Premiere in Eisenhüttenstadt - DDR-Hotel Lunik öffnet als Theater noch einmal seine Pforten

Das einst beliebte DDR-Hotel Lunik ist seit 30 Jahren geschlossen. Eine Theatergruppe hat die Erinnerungen aufgearbeitet und schlüpft nun in die Rollen der Zeitzeugen. Bei der Premiere wurde das Hotel wieder lebendig. Von Eva Kirchner-Rätsch
Das Hotel Lunik gehört zu Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) wie das Stahlwerk oder die denkmalgeschützten Wohnbezirke. Einst das beste Haus am Platze, ist es heute zerfallen und sanierungsbedürftig. Mehr als 20 Jahre hat dort niemand mehr übernachtet.
Doch jetzt zieht wieder Leben ein. Mit dem Stationstheater "Hotel Lunik" macht das Theaterensemble "Das letzte Kleinod" das Haus wieder zugänglich. Erinnerungen von ehemaligen Angestellten und Gästen leben an den originalen Schauplätzen wieder auf. Am Dienstagabend hatte das Theaterstück Premiere.
Die Ruine wird zur Theaterbühne
Wer allerdings an diesem Abend eine Bühne und lange Stuhlreihen erwartet hatte, wurde enttäuscht. "Hotel Lunik" spielt im gesamten Haus: vom Keller bis zur Dachterrasse in der fünften Etage mit grandiosem Ausblick. Die Rezeption, der Speisesaal, die Küche, die Nachtbar, der Hotelflur und einzelne Zimmer - all das ist die Theaterbühne. In einem Haus, an das viele Zuschauer an diesem Abend zunächst schöne Erinnerungen haben, wie eine Dame vor dem Stück berichtet. "Dort war eine sehr schöne Gaststätte, wo wir mit meinem Mann und Freunden essen waren. Sogar noch mit Live-Band."

Geschichten der Zeitzeugen
Dann geht es hinter die Kulissen. In kleinen Gruppen werden die Gäste von Szene zu Szene geführt. Vom Restaurant aus geht es in den Keller. Dort wurde das gelagert, was sonst eher knapp war, erzählt ein "ehemaliger Küchenangestellter". Gespielt wird dieser von Richard Gonlag. "Orangen und Bananen gab es immer auf dem Frühstücksbuffet", erklärt er aus seiner Rolle heraus dem Publikum. "Die haben wir von Leipzig gekriegt, weil Leipzig war die Zentrale Interhotel (eine Hotelkette der DDR mit gehobener Klasse, Anmerk. d. Red.)".
Anschließend führt der Weg die Zuschauer durch ein enges Treppenhaus wieder nach oben. Die nächste Szene spielt in der Küche. Sie werden dort direkt angefahren: "Ruhe! Wir durften nicht quatschen." Augenblicklich verstummt das Getuschel. "Denn reden durfte nur der Küchenchef, der vorne stand. Das war aber meistens ich."

So erleben die Besucher an Originalschauplätzen die Geschichten, die Zeitzeugen berichtet haben. Regisseur Jens Erwin Siemssen hat dafür unzählige Interviews geführt. Nun werden diese Erinnerungen wieder lebendig. "Das ist natürlich ein Flashback für die Leute, die kommen. Die haben sich oder auch Kollegen wiedererkannt. Es ist eins zu eins das, was wir gehört haben."
Während der Aufführung wird viel gelacht und bestätigt, dasws es sich im Hotel genauso zugetragen habe. Bei Musik und Gesang beginnen einige Besucher spontan zu schunkeln und zu tanzen.

Die Schattenseite hinter der Hotel-Kulisse
Es gibt aber auch Szenen, die zeigen, dass das Leben und Arbeiten im Lunik teils weniger schöne Seiten hatte und vor allem streng überwacht war. Zu Gast waren Reisegruppen aus der Sowjetunion, Politprominenz, aber auch Gastarbeiter aus der BRD und aus Österreich. Jeglicher Kontakt mit diesen Gästen aus dem nicht sozialistischen Ausland war dem Personal verboten, so die bittere und traurige Erinnerung einer einstigen Kellnerin - gespielt von Elisabeth Müller. "Für meinen Sohn war es nicht ungewöhnlich, ohne Vater aufzuwachsen - weil er nie einen hatte. Er ist aus dem Westen. Wir hatten uns damals verliebt. Aber jemand von der Bedienung hatte mich ausspioniert und angeschissen, wegen dem Kind."
Das Theater erzählt diese und viele andere Geschichten. Nach gut zwei Stunden endet das Stück dann auf der Straße vor dem Haus. Die letzte Szene sind Erinnerungen an die Kündigungswelle nach dem Ende der DDR. Auf die bröckelnde Fassade sind alte Fotos projiziert. Und das Publikum ist begeistert, wie der Applaus und Jubelrufe zeigen.
Vorstellung des Stationstheaters "Hotel Lunik" in Eisenhüttenstadt gibt es täglich bis zum 12. Mai - außer montags jeweils um 19 Uhr [www.das-letzte-kleinod.de].
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.04.2024, 15:10 Uhr
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