Bedrohter Club in Berlin - Die Zukunft der "Renate" entscheidet sich im Garten
Wird der Berliner Club Renate weiter existieren, oder sind die wilden Zeiten vorbei? Streitpunkt ist der Garten, ohne den sich die Betreiber den Club kaum vorstellen können. Sie hoffen auf Verhandlungen mit dem Eigentümer. Von Janek Alva Kronsteiner
Das erste Wochenende nach der Meldung sei emotional gewesen, erzählt Zoe Uellendahl, zuständig für Management und Personal im Club Renate. "Viele Gäste haben uns ihr Beileid ausgesprochen." Die 28-Jährige betreut im Club über 100 Mitarbeiter:innen – und man merkt ihr an, dass sie sich für diese verantwortlich fühlt. "Hier arbeiten viele Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt sonst keine guten Chancen haben, etwa weil sie schlecht Deutsch sprechen."
In der Renate – auch als Wilde Renate bekannt - finden seit 2007 Menschen Raum für Party, Pomp und Tanz. In einem umgebauten Mehrfamilienhaus am Markgrafendamm finden nebst Club auch Bands und DJs Platz für Proberäume. Die Räume im Tanzlokal sind verwinkelt, es ist wie ein Labyrinth, viele finden nicht beim ersten Mal heraus, wie Zoe erzählt.
Verspielte Deko, bunte Räume, beeindruckende Lichtinstallationen, überall passiert was. Und trotzdem tragen die verwinkelten Zimmer, die Verschläge in dunklem Licht, den Charme einer WG-Party mit sich. Oder die einer unangemeldeten Feier in einem Abrisshaus.
Miete in den letzten zehn Jahren stark gestiegen
Doch Leerstand ist zwischen Ostkreuz und Rummelsburger Bucht selten geworden. Um den Garten, der eigentlich durch einen riesigen Zaun vom Rest des Viertels abgetrennt ist, wachsen immer mehr Neubauten, die nun bedrohlich über den Zaun ragen.
Und der Renate-Garten, der unabhängig vom Clubbetrieb zweimal die Woche offen ist, könnte als nächstes bebaut werden. Vermieter des Geländes ist die Tetras Grundbesitz GmbH, deren Geschäftsführer ist Gijora Padovicz. Das Mietverhältnis mit Tetras bestehe seit 2014, erklärt eine Sprecherin der Renate. Seitdem habe sich die Miete mehr als verdoppelt.
Der letzte Mietvertrag von 2020 ist ein Staffelmietvertrag. Inzwischen überweist die Renate 16.000 Euro monatlich an Tetras, wie beide Seiten übereinstimmend sagen. Das wäre, so der Anwalt von Padovicz, ein Preis von 8 Euro pro Quadratmeter, also in dessen Augen durchaus ein guter Deal für die Lage in Friedrichshain.
Padovicz-Gruppe möchte Neubau auf dem Gelände
Zum 31. Dezember 2025 läuft dieser Vertrag nun aus. Und dann soll sich auf dem Grundstück etwas tun. Das Haus soll saniert werden, auf dem Grundstück außerdem ein Neubau entstehen, wie der Anwalt von Padovicz auf Nachfrage sagt, mutmaßlich auf der Außenfläche des Clubs.
Padovicz sei jedoch davon ausgegangen, dass die Renate ihren Club weiter auf den Innenflächen des Hauses betreiben wird. Bis zur Veröffentlichung der Pressemitteilung habe das Renate-Team "klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, dass eine Verlängerung gewünscht ist, und der Mieter zu keinem Zeitpunkt – vor der Pressemitteilung – kommuniziert hat, nicht den Mietvertrag verlängern zu wollen und den Standort zu verlassen”, schreibt Padovicz' Anwalt.
Garten als Streitpunkt
Die Betreiber:innen der Renate können sich eine Bewirtschaftung ohne Garten aber kaum vorstellen. "Die aktuellen Bedingungen, die bei uns auf dem Tisch liegen, sind für uns nicht tragbar," stellt Zoe Uellendahl fest.
Renate-Sprecherin Jessica Schmidt betont, dass sie nach wie vor an einer Zusammenarbeit interessiert seien. "Leider haben wir bis heute kein verbindliches Angebot erhalten, welches für uns betriebsichernde Flächen - wie unseren Außenbereich - erhalten." Dementsprechend habe man das Ende des Mietverhältnisses 2025 vermeldet - auch, damit sich Mitarbeitende und Partner:innen nach neuen Arbeitsplätzen umschauen könnten. Verhandlungen über einen neuen Vertrag stehe man trotzdem offen gegenüber.
Der Streitpunkt bleibt der Garten: für die Padovicz-Gruppe wertvoller Baugrund, für die Renate hingegen Selling-Point für den Club.
Umzug als letzte Option - A100-Ausbau laut Renate keine Gefahr
Dennoch versuchen die Mitarbeitenden der Renate alles, um ihre Location halten zu können. Im Garten und im Haus sind Ideen aus fast 17 Jahren zu Deko und Kunst geworden. Egal ob die letzten Monate anbrechen oder nicht: Die nächsten eineinhalb Jahre möchten Zoe Uellendahl und ihr Team voll ausnutzen. "Wir werden jetzt erstmal versuchen, unser Gelände zu verteidigen." Dabei seien sie auch über politische Hilfe dankbar, "bis 2025 beim Erhalt unserer Fläche und sollte das alles nicht helfen, natürlich auch bei der Suche nach einer neuen Fläche."
In früheren Berichten wurde zudem der A100-Ausbau über Elsenbrücke und Markgrafendamm als Gefahr für den Erhalt der Renate angesehen. Die Bautrasse würde, so die Clubmanagerin, den Club nach aktuellem Stand jedoch verschonen.