Berliner Zentral- und Landesbibliothek - Kultursenator Chialo schlägt Friedrichstraße als neuen ZLB-Standort vor

Mo 28.08.23 | 18:26 Uhr
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Passanten gehen am 28.08.2023 am Quartier 207 an der Friedrichstraße vorbei. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Video: rbb24 Abendschau | 29.08.2023 | Agnes Sundermeyer | Studiogast: Volker Heller | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Der ehemalige Flughafen Tempelhof, das ICC oder ein Neubau: Seit Jahren wird in Berlin nach einem neuen Standort für die Zentral- und Landesbibliothek gesucht. Nun hat Kultursenator Chialo einen neuen Vorschlag: das Q207 in der Friedrichstraße.

Der Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) hat einen neuen möglichen Standort für die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) vorgeschlagen: das Quartier 207 an der Friedrichstraße, in dem unter anderem das Kaufhaus "Galeries Lafayette" untergebracht ist.

Chialo bezeichnete seinen Vorstoß im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses als "starkes Zeichen des Aufbruchs" für Berlin. "Der Ort bietet ideale Bedingungen für eine zeitgemäße Bibliothek in einer Millionenmetropole und das mitten im Herzen der Stadt", sagte der Kultursenator laut einer Mitteilung. Mit vier Unter- und sieben Obergeschossen mit einer Fläche von insgesamt 35.000 Quadratmetern habe das Gebäude die richtige Größe, obwohl das leicht über dem ermittelten Bedarf liege.

Gibt "Galeries Lafayette" den Standort Berlin auf?

Chialo betonte in der Pressemitteilung, der Komplex sei schneller bezugsfertig und nachhaltiger als ein Neubau. Die Kosten des Vorschlags wurden bislang nicht diskutiert. Die Idee der alternativen Nutzung sei mit dem Eigentümer des Quartier 207, der Immobilienfirma Tishman Speyer, entwickelt worden. Der US-Investor hatte das Quartier 207 Anfang 2022 gekauft.

Im Ausschuss erwähnte Chialo, die "Galeries Lafayette" solle 2024 ausziehen. Laut der "Berliner Morgenpost" soll der Mietvertrag bis Ende 2024 laufen. Gespräche über einen neuen Vertrag mit dem französischen Einzelhändler mit Sitz in Paris seien schwierig. In der Vergangenheit wurde bereits mehrfach darüber spekuliert, ob das Unternehmen den Standort in Berlin aufgibt. Vom Unternehmen selbst habe es auf Anfrage zunächst keine Reaktion gegeben, so die Zeitung.

Der Generaldirektor der ZLB, Volker Heller, zeigte sich von der Idee für einen neuen Standort begeistert: "Das ist eine Jahrhundertchance für Berlin! Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin in der Friedrichstraße ist ein richtig guter Vorschlag." Das Quartier 207 erfülle die Anforderungen für die Nutzung der Räumlichkeiten voll und ganz. Das einzige Manko: "Lediglich die Außenmagazine der ZLB, derzeit im Westhafen, müssten weiter betrieben werden." Heller mahnte an, dass eine schnelle Lösung für die ZLB auch angesichts der übernutzten Infrastrukturen in den bisherigen Gebäuden dringend erforderlich sei.

Neubau-Pläne auf Eis

In der Mitteilung der Kultursenatsverwaltung hieß es weiter, dass die beiden Standorte am Blücherplatz und in der Breiten Straße zu klein geworden seien, der bauliche Zustand marode und der Instandsetzungsbedarf riesig sei. Ursprünglich habe die Amerika-Gedenkbibliothek am Blücherplatz erweitert werden sollen, wofür sich der Senat 2018 auch ausgesprochen habe. Vergangenes Jahr sei das Projekt aus finanziellen Gründen auf Eis gelegt worden.

Die ZLB ist nach eigenen Angaben mit über 3,5 Millionen Medien und 1,5 Millionen Besuchen im Jahr die größte öffentliche Bibliothek Deutschlands. Seit 2015 ist verabredet, die beiden ZLB-Standorte zusammenzuführen. So wurden das seit langem leerstehende ICC oder auch der ehemalige Flughafen Tempelhof als neuer Standort erwogen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 28.08.2023, 19:30 Uhr

31 Kommentare

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  1. 31.

    Zwei Ecken weiter ist bereits eine sehr große, sehr bedeutende, sehr besuchte Bücherei: Das alte Haus der Staatsbibliothek. Nochmal zwei Ecken weiter befindet sich die große Hauptbibliothek der Humboldt-Universität. Wie belebt sind diese Gegenden? Wie viele Menschen strömen dort herum und sorgen für volle Geschäfte? Oder tun es derzeit am Blücherplatz und in der Breiten Straße?

    Statt sich irgend etwas zusammenzuphantasieren, könnte man ja einfach mal hingehen und schauen, wer in diesen Bibliotheken hauptsächlich herumsitzt: Junge Leute, die entweder eine kalte Wohnung haben (oder womöglich gar keine) und/oder Strom schnorren wollen. Kommen gern vormittags, bleiben bis abends. Wirken nicht so, als wären sie scharf darauf (und solvent genug), um auch noch schicke Läden für überflüssigen Krimskrams zu frequentieren und am Leben zu erhalten.

  2. 30.

    Die Lokasisation ist gut, das Haus allerdigs ein Katastrophe. Die Fenster sind nicht zu öffnen (außer von Fachkräften),
    die Kühlung des Hauses erfolgt über Wasserrohre in der Decke. Macht sich bei einer Bibliothek nicht besonders
    gut da es häufig zu Leckagen kommt. Das Haus wurde von einem französischen Architekt entworfen und gebaut.
    Es gibt viele Besonderheiten, viele Reparaturen können nur von Spezialfirmen zu entsprechenden Preisen ausgeführt
    werden.
    Hoffentlich werden vor dem Kauf die richtigen Fragen gestellt.

  3. 29.

    Nach jahrelanger Standortsuche für einen NEUbau sieht man mit dieser "Lösung" doch ziemlich alt aus!
    Dass die Pläne für einen Neubau praktisch auf Eis liegen soll mit diesem neusten Vorstoß überdeckt werden. Vor wenigen Wochen gab es schon andere "tolle" Ideen wie einen Umzug in die (renovierungsbedürftigen) Gebäude des Flughafen Tempelhof oder ICC

    Ein Standort "Mitten im Herzen der Stadt"? Nicht für alle!
    Hinradeln? Nein, keine Stellplätze.
    U-Bahn? Nein, erst kürzlich die Station Französische Straße geschlossen.
    CO2 in die Luft pumpen mit dem Auto? Ja, bitte doch! Schließlich wurde die Friedrichstraße ja erst kürzlich wieder für den Verkehr freigegeben!!!

  4. 28.

    Es ist keine Spekulation meinerseits. Es werden die Mietverträge der angesiedelte Geschäfte (und nicht nur Lafayette) einfach nicht verlängert. Ist auch klar, wenn Berlin sagt wir könnten einziehen, sorgt TS, dass alle raus werden. Damit ist das Land Berlin, könnte man sagen (mit)schuldig an der Auszug Lafayette.

    Da könnte die RBB gerne nachhaken.

  5. 27.

    Blöd halt, dass Kunden aus Berlin schon in großer Zahl eine Riesenbogen um die Friedrichstraße gemacht haben. Die wurde von den Immobilen-Investoren als Ku'Damm-Ersatz gehypt, konnte die Erwartungen aber nie erfüllen. Die ZLB braucht dringend Ersatz, der über Jahre verschleppt worden ist. Die Idee ist deshalb smart, auch wenn die Diskussion noch am Anfang steht.

  6. 26.

    Unmöglichen Vorschlag! Der Senat sollte sich vielmehr für den Erhalt der Gallerie Lafayette und eine Vielzahl attraktiver Kaufangebote in der Friedrichstraße einsetzen.

  7. 24.

    Es liegt an der französischen Konzernführung des Kaufhauses. Der Kontakt zwischen Vermieter und denen läuft eher zäh - s. https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2023/08/zlb-vorschlag-chialo-neuer-standort-friedrichstrasse-.html

  8. 23.

    Sieht mehr danach aus, als ob sie Lafayette rauswerfen würden um Platz für die LZB zu machen. Also Arbeitsplätze opfern um sich weniger Mühe bei der LZB zu machen?

  9. 22.

    Das Quartier 207 gehört der Immobilienfirma Tishman Speyer.
    https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2023/08/zlb-vorschlag-chialo-neuer-standort-friedrichstrasse-.htm
    Die informierte Presse berichtete gestern auch, dass ein Mietkauf in Betracht gezogen wird.
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-auszug-des-kaufhauses-galeries-lafayette-chialo-schlagt-quartier-207-als-neuen-standort-fur-zentralbibliothek-vor-10379389.html

  10. 21.

    Gute Idee und ganz gute Lage!
    Aber, wem gehört das Q207?
    Lieber Senat, bitte beim Kauf nicht über den Tisch ziehen lassen... in Besitz der Stadt überführen, nicht mieten!
    Dann könnten die Steuerzahlenden mal wieder ein Buch in die Hand nehmen und weniger chatten...

  11. 20.

    Nachdem die RRG-Stillstandskoalition die weitere Planung am Blücherplatz "auf Eis" gelegt hatte, muss sich halt der neue Kultursenator kümmern. Warum also nicht hier, falls das Lafayette auszieht? Dabei steht auch ein Mietkauf zu Diskussion.

  12. 19.

    aha. CDU hat sich also mit der Friedrichstr verzockt. Lafayette zieht aus und jetzt sollen die Steuerzahler mit viel Geld helfen, damit daraus doch irgendwie ne Erfolgsgeschichte wird? Nein, Danke.

    Das Land hat genug Flächen, wo eine ZLB möglich wäre. Warum muss da jetzt noch etwas hinzugekauft werden?!

  13. 18.

    Wie hoch sind denn die Kosten beim Umzug ins Q207? (Umbau, Miete, laufende Kosten usw in Vergleich zum jetzigen Standort)

  14. 17.

    Warum kauft das Land Berlin dem US-Investor das inzwischen schlecht zu vermietende Gebäude nicht einfach für nen Appel und Ei ab?

  15. 16.

    Sie haben schon mitbekommen, dass Lafayette schließt, oder? Der vorherige Kultursenator hatte allerdings keine Mittel für die ZLB im Investitionsprogramm für die Jahre 2022 bis 2026 einplanen lassen.

  16. 15.

    ....Standort Friedrichstraße bedeutet doch sehr teure Miete und das kann man sich leisten? Wo ist das Problem, sich ein Gebäude auszusuchen, dass dem Land Berlin gehört und leer steht?

  17. 13.

    Schade, daß wir so selten einen Menschen im Amt haben, der von seinem Metier etwas versteht. Wir sollten unbedingt die angestammten Häuser behalten. Die Bibliothek ins Humboldtforum zu bringen, das wäre es gewesen, aber das ist ja nun nicht. Bitte keine Neubauten. Geben Sie der Bibliothek den gesamten Marstall, führen Sie alle Stadt- und Bezirksbüchereien zeitgemäß zusammen und schaffen Sie eine Bibliothek - mit Standorten in jedem Bezirk.
    In der Friedrichstraße ist es so eng, da ist ja nicht einmal Platz für ein paar Fahrradständer.
    Aber zum Glück haben wir ohnehin kein Geld, da können noch ein paar unserer Angestellten phantasieren ...

  18. 12.

    Der Platz wäre ja schon irgendwie großartig - ein Bibliotheksviertel: Staatsbibliothek, Humboldt-Universitätsbibliothek, Zentral- und Landesbibliothek.
    ABER
    Wie auch immer die Mietkonditionen aktuell wären, die ZLB könnte nicht so einfach ausziehen bei Mieterhöhung nach 10 oder 20, 30 Jahren. Berlin macht sich damit extrem erpressbar.

  19. 11.

    Wer begibt sich freiwillig in diese Innenstadt? Selbst die U-Bahn hält da nicht mehr…
    Das wird wohl der Grund für den Weggang sein: Ewige Querelen um die Verkehrsanbindung - der Radfahrer ist auch wohl eher Zuseher Sparfuchs, als Kaufhauskunde.

  20. 10.

    Erst machen die Grünen die Straße kaputt und jetzt haut die CDU nachbringen oben drauf. Bravo!!!

  21. 8.

    Die von der CDU geforderte Freigabe der Friedrichstr. für den Autoverkehr scheint dem Kaufhaus auch nicht zu helfen. Dafür will der Senat jetzt auch noch zwei im Stadtteil bestens funktionierende, extrem nachgefragte zentrale Teilbibliotheken in landeseigenen und abbezahlten Immobilien (ZLB MItte und AGB Kreuzberg) dichtmachen, um einem Immobilienspekulanten auf der Friedrichstr. mit steuerfinanzierten Mieteinnahmen aus der Patsche zu helfen.

    Ist das die "Kulturpolitik" der CDU? Der Spekulant reibt sich sicher schon die Hände: "Die Idee der alternativen Nutzung sei mit dem Eigentümer des Quartier 207, der Immobilienfirma Tishman Speyer, entwickelt worden."

    Ich werde für den Erhalt der gerade erst um einen Anbau mit neuen Arbeitsplätzen erweiterten AGB kämpfen!


  22. 7.

    Was soll das heißen „ Galeries Lafayette“ soll ausziehen? Läuft der Mietvertrag aus oder wird den Galeries Lafayette
    gekündigt.
    Somit verliert Berlin dann das einzige schöne Kaufhaus und wird immer mehr zur Provinz.
    Kein Wunder wenn immer mehr Berliner wegziehen.

  23. 6.

    „ Die Kosten des Vorschlags wurden bislang nicht diskutiert. “

    Typisch für Kulturmenschen. Was interessiert Schnödes wie Geld?

  24. 5.

    Bitte nicht, denn ich möchte nicht wissen, wie hoch die Miete ist, da ja ein US-Immobilienentwickler das Gebäude erworben hat!!

  25. 4.

    Ursprünglich sollte es für 500 Mio. einen Neubau auf dem Tempelhofer Feld geben. Die Wowereit-Gedächtnis-Bibliothek wurde aber abgelehnt. Kistenschätzungen von 2020 gingen dann auch von mittlerweile 500 Mio am Blücherplatz aus. Da ist das Lafayette schon die sympathischer Lösung.

  26. 3.

    Eine großartige Idee, zumal man offenbar gemeinsam mit den Besitzern der Immobilie, die ihre Bude nicht mehr vermietet bekommen, bereits die Statik überprüft hat.

    Großartig auch die gute verkehrliche Anbindung: Der U-Bahnhof direkt vor der Tür wurde ja unlängst aufgegeben, und dann fährt noch eine Buslinie (alle zehn bis zwanzig Minuten). Also alles viel besser als am Halleschen Tor, wo man nur eine ziemlich minderwertige Wiese bebauen müsste - was aber aus diesen und jenen Gründen nicht geht, sondern das ist nur möglich für den "Pop-up-Anbau" der AGB, der dieser Tage eröffnet wird.

    Und klar: Politiker fahren ja eher nicht mit dem ÖPNV, und Parkplätze gibt's ja in den Parkhäusern genug (lässt sich der Immobilienbesitzer dann vermutlich auch teuer vom Land bezahlen).

  27. 2.

    Das Ganze halte ich für eine exzellente Idee!
    Wenn die Bibliothek in den obersten Etagen angesiedelt wird, könnten die abzuholenden Bücher durch den gläsernen Trichter im Innern des Kaufhauses direkt zu den Abholern im Erdgeschoss gelangen. Dann hätte dieser Trichter endlich mal ne vernünftige Funktion. Oder?
    Allerdings weiß ich nicht, ob das Kaufhaus-Klientel sich mit dem Bücherei-Klientel so gut verträgt - ein separater Eingang wäre vielleicht notwendig...

  28. 1.

    Ist damit ein Kauf des kürzlich von Amerkikanern erworbenes Q207 geplant, oder soll es gemietet werden? So oder so eine üppige Investition.

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