Sanierung bis 2025 - Wittenberge macht seinen Bahnhof wieder zum Schloss
Wer in Brandenburg mit der Bahn unterwegs ist, kennt das Bild: alte Bahnhofsgebäude mit zerschlagenen Scheiben und bröckelndem Putz. Auch der 180 Jahre alte Bahnhof Wittenberge fristet das traurige Dasein. Das soll sich nun ändern. Von Björn Haase-Wendt
Die Fenster und Türen sind kaputt und vernagelt, Graffiti sind an die Wände gesprüht und der Glanz des Empfangsgebäudes am Wittenberger Bahnhof in der Prignitz ist längst verflogen. Seit Jahren steht das 1846 errichtete und markante Gebäude direkt am Bahnhof weitestgehend leer. Es hat seinen einstigen Glanz längst verloren.
Die Stadt geht in diesem Jahr nun die umfangreiche Sanierung der Gebäude an und will 18 Millionen Euro investieren. "Wir nennen das unser Schloss mit 4.000 Quadratmeter Nutzfläche", sagt Bürgermeister Oliver Hermann.
Früher und wohl auch künftig ein zentraler Anlaufpunkt
Das Bahnhofsgebäude wird zum zentralen Anlaufpunkt für die Stadt und die Reisenden. So sollen eine Bildungsgesellschaft, das Prignitzer Jobcenter und das Technologie- und Gewerbezentrum mit einer Gründerberatung und einem Co-Working-Space einziehen, erklärt Oliver Hermann. "Wir denken, hier zwischen Hamburg und Berlin kann man sich treffen, mobil arbeiten oder als Firma neu gründen." Die Stadt will damit weiter gezielt Digitalarbeitende ansprechen, die schon heute Wittenberge für sich entdeckt haben. Auch im Hinblick auf die Landesgartenschau 2027 sei das Gebäude wichtig. "Das wird hier der Einstieg in die Landesgartenschau, die Sanierung ist also eine Voraussetzung", so Oliver Hermann.
Bausubstanz in einem guten Zustand
Herzstück des sanierten Bahnhofsgebäudes wird der historische Empfangssaal, der auch als Mitropa-Saal bekannt ist. Er soll zu einem modernen Servicepunkt ausgebaut werden – mit Ticketverkauf für den Regional- und Fernverkehr, mit einem Wartebereich, einem Bäcker, Gastronomieangeboten und einer Mobilitätszentrale. Das historische Ambiente des Gebäudes mit den Oberlichtern, den alten Treppenhäusern und den imposanten Decken- und Wandverkleidungen soll bei der Sanierung erhalten bleiben. "Man muss schon sagen, dass die Bausubstanz in einem sehr guten Zustand ist, auch wenn natürlich viel zu tun ist", sagt Architekt Christian Kannenberg.
Bei der Sanierung wird auch auf den Einsatz von Erneuerbaren Energien gesetzt, etwa mit einer Solaranlage zur Stromversorgung auf dem Dach und dem Einsatz einer Wärmepumpe.
Gesamtfinanzierung steht
Das neue Nutzungskonzept überzeugt auch den Bund, der die Sanierung finanziell unterstützt. So hat Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) am Mittwoch eine Förderung in Höhe von rund 2,12 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm "Nationale Projekte des Städtebaus“ für die Sanierung des Empfangssaals übergeben. Damit ist die Gesamtfinanzierung für das Projekt gesichert. Mit seinem Vorhaben sei laut der Ministerin die Stadt auch ein Vorzeigebeispiel für den Umgang mit anderen Bahnhöfen. "Wir haben in Brandenburg einen reichen Schatz an historischen Bahnhöfen. Da werden viele schauen, wie die Wittenberger das gemacht haben." Klara Geywitz sieht aber auch das Bundesverkehrsministerium in der Pflicht, damit sich die Investitionen lohnen: "Ein Bahnhof lebt davon, dass Züge fahren. Das heißt, auch die Stärkung des Deutschlandtaktes ist ganz wesentlich."
Für die Sanierung des Bahnhofsgebäudes gibt es mittlerweile Baurecht und ab dem zweiten Quartal dieses Jahres sollen die Bauarbeiten starten. 2025 soll das historische Gebäude dann mit neuen Nutzern in neuem Glanz erstrahlen.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 22.03.2023, 19:30 Uhr