15. 81.

    Also darf man sich eigentlich gar nicht gegen Lobbyismus engagieren, weil Ihrer Meinung nach niemand die Schuhe aus Nesseln geklöppelt hat? Niemand den Fisch fängt und roh verspeist und keiner Schafe hält und schert und spinnt und strickt oder Schlüpfer daraus webt und damit durch die Straßen zieht?

    Eine recht infantile Sicht, finden Sie nicht auch?

  16. 80.

    Gehen sie mal auf die Seite der Verbraucherzentrale und schauen nach was Ökostrom und Ökogas so bringt, also Auswirkungen auf die Energiewende usw.
    Nach der Lektüre der dortigen Ausführungen ist ihnen „öko“ nicht mehr so wichtig.

  17. 79.

    Das ist ja jetzt lächerlich, hiermit würden Sie ja nur sagen wollen, dass jene sich nie für das Klima und die Umwelt engagieren dürften, nur, weil sie leben. Was für ein Unsinn.

    Aber als Witz immer verwertbar.

Nächster Artikel