Hunderte Feuerwehreinsätze - Sechs Verletzte durch Unwetter in Berlin und Brandenburg
Ein heftiges Unwetter ist am Montagabend durch Teile Brandenburgs und Berlins gezogen. Die Feuerwehren mussten zu Hunderten Einsätzen ausrücken. In Berlin wurden drei und in Südbrandenburg weitere drei Menschen verletzt.
- In Berlin wurden zwei Personen an Bushaltestelle in Charlottenburg verletzt
- In Oberspreewald-Lausitz ist ein Baum auf ein fahrendes Auto gefallen
- Dutzende entwurzelte Bäume in Werneuchener Ortsteil Krummensee
- Grünflächenamt von Berlin-Mitte warnt ausdrücklich davor, öffentliche Parkanlagen zu betreten
Bei einem heftigen Unwetter am Montagabend in der Region sind drei Menschen in Berlin und zwei in Südbrandenburg verletzt worden.
Zwei Personen erlitten Verletzungen, als ein Ast an einer Bushaltestelle in Berlin-Charlottenburg herunterfiel. Wie die Feuerwehr am Dienstag mitteilte, wurden beide Personen am Montagabend zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Details, etwa zum Alter der Verletzten, nannte die Feuerwehr nicht.
In Lichtenberg kam es zu einem Verkehrsunfall, als ein Baum in der Lindenbergerstraße infolge des Unwetters auf ein Auto stürzte. Ein 43-jähriger Mann wurde dabei verletzt.
In Brandenburg wurden in Hosena (Oberspreewald-Lausitz) drei Personen verletzt, als ein Baum auf ein fahrendes Auto fiel. Nach Polizeiangaben vom Dienstag waren die Insassen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren in der vergangenen Nacht bei Sturmböen in dem Ortsteil bei Senftenberg unterwegs, als der Baum herabstürzte und das Auto traf. Sie wurden mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht.
Auch auf der A13 zwischen Baruth (Teltow-Fläming) und Teupitz (Dahme-Spreewald) kam es zu einem wetterbedingten Unfall. Ein Auto mit Anhänger wurde durch den Wind erfasst und aus der Fahrspur gedrückt, so dass das Fahrzeug mit der Mittelschutzplanke kollidierte. Fünf Felder der Schutzeinrichtung wurden zerstört. Verletzt wurde bei dem Unfall niemand. Das Auto war anschließend nicht mehr fahrtüchtig. Wegen Bergungsarbeiten war die Autobahn in Richtung Berlin zeitweise gesperrt.
In Brandenburg gab es wegen des Unwetters zahlreiche Einsätze der Feuerwehr, vor allem im Ostteil des Bundeslandes. Nach Angaben der Leitstellen waren der Barnim sowie Märkisch-Oderland besonders stark betroffen.
Nach Angaben der Leitstelle Oderland (zuständig für Märkisch-Oderland und Oder-Spree) wurden bis Dienstagmorgen rund 200 Einsätze gezählt. Unter anderem stürzte in Neuenhagen bei Berlin ein Baum auf ein Auto. Der Fahrer blieb unverletzt. Ein umgestürzter Baum stoppte zudem den Bahnverkehr bei Müncheberg. Der Zug musste evakuiert werden. Die 45 Reisenden blieben unverletzt und wurden von der Feuerwehr nach Müncheberg gebracht.
Die Leitstelle Nordost, die Notrufe aus den Kreisen Barnim, Oberhavel und Uckermark entgegennimmt, zählte am Abend innerhalb einer Stunde mehr als 80 Einsätze. Dort hatten umgestürzte Bäume Autos beschädigt. Außerdem liefen durch die Regenmassen zahlreiche Keller voll. Personen wurden nicht verletzt.
Aus dem Werneuchner Ortsteil Krummensee (Barnim) wurden besonders schwere Schäden gemeldet. Der Sturm habe punktuell in der 400-Einwohner-Gemeinde gewütet, erklärte der zuständige Bürgermeister Frank Kulicke am Dienstag dem rbb. "Wir vermuten, dass ein starkes Wind-Ereignis - eine Windhose oder wie man es auch immer nennen will - durch den Ort gegangen ist, und zwar über die gesamte Breite und Länge bis hinüber nach Wegendorf. Bäume wurden wie Streichhölzer umgeknickt, sind in der Mitte durchgebrochen, wurden entwurzelt."
Allein im Krummensee sind Schätzungen des Bürgermeisters zufolge rund 100 Bäume umgestürzt. "Einige Grundstücke sehen aus wie ein Mikado-Haufen, da liegen die Bäume kreuz und quer."
Auch Häuser sollen von dem Unwetter in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Dabei sei das Ausmaß unterschiedlich ausgefallen, so Kulicke. An einigen Häusern seien nur einzelne Ziegel gelockert worden, an einer Scheune sei hingegen das ganze Dach weggerissen worden. Verletzte habe es aber keine gegeben.
Noch in der Nacht hat die örtliche Feuerwehr damit begonnen, Straßen und Wege wieder freizuräumen. Es seien aber immer noch nicht alle Zufahrtstraßen nach Krummensee befahrbar, hieß es am späten Dienstagvormittag. "Wir haben drei private Firmen gebeten, uns zu unterstützen", sagt Frank Kulicke. "Die sind mit schwerer Technik vor Ort, um die umgestürzten Bäume zu bergen und zu entsorgen. Mit Häckseln können wir uns nicht aufhalten und müssen rigoros vorgehen."
Etwa zwei Stunden lang zog die Unwetterfront über die Lausitz und das Elbe-Elster-Land. Hier kam es in dieser Zeit zu 30 wetterbedingten Einsätzen, wie der rbb von der Leitstelle Lausitz in Cottbus erfahren hat. Meistens musste die Feuerwehr umgestürzte Bäume von der Fahrbahn räumen, sagte ein Sprecher am Dienstagmorgen. Bei Drahnsdorf (Dahme-Spreewald) fuhr ein Personenzug der Odeg auf einen großen Ast, der auf die Schienen gefallen war. Der Zugverkehr war dort gut zwei Stunden lang unterbrochen und konnte laut eines Bahnsprechers gegen 23 Uhr wieder freigegeben werden. Außerdem fiel unter anderem in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz), Straupitz und Heideblick (Dahme-Spreewald) sowie im Nordosten von Cottbus der Strom aus.
In Berlin gab es am Abend und in der Nacht 391 wetterbedingte Einsätze der Feuerwehr. Der ausgerufene "Ausnahmezustand Wetter" konnte am frühen Dienstagmorgen beendet werden.
Oft waren abgeknickte oder umgestürzte Bäume der Grund für Notrufe, hieß es. In Berlin-Marienfelde seien Teile vom Dach einer Lagerhalle unter den immensen Wassermassen eingestürzt, in Prenzlauer Berg Teile eines Baums auf die Oberleitung der Straßenbahn gefallen. Auf den Straßen fielen viele Ampeln aus, wie die Verkehrsinformationszentrale mitteilte. Alle Freiwilligen Feuerwehren wurden in den Dienst gerufen.
Nach dem schweren Unwetter am Montagabend laufen derzeit in Berlin und Brandenburg die Aufräumarbeiten. Dabei warnt das Straßen- und Grünflächenamt von Berlin-Mitte ausdrücklich davor, öffentliche Parkanlagen zu betreten. Noch bestehe Lebensgefahr.
Auch die Bahn war von Störungen betroffen. "Wegen witterungsbedingter Beeinflussung im gesamten S-Bahnnetz kommt es auf allen Linien zu Verspätungen und Ausfällen", twitterte die Berliner S-Bahn. Der Zugverkehr war dementsprechend auf mehreren Strecken unterbrochen worden. In der Nacht seien die witterungsbedingten Einschränkungen, wie Bäume im Gleis, beseitigt worden, teilte sie mit.
Gewitter zieht durch Berlin und Brandenburg
Sendung: rbb24 Inforadio, 24.07.2023, 20:30 Uhr